Fernsehen und Film Und das soll Recht sein?

Heute abend, NDR, 22.00 Uhr,
Ingo Zamperoni: "Und das soll Recht sein?".

Dieser Fall wurde hier bereits einmal diskutiert:

https://www.seniorenportal.de/community/forum/aktuelle-themen/recht-und-gerechtigkeit?tid=342690

Allegra

 

Hallo Allegra,
ich habe mir gerade in der ARD-Mediathek die Reportage angeschaut und erinnere mich auch an die Diskussion 2015 im Seniorentreff über den „Mordfall Frederike“.
Das soll Recht sein? Der Fall Möhlmann

Ingo Zamperoni unterhielt sich mit drei Schöffen über mehrere Fragen, die ihre Arbeit und ihre Beurteilungen zu diesem Fall betrafen. Es kam eine damalige Freundin zu Wort, die u.a. mit Frederike an dem Abend noch zusammen waren, bevor der Mord geschah. Ebenfalls natürlich der Vater Hans von Möhlmann, für den es unerträglich ist, dass der Mörder auf freiem Fuß ist und auch bleiben wird.

Der Fall kann strafrechtlich nicht ein weiteres Mal behandelt werden, es war aber möglich, ihn vor ein Zivilgericht zu bringen, wo das Urteil/der Freispruch keine Rolle spielt. Auf Anraten seines Anwalts reichte von Möhlmann fast 35 Jahre nach der Tat, aufgrund seiner erlittenen Qualen, eine Schmerzensgeldklage ein, auf die der Täter mit „Einrede“ reagierte. Er sagte: „Ihr kommt zu spät“, sonst nichts. Das hat dazu geführt, dass das Gericht Lüneburg und das Oberlandesgericht  Celle in ihren Tatbestand aufgenommen haben, dass er Frederike vergewaltigt und getötet hat. Im Zivilprozessrecht steht, dass das was der Kläger behauptet und was der Beklagte nicht bestreitet, als zugestanden gilt.

Der Vater hat nun schwarz auf weiß, wofür er Jahre gekämpft hat: Der Beklagte hat sein Tochter vergewaltigt und getötet. Er empfindet es „als große Erleichterung, weil die Suche nicht mehr gegeben ist – im Kopf und überhaupt.“
Trotzdem bleibt der Beschuldigte ein freier Mann.

Gruß Mane
 

Liebe Mane,
diese Sendung habe ich mir natürlich auch angesehen.
Es war gut, den schrecklichen Fall noch einmal  in
dieser sachlichen Form aufzurollen, wodurch die Unfassbarkeit
des  Freispruchs infolge des geltenden Rechts, deutlich wurde.
 
Dieser Fall gilt nun als „abgeschlossen“,  für mich dennoch
unbefriedigend.  In diesem Zusammenhang erinnere ich mich einzelner
Kommentare, die in dem damals von mir eingesetzten Thema
„Recht und Gerechtigkeit“  abgegeben wurden.
 
Gestern war ich durch Zufall in einer Probe der Kantorei, in der
Frederike sang.  Es ist gerade die Zeit und Liedauswahl gewesen wie
damals, als sie ermordet wurde, daran musste ich denken.
 
Grüße von Allegra

Liebe Allegra,

ich verstehe, dass es dich nicht loslässt, was vor Jahren mit Frederike geschehen ist und wie die Justiz damit umgegangen ist. Du hast das Mädchen gekannt und wirst immer wieder an das Geschehen erinnert. Auch wenn die Gesetzeslage damals keine andere Möglichkeit zuließ, ist es schwer auszuhalten, dass der Mörder für seine Tat nicht zur Rechenschaft gezogen werden konnte.

Vielleicht gibt es doch noch Hoffnung, dass der Täter erneut vor Gericht gestellt wird.
Im Koalitionsvertrag hatte sich die Bundesregierung darauf geeinigt, dass die Möglichkeiten für ein Wiederaufnahmeverfahren erweitert werden. Das soll gelten, wenn es um Taten wie Mord und Völkermord geht, die nicht verjähren. Dann soll, liegen die entsprechenden Beweise vor, künftig auch ein neues Urteil zu Ungunsten eines schon einmal in derselben Sache freigesprochenen Beschuldigten möglich sein.

Andere Staaten sind da weiter. Norwegen, Finnland, Schweden, England und Österreich  u.a. erlauben eine Wiederaufnahme zulasten des Freigesprochenen, wenn nachträglich neue Tatsachen oder Beweise auftauchen.
Regierung prüft Gesetzesverschärfung

Liebe Grüße,
Mane