Fernsehen und Film "Das radikal Böse"
- Wie war es möglich, dieses Grauen Kindern gegenüber als sinnvoll und sehenswert zu erklären? In welche Richtung wurden sie damit gedrängt? Wie funktioniert Manipulation/Propaganda und wie kann sich der einzelne davor schützen?
Lbe Mane,
genau, das meinte ich auch. Ich dachte gleich daran, daß der IS das genauso macht. Es wurde berichtet, daß man Kinder zusehen läßt, wie Menschen der Kopf abgeschnitten wird. Da ist Methode dahinter.
Mich hat überrascht, wie schnell Menschen zu manipulieren sind. Wenn Untaten von den Mitmenschen und Vorgesetzten als nötig und sogar gut bezeichnet werden, werden solche Grausamkeiten zur Normalität.
Ich habe schon mal an anderer Stelle berichtet, was mir meine Großmutter in zwei dürftigen Sätzen über die Abholung der Juden in unserem Dorf gesagt hat: „Das ganze Dorf schaute zu, wie man die Betten, das Möbel usw. aus der 1.Etage-Wohnung der Juden warf und diese Menschen dann abführte. Keiner der Zuschauer hat was gesagt.“
Was mich nebenbei noch gedanklich beschäftigt ist der Erklärer /Bewerter/Wissenschaftler, der ehemalige Militärpsychologe. Ich dachte bisher, diese Psychologen sind ausschließlich dafür da um Soldaten in Schwierigkeiten zu betreuen. Dieser Psychologe hat sich in seinen Ausführungen aber darauf konzentriert wie man Soldaten fürs töten „umprogrammiert“ hat - ich nehme an, in diesem Film wurde sein Wissen und seine Erklärungen speziell dafür erwartet.
Die Rolle des Erklärers, des Priesters, ist mir auch nicht ganz klar. Er war doch eines der Schulkinder, die man an die Hinrichtungsgrube zum Zuschauen geführt hatte oder hab ich das falsch gesehen und gehört?
mal soweit, Gerdd
Hallo Gerdd,
gestern hatte ich keine Zeit, die Dokumentation zu sehen. Eben habe ich mir die Hälfte davon in der Mediathek angeschaut und werde morgen den Rest sehen. Ich werde ein Augenmerk auf die Szenen haben, die Dich besonders beschäftigen oder Dir nicht ganz klar sind und Dir dann schreiben, wie ich es verstanden habe.
Mane
gestern hatte ich keine Zeit, die Dokumentation zu sehen. Eben habe ich mir die Hälfte davon in der Mediathek angeschaut und werde morgen den Rest sehen. Ich werde ein Augenmerk auf die Szenen haben, die Dich besonders beschäftigen oder Dir nicht ganz klar sind und Dir dann schreiben, wie ich es verstanden habe.
Mane
Ich kann Gudruns Aussagen voll bestätigen.
Selbstverständlich muss auf Greueltaten aufmerksam gemacht werden, doch keinesfalls "in echt". Das filmische "Aufarbeiten" liegt meist am Rand des Erträglichen, was dem Verdoppeln dieser Taten gleichkommt.
Böses wieder herstellen, zeigen und in Bildern nach-produzieren heißt für mich: wiederholen.
Zudem werden einige Menschen auch noch Freude daran empfinden, dafür gibts genug Beispiele.
Böses kann nur künstlerisch aufgearbeitet werden (in Bildern, Gedichten oder Musik) weil es dadurch in eine andere Sphäre gehoben wird, in der keine Nachahmer zu finden sind, weil sie auf diesem Gebiet nicht "daheim" sind.
Gudrun meinte, man solle sie nicht auslachen.
Ich meine: lacht mich ruhig aus! Ihr demonstriert damit nur was für mich interessantes...
Clematis
Hallo Clematis,
ich verstehe nicht ganz, warum sollte ich Dich oder Gudrun auslachen und was könnte ich damit interessantes demonstrieren?
Diese Dokumentation ist keineswegs so gemacht, dass jemand Freude daran empfinden könnte und mir ist nicht klar, wie Du etwas beurteilen willst, ohne es gesehen zu haben.
Ebenso kann, das sehe ich auch so, Kunst dazu dienen, besonders von Betroffenen, das Erlittene aufzuzeichnen und zu verarbeiten (Paul Celan, Ruth Klüger u.a.). So werden Einblicke in die menschliche Psyche geschaffen und versucht, das Unfassbare fassbar zu machen, was filmisch nicht immer möglich ist.
Mane
Re: "Das radikal Böse"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ich kann Gudruns Aussagen voll bestätigen.
Selbstverständlich muss auf Greueltaten aufmerksam gemacht werden, doch keinesfalls "in echt". Das filmische "Aufarbeiten" liegt meist am Rand des Erträglichen, was dem Verdoppeln dieser Taten gleichkommt.
Böses wieder herstellen, zeigen und in Bildern nach-produzieren heißt für mich: wiederholen.
Zudem werden einige Menschen auch noch Freude daran empfinden, dafür gibts genug Beispiele.
Böses kann nur künstlerisch aufgearbeitet werden (in Bildern, Gedichten oder Musik) weil es dadurch in eine andere Sphäre gehoben wird, in der keine Nachahmer zu finden sind, weil sie auf diesem Gebiet nicht "daheim" sind.
Gudrun meinte, man solle sie nicht auslachen.
Ich meine: lacht mich ruhig aus! Ihr demonstriert damit nur was für mich interessantes...
Clematis
Hallo Clematis,
ich verstehe nicht ganz, warum sollte ich Dich oder Gudrun auslachen und was könnte ich damit interessantes demonstrieren?
Diese Dokumentation ist keineswegs so gemacht, dass jemand Freude daran empfinden könnte und mir ist nicht klar, wie Du etwas beurteilen willst, ohne es gesehen zu haben.
Ebenso kann, das sehe ich auch so, Kunst dazu dienen, besonders von Betroffenen, das Erlittene aufzuzeichnen und zu verarbeiten (Paul Celan, Ruth Klüger u.a.). So werden Einblicke in die menschliche Psyche geschaffen und versucht, das Unfassbare fassbar zu machen, was filmisch nicht immer möglich ist.
Mane
HaLLO Mane,
das mit dem Auslachen ist eine kleine Floskel, die Gudrun manchmal anhängt, wenn sie unsicher ist, wie ihr Beitrag wohl ankommen mag. (stimmts Gudrun?)
Ich hab nur auf diese Floskel reagiert, ich hab nicht DICH PERSÖNLICH gemeint.
Alles übrige hab ich gesagt, ich will nicht weiter diskusieren, ob ich das Recht habe, meine Gedanken zum sog. Bösen zu offenbaren.
Böses re-produzieren ist für mich: Böses wiederholen.
Ich habe keineswegs die Reportage als solche bewertet.
Dir einen frohen Tag
Clematis
Lbe Mane,
...genau, das meinte ich auch. Ich dachte gleich daran, daß der IS das genauso macht. Es wurde berichtet, daß man Kinder zusehen läßt, wie Menschen der Kopf abgeschnitten wird. Da ist Methode dahinter.
Mich hat überrascht, wie schnell Menschen zu manipulieren sind. Wenn Untaten von den Mitmenschen und Vorgesetzten als nötig und sogar gut bezeichnet werden, werden solche Grausamkeiten zur Normalität.
Ich habe schon mal an anderer Stelle berichtet, was mir meine Großmutter in zwei dürftigen Sätzen über die Abholung der Juden in unserem Dorf gesagt hat: „Das ganze Dorf schaute zu, wie man die Betten, das Möbel usw. aus der 1.Etage-Wohnung der Juden warf und diese Menschen dann abführte. Keiner der Zuschauer hat was gesagt.“
Was mich nebenbei noch gedanklich beschäftigt ist der Erklärer /Bewerter/Wissenschaftler, der ehemalige Militärpsychologe. Ich dachte bisher, diese Psychologen sind ausschließlich dafür da um Soldaten in Schwierigkeiten zu betreuen. Dieser Psychologe hat sich in seinen Ausführungen aber darauf konzentriert wie man Soldaten fürs töten „umprogrammiert“ hat - ich nehme an, in diesem Film wurde sein Wissen und seine Erklärungen speziell dafür erwartet.
Die Rolle des Erklärers, des Priesters, ist mir auch nicht ganz klar. Er war doch eines der Schulkinder, die man an die Hinrichtungsgrube zum Zuschauen geführt hatte oder hab ich das falsch gesehen und gehört?
mal soweit, Gerdd
Lieber Gerdd,
Du schreibst von den Worten Deiner Großmutter. Ich glaube, dass das deutsche Volk schon Jahre vorher in diese Richtung indoktriniert wurde und viele die jüdische Bevölkerung nicht mehr als Menschen wahrnahmen.
Möglicherweise war das auch Bestandteil des Unterrichts in den Schulklassen, die bei den Erschießungen zuschauen mussten - Kinder lassen sich besonders leicht beeinflussen. Die Terrorgruppe IS wird ebenso vorgehen und die Kinder stumpfen emotional gegen Gewalt ab.
Militärpsychologen sind in der Regel dafür da, durch den Krieg traumatisierten Soldaten zu helfen. Die Erkenntnisse der Psychologie lassen sich leider auch missbrauchen, indem man z.B wie man bei Soldaten die zum Erbgut gehörende Tötungshemmung reduziert.
Soweit ich es verstanden habe, war der Priester nicht als Kind bei den Erschießungen dabei. Als Holocausforscher hat er mit Zeitzeugen gesprochen, die als Kinder das Massaker erlebten, dem ein Drittel des Dorfes zum Opfer fielen.
Ich konnte dem Film auch nicht immer folgen. Viele Passagen waren ja mit Untertiteln versehen.
Was für mich nicht ganz schlüssig ist, ist der Titel der Dokumentation. Warum wählte der Regisseur hierfür "Das radikal Böse", obwohl hier gezeigt wird, dass ganz normale Männer zu Mördern wurden?
LG Mane
Kinder lassen sich besonders leicht beeinflussen.
Lbe Mane,
danke für die ausführliche und klare Antwort auf meine Äußerungen und Fragen!
Besonders wichtig finde ich den o.g. Satz. Darauf sollten wir unser Hauptargument richten, denn das ist für die Zukunft der Kinder wichtig.
Es liegt an uns genauestens zu beobachten WER sie beeinflußt und WIE sie ab der Geburt beeinflußt werden (mal abgesehen von der pränatalen Phase, der Ernährung der Mutter, den bereits dort aufgenommenen Giften usw.).
Das wäre allerdings wieder ein eigener Thread wert!
hzl Gerdd