Diskussion historischer Ereignisse Schatten über dem Kongo .... Buch und Doku zeigen exemplarisch die Ursachen vieler Probleme

Der Kongo ist bis heute für dritte interessant, weil dort bestimmte seltene Metalle zu finden sind, die für unsere kommunikationsgeräte unabdingbar sind. Deshalb tummeln sich dort auch die Truppen der Nachbarländer, um einen Beutezug zu machen. Käufer aber sind "wir"
Und ohne uns gäbe es kein Interesse.

Der Kongo ist riesig und reich, aber eben auch zersplittert in viele Stämme mit diversen sprachen. Das ist nicht gerade förderlich für ein gemeinsames handeln. Wer dann noch das Diktat der Weltbank von Mobutus Zeiten an kennt, kann verstehen, dass eigentlich kein großes Interesse an einem prosperierenden demokratischen Staatswesen besteht. Man hat sich eingerichtet . Und Coltan bekommt man auch so.

Ein interessanter Hinweis:

Das Buch des Nobelpreisträgers Mario Vargas Llosa "Der Traum des Kelten " befasst sich mit dem Kongo zu Zeiten Leopolds und schildert den mühsamen Kampf gegen dessen brutale Machenschaften.

Gruß alkib

@ Mart, vor einigen Tagen sah ich mir die 11 Folgen an (Schatten über dem Kongo, You Tube).
Grausig und schlimm,
sehr, sehr schlimm.

@ Hockey, ich teile aber auch Deine Bedenken,
für die heutigen schrecklichen Zustände die Kolonisationszeit allein-verantwortlich zu machen.

MargArit

Der Kongo ist eine Katastrophe! Dazu eine interessante Reportage von Michael Obert:

...was sich unter Mobutu und seinen Nachfolgern abspielt ist meiner Ansicht nach ein genauso grosses Verbrechen.

damit liegst Du völlig richtig. Das wird aus gutem/bösem Grunde zwar nicht allerwärts gern gesehen das heute darüber ausführlich diskutiert wird,,,,,

da sollte doch jede Menge Gras drüber wachsen,,weil diese Verbrechen der nachkollonialen Zeit durch Regierungen/Politiker/Organisationen begangen wurden welche sich heute gerne als besonders human und friedfertig dargestellt sehen möchten.

Das ausländische Interesse galt noch nie den Menschen im Kongo sondern stets den Ressourcen,,
und als die ersten kleinen Pflänzchen der Menschlichkeit im Kongo (und nicht nur dort)zu Keimen begannen (ca 1960) wurden sie schnellstmöglich zertreten.

bei wiki steht dazu passend und erklärend: "Die mit dem Grimme-Preis in Gold ausgezeichnete TV-Dokumentation Mord im Kolonialstil von Thomas Giefer aus dem Jahre 2000 fasst die damaligen Ereignisse anhand der Interviews mit mehreren ehemaligen Mitarbeitern und Offizieren der CIA und des belgischen Geheimdienstes zusammen. Diese geben darin erstmals vor laufender Kamera zu, persönlich an der Tötung Lumumbas und seiner Begleiter sowie der Beseitigung der sterblichen Überreste beteiligt gewesen zu sein. Der ehemalige belgische Polizeikommissar Gérard Soete besaß noch die Schneidezähne von Patrice Lumumba, die er auch vorzeigte.

den Rest kann sich jeder zusammenreimen,,,und das Ergebnis dieser damaligen Politik und "Kongohilfe" durch allerhöchste Stellen sind die Übel von heute.

Vieles blieb Jahrzehntelang im Ungewissen, es wurde spekuliert, geahnt, vermutet, behauptet,,aber seit sich amerikansiche Archive öffnen kommen mehr und mehr Tatsachen ans Licht

z.B:
Im August 1960 schickt CIA-Direktor Dulles ein Telegramm an seinen CIA-Mann in der kongolesischen Hauptstadt Leopoldville: "Falls Lumumba an der Macht bleibt, wird die Situation im besten Falle in ein Chaos münden und im schlechtesten Falle in der Machtergreifung der Kommunisten im Kongo. Wir haben entschieden, dass seine Entfernung das wichtigstes Ziel ist und oberste Priorität hat bei unseren geheimen Aktionen." US-Präsident Eisenhower hatte persönlich empfohlen, Lumumba zu eliminieren.(Birgit Morgenrath
(Rheinisches JournalistInnenbüro)

hugo

Es wurden in diesem Thread schon auf versch. Bücher bzw. Filme hingewiesen.

Grenzlandfrau stelle am 4.5.2012 das Buch von Reybrouck vor.
David Van Reybrouck: „Kongo“. Eine Geschichte. Aus dem Niederländischen von Waltraud Hüsmert. Suhrkamp Verlag, Berlin 2012. 783 S., Abb., geb., 29,95 €.

Dazu gibt in der taz vom 19.5.2012 eine Rezension von Andreas Eckert.

Auch die Unabhängigkeit blieb ein leeres Versprechen für dieses gequälte Riesenland: Der belgische Kulturhistoriker David Van Reybrouck erzählt die Geschichte Kongos ohne Klischees - und legt das beste Afrikabuch der vergangenen Jahre vor.

Hier geht es zu der Bestellmöglichkeit im Amazonshop. Ich werde es mir insbesondere auf Grund der Rezension sicher kaufen.

Hier geht es zu einer Leseprobe (ein paar Seiten lang) des erwähnten Buches:

David van Reybrouck: Kongo - Eine Geschichte.

Am Tag der Unabhängigkeit im Juni 1960 gab es genau 16 kongolesiche Akademiker!

Sind in deinen Augen Lehrer auch Akademiker??
Woher hast du diese Zahl 16?

Greetings
Hockey

Danke herzlich, Mart,

Für den Link.
Am kommenden Wochenende werde ich Zeit finden,
mich über diese Phase im Kongo zu informieren.

LG MargArit

Wird im Buch von Reybrouck erwähnt, von dem ich bis jetzt nur beste Rezensionen las.

Im Augustheft 1960 des Spiegels fand ich folgenden Absatz:

"...Gerade die belgische Kolonialmacht hatte nichts unternommen, um ihre schwarzen Untertanen auf die Unabhängigkeit vorzubereiten. 16 schwarze Akademiker und Fachschulabsolventen standen einer Masse von 14 Millionen Kongolesen gegenüber, die noch kaum begriffen hatten, was das Wort Unabhängigkeit bedeutet. Konsequent hatten die Belgier dem Kongo Hochschulen und Universitäten versagt, jedes politische Leben unterdrückt und damit die Kongolesen bewußt von allen Daseinsformen westlicher Zivilisation abgeschnitten...."

Der Artikel ist wegen seines Stils, seiner Wortwahl und seines eurozentrischen,ja rassistischen Standpunkts sehr interessant.

Damit erübrigt sich doch deine Frage, ob in meinen Augen Lehrer Akademiker sind. Ist der Ausdruck "Akademiker" so eindeutig, frage ich mich --- und welche Schulstufen oder welche Ausbildungsanstalten meinst du?

Damals kamen Leute in Regierungspositionen, da sie Lesen und Schreiben konnten! Das war das Niveau, von dem man reden muss.