Diskussion historischer Ereignisse Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?
RE: Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?
Lieber Leutnant, wer hat eigentlich den ganzen Schlamassel angefangen?
Die Amerikaner waren es sicher nicht.
Mazel tov
Hubert
Es hätte heute Gültigkeit, was viele Menschen nach dem Krieg von sich gaben: Habe ich nicht gewusst...
Stell Dir mal für einen Zeitraum, der Dir möglich ist, so etwas zu denken vor, der Krieg hätte mit einem Sieg des damaligen Deutschlands und seiner Verbündeten geendet.
Versuche anschließend zu ahnen, welches „Narrativ“ heute bei uns hier im ST – was sag’ ich – in Deutschland Gültigkeit hätte.
Und eine neue Generation - unsere - würde keine Stolpersteine verlegen, wäre sich keiner Schuld bewusst, da dann richtig wäre, was wir heute als falsch erkannt haben.
Es gäbe auch dann einige tapfere Menschen, die, wie damals, im Untergrund gegen die Willkür opponierten, aber ob es alle die sind, die heute auf der "richtigen Seite" stehen? Viele Mitläufer und Politikverweigerer würde ich als wahrscheinlicher annehmen.
Ich nehme an, das hat Bias gemeint. Wenn nicht, kann er mich korrigieren.
Nun, es war auch nicht nur ein "Schlamassel".
Karl
Ja, in meiner Stadt gibt es viele Stolpersteine und Gedenktafeln an Häuserwänden.
Schon seit Jahren und ich glaube, es werden noch einige hinzukommen.
Anfangs hatte ich zu diesem Vorhaben der Stadt ein merkwürdiges Gefühl und war
in meiner Ansicht darüber etwas gespalten. Auch jetzt, wenn ich wieder auf dem Gehweg diese Stolpersteine sehe, überkommt mich ein ungutes Gefühl, so als wäre ich mitschuldig gewesen an diesen schrecklichen Morden von Menschen, die niemanden etwas zu Leide brachten, nur etwas anders waren und lebten, dabei aber niemanden beeinträchtigten. Vielleicht war es auch genau das, was störte.... das Anders-sein und das so selbstverständlich leben. Ich weiß es nicht.
Ich gebe zu, ich bin immer froh, wenn ich diese Straßen mit den Stolpersteinen verlassen kann, denn sie lassen furchtbare Bilder in mir aufsteigen und es gruselt mich extrem. Ich muss dann verdrängen, was ich über diese Zeit des Holocaust alles gesehen habe in Bildern und Medien usw. und persönlichen Erzählungen.
Das heißt nicht, dass ich das Geschehen leugne, sondern ich verdränge, weil ich nicht anders mit umgehen kann mit so einer furchtbaren Tat. Was da passierte finde ich noch schlimmer als ein Krieg - weil man es auch nicht damit vergleichen kann. Abartig ist beides. Überall wo Menschen durch andere Menschen leiden müssen ist ein Verbrechen. Im Großen wie im Kleinen.
Auch in Familien. Ich möchte da gar nicht erst anfangen, ihr wisst, wie und was ich meine.
Das ist mal so als erstes mein Beitrag zum Thema Stolpersteine.
Dass sie an schlimme Vergangenheit erinnern, darüber gibt es keinen Zweifel, wenn Menschen so fühlen wie ich. Obwohl ich in der Zeit damals noch nicht mal geplant war, mal zu existieren, berührt es mich immer wieder wie neu. Dieses Gefühl hatte ich lange nicht annehmen können, das Gefühl, ich bin mit schuldig..... ja, dagegen hatte ich mich gewehrt.... Obwohl ich weiß, mich trifft keine Schuld, da muss ich selbst immer wieder gegensteuern, mich nicht mitschuldig zu fühlen. Gar nicht so leicht.
Ich bin ein wenig persönlich geworden, aber ich denke, das ist man auch dem Thema schuldig.
Lorena
@Lorena,
wir als Nachgeborene sind nicht schuldig für die Vergangenheit, aber verantwortlich in Gegenwart und Zukunft.
Verantwortung setzt Wissen voraus. Die Erinnerung ist notwendig, um die Mechanismen zu erkennen, die es zu verhindern gilt.
Karl
@Lorena,
wir als Nachgeborene sind nicht schuldig für die Vergangenheit, aber verantwortlich in Gegenwart und Zukunft.
Verantwortung setzt Wissen voraus. Die Erinnerung ist notwendig, um die Mechanismen zu erkennen, die es zu verhindern gilt.
Karl
Ich weiß das @Karl
aber Schuldgefühle können sehr hartnäckig sein.....
Der Kopf weiß es ja.....
Gruß Lorena
RE: Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Nun, es war auch nicht nur ein "Schlamassel".Allerdings, "Schlamassel" klingt doch eher humorvoll und verharmlosend.
Karl
Und nein; @Jeweller, die Amis waren das nicht!
RE: Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Schuldgefühle befallen mich nicht bei der Betrachtung von Stolpersteinen.@Lorena,
wir als Nachgeborene sind nicht schuldig für die Vergangenheit, aber verantwortlich in Gegenwart und Zukunft.
Verantwortung setzt Wissen voraus. Die Erinnerung ist notwendig, um die Mechanismen zu erkennen, die es zu verhindern gilt.
Karl
Ich weiß das @Karl
aber Schuldgefühle können sehr hartnäckig sein.....
Der Kopf weiß es ja.....
Gruß Lorena
Da ist der Verstand vor: ich habe das "Alibi" der späten Geburt.
Was mich da eher beunruhigt ist die Überlegung ob ich tatsächlich gegen den Strom des Zeitgeistes geschwommen wäre, mit allen Konsequenzen, und oft auch die Einsicht, dass auch ich ein schwacher Mensch und keine geborene Heldin bin.
Schuldgefühle befallen mich nicht bei der Betrachtung von Stolpersteinen.@Lorena,
wir als Nachgeborene sind nicht schuldig für die Vergangenheit, aber verantwortlich in Gegenwart und Zukunft.
Verantwortung setzt Wissen voraus. Die Erinnerung ist notwendig, um die Mechanismen zu erkennen, die es zu verhindern gilt.
Karl
Ich weiß das @Karl
aber Schuldgefühle können sehr hartnäckig sein.....
Der Kopf weiß es ja.....
Gruß Lorena
Da ist der Verstand vor: ich habe das "Alibi" der späten Geburt.
Was mich da eher beunruhigt ist die Überlegung ob ich tatsächlich gegen den Strom des Zeitgeistes geschwommen wäre, mit allen Konsequenzen, und oft auch die Einsicht, dass auch ich ein schwacher Mensch und keine geborene Heldin bin.
Liebe @Enya
exakt, diese Gedanken kommen bei mir noch mit dazu.
Und seit ich mich damit auseinander gesetzt habe, weiß ich, man darf über das Verhalten anderer Menschen in extremen Situationen nicht vorschnell urteilen. Wir sind Menschen, die bei Angst anders reagieren als nur theoretisch wir hier jetzt.
Vielleicht ist genau das auch der Grund, weshalb viele Väter und Mütter früher über diese Ereignisse nicht sprechen wollten oder gar konnten. Da war jeder mit sich selbst allein.
Meine Vorfahren waren mit den Kriegsereignissen danach noch so beschäftigt und teilweise traumatisiert, dass man das Thema gar nicht berühren durfte. Meine Eltern waren ausgebombt
und hatten ganz andere Sorgen. Es brauchte 6 Jahre bis sie eine Wohnung bekamen. Bis dahin wohnte jeder bei jemand anders. Damals war das aber mit Wohngemeinschaften nicht so üblich.
Sie mussten nehmen, wer sie aufnahm und das auf Jahre. Nicht immer ging das gut. Aber ein anderes Thema, ich lasse es mal gut sein.
Lorena
Ach Syka - alles eine Frage der mit einer Interpretation verfolgten Absicht, wie unsereiner unschwer erkennt.Es hätte heute Gültigkeit, was viele Menschen nach dem Krieg von sich gaben: Habe ich nicht gewusst...
Stell Dir mal für einen Zeitraum, der Dir möglich ist, so etwas zu denken vor, der Krieg hätte mit einem Sieg des damaligen Deutschlands und seiner Verbündeten geendet.
Versuche anschließend zu ahnen, welches „Narrativ“ heute bei uns hier im ST – was sag’ ich – in Deutschland Gültigkeit hätte.
Und eine neue Generation - unsere - würde keine Stolpersteine verlegen, wäre sich keiner Schuld bewusst, da dann richtig wäre, was wir heute als falsch erkannt haben.
Es gäbe auch dann einige tapfere Menschen, die, wie damals, im Untergrund gegen die Willkür opponierten, aber ob es alle die sind, die heute auf der "richtigen Seite" stehen? Viele Mitläufer und Politikverweigerer würde ich als wahrscheinlicher annehmen.
Ich nehme an, das hat Bias gemeint. Wenn nicht, kann er mich korrigieren.
Was Dir möglich war zu verstehen, sollte es eigentlich für jedermann gewesen sein.
Das Geschriebene hat ein hohes Maß an Evidenz und bedarf so gesehen keiner großen Ausführungen.
Man merkt die Absicht und ist verstimmt.
Danke jedoch, dass Du darauf hinweist.
Mir ist das so nicht möglich gewesen.
Wäre es von den Interpreten doch sehr wahrscheinlich umgehend als Versuch einer Rechtfertigung „erkannt“ worden.🙏
Komm gut in den Feierabend.