Diskussion historischer Ereignisse Putin verstehen, aber wie?
Re: Putin verstehen, aber wie ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
"Und - was ich mich auch manchmal frage: haben damals wirklich "alle" rebelliert? Ich meine, wenn sich, sagen wir mal, 5% der Bevölkerung eines Landes auf die Strasse begeben würde. Dann wären die Strassen schon irgenwie gefüllt, aber wäre das die Mehrheit?"
Sehr witzig - deine 5%. Zeigt mir, dass du dich nicht wirklich damit beschäftigt hast.
Hinzu kommt, dass solche Demos, die sich gegen die Regierung richteten, verboten waren. Siehe die Verhaftungen besonders in der Anfangsphase.
In der DDR fanden 1989 in allen Städten Massendemonstrationen , wie z.B. in Leipzig,Dresden, Halle, Karl-Marx-Stadt, Magdeburg, Plauen, Arnstadt, Rostock, Potsdam und Schwerin ... aber auch in fast allen Kleinstädten statt.
Allein in Leipzig waren es bis zu 300.000 .
Das kommen schon deutlich mehr, als deine 5% zusammen.
Re: Putin verstehen, aber wie ?
Was adam und klaus zum wiederholten mal "vergessen" ist, dass es besonders in der Anfangszeit - als es noch verboten war und die "Spinner" verhaftet wurden - um eine Änderung der restriktiven Verhältnisse in DDR ging. Keiner der Demonstranten, die mit Wasserwerfern und Knüppeln auseinandergetrieben wurden, wollte eine Vereinnahmung der DDR durch die BRD.
Erst als es völlig ungefährlich war, trauten sich die "Bürger" zu den Montagsdemos auf die Straße und sogar adam kam aus dem Westen angelaufen, um "Revolution" zu spielen. Die Kernidee des Widerstands war jedoch eine freiheitliche, demokratische Republik und nicht das Erstarken des widerlichsten Teils der Monopole und Banken, so wie wir es jetzt vorfinden.
Wegen dieser BRD, die wir jetzt haben, bin ich im Sommer 1989 nicht auf die Straße und in die MfS-U-Haft gegangen.
Erst als es völlig ungefährlich war, trauten sich die "Bürger" zu den Montagsdemos auf die Straße und sogar adam kam aus dem Westen angelaufen, um "Revolution" zu spielen. Die Kernidee des Widerstands war jedoch eine freiheitliche, demokratische Republik und nicht das Erstarken des widerlichsten Teils der Monopole und Banken, so wie wir es jetzt vorfinden.
Wegen dieser BRD, die wir jetzt haben, bin ich im Sommer 1989 nicht auf die Straße und in die MfS-U-Haft gegangen.
Hallo,
Diese 5% war eine sehr willkürliche Zahl um zu verdeutlichen, dass "auf der Strasse" wenig zügig viel sein kann.
5% der damaligen DDR-Bevölkerung wären schon etwa 800.000 Menschen gewesen, 10% über 1.5 Millionen. Die grössten Demos, an denen ich jemals teilgenommen habe, da war vielleicht eine halbe Million Menschen unterwegs und das war total gigantisch, so von den "Massen".
Wären 20% der Bürger auf der Strasse gewesen, dann wären das schon 3,2 Millionen gewesen, und du wärest immer noch lange nicht bei einer Mehrheit.
Und, davon abgesehen, finde ich es auch interessant was Duchweepe dazu schrieb. Dass nämlich mitnichten die Demonstranten gerne eingemeindet werden wollten. Sondern für IHR Land (das es ja nun nicht mehr gibt) auf die Strasse gegangen sind.
Liebe Grüße
Andrea
Sehr witzig - deine 5%. Zeigt mir, dass du dich nicht wirklich damit beschäftigt hast.
Diese 5% war eine sehr willkürliche Zahl um zu verdeutlichen, dass "auf der Strasse" wenig zügig viel sein kann.
5% der damaligen DDR-Bevölkerung wären schon etwa 800.000 Menschen gewesen, 10% über 1.5 Millionen. Die grössten Demos, an denen ich jemals teilgenommen habe, da war vielleicht eine halbe Million Menschen unterwegs und das war total gigantisch, so von den "Massen".
Wären 20% der Bürger auf der Strasse gewesen, dann wären das schon 3,2 Millionen gewesen, und du wärest immer noch lange nicht bei einer Mehrheit.
Und, davon abgesehen, finde ich es auch interessant was Duchweepe dazu schrieb. Dass nämlich mitnichten die Demonstranten gerne eingemeindet werden wollten. Sondern für IHR Land (das es ja nun nicht mehr gibt) auf die Strasse gegangen sind.
Liebe Grüße
Andrea
Hallo,
und um mal das "Gefühl" für die Zahlen, das ich versuchte zu vermitteln mit Zahlen zu koordinieren, die man zu den genannten Demos finden kann, hier mal die Entwicklung der Demonstratenzahlen in Leipzig:
04.09.1989 1.200
11.09.1989 ??
18.09.1989 1.500
25.09.1989 8.000
02.10.1989 10.000
09.10.1989 ca. 130.000
16.10.1989 120.000
23.10.1989 300.000
30.10.1989 300.000
06.11.1989 500.000
13.11.1989 Hunderttausende
20.11.1989 mehr als 100.000
Quelle:Wiki
Liebe Grüße
Andrea
und um mal das "Gefühl" für die Zahlen, das ich versuchte zu vermitteln mit Zahlen zu koordinieren, die man zu den genannten Demos finden kann, hier mal die Entwicklung der Demonstratenzahlen in Leipzig:
04.09.1989 1.200
11.09.1989 ??
18.09.1989 1.500
25.09.1989 8.000
02.10.1989 10.000
09.10.1989 ca. 130.000
16.10.1989 120.000
23.10.1989 300.000
30.10.1989 300.000
06.11.1989 500.000
13.11.1989 Hunderttausende
20.11.1989 mehr als 100.000
Quelle:Wiki
Liebe Grüße
Andrea
Re: Putin verstehen, aber wie ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
"Wären 20% der Bürger auf der Strasse gewesen, dann wären das schon 3,2 Millionen gewesen, und du wärest immer noch lange nicht bei einer Mehrheit."
Diese Rechnung ist ja noch witziger.
Versuch doch mal wenigstens davon auszugehen, dass gleichzeitig in unterschiedlichsten Orten der DDR Hunderttausende auf der Straße waren und dann vielleicht auch noch zu berücksichtigen, dass monatelang Demonstrationen in allen Teilen der DDR stattfanden.
Was meinst du wohl, was da so alles zusammenkommt.
Re: Putin verstehen, aber wie ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
"Die Kernidee des Widerstands war jedoch eine freiheitliche, demokratische Republik..."
Das war der Anfang, als es noch völlig undenkbar war, dass es zu einer deutschen Einheit kommen könnte.
Da standen in der DDR noch 1/2 Million schwer bewaffnete russischer Truppen und niemand konnte auch nur ahnen, dass die NICHT zusammen mit der NVA, Grenztruppen, Polizei, Stasi ein Blutbad anrichten würden.
Als klar war, dass Gorbatschow nicht eingreifen würde, die SED-Führung sich immer mehr im RGW isolierte und in einigen Bezirken liberale Kräfte auch Stimmung gegen das Politbüro machten, veränderte sich die "Kernidee", wie du so schön schreibst.
Da hießen es nicht mehr nur "Wir sind das Volk" , sondern es wurde daraus "Wir sind EIN Volk", "Für ein offenes Land mit freien Menschen", "Wir wollen 1 neues Deutschland","Kommt die D-Mark nicht zu uns - kommen wir zur D-Mark"...
Nur eine Minderheit wollte noch die von dir geforderte demokratische DDR-Republik.
Mir scheint du kannst dich nur an die Anfänge erinnern. Das ist ein Fehler.
Solche friedlichen Revolutionen sind nicht statisch, sondern sie entickeln sich und passen sich unheimlich schnell an die aktuellen Situationen an.
Guten Tag,
ich kann gerne für dich noch weiterrechnen, bis du irgendwann "stopp" rufst. Aber was hälst du hiervon.
Du lieferst einfach belastbare Zahlen (bitte mit halbwegs seriöser Quelle, die wird bei so einem geschichtsträchtigen Thema ja sicher nicht schwer zu finden sein) und ich rechne dir dann die Prozente aus (wenn du das nicht gerne selber machen möchstest, sonst kann ich das auch gerne unterlassen).
Liebe Grüße
Andrea
Diese Rechnung ist ja noch witziger.
ich kann gerne für dich noch weiterrechnen, bis du irgendwann "stopp" rufst. Aber was hälst du hiervon.
Du lieferst einfach belastbare Zahlen (bitte mit halbwegs seriöser Quelle, die wird bei so einem geschichtsträchtigen Thema ja sicher nicht schwer zu finden sein) und ich rechne dir dann die Prozente aus (wenn du das nicht gerne selber machen möchstest, sonst kann ich das auch gerne unterlassen).
Liebe Grüße
Andrea
...Wegen dieser BRD, die wir jetzt haben, bin ich im Sommer 1989 nicht auf die Straße und in die MfS-U-Haft gegangen....
Bisher las ich immer, dass die Montagsdemonstrationen am 4. September 1989 begannen. Vorab, seit 1988 oder gar noch früher, gab es die sogenannten Friedensgebete durch diverse Kirchengemeinden.
Sofern du also bereits im Sommer 1989 auf die Straße gingst, war das wohl im Rahmen dieser Friedensgebete, oder gab es noch weitere Bewegungen außer den Montagsdemonstrationen?
Ciao
Hobbyradler
Re: Putin verstehen, aber wie ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
"...ich kann gerne für dich noch weiterrechnen, bis du irgendwann "stopp" rufst. Aber was hälst du hiervon."
Nichts - Andrea! Weil du entweder mich verarsch.. willst, oder tatsächlich diese "neue Form" eines prozentualen Anteils für richtig hältst.
Du kannst doch für deine Prozentrechnung nicht allen Ernstes z.B. die Demonstranten von LEIPZIG nehmen ( sagen wir mal 16.10.1989: 120.000 -siehe deine Zahlen von Wiki)und dann für deine Prozentrechnung NICHT die Einwohner von Leipzig, sondern von der gesamten DDR zugrunde legen.
Da kämen dann z.B. für die große Protest-Demo in meiner Heimatstadt Ende Oktober 1989 ( v. der Polizei geschätzte 7500 Demonstranten/27000 EW )nur 0,04% raus.
Da hat ja unsere damalige SED-Kreisleitung sogar von knapp 30% der Bevölkerung gesprochen.
@hobbyradler Es gab im Sommer 1989 viele Aktionen und Proteste, die zuweilen nur kleine aber wichtige Schritte zu den Montagsdemos waren. So gab es in Karl-Marx-Stadt im Theater und im Opernhaus/Luxor viele Lesungen verbotener Autoren. Im Clubkino haben wir ungenehmigt viele verbotene Filme gezeigt, deren Kopien der damalige Bezirksfilmdirektor (noch Heute ein guter Freund von mir) in seinem Keller vor dem Abwaschen verborgen hatte.
Im Staatsschauspiel Dresden haben wir während einer Vorstellung mit Gunther Emmerlich einen total verdreckten Wolga auf die Bühne geschoben, auf den wir zuvor mit dem Finger NEUES FORUM in den Dreck geschrieben hatten und ein DDR-Papierfähnchen als Standarte angebracht. Es gab stehende Ovationen und Modrow verließ wütend den Saal. Am 7ten Oktober wurde dann eine Lesung im Luxorpalast verboten und die Menschen waren sehr aufgebracht.
An der Zentralhaltestelle in Karl-Marx-Stadt wurden wir dann von den Vopos zusammengedroschen, mir Wasserwerfern geduscht und schätzungsweise 30 von uns wurden zur U-Haft auf dem Kaßberg (MfS) verfrachtet und tagelang vernommen. Von da an gingen wir regelmäßig Montags "spazieren" und riefen den "Bürgern" hinter den Gardinen zu: LEUTE LASST DAS GLOTZEN SEIN, KOMMT HERUNTER, REIHT EUCH EIN! Was erst im November massiv passierte.
Hier ein seltener Filmbeitrag vom 7. Oktober in Karl-Marx-Stadt:
Im Staatsschauspiel Dresden haben wir während einer Vorstellung mit Gunther Emmerlich einen total verdreckten Wolga auf die Bühne geschoben, auf den wir zuvor mit dem Finger NEUES FORUM in den Dreck geschrieben hatten und ein DDR-Papierfähnchen als Standarte angebracht. Es gab stehende Ovationen und Modrow verließ wütend den Saal. Am 7ten Oktober wurde dann eine Lesung im Luxorpalast verboten und die Menschen waren sehr aufgebracht.
An der Zentralhaltestelle in Karl-Marx-Stadt wurden wir dann von den Vopos zusammengedroschen, mir Wasserwerfern geduscht und schätzungsweise 30 von uns wurden zur U-Haft auf dem Kaßberg (MfS) verfrachtet und tagelang vernommen. Von da an gingen wir regelmäßig Montags "spazieren" und riefen den "Bürgern" hinter den Gardinen zu: LEUTE LASST DAS GLOTZEN SEIN, KOMMT HERUNTER, REIHT EUCH EIN! Was erst im November massiv passierte.
Hier ein seltener Filmbeitrag vom 7. Oktober in Karl-Marx-Stadt: