Diskussion historischer Ereignisse Lebt wohl Genossen!

sysiphus
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Re: Lebt wohl Genossen!
geschrieben von sysiphus
als Antwort auf sysiphus vom 11.02.2012, 12:29:15
Es geht bei diesem Thema um das unrühmliche Ende der Sowjetunion und damit das Aus all ihrer Vasalen. Außerdem war der Sozialismus gestorben "nach dem Christentum der großartigste Gedanke aller Zeiten", wie es in der ARTE-Doku heißt.

Am Schluß der Dokumentation steht die Erkenntnis, dass sich Ideale nicht aufzwingen lassen, und das kein Ideal es mit der Freiheit aufnehmen kann. Eben diese Erkenntnis habe ich nach den Erfahrungen in meinem Leben gewonnen.

Karl R. Popper hat meine Ansichten bestätigt, dass Demokratie ein System ist das ermöglicht Despotie zu verhindern. Dazu bedarf es jedoch Demokraten die sich nicht von falschen Propheten, den Feinden der offenen Gesellschaft indoktrinieren und manipulieren lassen.

sysiphus...
carlos1
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Re: Genossen
geschrieben von carlos1
als Antwort auf Karl vom 14.02.2012, 18:32:46
Ich hänge mich an den letzten Beitrag von Karl einfach an. Ich habe mit meinen Einlassungen dazu beigetragen, dass die Diskussion diesen Verlauf nimmt. Mir wäre es lieber über die Zukunft zu sprechen als über die Vergangenheit, die mir wie ein Kloß im Hals steckt und jeden - ungelogen - jeden Tag hochkommt.

Ich verstehe auch, dass der Eindruck bei Silh. entstand, ich würde Untaten der Roten Armee zudecken wollen. Nichts weniger als das. Meine Mutter lebte 1945 ja auch, und erzählte Jahrzehnte später, wie sie vergewaltigt werden sollte. Sie sprach gut russisch und das muss die Kerle irgendwie beeindruckt haben, dass ein Deutsche in gutem Russisch zu ihnen sprach und sie bat es nicht zu tun. Deshalb ließen sie es, angblich. Ich habe niemals in meinem Elternhaus ein Wort des Abscheus, kein böses Wort über die Russen gehört. Ein betrunkener Rotarmist legte mit seiner MP auf mich mal an, aber es klickte nur, als er abdrückte, eine Kugel war nicht im Lauf. Er zielte genau auf meine Stirn.

In der Geschichte gibt es genügend Beispiele für geglückte Momente in den Beziehungen zwischen Deutschen und Russen. Den russischen Charakter dürfen wir nicht nach dem Geschehen am Ende des letzten Krieges beurteilen. Dieser Krieg war in seiner Vorbereitung, Planung und Durchfühung von dt. Seite völlig aberwitzig und größenwahnsinnig. Angesichts des wirtschaftlichem Potenzials gab es keine Chance auf Sieg im Falle eines Zweifrontenkrieges. Die Blitzkriegsstrategie sollte das mangelnde Potenzial ersetzen. Schnelle Eroberungen strategisch wichtiger Gebiete und deren rücksichtslose Ausbeutung sollten das erfordeliche wirtschaftliche Potenzial (Rohstoffe) für die Kriegfühung stellen unddie gegenrische Überlgenheit ausgleichen. Der Krieg war folgerichtig nach dem ersten schweren Rückschlag vor Moskau im Dezember 1941 verloren, weil die Blitzkriegsstrategie gescheitert war. Der Wahnsinn ging aber weiter bis 1945. Ab Anfang 43 erfolgte die totale Mobilisation aller Kräfte. Den USA wurde am 8. Dez. 41 auch noch der Krieg erklärt.

Ein Verwandter meiner Frau, Panzerkommandant, Ritterkreuzträger, dt. Kreuz in Gold, EK I und II mit über hundert Panzerabschüssen erzählte mir in vielen Gesprächen, dass er von 1942 bis 1945 nie in einem Gefecht (Afrika und Russland) gestanden habe, wo die Gegenseite in der Unterzahl war. Viermal wurde er in seinem PzIV in Afrika abgeschossen. In Russland kein einziges Mal, was er auf die Langrohrkanone und die Panzerung des Stug zurückführte. Er war schon froh, wenn nicht mehr als ein Dutzend feindlicher Panzer anrollten, und er stand allein mit seinem PzIV und später in Russland dem Stug. Wenn die MG-Läufe auf dem Sturmgeschütz rotglühend waren, wurden sie gewechselt. Die Leichen der in Wellen Anstürmenden türmten sich. Das war im Herbst oder Frühjahr 1943 bei den schweren Abwehrkämpfen in der Ukraine. Das MG42 gab 1200 Schuss pro Minute ab. Massenmorden: Söhne, Familienväter die Opfer. Wer in diesem Grauen stand, hatte keine Zeit zu überlegen. Wer nachdenkt, ist erledigt. Ich erwähne das, weil es vielleicht verdeutlicht in welcher seelischen Ausnahmesituation sich Soldaten befanden, als sie sich der deutschen Grenze näherten. Diesen Krieg zu beginnen und so zu führen war ein Verbrechen.

carlos1
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Re: Lebt wohl Genossen!
geschrieben von carlos1
als Antwort auf sysiphus vom 14.02.2012, 20:00:51
"Karl R. Popper hat meine Ansichten bestätigt, dass Demokratie ein System ist das ermöglicht Despotie zu verhindern. Dazu bedarf es jedoch Demokraten die sich nicht von falschen Propheten, den Feinden der offenen Gesellschaft indoktrinieren und manipulieren lassen." sysiphus


Das ist richtig, sysiphus. Vor allem aber gibt die freiheitliche Demokratie die Chance auf friedlichem Wege Veränderungen vorzunehmen, ohne Zwang, mit Zustimmung der Betroffnenen in einem Dialog. Sie erfordert aber Mut, Tatkraft, Einsicht in die Notwendigkeit und Opferbereitschaft. Sie erfordert aber auch Wehrhaftigkeit, so Popper. Was nicht bedeuten muss, dass immer und sofort mit dem Knüppel zugeschlagen werden muss.

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adam
adam
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Re: Lebt wohl Genossen!
geschrieben von adam
als Antwort auf carlos1 vom 14.02.2012, 21:16:31
Aber zurückgeschlagen, Carlos. Das laß ich mir nicht nehmen.

Die Bundesrepublik ist kein demokratischer Staat, in dem Demokraten höflich den Hut heben und sich zurückziehen, wenn nach ihnen geschlagen wird, ihnen ihre Freiheitsrechte genommen werden sollen und dafür die Freiheitsrechte mißbraucht werden.

--

adam

justus39
justus39
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Re: Lebt wohl Genossen!
geschrieben von justus39
als Antwort auf adam vom 14.02.2012, 23:00:44
Man hat einmal große Erwartungen auf die Demokratie gesetzt, aber die Demokratie ist nichts als ein Niederprügeln des Volkes durch das Volk für das Volk.

Oscar Wilde
irischer Lyriker, Dramatiker und Bühnenautor
adam
adam
Mitglied

Re: Lebt wohl Genossen!
geschrieben von adam
als Antwort auf justus39 vom 15.02.2012, 01:10:35

Oscar Wilde (1854-1900)

aus: Der Sozialismus und die Seele des Menschen

"Der neue Individualismus, in dessen Diensten der Sozialismus wirkt, ob er es wahrhaben will oder nicht, wird vollkommene Harmonie sein."

Oscar hatte nämlich von der heutigen Demokratie und wie seine Vorstellung von Sozialismus einmal verwirklicht werden würde, nicht den Dunst eines Schimmers einer Ahnung!

--

adam


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Re: Genossen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hugo vom 14.02.2012, 17:10:26
"Diese Deutschen die dafür zuständig waren, das zig Millionen wildfremder Menschen umkamen, das wir weltweit gehasst wurden, ...so wird ein Schuh draus und nicht andersrum, basta."
geschrieben von hugo


Hugo und Olga - leider habt ihr beide nicht richtig gelesen, was ich ausdrücken wollte.
Über die Schuldfrage brauchen wir nicht zu diskutieren - ich habe dazu im Thread schon vorher meine Meinung kurz geschrieben (14.02.2012 13:38 als Antwort auf wolfgang vom 14.02.2012 12:48).

Hier allerdings ging es darum, dass eine ganze Generation in einem totalitären Regime gezwungen wurde, eine einseitige z.T. verlogene ( ich betone z.T.) und geheuchelte Verarbeitung der Vergangenheit vorzunehmen.
Hier ging es NICHT um die Schüsse des Russen auf spielende Kinder NACH Kriegsende, sondern um das staatliche Verbot - einschließlich Strafandrohung- einer nicht genehmen Aufarbeitung.
justus39
justus39
Mitglied

Re: Lebt wohl Genossen!
geschrieben von justus39
als Antwort auf adam vom 15.02.2012, 03:55:54

Oscar hatte nämlich von der heutigen Demokratie und wie seine Vorstellung von Sozialismus einmal verwirklicht werden würde, nicht den Dunst eines Schimmers einer Ahnung!
adam
geschrieben von adam


Ja, das ist dem Glücklichen erspart geblieben.
adam
adam
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Re: Lebt wohl Genossen!
geschrieben von adam
als Antwort auf justus39 vom 15.02.2012, 08:58:37



adam
hugo
hugo
Mitglied

Re: Genossen
geschrieben von hugo
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 15.02.2012, 08:54:53
Hier allerdings ging es darum, dass eine ganze Generation in einem totalitären Regime gezwungen wurde, eine einseitige z.T. verlogene ( ich betone z.T.) und geheuchelte Verarbeitung der Vergangenheit vorzunehmen


ja das kannste ruhig laut sagen,,das stimmt. Trifft jedoch auf jedes andere Regime genau so zu,,,,die Aufarbeitung von Verbrechen der Alliierten oblag ja sowieso nicht den Besiegten sondern den Siegern und sie sorgten schon dafür das in ihrem Sinne agiert, reagiert, diskutiert, aufgearbeitet bzw nicht aufgearbeitet wurde.

die geheuchelte Verarbeitung der Vergangenheit,,,ist ja heute noch nicht beendet,,,erst im Mai 2002 kam es zur pauschalen Rehabilitation von ausgeklammerten Personengruppen (Homosexuelle, Deserteure und andere bis dato nicht-rehabilitierte Opfergruppen).

Noch immer ausgeschlossen ist der Tatbestand des Landesverrat und Hochverrat, auch wenn er in Kombination, etwa mit der (unausweichlichen) Desertion passierte.
-Opfer der NS-Militärjustiz klagen noch heute Ihre Rechte ein,(wiki)

was also findeste da besser, das verordnete Schweigen bei einer viel schnelleren, umfassenderen -wenn auch noch lückenhaften- Aufarbeitung oder das allgemein erlaubte Reden, Quatschen Diskutieren (als Deckmantel einer Scheindemokratie) ohne Konsequenzen in der Sache ?

klaus,, ich persönlich kenne keinen Bürger, kenne keinen Bekannten oder gar Verwandten der während der DDR-Zeit (an die SBZ kann ich mich kaum noch erinnern) im Knast gesessen hätte wegen Nennung von Verbrechen von Sowjetsoldaten die er selber erlebt hätte.

Ich kenne sehr gut die Erzählungen die Berichte darüber das Jemand jemanden kennt der soll deshalb sitzen oder gesessen haben usw,,ich kannte nur zwei Bauern die wegen Schwarzverkäufen und Unterschlagung einsitzen mussten.(aber das gabs im Ersten Weltkrieg, gabs während der Hitlerzeit und eben danach auch das der Staat ahndete wenn verbotener Schwarzhandel entdeckt wurde.

mal ehrlich,,und mal abgesehen davon das es mit Sicherheit ne Unmenge solcher Gewaltvergehen gab, aber die Summe der Berichte darüber wird ein Vielfaches davon hergeben.

Ein Verbrechen in einem Dorf mit 1000 Einwohnern, wird mindestens tausendmal erzählt und weiterverbreitet,,,,es hat dann im gemeinschaftlichen Gedächtnis schon zigmal stattgefunden,,,zum Schluss behauptet jeder Dritte es aus sicherer Quelle zu wissen oder gar selbts erlebt zu haben.

Naja und die Politoffiziere erinnerten sich an ein positives Ereignis die Medien greifen das auf, in den Schulbüchern tauchte es ebenfalls auf (Soja Kosmodemjanskaja),,
und das hat dann ebenfalls zigmal stattgefunden,,wir wissen doch wie so was läuft.


hugo






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