Eigene Geschichten Irrungen - Wirrungen

Avanta
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Irrungen - Wirrungen
geschrieben von Avanta

Diagnostik im Glasgehäuse


Eines Tages beförderten sie ihn in ein Rohr und sagten – abgelenkt durch Äußerlichkeiten -, er solle sich ruhig verhalten. Dann schlossen sie die Tür und drehten an verschiedenen Schaltern, wonach das Licht violett wurde und die Geräusche verstummten. Dicht vor seinen Augen befand sich ein kleinstes Fenster, das ihn quälte, die Enge zu akzeptieren. Er wurde nun hin und her geworfen, hin und her und zurück, vorwärts, hin und her. Er rollte sich ein, eng, eng ..., schützte seine Hände mit seinem Unterleib. Die Schuhe klapperten. Zitterten? Die Gelenke schmerzten von der Überdehnung -, auch bekam er keine Luft mehr. Das Schlimmste aber waren die Schmerzen im Kopf, in dem viele hellblaue Blasen herumschwammen, quirlten, gurgelten und ihre Durchsichtigkeit verbargen. Sie sahen aus wie die Placebos, nur fröhlicher. Ein Stöhnen, - sein Stöhnen - und eine gebieterische Stimme über einen unsichtbaren Lautsprecher, die fremdländisch klang. Jedenfalls konnte er die Worte nicht be-greifen. Niemand hatte ihn vorher gefragt, ob er bereit sei, diese Qualen zu ertragen. Sie zuckten nur mit den Schultern, wie jetzt er vor den geißelnden Öffnungen seiner Umgebung zurück zuckte, die seine Haut aufrissen. Er hatte alle Menschen vergessen und bemühte sich nur noch zu überleben. Komm mit, komm mit. Auch hier ließen ihn die Machthaber allein. Und noch mehr stöhnte er und verfluchte die violette Beleuchtung und all diese Umstände. Und ihm wurde übel ..., er dachte, er hätte die Umdrehungen zählen sollen, um sich abzulenken. Die draußen waren schon längst nach Hause gegangen, hatten ihn vergessen -, vergessen wie einen Toten, dem man die hübsche Urne verweigern wollte. Noch war er nicht tot. Noch drehte es ihn in alle Richtungen. Noch versuchte der Körper, Schmerzen zu produzieren, damit er sie wahrnehme. Und er stöhnte wieder und meinte, die Nachbarn müssten es hören. Aber niemand klopfte an die Wand, niemand schaltete das Licht wieder an, und niemand stellte diese Waschmaschine ab, in der er seit Äonen gereinigt starb.

Später wurde die Musik leiser und hörte dann gänzlich auf. Es war wie das Abschiedskonzert: zuletzt blieb nur noch einer der Musiker, der dann die Flämmchen der Kerzen löschte. Die Farben zogen sich auf ihre Tabellen zurück und schlossen ihr Spektrum. Es brannte jetzt nur noch der Himmelskörper. Er sah an sich herunter und sah die braunroten Schürfungen und die blutigen Streifen an seinen Beinen. Und er schmeckte das Blut im Mund, das durch den Biß des Nostradamus hervor gequollen war. Langsam öffneten sich die Finger -, sehr langsam und sehr schmerzhaft nach den Krämpfen. Langsam auch kehrte eine Sensibilität in den gekrümmten Körper zurück. Die Augen öffneten sich. Er roch Ozon. Dann fragte er, weshalb sie ihn in der Waschmaschine vergessen hätten. Aber sie meinten, es könne eine Epilepsie sein oder eine Schizophrenie oder beides, und die ‚Waschmaschine’ sei ein Kernspintomograph gewesen, und er hätte die ganze Zeit geschlafen, aber anschließend über Kopfschmerzen geklagt.
Na ja, natürlich glaubten sie ihm die auch wieder nicht.

Er würde sein Glasgehäuse verlassen und alles aufschreiben. 

Alles.


 


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