Fernsehen und Film Heute Abend "Katharina Luther"

Der Film über das Leben der Katharina von Bora, hervorragend besetzt mit Karoline Schuch und Devid Striesow im 1. Programm heute Abend, ist sicher sehr sehenswert. Er wird es aber wahrscheinlich ein wenig schwer haben, sich gegen "König Fußball" im Zweiten durchzusetzen. Ich werde ihn gerne anschauen, mal was anderes als Krimi .

Roxanna

Roxanna, den Film werde ich mir auch ansehen - und deshalb bin ich jetzt hier auch 'raus.

Ich wünsche Dir einen angenehmen Abend.

Heide

Und was sagt ihr jetzt zu diesem Film?
Ich gebe zu, dass ich nicht so wahnsinnig begeistert davon war. Wieder so eine typische degeto-Produktion mit vielen Klischees. Eigentlich wurde das, was in dieser Zeit an Entscheidendem neu aufgebrochen ist, nur sehr oberflächlich behandelt. Und damit hatte nicht nur Luther selbst zu tun, sondern auch seine Frau war darin eingebunden, um die es hier ja gehen sollte.

Aber es war eine ganz nette Unterhaltung.

Ich fand den Film gut gemacht und die schauspielersche Leistung vor allem von Katharina Schluch sehr gut. Es ist rübergekommen, dass sie eine sehr starke Frau war, die sich nicht unterkriegen ließ.

Ich glaube, Marina, solche außergewöhnlichen Leben wie das von Katharina von Bora und Martin Luther wirklich adäquat verfilmen zu wollen, ist fast unmöglich und schon gar nicht in einem Film, der nur 1,45 Stunden gedauert hat.

Roxanna

Auch ich fand den Film sehr enttäuschend. Das entsprach nicht einmal der Reader’s Digest - Wurschtelliteratur und wurde dem Leben und Wirken dieser interessanten und aussergewöhnlichen Frau kein bisschen gerecht. Mir scheint, die Autoren haben nicht einmal einige der grossartigen Briefe von und an "Herrn Käthe" gelesen.

Ganz so kritisch wie du sehe ich ihn allerdings doch nicht. Die Schauspieler waren ja alle toll, das muss man doch sagen.
Eben habe ich mal ein Interview mit der Regisseurin gelesen, daraus ging hervor, dass sie sich sehr viel mit den Personen und der Geschichte vorher beschäftigt und die Briefe gelesen hat.
Und ich muss sagen: den Schluss des Films fand ich auch besonders gut, weil da so ein toller Brief verlesen wurde, dass ich zum erstenmal richtig beeindruckt war und dachte: Schade, dass davon nicht mehr vorkam.

Aber insgesamt hatte ich mir vorher doch mehr versprochen von diesem Film, auf jeden Fall ging er mir nicht nahe. Irgendwie hat er mich ein bisschen kalt gelassen, obwohl eine Frau im Mittelpunkt stand, die für ihre Zeit außergewöhnlich war.

Ja marina, die Schauspieler waren sehr gut und machten den Film denn doch sehenswert. Besonders der Luther-Darsteller gefiel mir sehr. Es gibt eine 45minütige Doku, die man zum Glück bei youtube ansehen kann, da erfährt man noch ein wenig mehr über diese aussergewöhnliche Frau

Ja, der Luther-Darsteller ist der Devid Striesow, kennst du den nicht? Er spielt in vielen Filmen mit, ist ständig präsent, u. a. in Krimis.

Aber jetzt habe ich mal die Kritiken im Netz durchforstet, weil ich rauskriegen wollte, warum der Film mich nicht so berührt hat, wie er sollte.
Und ich glaube, jetzt hab ich's mit einer Kritik, die ganz genau meinem Empfinden entspricht, rausgefunden.
Schön, wenn man sich selber so auf die Sprünge kommt!

Ich stell mal den Auszug rein, der mir das Aha-Erlebnis vemittelt hat:

Aber sie, um die es doch eigentlich geht, bleibt über weite Strecken merkwürdig konturarm.
Die drohende Oberin im Kloster, der mitleidlose Bruder und Vater, die keifenden Weiber auf dem Markt, der zischelnde Melanchthon - an ihrer stoischen Entschlossenheit scheint alles abzuprallen wie an einem Denkmal. Katharina, die Starke, Mutige, Große - das haben wir soweit verstanden. Aber war sie denn nie einsam in diesem Ausnahmeleben neben diesem Ausnahmemann? Hat sie nie gelitten an den Menschen, nie an eigenen Zweifeln? Woraus speiste sich diese Größe, sich zu einem solchen unerhörten Tabubruch zu entschließen? Die Gewissheit, das Richtige zu tun?
Zwischen der Anfangsszene im Kloster und ihrer Flucht kommt ein Filmschnitt, dazwischen liegen 17 Jahre. Irgendwann in dieser Zeit muss mit ihr etwas passiert sein. Es gibt eine zarte Andeutung. Luthers versteckte Flugschrift im Habitärmel, ein heimlicher Brief nach Wittenberg. Doch das neue Denken im Kloster, das erscheint dann auch wie aus dem Ärmel gezaubert. Was trieb sie an? Der Hunger einer jungen Frau nach Leben und Liebe? Reformatorische Erleuchtung?
Am Ende hören wir aus einem Lutherbrief Gutes und Großes über sie, Luther hatte ihn vier Jahre vor seinem Tod geschrieben. Hier endet der Film. Aber ihr Leben ging weiter. Das "ganze Leben", wie sie es eingefordert hat. Eine "ganze" Katharina von Bora wäre auch schön gewesen.

Die ganze Kritik ist übrigens sehr interessant.

Ein guter Film... und diesmal wurde vor allem die Frau von Luther, "Katharina" in den Mittelpunkt gerückt.
Sie wird als eine starke und kluge Frau dargestellt, die nicht als Nonne in einem Kloster "versauern" wollte, sich durch die Schriften von Martin Luther insperieren lies...und ein neues Leben begann...was zu der damaligen Zeit überhaupt nicht einfach war...

Beide Hauptdarsteller waren sehenswert, sind seit Jahren bekannt.

Ich denke, dass man eine solche Persönlichkeit wie Martin Luther garnicht so komplex in einem Film darstellen kann...der Versuch, das Leben seiner Frau Katharina darzustellen ist in meinen Augen gelungen, wenngleich man sich noch mehr Tiefe in der Charakterdarstellung gewünscht hätte, das kam meiner Meinung nach zu kurz.

Das Martin Luther selbst ja "fast" eine Nebenrolle spielte, wusste man im Vorfeld, denn der Film legte seinen Focus fast ausschließlich auf Katharina, was ich persönlich gut fand.

Kristine

Würde man innere Entwicklungen eines Menschenlebens in der Tiefe ausloten und darstellen wollen, Marina, könnte doch eigentlich in einem Film immer nur eine bestimmte Phase dargestellt werden. Ich halte es wirklich für unmöglich, ein Menschleben, dazu noch ein so außergewöhnliches wie das von Katharina von Bora, in 1.45 Std. packen zu wollen. Vielleicht kann so etwas auch noch besser in einer Dokumentation erzählt oder auch in Büchern nachgelesen werden. Danke, wolkenschieber, für die eingestellte Dokumentation. Mich hat dieser Film jedenfalls dazu angeregt, mich einmal näher mit Katharina von Bora beschäftigen zu wollen, weil es mich auch sehr interessiert, welche innere Entwicklungen diese Frau erlebt und wie sie gedacht hat.

Roxanna