Fernsehen und Film Neu im Kino: Literaturverfilmung "Deutschstunde"

Dieser gerade neu angelaufene Film nach dem Roman von Siegfried Lenz sollte eigentlich Pflichtprogramm für alle werden, denn er ist nicht nur cineastisch geradezu eine Meisterleistung des Regisseurs Christian Schwochow, dem wir auch schon den 2Teiler "Der Turm" und "Bad Banks" verdanken verdanken. Die nur allzu schnelle Anpassung und opportunistische Unterwerfung so vieler Menschen überall im Land unter die Naziherrschaft und andererseits das freie Denken und der Mut zum Widerstand, der auch Freunde und Nachbaren in den einsamstenn gegenden entzweite - das ist inzwischen wieder ein sehr aktuellel Thema und dieser Film ist da, wie schon der Roman, ein Schlüsselerlebnis, bzw. kann und sollte es sein ...
Die Besetzung mit den grossartigen Schauspielern Tobias Moretti und  Ulrich Noethen ist ganz phantastisch und macht den Film umso sehenswerter . hier der Trailer
 

jetzt sag ich mal was ganz Ungewöhnliches: ist aber nicht naziverherrlichend gemeint:

Woher würde man heute Filmthemen hernehmen, wenn das riesige Futter aus der Nazizeit nicht verfügbar wäre.

 

Literaturverfilmungen können auch manchmal enttäuschend sein, vor allem, wenn man das Buch gelesen hat und den Schriftsteller auch gerne gelesen hat. Man muss es nur schaffen innerlich für sich selber das geschriebene Wort (schriftstellerische Qualität) vom Gesehenen im Film (schauspielerische Qualitäten) zu trennen.

Bei diesem Film und im Buch kommt jetzt aber noch etwas Anderes hinzu, nämlich die 'Rolle' von Emil Nolde. Trotzdem werde ich mir den Film ansehen. Das Buch habe ich nicht gelesen.

Zitat Wikipedia zu Emild Nolde:
Er war, obwohl als „entarteter Künstler“ verfemt, Rassist, Antisemit und überzeugter Anhänger des Nationalsozialismus.[1]
 

Lenz hatte zwar Nolde im Kopf, als er seinen Roman schrieb -  nur handelt es sich weder im Roman noch im Film um Nolde sondern den fiktiven Maler Max Ludwig Nansen. Die Ähnlichkeit beider besteht lediglich in der Tatsache, dass ihre Kunst als entartet galt.

Da ich sowohl den Roman als den Film nun kenne, wage ich zu beaupten, dass die Umsetzung mehr als gelungen ist - aber dasa möge jeder selbst entscheiden.

Ein Buch, das mich sehr beeindruckt hat, liebe Woschi...... Siegfried Lenz sowieso.
Habe es damals auf frz (La leçon d'allemand) meinem Mann geschenkt, war ebenfalls begeistert. Die Übersetzung ist Klasse.

Der Film scheint hier noch nicht angelaufen zu sein - habe garade gegoogelt - gehe bestimmt hin, wenn er in die Kinos kommt. Danke.
LG Val

(Hat zwar nichts damit zu tun, aber haben vor ein paar Tagen nochmal im TV 'Das leben der Anderen' gesehen, mit dem grossartigen, leider verstorbenen Ulrich Mühe)

Vielen Dank WoSchi für die 'Aufklärung'.
Meine sog. Weisheit stammte aus eim TV-Beitrag. Es ging darum, ob man das Buch 'Deutschstunde' nun wegen dem Bezug zu E. Nolde aus dem Schulunterricht nehmen sollte oder nicht. Leider weiss ich nicht mehr, wer das verzapft hat.
Nach Deiner Schilderung der Handlung denke ich, dass da jemand etwas über's Ziel hinausgeschossen ist.
Das Buch ist mir zwar bekannt aber gelesen habe ich es nicht. Ich krame gerade in meinem Gedächtnis, warum ich diesen Titel kenne. Gab es vielleicht schon früher mal einen Fernsehfilm? Na ja, egal - ich hoffe, dass ich den Film ansehen kann.

Gruss, Inge

 

Ja, es gab schon einmal eine Verfilmung der "Deutschstunde", ich weiß aber nicht mehr, wann, kann man ja googeln.
Diese neue hier ist bei uns angelaufen, ich werde sie mir auf jeden Fall ansehen, obwohl nicht alle Kritiken nur gut waren. Christian Schwochow, der Regisseur ist mir aber als ein sehr guter Regisseur bekannt, seine Mutter hat das Drehbuch geschrieben.
Das Buch habe ich gelesen, es ist wirklich ganz besonders interessant. Lenz konnte damals noch nicht wissen, dass Nolde auch belastet war, das kam später erst raus. Der Film spart aber bewusst aus, dass es sich um Nolde gehandelt haben soll, es geht um diese Künstlerpersönlichkeit und die Geschichte, die trotz allem ihre Berechtigung hat und zeitlos ist. 

Danke marina - dann sind meine grauen Zellen doch noch nicht so ganz vertrocknet. Neeein - ich google doch nicht - ich pflanze Bäume mit Ecosia (der grünen Suchmaschine).

Gruss Inge

Wieso übers Ziel hinaus geschossen und wie kommst du zu so einer Aussage , wenn du weder Buch noch Film kennst?  Seltsame Vorgehensweise sich ein Urteil zu erlauben. Meinst du nicht? 

Natürlich kenne ich das Thema und sah auch den 'alten' Fernsehfilm (allerdings ist das schon ewig her). Darum wurde ich auch hellhörig, als ich den Bericht im TV gesehen habe. Wer fernsieht, darf sich doch auch seine Gedanken über das machen, was er sieht und hört.
Mit über das Ziel hinausgeschossen meinte ich, dass ich der Meinung bin, dass man Siegfried Lenz mit der 'Deutschstunde' nicht aus den Schulbüchern entfernen sollte/muss, nur, weil man hinter der Malerfigur Emil Nolde sehen kann. Wer diesen Vorschlag gemacht hat, weiss ich allerdings auch nicht. Besser wäre es mit den Schülern darüber zu reden. Mir ist Siegfried Lenz als Schriftsteller und Emil Nolde als Maler sehr wohl ein Begriff.

Es tut mir leid, wenn ich hier noch nicht auf den neuen Film Bezug genommen habe. Wenn sich die Gelegenheit ergibt und ich ihn sehen kann (man weiss ja nie), werde ich garantiert hier nicht mehr meine Meinung kundtun. Versprochen.

Trotzdem einen schönen Sonntag.

Inge