Diskussion historischer Ereignisse Die Zeitzeugen sterben aus

carlos1
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Die Zeitzeugen sterben aus
geschrieben von carlos1

Vor 60 Jahren - am 27. Januar 1945 - erreichten sowjetische Truppen das Konzentrationslager Auschwitz und befreiten die Häftlinge. Im Lage waren nur noch 5 000 Häftlinge zurückgeblieben. Die anderen befanden sich auf dem Marsch nach Westen, ein Todesmarsch in Eis und Schnee.

Bei der Gedenkstunde im Deutschen Bundestag waren kaum noch Zeitzeugen oder Überlebende der Shoah anwesend. Als die wohl letzte bedeutende Vertreterin der einst stolzen deutsch-tschechisch-jüdischen Kultur in Prag (u. a. Kafka) führte der Bundestagspräsident die Festrednerin Lenka Reinerova ein. Deren Festrede wurde verlesen, da sie aus Gesundheitsgründen nicht in Berlin erscheinen konnte

Die Frage des Bundestagspräsisdenten: "Welches Geschichtsbild festigt sich, wenn nur kulturell üerlieferte Erinnerungen Gegenstand unseres Gedenkens sind?"
mart
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Re: Die Zeitzeugen sterben aus
geschrieben von mart
als Antwort auf carlos1 vom 26.01.2008, 20:46:32
]„Es ist eine beständige Mahnung an alle demokratischen Kräfte: jeder Bestrebung, unsere heute gefestigte Demokratie und ihre Ansprüche zu ignorieren, zu verhöhnen, zu unterlaufen oder offen angreifen zu wollen, werden wir gemeinsam und entschieden entgegentreten“[/i]
geschrieben von Lammert[i


Natürlich wäre es leichtfertig zu sagen, dass die Menschen aufgrund der historischen Erfahrung gegen Verirrungen gefeit seien, meint Lammert, wie ich meine eine sehr richtige Ansicht.


"Im Spannungsfeld von historischem Wissen und dem Verlust an authentischer Erinnerung der Überlebenden müssen wir geeignete Formen des Gedenkens finden."(Lammert)

Das kann doch nicht ein wirkliches Problem sein, denke ich.


mart

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mart
carlos1
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Re: Die Zeitzeugen sterben aus
geschrieben von carlos1
als Antwort auf mart vom 27.01.2008, 12:21:47
"Im Spannungsfeld von historischem Wissen und dem Verlust an authentischer Erinnerung der Überlebenden müssen wir geeignete Formen des Gedenkens finden."(Lammert)

Das kann doch nicht ein wirkliches Problem sein, denke ich. mart


Ich bin anderer Ansicht, mart. Es ist ein Problem. Mit dem Verlust "authentischer Erinnerung", dem Ableben der Zeitzeugenrücken, rücken die Ereignisse in abstrakte Ferne, kein Anspruch auf Entschädigung mehr. War da noch etwas? So wird man fragen? Das Gedächtnis ist klein, das Vergessen groß.

Wir reden so viel von Gerechtigkeit? Wo gab es Gerechtigkeit? Wie viele Täter sind bestraft worden? Ist das kein Problem?

Untaten wie der Holocaust gehen alle Menschen etwas an, weil die Politik, jede Politik, daraus eine Verpflichtung ablesen sollte. Es geht nicht nur um Juden, es geht um Menschen jeder Hautfarbe, jeder Religion, jeder Abkunft. Das ist ein großes Problem. Die technischen Mittel machen heute einen Massenmord sehr leicht.

Untaten gab es genug im 20. Jahrhundert. Angefangen mit dem Genocid an den Armeniern 1916. Wahrscheinlich kamen in Kambodscha fast zwei Mio Menschen um in den Lagern der Roten Khmer. Wie viele Millionen wurden Opfer im Archipel Gulag? Wie viele Millionen wurden in der Großen Säuberung Stalins ermordet? In Afrika starben in Ruanda 1994 eine Mio Menschen in einem Genocid. Die Welt sah zu.

c.


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silhouette
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Re: Die Zeitzeugen sterben aus
geschrieben von silhouette
als Antwort auf carlos1 vom 28.01.2008, 19:19:48
Where is the beef???
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silhouette
dutchweepee
dutchweepee
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Die Zeitzeugen sterben aus, aber die information lebt.
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf carlos1 vom 28.01.2008, 19:19:48
@carlos

ich laufe gefahr mich zu wiederholen, denn bereits in einem anderen ST-thread schrieb ich, daß nie zuvor die möglichkeit bestand, daß der einfache beteiligte, der ZEITZEUGE, seine geschichte erzählt. ich habe keine angst, daß wichtige "geschichten" nun verloren gehen, denn jeder kann sie nun erzählen und aufzeichnen.

in vorangegangenen epochen wurde die geschichte nur von den herrschern bestimmt. niemand hat die erbauer der pyramiden interviewed, oder den schiffskoch von kolumbus. heute kann JEDER eine geschichte erzählen, die im netz gelesen werden kann und wenn er es technisch nicht selbt vollbringt, so gibt es stiftungen, die diese informationen sammeln.

gerade was den holocaust betrifft, hat sich stephen spielberg große ehren mit seiner SHOAH-FOUNDATION verdient, die seit jahren zeitzeugen aufsucht und ihre geschichten aufzeichnet. so geht keine stimme verloren - keine nuance wird vergessen.

wer sich natürlich nicht um informationen bemüht, ist entweder ignorant, oder opponent.
arno
arno
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Re: Die Zeitzeugen sterben aus
geschrieben von arno
als Antwort auf carlos1 vom 26.01.2008, 20:46:32
Hallo, carlos1,

die Erde dreht sich weiter und es wird neue Zeitzeugen geben!

Viele Grüße
--
arno

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angelottchen
angelottchen
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Re: Die Zeitzeugen sterben aus, aber die information lebt.
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf dutchweepee vom 28.01.2008, 19:38:53
zu Spielbergs Shoah Foundation hier ein paar Infos:

Die Shoah Visual History Foundation (www.vhf.org)

Schon während der Dreharbeiten und der Recherchen zu Schindlers Liste hatte Spielberg die Idee eines Archivs von Zeugenaussagen und Berichten von Überlebenden des Holocaust. Sie sollten vornehmlich als Unterrichts- und Ausbildungsmaterial verwendet werden, um junge Menschen über die Taten der deutschen Nationalsozialisten im dritten Reich aufzuklären und so eine Wiederholung eines solchen Verbrechens unmöglich zu machen. Aus diesem Grunde rief er 1994 die »Shoah Visual History Foundation« ins Leben, die sich zur Aufgabe machen sollte, diese Berichte in Form von Zeitzeugen-Interviews zu erstellen, zu archivieren und zu katalogisieren. Bis heute hat die Shoah Foundation über 52.000 dieser Zeugnisse in über 56 Ländern und 32 Sprachen gesammelt. Die Gesamtdauer des Materials beläuft sich auf 117.000 Stunden. Die Foundation beschäftigt geschulte Interviewer, die die Aufnahmen betreuen. Jeder der Interviewten ist aufgefordert, von seinen Erfahrungen vor, während und nach dem Holocaust zu berichten und erhält am Ende des Interviews die Gelegenheit, Dokumente, Fotos und Erinnerungsstücke vorzulegen. Ebenso besteht die Möglichkeit, dass Angehörige zu Wort kommen. Anschließend wird das gedrehte Material gesichtet, mit Schlagwörtern versehen und in die Datenbank eingegeben, bevor es auf digitalen Datenträgern in einem aufwendigem Archivierungssystem eingelagert wird. Die Aussagen der Überlebenden und Zeugen werden nach folgenden Gruppen sortiert (Mehrfachzuordnungen sind möglich):

- Homosexuelle Überlebende
- Überlebende Zeugen Jehovas
- Jüdische Überlebende
- Überlebende Politisch Verfolgte
- Helfer und Retter
- Überlebende Sinti und Roma
- Befreier und Zeugen der Befreiung
- Überlebende eugenischer Verfolgung/eugenischer Gesetze
- Involvierte in Kriegsverbrecherprozesse
90 % der Interviewten sind jüdischen Glaubens.

Durch EDV-gestützte Systeme ist jedes Interview jederzeit auf verschiedenen Wegen abrufbar und zugänglich. Die Foundation unterhält ein eigenes Research Center in dem Interessierte Einblick in das Material erhalten können. Des Weiteren ist die Datenbank über das Internet2 (nicht zu verwechseln mit dem www) an ausgesuchten amerikanischen Hochschule direkt zugänglich. Im www und auf CD-ROM ist nur der Katalog der Zeitzeugen zugänglich (mit aus Datenschutzgründen unkenntlich gemachten Nachnamen). Die Shoah Foundation hat verschiedene Medien (Video, DVD, CD-ROM) als Unterrichtsmaterial für Schulen und Universitäten rund um den Globus in verschiedenen Sprachen publiziert und kooperiert weltweit mit anderen Organisationen.

Kommerzielles Mahnen?

Die Schwere der Taten und das unvorstellbare Maß an Grausamkeit, das die Opfer des nationalsozialistischen Regimes erdulden mussten, lässt grundsätzlich die Frage nach einer Darstellbarkeit und einer Angemessenheit im Umgang mit Mahnen und Gedenken aufkommen. Vor dem Hintergrund des Spielbergschen Werkes wird diese Frage durch einen weiteren Komplex ergänzt. Spielberg als kommerzieller Filmproduzent und Regisseur musste bei »Schindlers Liste« zusätzlich zu Fragen der Darstellbarkeit des Geschehenen die Frage der filmischen Narration und Dramaturgie lösen. Die Darstellbarkeit richtet sich (z.B. laut des Beiblattes der DVD) nach den historischen Vorlagen: »Spielberg sagt, er habe versucht ›soweit wie möglich wie ein Journalist zu arbeiten und nicht so sehr wie ein Filmemacher, dessen Ziel es ist, Spannung Action und Emotionen zu erzeugen. Der Schwarzweißfilm und die Handkamera verleihen dem Film eine dokumentarische Note und machen deutlich, dass wir hier die Geschehnisse so darzustellen versuchen, wie sie tatsächlich abliefen. Alles sieht auf diese Weise irgendwie wirklichkeitsnaher aus.‹« Dennoch setzt die filmische Inszenierung eine Logik des Handeln voraus, anders lässt sich der Zuschauer nicht in Spannung versetzten und in die Geschichte ziehen. Manuel Köppen erläutert in seinem Text »Von Effekten des Authentischen« (2) die Problematik so: »Keneally (3) wählt einen vorwiegend berichtend-dokumentarischen Stil, geht mit der literarischen Imagination sparsam um (...). Der Drehbuchautor Steven Zaillian hatte die Aufgabe, nicht nur die von Keneally berichteten bzw. vorsichtig fiktionalisierten Ereignisse nach verwertbaren Szenen auszuwerten und ggf. neue zu erfinden. Es waren vor allem auch die neoklassischen Konventionen fiktionaler filmischer Narration zu beachten (...). Zudem war ein stimmiges Verhältnis von Spannung und Suspense zu achten. (...) Ein solches Spielfilmvorhaben entzieht sich per se einer Position, die den Holocaust als ein Geschehen postuliert, das sich jeglichen sinngebenden Verstehens entzieht.”
Vor diesem Hintergrund zwingt sich eine zwiegespaltene Betrachtung des Filmes auf. Zum einen kann man Spielberg nicht absprechen, dass er sein Handwerkszeug als Filmemacher beherrsche, denn tatsächlich saugt »Schindlers Liste« den Betrachter durch die hervorragende Anwendung filmischer Narration und Effekte in seinen Bann. Ebenso wird vermeintliche Authentizität erreicht. Dies mag auch die Begründung für die Betroffenheit des Publikums sein, die auch Köppen in seinem Text erwähnt. Andererseits steht aber zu befürchten, dass die Zuschauer mehr durch die Erzählweise und den Filmeffekt in emotionale Zustände versetzt werden, weniger durch das Geschehenen selbst. Von hieraus ließ sich eine Fragenperspektive entwerfen: erstens, ob die filmische Narration nicht grundsätzlich ungeeignet ist, die Ausmaße des Holocaust zu beschreiben oder das Geschehene zu mahnen (weil ein Spielfilm immer ein fiktionales Ereignis bleibt und auch als solches rezipiert wird). Zweitens, welche Gefahr läuft ein solcher Versuch, wenn er unternommen wird?
Grundsätzlich kann man in dem Spektrum der Versuche den Holocaust als filmischen Stoff zu verarbeiten Spielbergs Qualitäten schätzen. Es handelt sich bei »Schindlers Liste« um einen handwerklich gekonnten Film, der den Zuschauer weit in die Handlung involvieren kann. Köppen: »»Schindlers Liste« aktualisiert so geschickt die verschiedensten Referenzen, dass filmsprachlich ein aktueller und deshalb ›authentisch‹ wirkender Eindruck von Vergangenem entsteht«. (4) Dies wurde sicher auch von Spielberg erwartet und man muss auch erwähnen, dass er durch diese Vorgehensweise für die Thematik neue Zuschauerschichten erschlossen hat. Ein Spielberg-Film ist besonders in den USA immer eine öffentlich diskutierte Sache. Ebenso markiert »Schindlers Liste« einen Punkt in der Diskussion um die Darstellbarkeit des Holocausts, an dem diese bis dahin nicht geführt wurde (bzgl. Nutzung von Effekten, z.B. im Gegensatz zu der TV-Serie Holocaust). Wenngleich viele Kommentare zu dem Film eher den Eindruck erwecken, man wolle Spielberg wegen des Unterhaltungswertes einige seiner anderen Filme generell die Fähigkeit absprechen historischen Stoff zu verfilmen (zumal z.B. der große Meister Stanley Kubick Spielbergs Qualitäten kannte und ganz gezielt wollte, dass ausschließlich Spielberg seine Vorlage zu A.I. realisierte). Die oft verwendete Bezeichnung »authentisch« bezeichnet somit wohl eher die Mechanismen des Filmes als die historische Präzision des Dargestellten. Hierin findet sich die erwähnte Gefahr, dass der Zuschauer die Darstellungen als wahr aufnimmt und ein Bild generiert wird, dass eben nicht dem Geschehenen entspricht (z.B. die Herstellung historischer Kausalitäten). (5) Dies kann zu Mißverständnissen und Fehlschlüssen in Bezug auf die Wahrnehmung der Geschichte führen. Die Zustände des emotionalen Involviertseins des Zuschauers werden von diesem möglicherweise ebenso schnell abgeschüttelt, wie die leere Popcorn-Tüte nach dem Kinobesuch in den Mülleimer geworfen wird.
Köppen zieht in seinem Text »Von Effekten des Authentischen« Parallelen zwischen Spielbergs Film und der modernen amerikanischen Museums- und Mahnmaldidaktik. (6) »Das Holocaust-Memorial in Washington präsentiert eine multimediale Inszenierung auf dem heute avanciertesten Stand der Museumsdidaktik und definiert – zeichentheoretisch gesehen – mit der Fülle seiner Film-, Foto- und Tondokumente und den Realitätszitaten von der Museumsarchitektur bis zu den ›Reliquien‹ der Vernichtung eine derzeit aktuelle Fläche öffentlicher Erinnerung, in der die vorangegangenen Einschreibungen aufzugehen scheinen. Die Analogie zu Spielbergs Film liegt in der Komplexität des aufgebotenen Repertoires an Verweisen und ihrer Rekombination zu einem geschlossenen Gesamteindruck.«
Die Kritik daran ließe sich nach Köppen in zwei Grundpositionen aufgliedern. Zum einen den ›Kulturindustrie-Vorbehalt‹, der den Wert einer Dokumentation höher einschätze als den einer fiktionalen Narration und der von ihr erzeugten subjektiven Überwältigung des Zuschauers. Zum anderen gäbe es die Position des ›Bilderverbots‹ (z.B. Claude Lanzmann: »Spielberg ›hat Bilder eingesetzt, wo in Shoah keine waren, und Bilder töten die Imagination.‹«). (7)
Erweitert man die Betrachtung des Spielbergschen Werkes auf die Gründung der »Shoah Visual History Foundation«, die sich auf andere weniger medial gestaltete Weise der Holocaust-Bilder widmet, so versucht Spielberg hier mit einem Höchstmaß an Dokumentation, das Authentische durch Zeugenberichte zu sichern und darzustellen. Im Grunde wendet die Shoah Foundation das Prinzip eines Gedächtnis-Back-Ups an. Sie sichert subjektives Erinnern und versucht so möglichst nah an das Wahre heranzureichen. Es handelt sich um eine elektronisch gestützte Form des Überlieferns, des Weitererzählens von Erlebtem und greift damit die wohl älteste Form der Geschichtsschreibung auf, denn auf diese Art wurde seit Jahrtausenden Geschehenes von Generation zu Generation weitergegeben. Anders als bei Gedächtnisprotokollen und Überlieferungen – wobei Vergessen, Verzerrungen und Mythenbildung auftreten – sichert die Shoah Foundation das Erlebte aus erster Hand und bemüht sich so, die Verwässerung zu minimieren.
Beide Initiativen Spielbergs – »Schindlers Liste« und die Foundation – weisen meiner Meinung nach die Qualität einer großen Adressatenzahl auf. Sie sind für Jedermann lesbar und verschließen sich nicht. Sie zielen nicht auf einen intellektuellen Diskurs, sondern sind an die Masse adressiert, die möglicherweise dadurch (besonders den Film) erstmalig in die Thematik involviert wird. Dies erscheint mir ein hohes Potential zu sein.

geschrieben von http://www.hgb-leipzig.de/mahnmal/spielb.html

--
angelottchen
carlos1
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Re: Die Zeitzeugen sterben aus, aber die information lebt.
geschrieben von carlos1
als Antwort auf dutchweepee vom 28.01.2008, 19:38:53
"ich laufe gefahr mich zu wiederholen, denn bereits in einem anderen ST-thread schrieb ich, daß nie zuvor die möglichkeit bestand, daß der einfache beteiligte, der ZEITZEUGE, seine geschichte erzählt. ich habe keine angst, daß wichtige "geschichten" nun verloren gehen, denn jeder kann sie nun erzählen und aufzeichnen." dutchwepee

Das "nie zuvor" ist nicht richtig. Selbstverstädnlich auch vor einigen Jahrhunderten einfache Überlebende ihre Geschichten erzählt. Verloren gehen sie nicht. Sie gehen in der Versenkung unter, die Wahrnehmung davon wird von anderen Erlebnissen überlagert.

".. in vorangegangenen epochen wurde die geschichte nur von den herrschern bestimmt."

Und in der heutigen Zeit? Demokratie ist Herrschaft, Herrschaft auf Zeit. Die Macht beruht auf der inneren Zustimmung von Beteiligten, des Volkes. Das gilt aber auch für die Herrscher früherer Zeiten, auch für Tyrannen und Alleinherrscher. Geschichte nur von ihnen bestimmt? Wer in der Gechichte besaß so viel Macht, dass er seine Untertanen ausschließlich als Instrument benutzen konnte? Du hast falsche Vorstellungen von Gewalt und Macht.

Die Shoah Foundation ist ein Beitrag zur Sicherung von Zeugnissen der Geschichte. Wenn du meinst, dass keine Stimme verloren geht und keine Nuance (wirklich?) vergessen wird, so denkst du an die Aufzeichnung der Stimmme und der persönlichen Geschichte. Dort ruht dann alles bis zur "Besichtigung". Bist du damit schon zufrieden? Der Anspruch muss weitergehen. Das Recht auf Leben gilt für alle Menschen. Heute.

"wer sich natürlich nicht um informationen bemüht, ist entweder ignorant, oder opponent." Das hast du richtig erkannt. Wie gehst du damit aber um?
c.


carlos1
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Re: Die Zeitzeugen sterben aus, aber die information lebt.
geschrieben von carlos1
als Antwort auf angelottchen vom 28.01.2008, 19:59:53
@angelottchen,

Der gewaltige mediale Einsatz der Shoah Foundation, zurückgehend auf die Initiative Stephen Spielbergs sind mir seit langem bekannt. Aber diese ausführliche Darstellung, die hier eingestellt wird, ist kein Diskussionsbeitrag. Ich deute das so, dass wir uns keine unnötigen Gedanken um Genocid machen sollten. Das sei bereits geschehen und im Übrigen Sache der anderen. Die machen das schon. Dabei gibt es auch bei uns gute Beispiele.

Im Übrigen gibt es Genocide, die weniger Aufmerksamkeit erlangt haben. Ich verweise darauf, weiß aber, dass sich jeder an den eigenen Untaten messen lassen und sich mit ihnen auseinander setzen muss.

Mit den heutigen Technologien wird es auch immer leichter mit relativ geringem Aufwand eine immer größere Zahl von Menschen umzubringen. Deshalb ist es notwendig diese Erinnerungen zu bewahren.

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