Fernsehen und Film AB 9.3.2020 im ZDF - Dreiteiler "Unterleuten" nach dem Buch von Juli Zeh
Der Roman von Juli Zeh "Unterleuten" faszinierte mich sehr und ich freue mich, dass er nun im TV verfilmt wird (Dreiteiler ab 9.3. 20.15 Uhr ZDF).
Hervorragende Schauspieler machen sicher eine sehenswerte Darstellung daraus. Viel Spass beim Zusehen. Olga
Danke, das war eins der besten Bücher, die ich in den letzten Jahren gelesen habe, so wie ich eh die meisten Bücher von Juli Zeh sehr gut fand. Der Film von dem hervorragenden Regisseur Matti Geschonneck und ganz großen Schauspielern wird sicher toll.
Leider bin ich in der Zeit für ein paar Tage verreist und werde ihn vielleicht nicht sehen können, aber vielleicht wird der Film ja wiederholt. Irgendwann sicher. 😉
(roter Punkt)
Ich denke auch ,dass der Dreiteiler wiederholt wird.
Ich habe aber noch so eine altmodische Möglichkeit, um ihn aufzunehmen und zwar mit meiner kleinen Festplatte am TV. Das mache ich gerne bei Dreiteilern, weil ich mir dann das am Stück ansehen kann. Viel Spass mit "unserer" Juli Zeh, wann auch immer. Olga
Ich habe das Buch nicht gelesen, den Film dazu aber gestern mit Interesse angeschaut, schon weil es kein weiterer Krimi war. Die 90 Minuten des ersten Teils vergingen wie im Fluge bei der Besichtigung von Charakteren und dem Verfolgen des Geschehens.
Da hat Juli Zeh die vertrauten, unterschiedlichen Lebensstile und -auffassungen, Erfahrungen und handfesten Interessen vertikal und horizontal aufeinanderprallen lassen, die deutlich erkennbar werden mussten, als man die Dorfgemeinschaft in Versuchung führte. Die Gegensätzlichkeit gipfelte auch in der erwarteten Gewinnspanne von "400 - 1000%" auf der einen und den schützenswerten Interessen des gemeinen "Kampfläufers" auf der anderen Seite. Letztere seien um so wichtiger, weil es in der DDR "keine Umweltbewegung" gab. "Jeder machte, was er will." (U.Noethen als Ornithologe Fließ)
Mir gefiel schon der erste Satz im Film, der nicht nur dort Gültigkeit hatte sondern auch hier bei den häufigen Diskussionen zur ostdeutschen Vergangenheit: "Lassen Sie sich nichts erzählen...Niemand weiß, wie es wirklich war." Rührend das trotzig-ostalgische Bekenntnis des Bürgermeisters: "Früher hatten wir mehr.", um dann sofort zu beklagen, dass es "immer noch keine Kanalisation" gebe. Also die kann er mit dem "mehr" nicht gemeint haben. Die Widersprüchlichkeit hingegen passt.
Auch anderes kam einem sichtlich bekannt vor. So die reifen Getreidefelder bei herrlichem Sommerwetter, die die halb verfallenen Häuser und Höfe des Dorfes genauso verdecken halfen wie früher das "Summerfeeling" in "Jesus-Latschen" und abgerissenen Jeans die ökonomischen Probleme der DDR. Wunderte man sich eben noch über den halbwegs intakten Gasthof des Ortes, so rückten zwei dürre Sätze alles wieder ins rechte Licht : "Heute nur Buletten." und "Woanders (hingehen) gibt's nicht." Ja, so war's früher auch, bis hin zum servierten Bier ohne Blume.
Da ich unbeeinflusst bin vom Buch, bin ich gespannt auf die beiden Fortsetzungen. Besser als ein Krimi werden sie vermutlich allemal sein. Federstrich
Juli Zeh hat diesen Bestseller 2016 veröffentlicht. Es ist erstaunlich, wie hochaktuell die Windrad- Thematik jetzt ist und es ist gut ,dass dieser Film jetzt an prominenter Stelle im ZDF läuft.
Ich bin auch sehr begeistert von den vielen, sehr guten Schauspielern, die hier mitspielen. Ein wahrer Genuss - freue mich schon auf den nächsten Teil am Mittwoch. Olga
In diesem 2016 erschienen Gesellschaftsroman schildert Juli Zeh das Leben in einem branden-burgischen Dorf nach der Wende. Im Zentrum des Romans stehen einerseits langanhaltende und weit in die Vergangenheit reichende persönliche und politisch geprägte Streitigkeiten zwi-schen den Dorfbewohnern(Dombrowski gegen Kron etc.) sowie zähe Konflikte zwischen aus der Stadt (Berlin) umgezogenen Wessis und den alteingesessenen Dorfbewohnern . Vieles dreht sich um die Wessi-Idee der Installation eines Windparks in Dorfnähe. Konflikte ergeben sich auch zwischen etwas weltfremd wirkenden Vogelschützern(Wessis) und eigensinnigen Dorfbewoh-nern, die sich genauso wie letzten Endes auch die Wessis in egoistischer Weise materielle Vorteile verschaffen wollen. Auch der Gegensatz zwischen Jung und Alt spielt in diesem Roman eine große Rolle. Insgesamt wird oft deutlich, dass verschiedene Welten(nicht nur Wessis und Ossis) aufeinander prallen, die sich kaum verständigen können. Der Roman ist trotz einiger Längen meist spannend und in der Charakterisierung der Hauptpersonen oft sehr differenziert. Es fällt auf, dass die Autorin sich oft bezieht auf den „Lebensberater” Manfred Gortz, vor allem hinsichtlich des Verhaltens der rücksichtslosen Pferdezüchterin Linda Franzen und des die Dorfgemeinschaft manipulierenden vermögenden Landwirts Gombrowski; die Einteilung der Menschen in jämmerliche „Killjoys” als verachtenswerte Versager und in selbstbewusste erfolgsorientierte manipulative „Mover”, an der sich vor allem Linda Franzen orientiert, wirkt faszinierend, aber eben auch undifferenziert und menschenverachtend. Dennoch ist das Bemühen der Autorin erkennbar, auch negative Hauptpersonen in ihren positiven Seiten zu erfassen. Bedrückend wirkt die insgesamt doch recht pessimistische Einschätzung der Hauptpersonen, die sich auf den Menschen schlechthin bezieht. Man könnte sich darüber streiten, ob die dargestel-lten Hauptpersonen tatsächlich realistisch bzw. glaubwürdig sind; jedenfalls wirken sie sehr überzeichnet. Insgesamt ist der Roman trotz einiger Schwächen ein lesenswerter psychologi-sierter Gesellschaftsroman, der zum Nachdenken über das Wesen des Menschen anregt, aber einen kritischen und sehr konzentrationsfähigen Leser voraussetzt, der weiterdenkt als die Autorin und ihre Hauptpersonen.
Auch über dieses Buch von Juli Zeh diskutieren wir seit Jahren - wie auch über andere Bücher dieser deutschen Ausnahme-Autorin.
Hier in diesem Thread ging es aber um die TV-Bearbeitung des Buches und das war vor drei Jahren. Darauf wollte ich nur hinweisen, weil es immer Unterschiede gibt zwischen Filmen und Büchern, oder? Olga