Diskussion historischer Ereignisse Vor 70 Jahren fanden die X.Weltfestspiele in Berlin statt
Ich habe sie selbst erlebt, war mit Verwandten, die in Berlin wohnten insgesamt 3 Tage unterwegs auf den Straßen und Plätzen, und es war für mich eines der eindruckstvollsten Erlebnissen jener Zeit.
Für alle, die es interessiert, hier eine DEFA-Dokumentation über jenes Festival der Jugen der Welt.
Gemeint war natürlich vor 50 Jahren.
Ja, Leutnant, genau das meine ich. In dem Buch " Diesseits der Grenze "
wird auch über diese Weltjugendfestspiele berichtet.
Wenn ich es nicht in diesem Buch gelesen hätte, ich hätte nie davon erfahren.
Was ich hörte von der DDR war immer dasselbe: Eingesperrte Menschen,
Schießbefehl auf Flüchtende, grausame Diktatur usw.
Als ich Kind war, 50er Jahre mussten wir in der Volksschule an einem bestimmten
Tag " unserer Brüder und Schwestern " gedenken, welche " in Unfreiheit leben
müssen. "
Ich kannte diese 'Brüder und Schwestern" gar nicht.
Fand es blöd, damals als Kind.
Danke für das Einstellen des Film.
Werde ihn mir später ansehen.
Anna
Tatsächlich wurden die Weltfestspiele zu einem großen Erfolg. Für die Mehrzahl der jungen Leute bleiben die neun hochsommerlichen Tage der Spiele in Berlin ein unvergessenes Erlebnis. Sie boten die einmalige Gelegenheit zum Meinungsaustausch mit Gleichaltrigen aus der ganzen Welt, besonders mit denen aus dem Westen. Es herrscht buntes Treiben auf den Straßen und Plätzen der Stadt. Besonders die DDR-Jugendlichen genießen die ungewohnten Freiheiten in vollen Zügen. Freiheiten, die mit dem Ende der internationalen Spiele vorbei sind.
Doch auch das gehört dazu, denn was geschah im großen Stil im Vorfeld des Jugendfestivals? Unter dem Decknamen "Aktion Banner" ließ das MfS in der ganzen DDR Asoziale, Geisteskranke, Vorbestrafte und "HWG-Personen" - die Abkürzung stand für Frauen mit angeblich "häufig wechselndem Geschlechtsverkehr" - regelrecht einsammeln. Mit dem stolzen Gestus hervorragender Planerfüllung wurden der Zentrale in Berlin beeindruckende Zahlen von Ermittlungsverfahren, Einweisungen in psychiatrische Kliniken, Jugendwerkhöfe und Heime gemeldet.
Einer Aufstellung des MfS vom 23. Juli 1973 zufolge wurden im ersten Halbjahr 1973 in der gesamten DDR 6635 Ermittlungsverfahren wegen "Gefährdung der öffentlichen Ordnung durch asoziales Verhalten" eingeleitet. Allein im Juli 1973 gab es weitere 2720 Ermittlungsverfahren gegen angebliche Asoziale. Darüber hinaus waren seit Jahresbeginn nicht weniger als 917 "kriminelle Gruppen" mit 5258 Mitgliedern aufgelöst und 1824 Personen in Haft genommen worden, 25.927 Personen befanden sich "unter Kontrolle". In psychiatrische Einrichtungen wurden 477 Personen eingewiesen, 639 in Jugendwerkhöfe, 1163 in Spezialkinderheime, gegen 2982 Personen waren sonstige "staatliche Kontrollmaßnahmen" wirksam.
Doch damit nicht genug. Selbst die Zeltplatzgenehmigung wurde 327 Bürgern entzogen, 574 Personen erhielten Urlaubssperre. Ihren Personalausweis mussten während der Spiele 637 DDR-Bürger bei den "Sicherheitsorganen" abgeben und gegen 2577 Personen wurden sonstige Maßnahmen eingeleitet - etwa Überwachung der Wohnung oder Aufenthaltsbeschränkung für Ost-Berlin. Knapp 20.000 DDR-Bürger wurden zu Gesprächen einbestellt, um so ihre Reise in die Hauptstadt der DDR während der Weltfestspiele zu verhindern. Gegen 2293 Personen wurden "Haftstrafen angewandt".
Nach diesem Großreinemachen unter kritischen Zeitgenossen stand der Demonstration von Weltoffenheit und Toleranz durch das SED-Regime nichts mehr im Wege.
Quelle: Die X. Weltfestspiele 1973
Liebe Michiko, ich denke, es muss beides erzählt werden und beides
Raum gegeben werden.
Das gilt für die DDR, als auch für die BRD.
Anna
von den damaligen ca. 16 millionen ddr bürgern war das doch nur ein geringer anteil an eventuellen störenfrieden...
Liebe Michiko, ich denke, es muss beides erzählt werden und beidesLiebe Anna,
Raum gegeben werden.
Das gilt für die DDR, als auch für die BRD.
Anna
die Weltfestspiele in der DDR hatten ja mit der BRD eigentlich nichts zu tun.
Natürlich haben sich unsere Jugendlichen und die aus aller Welt 1973 gefreut, dass sie sich in der DDR treffen und feiern konnten. Die andere Seite der Medaille haben wir in der DDR erst nach 1989 erfahren und die Besucher aus anderen Ländern wahrscheinlich überhaupt nicht.
Michiko
ich weiß nicht genau, was du meinst mit der " anderen Seite der
Medaille " ?
Anna
Liebe Michiko,Liebe Anna,
ich weiß nicht genau, was du meinst mit der " anderen Seite der
Medaille " ?
Anna
das sagt man so, wenn eine schöne Sache auch eine dunkle Seite hat. Also die Maßnahmen durch Polizei und Staatssicherheitsdienst, die die DDR im Vorfeld der Weltfestspiele durchgeführt hat. War in meinem langen Beitrag zu lesen.
Michiko
Das hast du am 9.8. geschrieben und ich habe es da auch
gelesen, es war mir nur nicht mehr so präsent.
Meine Informationen über diese Festspiele habe ich erst aus
dem Buch " Diesseits der Mauer " erfahren.
Und dort werden sie ausschließlich positiv dar gestellt.
Anna