Fernsehen und Film Neu im Kino: Literaturverfilmung "Deutschstunde"
Wenn es diesen Vorschlag tatsächlich gegeben haben sollte, wäre es ein sehr dummer Vorschlag. Es ging Lenz in dem Roman nicht explizit um die Figur Nolde, die nicht einmal namentlich benannt ist. Es ging ihm um den Konflikt eines Jungen, der zwischen der Loyalität seines Vaters und seiner geforderten Pflichterfüllung in unseliger Zeit und seiner Liebe zur Kunst zerrissen war. Da hätte auch jeder andere Maler stehen können. Welcher ist hier völlig unwichtig, Deshalb ist das auch in dem Film bewusst so gemacht worden, dass der Bezug auf irgend einen bestimmten Maler unterbleibt, denn darum geht es nicht. Wenn Lenz an Nolde gedacht haben mag, so ändert das gar nichts an der Aussagekraft seines Buchs, der Konflikt bleibt der gleiche.
Danke für Deine Meinung, Marina. Ja, so sehe ich das auch.
Diesen Vorschlag gab es tatsächlich von irgendwem. Ich schrieb ja bereits, dass ich es in einem TV-Beitrag gesehen und gehört habe und zwar sogar im Zusammenhang mit dem Hinweis auf den hier vorgestellten Film. Wenn ich zum damaligen Zeitpunkt gewusst hätte, dass ich es einmal im ST 'beweisen' muss, hätte ich mir selbstverständlich mehr Notizen gemacht.
WoSchi - ich zähle mich nicht zu den Herdentieren und übernehme grundsätzlich nicht die Meinungen Dritter.
Überhaupt reden wir aneinander vorbei.
Es ist richtig, dass Lenz in diesem Buch seine eigene, sehr schwere Kindheit aufarbeitete und in dem Maler Nansen (der jedoch m.E. schon Nolde nachgebildet war) eine Vaterfigur für sich bedeutete, der ihm auch zeigte, was Kunst und Freiheit bedeuten.
Mutter und Sohn Schwochow (Regisseur und Drehbuchschreiberin für die Verfilmung) erklärten in einigen Interviews, dass sie selbst überrumpelt wurden von der öffentlichen Wahrnehmung des Antisemiten Nolde, insbesondere als unsere Kanzlerin diese Bilder in ihrem Büro abhängte (obwohl sie selbst immer wieder erklärte, sie sei eine grosse Liebhaberin von Nolde).
Aber ich denke, jeder der sich den Film ansieht und auch um diese Hintergründe nun weiss, wird ihn noch mehr schätzen - sind ja alles Bestandteile deutscher Geschichte. Auf diesem Gebiet war Lenz ja immer sehr gut. Olga
Olga, ich streite gar nicht ab, dass Lenz dabei an Nolde gedacht hat. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass diese Figur nicht vorrangig war, sondern sozusagen als "pars pro toto" stand. Für die Figur Nolde hätte auch jeder andere Maler hätte stehen können. Es ging Lenz nicht um eine Biographie, sondern vorrangig darum, einen Konflikt aufzuzeigen, der in solchen Zeiten möglich ist. Der Konflikt stand im Vordergrund.