Forum Kunst und Literatur Fernsehen und Film Fernseh-Tip: Montag, 2.10.17, ARD, 20.15 Uhr "Die letzte Reise"

Fernsehen und Film Fernseh-Tip: Montag, 2.10.17, ARD, 20.15 Uhr "Die letzte Reise"

olga64
olga64
Mitglied

Fernseh-Tip: Montag, 2.10.17, ARD, 20.15 Uhr "Die letzte Reise"
geschrieben von olga64

Ein vorab gut beurteilter Film mit Christiane Hörbiger und Susanne von Borsody.
Eine 76-jährige möchte, bevor sie zum Pflegefall wird, sich beim Suizid in der Schweiz begleiten lassen.
Ein wichtiges Thema und es ist gut, wenn es im TV zur Prime-Time mutig behandelt wird. Im Anschluss daran gibt es eine REportage über eine Frau, die lebenslang von Kinderlähmung und ihren Auswirkungen beeinträchtigt war und deren Leben jetzt zur Qual wird. Olga

Songeur
Songeur
Mitglied

RE: Fernseh-Tip: Montag, 2.10.17, ARD, 20.15 Uhr "Die letzte Reise"
geschrieben von Songeur
als Antwort auf olga64 vom 28.09.2017, 15:16:50

Ein guter Tip, von mir leider nur zu spät gesehen. Die erste halbe Stunde habe ich glatt verpasst.

mane
mane
Mitglied

RE: Fernseh-Tip: Montag, 2.10.17, ARD, 20.15 Uhr "Die letzte Reise"
geschrieben von mane
als Antwort auf olga64 vom 28.09.2017, 15:16:50

Hallo Olga,

ich habe den Film und ebenfalls die anschließende Dokumentation gesehen.
Beide Sendungen lassen mich zwiespältig und etwas ratlos zurück.

Das sensible Thema wurde von guten Schauspielern, allen voran Christiane Hörbiger, glaubhaft dargestellt.
ARD-Mediathek-Die letzte Reise

Katharina ist erst 76 Jahre alt, als sie den Entschluss fasst, sterben zu wollen. Sie ist geistig fit - ihre Arthrose lässt kaum noch zu, dass sie ihrer geliebten Malerei nachgehen kann und eine chronische Lungenerkrankung  macht ihr sehr zu schaffen. Wie sie selber aber sagt, ist sie nicht sterbenskrank und könnte sicher noch 20 Jahre leben, ist aber jetzt nach einem erfüllten Leben, müde geworden.
Verstehen kann ich ihre Töchter, die sie nicht gehen lassen wollen - da denke ich an meine mit 95 Jahren eines natürlichen Todes gestorbene Mutter, die aber schon einige Jahre vorher des Lebens mit den  vielen Einschränkungen und unangenehmen Begleiterscheinungen überdrüssig war. Wie in dem Film die Töchter, habe auch ich mein Mütterchen begleitet und versucht, ihr die letzten Jahre erträglich zu machen und ihr noch viele schöne Momente bereitet. Doch, sie war alleine mit ihrem Wunsch zu sterben, den ihr niemand erfüllen wollte.

In der Dokumentation unterstützt der Sohn die Mutter nach Kräften, sie von ihrem Leiden zu erlösen. Sie machte ihr Kind zum Sterbehelfer - für mich unfassbar. Oder ist das der größte Liebesbeweis?
Er hat Angst vor dem, was danach kommt - vor polizeilichen Ermittlungen und kann keine Trauerarbeit leisten.
Mane



 

olga64
olga64
Mitglied

RE: Fernseh-Tip: Montag, 2.10.17, ARD, 20.15 Uhr "Die letzte Reise"
geschrieben von olga64
als Antwort auf mane vom 05.10.2017, 18:18:45

Na endlich und gottseidank, liebe Mane, dass Sie sich zu diesem Film melden (ich muss ja bei solchen Filmen bei Zusehen schon immer an Sie denken und unser nachfolgendes Diskussionsgespräch.
Der Film mit Christiane Hörbiger (und allen anderen sehr guten Schauspielern) war gottseidank einigermassen kitschlos aufgebaut. Trotzdem hatte ich für mich den Eindruck, dass die Mutter von ihrem Vorhaben (mit einer Kamera im Zimmer aus dem Leben zu scheiden) aufgegeben hätte, wenn der Arzt,der sie in der Schweiz betreute, mehr für sie empfunden hätte.
Aber das scheuten mit gutem Recht die Macher, weil die Gefahr des Kitschübergangs dann bei einem solchen Thema dann auch unwürdig hätte werden können.
Die anschliessende Doku geht mir nicht mehr aus dem Kopf, insbesondere, weshalb diese Frau und ihr Sohn dazu ein TV-Team eingeladen hatten für diesen sehr intimen Moment des geplanten und umgesetzten Todes.
Soll dadurch jemand abgeschreckt oder motiviert werden? Oder warum inszeniert jemand sich so am Ende seines Lebens? Olga

mane
mane
Mitglied

RE: Fernseh-Tip: Montag, 2.10.17, ARD, 20.15 Uhr "Die letzte Reise"
geschrieben von mane
als Antwort auf olga64 vom 06.10.2017, 18:01:17
Die anschliessende Doku geht mir nicht mehr aus dem Kopf, insbesondere, weshalb diese Frau und ihr Sohn dazu ein TV-Team eingeladen hatten für diesen sehr intimen Moment des geplanten und umgesetzten Todes.
Soll dadurch jemand abgeschreckt oder motiviert werden? Oder warum inszeniert jemand sich so am Ende seines Lebens? Olga
Liebe Olga,

in dieser Doku ging es, meiner Meinung nach, weniger darum, den eigenen Suizid zu inszenieren, sondern  zu zeigen, was das neue Gesetz zur Sterbehilfe, welches der Bundestag am 6.11.2015 beschlossen hatte, für Menschen wie Frau Ingrid S. und ihren Sohn, aber auch für Ärzte bedeutet.
Das "Gesetz zur Strafbarkeit der geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung" soll helfen, die Tätigkeit von Sterbehilfevereinigungen wie "Sterbehilfe Deutschland", aber auch Suizidhilfe durch Einzelpersonen einschränken.

Das strikte Verbot war quer durch alle Parteien umstritten. Es gab viele, die Patienten einen letzten Ausweg offen halten wollten, denn manchmal kann auch beste Palliativmedizin Schwerstkranken das Leiden nicht lindern. Dann sollten Ärzte ihnen zu einem würdigen Tod verhelfen dürfen.Der bereits verstorbene Peter Hintze (CDU): "Kein Mensch muss einen Qualtod hinnehmen."

In dem Video kommen zwei deutsche Palliativmediziner zu Wort, die an der Uniklinik in Lausanne forschen: Sie sprechen von den 1% der Todesfälle, wo Palliativmedizin keine Linderung bringen kann: Es ist "ein sehr trauriges Gesetz, weil es gegen die Menschen ist, es erhöht das strafrechtliche Risiko der Ärzte, die Suizidhilfe leisten wollen, aber noch schlimmer ist, es verhindert das offene Gespräch zwischen Arzt und Patient in solchen extremen Notlagen."

Zum Schluss der Dokumentation wird der letzte Tag im Leben von Ingrid S. gezeigt, wie sie ihrem Tod entschlossen und ohne Zweifel entgegensieht. Nur etwas Angst hat sie, dass "etwas daneben gehen könnte".
Der Sohn Olaf mischt die benötigten Zutaten in einen Brei, legt die gewünschte Musik von Johann Strauß auf, streichelt und umarmt die Mutter ein letztes Mal und verlässt die Wohnung.
Gruß Mane

 

Anzeige