Diskussion historischer Ereignisse Ein deutscher 9.11
Es ist und bleibt ein Schicksalstag der Deutschen, der 9. November 1918
Einer von mehreren 9.November die in Deutschland bedeutenden waren, eine andere,die deutsche, Lesart von nine eleven.
Der 9.November 1918 hatte auch eine lange Vorlaufzeit.
Am 28.9.1916 trat der Reichstag zusammen. Der Reichskanzler Bethmann - Hollweg sprach zur Kriegslage. Zwar sei die feindliche Offensive an der Westfront noch nicht abgeschlossen, ein Durchbruch sei jedoch nicht zu erwarten. Friedensvorschläge lehnte der Reichskanzler unter Verweis auf die ablehnende Haltung der Gegner ausdrücklich ab.
In einem Interview am 28.9.1916 mit dem britischen Korrespondenten der "United Press of America" hatte der britische Kriegsminister David Lloyd George den Willen Großbritanniens zur Fortsetzung des Krieges gegen Deutschland betont. Der Kampf werde bis zur Niederschmetterung (wörtlich: "knockout") des Kaiserreiches geführt.
Nun war das nächste Ziel ein Verständigungsfrieden. Falkenhayn, der Chef des Generalstabes wird am 9.8.16 durch die erfolgreichen Hindenburg und Ludendorff abgelöst. Aber auch die kamen vor Verdun nicht weiter.
Nur zwei Tage später forderte Ludendorff im Namen der OHL die umgehende Mobilisierung aller in der Heimat noch ausschöpfbaren Reserven an Menschen und Material für die Kriegsführung. Mit der als ”Hindenburg-Programm” bezeichneten Mobilmachung zum ”totalen Krieg”, die auch den uneingeschränkten U - Boot Krieg beinhaltete, begann die OHL, sich zu einer förmlichen Militärdiktatur zu entwickeln.
Der uneingeschränkte U - Boot Krieg war auf Betreiben der USA im Mai 1915 eingestellt worden. Und auch jetzt blieb es erstmal dabei.
Analog dazu begann die Suche nach den Sündenböcken
Am 11. Oktober 1916 ordnete der Kriegsminister die sogenannte "Judenzählung" im Militär an.
Die Ergebnisse der Erhebungen wurden bis Kriegsende geheim gehalten. Doch spätere Auswertungen bestätigten nur, was auch die Erhebungen des jüdischen Büros für Statistik ermittelt hatten: Juden hatten sich ihrem Anteil an der Bevölkerung gemäß an der Front eingesetzt, waren ihrem Anteil gemäß mit Tapferkeitsmedaillen ausgezeichnet worden, waren ihrem Anteil gemäß gefallen, und bei den Freiwilligen lag ihr Einsatz prozentual gesehen sogar über dem Gesamtdurchschnitt. Doch diese Zahlen konnten die Bruchlinie, die sich mit dem Erlass vom 11. Oktober 1916 aufgetan hatte, nicht mehr kitten. Mit der Judenzählung war der Antisemitismus staatlich legitimiert worden.
Dann kam der Hungerwinter 16/17
Der Zusammenbruch in der Lebensmittelversorgung erreichte im Winter 1916/1917 einen Höhepunkt. In Deutschland herrschte Hunger. Nur Steckrüben gab es noch reichlich.
Brot musste mit einem Zusatz von 20% Kartoffelmehl gebacken werden.
Auf Anordnung der Reichseierstelle durfte bis auf weiteres jeder Verbraucher innerhalb von drei Wochen nur zwei Eier erhalten
Am 12.12.1916 sandte der Kaiser einen Friedensvorschlag an die Entente Mächte
In ihrer Antwort auf das Friedensangebot der Mittelmächte vom 12. Dezember lehnen die Entente-Staaten die Einleitung von Friedensverhandlungen ab. Ein Friede sei nicht möglich ohne Gewähr für die Wiederherstellung der verletzten Rechte der Völker und ohne eine Garantie für die Sicherheit der Existenz aller Staaten in der Zukunft.
Das Jahr 1917 verstärkt auf beiden Seiten die Auszehrung. Auf Betreiben der OHL wird der
uneingeschränkte U - Boot Krieg im Februar wieder aufgenommen. Die USA treten am 6.April in den Krieg ein.
Im Juli erringen die Mittelmächte Erfolge an der Ostfront und Ende Oktober konnten die Mittelmächte am oberen Isonzo den Durchbruch zur Piave erzwingen, wo sie auf englische und französische Hilfstruppen stießen. Rund 275.000 Italiener gerieten in Gefangenschaft. Massendesertionen offenbarten die Kriegsmüdigkeit des italienischen Heeres. Auf bei den französischen Truppen kam es zu Desertionen.
Stark muss die Desertionsneigung in der in der britischen Armee gewesen sein in der Statistik ist von 269 Todesurteilen die Rede, hingegen sind auf der deutschen Seite nur 17 Todesurteile bekannt.
Durch den Waffenstillstand mit Russland im Dezember 1917 und den Friedensschluss von Brest-Litowsk keimte nun noch einmal Hoffnung auf. Aber dann schlug die große März Offensive 1918 fehl und im August begann eine allierte Offensive.
Im September 1918 versuchte Ludendorff die Schuld bereits auf die Zivilisten und das Parlament abzuwälzen um die Nachwelt zu täuschen.
Ludendorff hielt am 1.10.1918 eine Rede vor Offizieren der OHL wo er sehr deutlich wurde:
"Ich habe aber S. M. gebeten, jetzt auch diejenigen Kreise an die Regierung zu bringen, denen wir es in der Hauptsache zu danken haben, dass wir so weit gekommen sind. Wir werden also diese Herren jetzt in die Ministerien einziehen sehen. Die sollen nun den Frieden schließen, der jetzt geschlossen werden muss. Sie sollen die Suppe jetzt essen, die sie uns eingebrockt haben."
Allerdings hatte es die OHL immer unterlassen die Parlamentarier über die Ereignisse an der Front zu informieren.
Jetzt kommen wir zu den entscheidenden Tagen vor dem 9.11.
In Wilhelmshaven wird dem Chef der Hochseeflotte, Admiral Franz Ritter von Hipper, durch Kapitän zur See Magnus von Levetzow der Befehl zur Einleitung des Endkampfes der deutschen Hochseeflotte überbracht. Die Flotte sei durch das Ende des U-Boot-Krieges wieder frei in ihrer operativen Verwendung. Das Unternehmen soll am 29. Oktober beginnen.
Sofort begannen in Wilhelmshaven Meutereien der Besatzungen,ein Teil der Truppe wurde nach Kiel verlegt und man wollte die Aufrührer bestrafen. Dazu kam es aber nicht mehr, innerhalb weniger Tage begann die Novemberrevolution, es wurde Arbeiter und Soldatenräte gegründet.
Am 7. November verhandelten deutsche Politiker der Regierung Max von Baden ( u.a. Matthias Erzberger ) im Wald von Compiegne über den Waffenstillstand. Der miltärischen Führung wird das Fernbleiben gestattet. Ein schwerer Fehler.
Am 9. November erreichte die Revolution Berlin.
Um 8 Uhr beginnt in Berlin und vielen anderen Großstädten der Generalstreik.
Kaisertreue Soldaten treffen in Berlin ein, die Bildung von Arbeiterräten wird verboten. Die Demostrationszüge ziehen zu den Kasernen um die Soldaten zur Verbrüderung aufzurufen.
Ein Offizier erschiesst drei Demonstranten
Um 13 Uhr ergeht ein Befehl der Kommandantur : Truppen haben nicht von der Schusswaffe Gebrauch zu machen,auch nicht zu der Verteidigung von Gebäuden. Die demonstrierenden Arbeiter haben inzwischen u. a. das Reichsmarineamt in der Kaiserin-Augusta-Allee und auch die Kommandantur am Platz vor dem Zeughaus besetzt. Sie entwaffnen Offiziere, entfernen die kaiserlichen Kokarden und Schulterstücke, bilden Soldatenräte.
So auch im Kriegsministerium an der Ecke Leipziger/ Wilhelmstraße. Der hier gebildete Soldatenrat besteht aus Sozialdemokraten und bürgerlichen Demokraten mit schwarzrotgoldener Armbinde.
Zu den Soldaten des Alexander-Garde Grenadierregiments, zu den 4. Jägern und anderen Truppenteilen spricht Otto Wels vom SPD-Vorstand, er läßt Soldatenräte wählen.
Um 12 Uhr stürmen Arbeiter und Soldaten das Gefängnis Moabit und die Strafanstalt Tegel, es werden über 200 politische Gefangene befreit, unter ihnen der Spartakusfunktionär Leo Jogiches. 650 Häftlinge kommen aus dem »Militärgewahrsam« frei. Geöffnet werden auch die Kasematten
13 Uhr Revolutionäre dringen in die letzte »Zwingburg« des alten Regimes, das Polizeipräsidium am Alexanderplatz, ein. Es werden Hunderte politische Gefangene befreit. Emil Eichhorn (USPD) übernimmt die Leitung des Polizeipräsidiums. Am frühen Nachmittag ist die ganze Innenstadt mit Regierungsviertel, dem Gelände um den Reichstag und das Schloß von Demonstranten, Soldaten und vereinzelt von Matrosen besetzt. Vom Reichstag, dem Brandenburger Tor und dem Roten Rathaus wehen rote Fahnen. In seiner 4. und 5. Extraausgabe ruft der »Vorwärts« die Soldaten auf, in die Kasernen zurückzukehren.
14 Uhr
Philipp Scheidemann spricht von der Balustrade eines Fensters im Reichstag zu den Versammelten: Das deutsche Volk hat auf der ganzen Linie gesiegt. Das alte Morsche ist zusammengebrochen; der Militarismus ist erledigt! Die Hohenzollern haben abgedankt! Es lebe die deutsche Republik! Ebert ist Reichskanzler, der neuen Regierung werden alle sozialistischen Parteien angehören. Ruhe, Ordnung und Sicherheit sind nötig.
Dem Kriegsminister wird ein sozialdemokratischer Beigeordneter beigegeben, der alle Verordnungen gegenzeichnen wird. Und nochmals: Es lebe die deutsche Republik! (Scheidemann schreibt später in seinen Memoiren. Ebert sei vor Zorn dunkelrot im Gesicht geworden: Ist es wahr? ... Du hast kein Recht, die Republik auszurufen! Was aus Deutschland wird, das entscheidet eine Konstituante.) Kurz nach 14 Uhr läßt Wilhelm II. mitteilen, er danke als Kaiser, nicht als König von Preußen ab.
15 Uhr
Reichskanzler Ebert ruft die Behörden und Beamten auf, ihre hilfreiche Hand zu bieten, um das deutsche Volk vor Bürgerkrieg und Hungersnot zu bewahren und seine berechtigten Forderungen auf Selbstbestimmung durchzusetzen.
16 Uhr Karl Liebknecht erscheint am Schloß, das von Soldaten, Arbeitern und Matrosen besetzt ist. Von einem Kraftwagen aus erklärt er den Demonstranten: Der Tag der Revolution ist gekommen. Wir haben den Frieden erzwungen. Der Friede ist in diesem Augenblick geschlossen. Das Alte ist nicht mehr. Die Herrschaft der Hohenzollern, die in diesem Schloß jahrhundertelang gewohnt haben, ist vorüber
In dieser Stunde proklamieren wir die freie sozialistische Republik Deutschland. Dann spricht Liebknecht vom Balkon über dem Portal IV des Schlosses und fordert die Versammelten zum Schwur auf die freie sozialistische Republik und die Weltrevolution auf. Viele Hände erheben sich, und am Mast der Kaiserstandarte wird die rote Fahne gehißt.
Später Nachmittag Revolutionäre Arbeiter und Soldaten besetzen das Zeitungsviertel. Der Spartakist Hermann Duncker dringt mit einer Soldatengruppe in die Redaktion des Berliner Lokal-Anzeigers (Scherl-Verlag) ein und erreicht, daß die 1. Abendausgabe des Blattes eine Beilage mit den Forderungen der Spartakusgruppe erhält. Die 2. Abendausgabe erscheint als »Die Rote Fahne. Ehemaliger Berliner Lokal-Anzeiger«. Die Überschrift lautet: Berlin unter der Roten Fahne. Besetzt sind die Redaktionen weiterer bürgerlicher Zeitungen, das WTB sowie das Haupttelegraphenamt in der Jägerstraße. Die Nachrichten des WTB werden unter Vorzensur gestellt.
Früher Abend. Im Reichstag, im Fraktionszimmer der USPD, beraten Mitglieder des Vollzugsausschusses des Arbeiter- und Soldatenrates (u. a. Karl Liebknecht und Wilhelm Pieck) mit Führern der revolutionären Obleute (u. a. Richard Müller und Emil Barth)
Der Kaiser flüchtete nach Holland ins Exil
Es war also ein aufregender Tag es wäre vielleicht sogar ein Tag gewesen der es wert gewesen wäre als Gedenktag gefeiert oder wenigstens in Erinnerung zu bleiben.
Aber in meiner Jugend war es ein Tag der Schmach, es gab das Wort von den Novemberverbrechern und die Dolchstoßlegende nahm Gestalt an. Es hat auch im Nachkriegs Deutschland lange gedauert bis man ehrlich über diesen Tag berichtet hat. In den 50er Jahren waren noch Historiker der Meinung die Angst vor einer Rätediktatur hätte die SPD an die Seite der alten Machthaber gezwungen.
( Eschenburg )
Neuere Historiker kommen zu anderen Ergebnissen. (Kluge u.a.)
Ich weiß es ist wieder sehr lang geworden aber da ja sowieso nur wenige hier lesen werden wird es die wenige ,hoffe ich, nicht stören. Vielen Dank für das Verständnis. Und Grüße aus Hamburg von Gambler. Quellen : Möller - Schildt - Mommsen - Haffner - Zeitungen und Unterlagen meines Großvaters.
Einer von mehreren 9.November die in Deutschland bedeutenden waren, eine andere,die deutsche, Lesart von nine eleven.
Der 9.November 1918 hatte auch eine lange Vorlaufzeit.
Am 28.9.1916 trat der Reichstag zusammen. Der Reichskanzler Bethmann - Hollweg sprach zur Kriegslage. Zwar sei die feindliche Offensive an der Westfront noch nicht abgeschlossen, ein Durchbruch sei jedoch nicht zu erwarten. Friedensvorschläge lehnte der Reichskanzler unter Verweis auf die ablehnende Haltung der Gegner ausdrücklich ab.
In einem Interview am 28.9.1916 mit dem britischen Korrespondenten der "United Press of America" hatte der britische Kriegsminister David Lloyd George den Willen Großbritanniens zur Fortsetzung des Krieges gegen Deutschland betont. Der Kampf werde bis zur Niederschmetterung (wörtlich: "knockout") des Kaiserreiches geführt.
Nun war das nächste Ziel ein Verständigungsfrieden. Falkenhayn, der Chef des Generalstabes wird am 9.8.16 durch die erfolgreichen Hindenburg und Ludendorff abgelöst. Aber auch die kamen vor Verdun nicht weiter.
Nur zwei Tage später forderte Ludendorff im Namen der OHL die umgehende Mobilisierung aller in der Heimat noch ausschöpfbaren Reserven an Menschen und Material für die Kriegsführung. Mit der als ”Hindenburg-Programm” bezeichneten Mobilmachung zum ”totalen Krieg”, die auch den uneingeschränkten U - Boot Krieg beinhaltete, begann die OHL, sich zu einer förmlichen Militärdiktatur zu entwickeln.
Der uneingeschränkte U - Boot Krieg war auf Betreiben der USA im Mai 1915 eingestellt worden. Und auch jetzt blieb es erstmal dabei.
Analog dazu begann die Suche nach den Sündenböcken
Am 11. Oktober 1916 ordnete der Kriegsminister die sogenannte "Judenzählung" im Militär an.
Die Ergebnisse der Erhebungen wurden bis Kriegsende geheim gehalten. Doch spätere Auswertungen bestätigten nur, was auch die Erhebungen des jüdischen Büros für Statistik ermittelt hatten: Juden hatten sich ihrem Anteil an der Bevölkerung gemäß an der Front eingesetzt, waren ihrem Anteil gemäß mit Tapferkeitsmedaillen ausgezeichnet worden, waren ihrem Anteil gemäß gefallen, und bei den Freiwilligen lag ihr Einsatz prozentual gesehen sogar über dem Gesamtdurchschnitt. Doch diese Zahlen konnten die Bruchlinie, die sich mit dem Erlass vom 11. Oktober 1916 aufgetan hatte, nicht mehr kitten. Mit der Judenzählung war der Antisemitismus staatlich legitimiert worden.
Dann kam der Hungerwinter 16/17
Der Zusammenbruch in der Lebensmittelversorgung erreichte im Winter 1916/1917 einen Höhepunkt. In Deutschland herrschte Hunger. Nur Steckrüben gab es noch reichlich.
Brot musste mit einem Zusatz von 20% Kartoffelmehl gebacken werden.
Auf Anordnung der Reichseierstelle durfte bis auf weiteres jeder Verbraucher innerhalb von drei Wochen nur zwei Eier erhalten
Am 12.12.1916 sandte der Kaiser einen Friedensvorschlag an die Entente Mächte
In ihrer Antwort auf das Friedensangebot der Mittelmächte vom 12. Dezember lehnen die Entente-Staaten die Einleitung von Friedensverhandlungen ab. Ein Friede sei nicht möglich ohne Gewähr für die Wiederherstellung der verletzten Rechte der Völker und ohne eine Garantie für die Sicherheit der Existenz aller Staaten in der Zukunft.
Das Jahr 1917 verstärkt auf beiden Seiten die Auszehrung. Auf Betreiben der OHL wird der
uneingeschränkte U - Boot Krieg im Februar wieder aufgenommen. Die USA treten am 6.April in den Krieg ein.
Im Juli erringen die Mittelmächte Erfolge an der Ostfront und Ende Oktober konnten die Mittelmächte am oberen Isonzo den Durchbruch zur Piave erzwingen, wo sie auf englische und französische Hilfstruppen stießen. Rund 275.000 Italiener gerieten in Gefangenschaft. Massendesertionen offenbarten die Kriegsmüdigkeit des italienischen Heeres. Auf bei den französischen Truppen kam es zu Desertionen.
Stark muss die Desertionsneigung in der in der britischen Armee gewesen sein in der Statistik ist von 269 Todesurteilen die Rede, hingegen sind auf der deutschen Seite nur 17 Todesurteile bekannt.
Durch den Waffenstillstand mit Russland im Dezember 1917 und den Friedensschluss von Brest-Litowsk keimte nun noch einmal Hoffnung auf. Aber dann schlug die große März Offensive 1918 fehl und im August begann eine allierte Offensive.
Im September 1918 versuchte Ludendorff die Schuld bereits auf die Zivilisten und das Parlament abzuwälzen um die Nachwelt zu täuschen.
Ludendorff hielt am 1.10.1918 eine Rede vor Offizieren der OHL wo er sehr deutlich wurde:
"Ich habe aber S. M. gebeten, jetzt auch diejenigen Kreise an die Regierung zu bringen, denen wir es in der Hauptsache zu danken haben, dass wir so weit gekommen sind. Wir werden also diese Herren jetzt in die Ministerien einziehen sehen. Die sollen nun den Frieden schließen, der jetzt geschlossen werden muss. Sie sollen die Suppe jetzt essen, die sie uns eingebrockt haben."
Allerdings hatte es die OHL immer unterlassen die Parlamentarier über die Ereignisse an der Front zu informieren.
Jetzt kommen wir zu den entscheidenden Tagen vor dem 9.11.
In Wilhelmshaven wird dem Chef der Hochseeflotte, Admiral Franz Ritter von Hipper, durch Kapitän zur See Magnus von Levetzow der Befehl zur Einleitung des Endkampfes der deutschen Hochseeflotte überbracht. Die Flotte sei durch das Ende des U-Boot-Krieges wieder frei in ihrer operativen Verwendung. Das Unternehmen soll am 29. Oktober beginnen.
Sofort begannen in Wilhelmshaven Meutereien der Besatzungen,ein Teil der Truppe wurde nach Kiel verlegt und man wollte die Aufrührer bestrafen. Dazu kam es aber nicht mehr, innerhalb weniger Tage begann die Novemberrevolution, es wurde Arbeiter und Soldatenräte gegründet.
Am 7. November verhandelten deutsche Politiker der Regierung Max von Baden ( u.a. Matthias Erzberger ) im Wald von Compiegne über den Waffenstillstand. Der miltärischen Führung wird das Fernbleiben gestattet. Ein schwerer Fehler.
Am 9. November erreichte die Revolution Berlin.
Um 8 Uhr beginnt in Berlin und vielen anderen Großstädten der Generalstreik.
Kaisertreue Soldaten treffen in Berlin ein, die Bildung von Arbeiterräten wird verboten. Die Demostrationszüge ziehen zu den Kasernen um die Soldaten zur Verbrüderung aufzurufen.
Ein Offizier erschiesst drei Demonstranten
Um 13 Uhr ergeht ein Befehl der Kommandantur : Truppen haben nicht von der Schusswaffe Gebrauch zu machen,auch nicht zu der Verteidigung von Gebäuden. Die demonstrierenden Arbeiter haben inzwischen u. a. das Reichsmarineamt in der Kaiserin-Augusta-Allee und auch die Kommandantur am Platz vor dem Zeughaus besetzt. Sie entwaffnen Offiziere, entfernen die kaiserlichen Kokarden und Schulterstücke, bilden Soldatenräte.
So auch im Kriegsministerium an der Ecke Leipziger/ Wilhelmstraße. Der hier gebildete Soldatenrat besteht aus Sozialdemokraten und bürgerlichen Demokraten mit schwarzrotgoldener Armbinde.
Zu den Soldaten des Alexander-Garde Grenadierregiments, zu den 4. Jägern und anderen Truppenteilen spricht Otto Wels vom SPD-Vorstand, er läßt Soldatenräte wählen.
Um 12 Uhr stürmen Arbeiter und Soldaten das Gefängnis Moabit und die Strafanstalt Tegel, es werden über 200 politische Gefangene befreit, unter ihnen der Spartakusfunktionär Leo Jogiches. 650 Häftlinge kommen aus dem »Militärgewahrsam« frei. Geöffnet werden auch die Kasematten
13 Uhr Revolutionäre dringen in die letzte »Zwingburg« des alten Regimes, das Polizeipräsidium am Alexanderplatz, ein. Es werden Hunderte politische Gefangene befreit. Emil Eichhorn (USPD) übernimmt die Leitung des Polizeipräsidiums. Am frühen Nachmittag ist die ganze Innenstadt mit Regierungsviertel, dem Gelände um den Reichstag und das Schloß von Demonstranten, Soldaten und vereinzelt von Matrosen besetzt. Vom Reichstag, dem Brandenburger Tor und dem Roten Rathaus wehen rote Fahnen. In seiner 4. und 5. Extraausgabe ruft der »Vorwärts« die Soldaten auf, in die Kasernen zurückzukehren.
14 Uhr
Philipp Scheidemann spricht von der Balustrade eines Fensters im Reichstag zu den Versammelten: Das deutsche Volk hat auf der ganzen Linie gesiegt. Das alte Morsche ist zusammengebrochen; der Militarismus ist erledigt! Die Hohenzollern haben abgedankt! Es lebe die deutsche Republik! Ebert ist Reichskanzler, der neuen Regierung werden alle sozialistischen Parteien angehören. Ruhe, Ordnung und Sicherheit sind nötig.
Dem Kriegsminister wird ein sozialdemokratischer Beigeordneter beigegeben, der alle Verordnungen gegenzeichnen wird. Und nochmals: Es lebe die deutsche Republik! (Scheidemann schreibt später in seinen Memoiren. Ebert sei vor Zorn dunkelrot im Gesicht geworden: Ist es wahr? ... Du hast kein Recht, die Republik auszurufen! Was aus Deutschland wird, das entscheidet eine Konstituante.) Kurz nach 14 Uhr läßt Wilhelm II. mitteilen, er danke als Kaiser, nicht als König von Preußen ab.
15 Uhr
Reichskanzler Ebert ruft die Behörden und Beamten auf, ihre hilfreiche Hand zu bieten, um das deutsche Volk vor Bürgerkrieg und Hungersnot zu bewahren und seine berechtigten Forderungen auf Selbstbestimmung durchzusetzen.
16 Uhr Karl Liebknecht erscheint am Schloß, das von Soldaten, Arbeitern und Matrosen besetzt ist. Von einem Kraftwagen aus erklärt er den Demonstranten: Der Tag der Revolution ist gekommen. Wir haben den Frieden erzwungen. Der Friede ist in diesem Augenblick geschlossen. Das Alte ist nicht mehr. Die Herrschaft der Hohenzollern, die in diesem Schloß jahrhundertelang gewohnt haben, ist vorüber
In dieser Stunde proklamieren wir die freie sozialistische Republik Deutschland. Dann spricht Liebknecht vom Balkon über dem Portal IV des Schlosses und fordert die Versammelten zum Schwur auf die freie sozialistische Republik und die Weltrevolution auf. Viele Hände erheben sich, und am Mast der Kaiserstandarte wird die rote Fahne gehißt.
Später Nachmittag Revolutionäre Arbeiter und Soldaten besetzen das Zeitungsviertel. Der Spartakist Hermann Duncker dringt mit einer Soldatengruppe in die Redaktion des Berliner Lokal-Anzeigers (Scherl-Verlag) ein und erreicht, daß die 1. Abendausgabe des Blattes eine Beilage mit den Forderungen der Spartakusgruppe erhält. Die 2. Abendausgabe erscheint als »Die Rote Fahne. Ehemaliger Berliner Lokal-Anzeiger«. Die Überschrift lautet: Berlin unter der Roten Fahne. Besetzt sind die Redaktionen weiterer bürgerlicher Zeitungen, das WTB sowie das Haupttelegraphenamt in der Jägerstraße. Die Nachrichten des WTB werden unter Vorzensur gestellt.
Früher Abend. Im Reichstag, im Fraktionszimmer der USPD, beraten Mitglieder des Vollzugsausschusses des Arbeiter- und Soldatenrates (u. a. Karl Liebknecht und Wilhelm Pieck) mit Führern der revolutionären Obleute (u. a. Richard Müller und Emil Barth)
Der Kaiser flüchtete nach Holland ins Exil
Es war also ein aufregender Tag es wäre vielleicht sogar ein Tag gewesen der es wert gewesen wäre als Gedenktag gefeiert oder wenigstens in Erinnerung zu bleiben.
Aber in meiner Jugend war es ein Tag der Schmach, es gab das Wort von den Novemberverbrechern und die Dolchstoßlegende nahm Gestalt an. Es hat auch im Nachkriegs Deutschland lange gedauert bis man ehrlich über diesen Tag berichtet hat. In den 50er Jahren waren noch Historiker der Meinung die Angst vor einer Rätediktatur hätte die SPD an die Seite der alten Machthaber gezwungen.
( Eschenburg )
Neuere Historiker kommen zu anderen Ergebnissen. (Kluge u.a.)
Ich weiß es ist wieder sehr lang geworden aber da ja sowieso nur wenige hier lesen werden wird es die wenige ,hoffe ich, nicht stören. Vielen Dank für das Verständnis. Und Grüße aus Hamburg von Gambler. Quellen : Möller - Schildt - Mommsen - Haffner - Zeitungen und Unterlagen meines Großvaters.
Ich persönlich danke dir sehr!
Heute morgen dachte ich über das heutige Datum nach.., mir fiel der 09.11.38 ein: Reichspogromnacht.
Dies und dein ausführliches Schreiben veranlasst mich, jetzt nachzulesen..
Bis bald, Marianne
Heute morgen dachte ich über das heutige Datum nach.., mir fiel der 09.11.38 ein: Reichspogromnacht.
Dies und dein ausführliches Schreiben veranlasst mich, jetzt nachzulesen..
Bis bald, Marianne
In der Tat, der 09. November ist geschichtsträchtig:
09. Nov. 1918: "Es lebe die Republik" - Ende der Monarchie
09. Nov. 1923: Hitlers dilettantischer Marsch durch die Münchner Innenstadt
09. Nov. 1938: Kristall- oder Reichsprognomnacht
09. Nov. 1989: Mauerfall
Danke für die gute ausführliche Erinnerung
Hafel
09. Nov. 1918: "Es lebe die Republik" - Ende der Monarchie
09. Nov. 1923: Hitlers dilettantischer Marsch durch die Münchner Innenstadt
09. Nov. 1938: Kristall- oder Reichsprognomnacht
09. Nov. 1989: Mauerfall
Danke für die gute ausführliche Erinnerung
Hafel
Ich bedanke mich ebenfalls!
Schade, dass der 9.11. in Deutschland kein Gedenktag ist.
Grenzlandfrau
Schade, dass der 9.11. in Deutschland kein Gedenktag ist.
Grenzlandfrau
Zitat gambler:
Ich weiß es ist wieder sehr lang geworden aber da ja sowieso nur wenige hier lesen werden wird es die wenige ,hoffe ich, nicht stören.
Hallo gambler,
ja, es ist lang geworden, aber sehr interessant. Ich muss gestehen, ich hatte die Ereignisse vom 9.11.1918, über die Du schreibst, nicht mehr im Detail in Erinnerung. Danke für Deine "Geschichtsstunde".
Aber auch der 9.11.1938 ist ein Tag, den wir Deutsche nie vergessen sollten.
Tissi
Ich weiß es ist wieder sehr lang geworden aber da ja sowieso nur wenige hier lesen werden wird es die wenige ,hoffe ich, nicht stören.
Hallo gambler,
ja, es ist lang geworden, aber sehr interessant. Ich muss gestehen, ich hatte die Ereignisse vom 9.11.1918, über die Du schreibst, nicht mehr im Detail in Erinnerung. Danke für Deine "Geschichtsstunde".
Aber auch der 9.11.1938 ist ein Tag, den wir Deutsche nie vergessen sollten.
Tissi
Ich bedanke mich ebenfalls!
Schade, dass der 9.11. in Deutschland kein Gedenktag ist.
Grenzlandfrau
Hallo Grenzlandfrau, es ist zwar kein Gedenktag...
doch ich wurde zu einer heutigen Gedenkfeier geladen.
Ihnen Gambler wieder einmal lieben Dank für die ausführliche Schilderung.
Weiterhin wünsche ich Ihnen noch viel Vergnügen beim Seniorenstudium
Gruß weserstern
Das ist bemerkenswert, Weserstern. Magst du verraten, um welche Gedenkveranstaltung es sich handelt?
Grenzlandfrau
Grenzlandfrau
Gern Grenzlandfrau...
an der Stelle ,wo die alte Synagoge in der Reichsprogromnacht niedergebrannt wurde, gab es viele Jahre nur ein kleines Denkmal mit Hinweis.
Nun ist dort, an dieser Stelle, nach vielen Jahren, eine neue Synagoge errichtet worden.
Ich wurde, obwohl anderer Konfession, zum heutigem Gedenken von der Gemeinde eingeladen...
Gruß w.
an der Stelle ,wo die alte Synagoge in der Reichsprogromnacht niedergebrannt wurde, gab es viele Jahre nur ein kleines Denkmal mit Hinweis.
Nun ist dort, an dieser Stelle, nach vielen Jahren, eine neue Synagoge errichtet worden.
Ich wurde, obwohl anderer Konfession, zum heutigem Gedenken von der Gemeinde eingeladen...
Gruß w.
Danke Gambler, für deine ausführliche Erinnerung.
Die Einweihung der neuen Synagoge in Speyer an diesem denkwürdigen Tag, ist ein deutliches Zeichen, dass jüdisches Leben wieder offiziell in diese Stadt zurückkehrt. Früher soll dies eine der wichtigsten jüdischen Gemeinden in Europa gewesen sein.
Senhora
Die Einweihung der neuen Synagoge in Speyer an diesem denkwürdigen Tag, ist ein deutliches Zeichen, dass jüdisches Leben wieder offiziell in diese Stadt zurückkehrt. Früher soll dies eine der wichtigsten jüdischen Gemeinden in Europa gewesen sein.
Senhora
Re: Ein deutscher 9.11
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ich habe mir erlaubt, 2 Passagen von Gambler nachzuschlagen.
Dabei kam ich auf ein Nachschlage-Werk der jüngeren deutschen Geschichte, das mich sehr beeindruckt, da auch Artikel gibt, die beschreiben, wie es den "normalen" Menschen zu der jeweiligen Zeit ging.
Ich wusste bisher nicht, dass es sowas gibt und freue mich es gefunden zu haben. Es gibt aber auch Ähnliches, aber dieses ist besonders übersichtlich.
Hier Link zur chronikel.de "Zeitreise":
chroniknet.de
GAMBLER
"Ein deutscher 9. November
In einem Interview am 28.9.1916 mit dem britischen Korrespondenten der "United Press of America" hatte der britische Kriegsminister David Lloyd George den Willen Großbritanniens zur Fortsetzung des Krieges gegen Deutschland betont. Der Kampf werde bis zur Niederschmetterung (wörtlich: "knockout") des Kaiserreiches geführt."
Zeitreise, chroniknet.de[/b]
28.9.1916
In einem Interview mit dem britischen Korrespondenten der "United Press of America" betont der britische Kriegsminister David Lloyd George den Willen Großbritanniens zur Fortsetzung des Krieges gegen Deutschland. Der Kampf werde bis zur Niederschmetterung (wörtlich: "knockout") des Kaiserreiches geführt."
GAMBLER
Am 28.9.1916 trat der Reichstag zusammen. Der Reichskanzler Bethmann - Hollweg sprach zur Kriegslage. Zwar sei die feindliche Offensive an der Westfront noch nicht abgeschlossen, ein Durchbruch sei jedoch nicht zu erwarten. Friedensvorschläge lehnte der Reichskanzler unter Verweis auf die ablehnende Haltung der Gegner ausdrücklich ab.
GAMBLER
Zeitreise, chroniknet de:
28.9.1916
Nach der Sommerpause tritt der Reichstag zu einer ersten Sitzung zusammen. In seiner Eröffnungsrede nimmt Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg zur Kriegslage Stellung. Zwar sei die feindliche Offensive an der Westfront noch nicht abgeschlossen, ein Durchbruch sei jedoch nicht zu erwarten. Friedensvorschläge lehnt der Reichskanzler unter Verweis auf die ablehnende Haltung der Gegner ausdrücklich ab.
MargArit
Dabei kam ich auf ein Nachschlage-Werk der jüngeren deutschen Geschichte, das mich sehr beeindruckt, da auch Artikel gibt, die beschreiben, wie es den "normalen" Menschen zu der jeweiligen Zeit ging.
Ich wusste bisher nicht, dass es sowas gibt und freue mich es gefunden zu haben. Es gibt aber auch Ähnliches, aber dieses ist besonders übersichtlich.
Hier Link zur chronikel.de "Zeitreise":
chroniknet.de
GAMBLER
"Ein deutscher 9. November
In einem Interview am 28.9.1916 mit dem britischen Korrespondenten der "United Press of America" hatte der britische Kriegsminister David Lloyd George den Willen Großbritanniens zur Fortsetzung des Krieges gegen Deutschland betont. Der Kampf werde bis zur Niederschmetterung (wörtlich: "knockout") des Kaiserreiches geführt."
Zeitreise, chroniknet.de[/b]
28.9.1916
In einem Interview mit dem britischen Korrespondenten der "United Press of America" betont der britische Kriegsminister David Lloyd George den Willen Großbritanniens zur Fortsetzung des Krieges gegen Deutschland. Der Kampf werde bis zur Niederschmetterung (wörtlich: "knockout") des Kaiserreiches geführt."
GAMBLER
Am 28.9.1916 trat der Reichstag zusammen. Der Reichskanzler Bethmann - Hollweg sprach zur Kriegslage. Zwar sei die feindliche Offensive an der Westfront noch nicht abgeschlossen, ein Durchbruch sei jedoch nicht zu erwarten. Friedensvorschläge lehnte der Reichskanzler unter Verweis auf die ablehnende Haltung der Gegner ausdrücklich ab.
GAMBLER
Zeitreise, chroniknet de:
28.9.1916
Nach der Sommerpause tritt der Reichstag zu einer ersten Sitzung zusammen. In seiner Eröffnungsrede nimmt Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg zur Kriegslage Stellung. Zwar sei die feindliche Offensive an der Westfront noch nicht abgeschlossen, ein Durchbruch sei jedoch nicht zu erwarten. Friedensvorschläge lehnt der Reichskanzler unter Verweis auf die ablehnende Haltung der Gegner ausdrücklich ab.
MargArit