Diskussion historischer Ereignisse Dreivierteldeutscher unter Hitler

uki
uki
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Re: Zurück zur Sache
geschrieben von uki
als Antwort auf dutchweepee vom 04.12.2009, 03:55:54
@Dutchweepee (und allgemein)

Sicher hast du den Bericht von Udo Rühl gelesen. Auch er schreibt, dass die Kenntnis der Verbrechen, die an den Juden begangen wurden, in dem wahren Ausmaß, seiner Familie und ihm nicht bekannt war. Ich nehme an, den meisten Menschen in Deutschland und auch im Ausland war es so nicht bekannt. Natürlich kann gesagt werden, allein das, was jeder hätte wissen müssen, hätte genügen können, um sich dagegen aufzulehnen. Um aber ein Urteil zu fällen, müssten sämtliche Lebensbedingungen der damaligen Zeit berücksichtigt werden.
Um so mehr ist der Mut dieser 700 bekannt gewordenen Fälle anzuerkennen, bei denen Juden von Deutschen geholfen wurde, sich zu verstecken und zu überleben.
Auch bei den Juden hielt sich der Irrglaube, „es wird schon nicht so schlimm werden“ , viel zu lange.
Was ich in der Kürze sagen will; jemandem der die damalige Zeit nicht erlebt oder zumindest sich damit wirklich eingehend beschäftigt hat, fällt es schwer, es ist fast unmöglich, sich dahin zu versetzen.
Ja, alles zusammen ist schon unglaublich schrecklich, was in dieser Zeit geschah. Fast jeder einzelne hatte ums Überleben zu kämpfen. In Deutschland selbst und in all den von Deutschland angegriffenen Ländern.
Beschämend ist alles, was in der damaligen Zeit geschah.
Beschämend ist auch, was noch heute in der Welt geschieht und die Welt schaut zu.

Ob meine Worte richtig verstanden werden?


--
uki
Karl
Karl
Administrator

Re: Zurück zur Sache
geschrieben von Karl
als Antwort auf uki vom 04.12.2009, 09:23:34
Was ich in der Kürze sagen will; jemandem der die damalige Zeit nicht erlebt oder zumindest sich damit wirklich eingehend beschäftigt hat, fällt es schwer, es ist fast unmöglich, sich dahin zu versetzen.
geschrieben von uki
Wie recht Du hast! Deshalb ist es eben so wichtig, dass Lebensberichte aus dieser Zeit nicht nur erzählt werden, sondern auch aufgeschrieben werden. Die Berichte von eko und der von Silhouttes Vater wären ebenso wichtige Einzelberichte wie der von Udo, eben doch gerade weil anders im Detail. Identische Lebensberichte gibt es nicht, nur ähnliche Episoden. Udos Lebensbericht hat für mich viele Alleinstellungsmerkmale, aber dazu muss er natürlich in Gänze gelesen werden, um diese zu entdecken.
--
karl
george
george
Mitglied

Re: Zurück zur Sache
geschrieben von george
als Antwort auf Karl vom 04.12.2009, 09:53:48
Hallo Karl,
ich habe auch einen Bericht meines Vaters, Jahrgang 1909, den er mit Schwerpunkt auf sein Verhaeltnis zu seinen juedischen Mitschuelern und Freunden (Jugend, Studienzeit und spaeter) als kleines Buechlein verfasst hat.
Ich habe das mal im Jahre 2005 woertlich auf MS Word uebertragen.
Es sind 35 Seiten geworden.
Wie koennte man das von MS Word aus zungaenglich machen ??

Der Bericht beginnt, wie folgt :

"Meine POLAKs aus Westerstede

Von Hans Meiners

Vergessen, was gewesen,
heisst soviel
wie sich bestehlen mit den eigenen Haenden.
Ist die Erinnerung
erst aus dem Spiel,
sind bald Gefuehle
und Vernunft geblendet.

Erinnerung duldet
weder Lug noch Trick,
laesst uns, was wir verschuldet, nicht vergessen.
Was waere dumpfer, leerer
als der Blick,
worin des Gestern Faeden
sind gerissen?!"

Vorwort:

Zieht sich interessanterweise nicht oft so etwas wie ein roter Faden durchs Leben?
(eine Lebenslienie geradezu)
Hier verfolge ich einen solchen. Mir ist es dringlich. Keiner meiner Altersgenossen wird so leicht etwas dieser Art aufweisen koennen – leider!
Im November soll eine Wiederholung von Holocaust gesendet werden....
Der urspruenglich fuer einen Freundeskreis von 5 Leuten bestimmte Bericht, den ich "Meine POLAKs aus Westerstede“ nenne, verdient in Anbetracht neuer Auseinandersetzungen ueber Holocaust einem breiteren Kreis zugaenglich gemacht zu werden. (Mein Hausanwalt und Jurist raet davon ab)
Die wenigen ersten Leser meinen das. Ich kann degegen keine Einwaende aufrecht erhalten.
Zu viele Indiskretionen?
Aber vieles an Gutem und Hochloeblichem auf Seiten manchen alten Freundes und Bekannten bliebe ungenannt.....

--
george

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eko
eko
Mitglied

Re: Zurück zur Sache
geschrieben von eko
als Antwort auf uki vom 04.12.2009, 09:23:34
Zitat uki:

"Ob meine Worte richtig verstanden werden?"

@ uki: Ich habe Deine Worte richtig verstanden. Zwar habe ich nicht das "Unglück" (hoffentlich wird das jetzt nicht falsch verstanden!) wie Udo Rühl gehabt, jüdische Verwandte in meiner Familie zu haben. Insofern musste ich auch nicht solche Dinge wie er über mich ergehen lassen.

Ich kriege allerdings jedes Mal einen Mords-Zorn, wenn ich solche Bemerkungen wie die von dutchweepee lese. Menschen, die die damalige Zeit nicht erlebt haben, maßen sich an, ein Urteil (besser Ver-Urteil) über die damalige Zeit und deren Menschen fällen zu dürfen.

Der Wissensstand damals war unterschiedlich, manche haben "etwas gewusst", die meisten jedoch nicht. Auch die Vorstellung, man hätte "etwas dagegen tun können", ist völlig daneben. Es wird immer nur über die geglückten Fälle der Rettung von Juden gesprochen und eine Aufzählung gemacht, wievielen es geglückt ist. Über die Zahl der aufgeflogenen Fälle und ihre von den Nazis publizierten entsprechenden Auswirkungen wird zu wenig berichtet. Der prominenteste Fall ist der der Anne Frank. Da haben mit Sicherheit viele lieber die Finger davon gelassen, um sich nicht selbst in Gefahr zu bringen.

Die Menschen der damaligen Generation waren ganz einfach noch nicht so weit wie die heutige Generation. Sie steckten noch zu sehr in der Tradition des Absolutismus des Kaiserreichs, sie waren obrigskeitshörig! Nicht, weil sie dumm waren, sondern weil sie es nicht anders kannten. Deshalb hatte Hitler auch relativ leichtes Spiel mit ihnen.

Was wir heute an Freiheiten als Selbstverständlichkeit betrachten, war damals undenkbar. Dessen sollten wir Heutigen uns bewusst sein. Dieses Wissen um dieses hohe Gut der Freiheit darf uns aber nicht dazu verleiten, über frühere Generationen, die nicht das Glück hatten, solche Freiheiten zu genießen, den Stab zu brechen.--
eko
Re: Zurück zur Sache
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf eko vom 04.12.2009, 10:38:20

Was wir heute an Freiheiten als Selbstverständlichkeit betrachten, war damals undenkbar. Dessen sollten wir Heutigen uns bewusst sein. Dieses Wissen um dieses hohe Gut der Freiheit darf uns aber nicht dazu verleiten, über frühere Generationen, die nicht das Glück hatten, solche Freiheiten zu genießen, den Stab zu brechen.--
geschrieben von eko


Wie und wodurch sind wir zu diesen Freiheiten gekommen?
Sie kamen ja nicht einfach so über Nacht über uns.

roseluise
2201
2201
Mitglied

Re: Dreivierteldeutscher unter Hitler
geschrieben von 2201
als Antwort auf miriam vom 01.12.2009, 16:35:43
Liebe Miriam,durch Zufall fand ich Deine obigen(?) Zeilen.
Bitte schreib mir doch direkt,am besten per E-Mail.Du würdest mir eine grosse Freude machen.
Ganz herzlich grüsst Dich Udo
--
2201

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miriam
miriam
Mitglied

Re: Dreivierteldeutscher unter Hitler
geschrieben von miriam
als Antwort auf 2201 vom 04.12.2009, 11:00:43
Liebe Miriam,durch Zufall fand ich Deine obigen(?) Zeilen.
Bitte schreib mir doch direkt,am besten per E-Mail.Du würdest mir eine grosse Freude machen.
Ganz herzlich grüsst Dich Udo
--
2201
geschrieben von 2201


Hatte ich ja auch vor, lieber Udo - in einigen Tagen werde ich dir schreiben. Und darauf freue ich mich schon jetzt.

Liebe Grüße und bis bald

Miriam


dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Zurück zur Sache
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf eko vom 04.12.2009, 10:38:20
@eko

Natürlich steht es mir zu, über die "Generation-Hitler" zu urteilen. Meine Mutter (aus katholisch, bürgerlichem Haus) hatte mit 18 nichts besseres zu tun, als in die NSDAP einzutreten - 1949 sofort in die SED. Mein Vater kam aus einer Arbeiterfamilie und hat nie eine Uniform außer der Wehrmachtsuniform getragen - dem waren die Nazis immer suspekt, aber getan hat er auch nix dagegen.

Ich kann es nicht verstehen, dass man die Entscheidungen der Regierung so kritklos hinnimmt, dass selbst der altbekannte Nachbar aus seinem Haus vertrieben werden darf und alteingessene Firmen einfach so "arisiert" werden. Selbst ich, der in der DDR-Diktatur aufgewachsen ist, die mit den Nazis nicht vergleichbar wäre, würde bei einem solchen Unrecht nicht das Maul halten und habe es nie. Aber vielleicht verdanke ich das auch der Erziehung meiner Eltern, die den ganzen Scheiß mit erlebt haben.
uki
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Re: Zurück zur Sache
geschrieben von uki
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.12.2009, 10:48:21
Was wir heute an Freiheiten als Selbstverständlichkeit betrachten, war damals undenkbar. Dessen sollten wir Heutigen uns bewusst sein. Dieses Wissen um dieses hohe Gut der Freiheit darf uns aber nicht dazu verleiten, über frühere Generationen, die nicht das Glück hatten, solche Freiheiten zu genießen, den Stab zu brechen.--
geschrieben von eko


Wie und wodurch sind wir zu diesen Freiheiten gekommen?
Sie kamen ja nicht einfach so über Nacht über uns.


Roseluise, nach dem 2. Weltkrieg hatten die Westdeutschen, mit Hilfe der Alliierten, die Möglichkeit zu freien Wahlen und damit die Grundlage eine Demokratie zu gründen.

Ist deine Frage beantwortet oder war sie gar nicht als Frage gedacht?


--
uki
uki
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Re: Zurück zur Sache
geschrieben von uki
als Antwort auf dutchweepee vom 04.12.2009, 11:20:31
Lieber dutchweepee, hättest du damals gelebt, im richtigen Alter, und, wie schriebst du noch: "dein Maul halten" es also nicht gehalten hättest,
wärest du heute wahrscheinlich nicht mehr in der Lage, abgesehen vom Alter, darüber zu berichten.
Das Ende des Krieges hättest du, wenn du Glück gehabt hättest, im Konzentrationslager überlebt.

Lies mal die Stelle von U.R. Bericht wo ein Freund von ihm von einem Hitlerjungen erwischt und verbal fertig gemacht wurde, nur weil er mit ihm geredet hatte.

Sicher hast du das Recht dir deine Gedanken über das Versagen der "Deutschen" zu machen und auch ein Resultat zu ziehen. Nur ob die Schlussfolgerungen richtig sind, die du ziehst?
--
uki

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