Diskussion historischer Ereignisse Der Überfall auf Polen

adam
adam
Mitglied

Re: Der Überfall auf Polen
geschrieben von adam
als Antwort auf carlos1 vom 03.09.2009, 08:05:39
Was hat das alles mit dem Hitler-Stalin-Pakt von 1939 und seiner Bewertung zu tun?


Mein Beitrag hat mit dem Hitler-Stalin-Pakt nichts zu tun, denn Karl stelle in seiner Eröffnung eine andere Frage und der galt mein Beitrag. Ich repetiere Karls Frage noch einmal.

"Nie wieder Krieg" war die konsequente Parole, der sich die große Mehrheit der Deutschen nach dem Krieg zu Recht verpflichtet fühlte. Wird diese Haltung heutzutage wieder aufgeweicht?
--
karl
geschrieben von karl


Diese Parole habe ich hinterfragt und da helfen mir keine Erörterungen über Sachverhalte, die mir längst bekannt sind. Ich habe als Jahrgang 1951 zwar die Gnade der späten Geburt, war aber wissbegieriger Empfänger von gnadenlosen Informationen über die Zeit vor, während und nach dem Krieg.

Noch einmal zu Karls Frage, ob die Aussage "Nie wieder Krieg" heutzutage aufgeweicht wird:

Meiner Meinung nach sind derartige Aussagen von vorn herein wegen ihrer Endgültigkeit zum Scheitern verurteilt, weil sie niemand einhalten kann. Das Fortschreiten der Zeit, der Geschichte, stellt sie ad absurdum, weil niemand wissen kann, welche Geschehnisse einer derartigen Aussage im Laufe der Zeit entgegentreten. Die Parole "Nie wieder Krieg" weicht sich ab Beginn selber auf. Dazu kommt, daß sie nie auf alle Menschen bezogen werden kann. Ich denke da auch an den unterschwelligen Revanchismus, der in jedem Menschen nach jeder Niederlage vorhanden ist. Damit kann die Parole keine Überzeugungskraft haben.

Bezogen auf den 2. Weltkrieg hörte ich noch nach dem 11. September 2001 die Bemerkung: "Das geschieht dem Amerikaner ganz recht, wenn ich an die Bombadierungen am Ende des Krieges denke!" Auch derartige Aussagen widersprechen der Parole "Nie wieder Krieg" und ihrer Glaubwürdigkeit.

Was die Deutschen und ihren Friedenswillen anbelangt, wären sie schlecht beurteilt, wenn sie nur auf Parolen hören würden, die nach dem Krieg entstanden. Friedenswillen spricht von Reife, von Weltoffenheit, von Lebensbejahung nicht nur für sich, sondern auch für andere. Friedenswille ist eine Lebenserfahrung und meiner Meinung nach bei der deutschen Bevölkerung fundierter als es die Erinnerung an eine alte Parole je bewirken könnte.

--

adam
sammy
sammy
Mitglied

Re: Der Überfall auf Polen
geschrieben von sammy
als Antwort auf adam vom 03.09.2009, 10:08:41
Friedenswille ist eine Lebenserfahrung .....
geschrieben von adam

genau adam, hinter der Aussage verbirgt sich m.E. wohl FUNTAMENTALES, denn genau diese LEBENSERFAHRUNG wird doch von vielen Menschen unterschiedlich gemacht und auch unterschiedlich verarbeitet bzw. gewertet.
Kriege werden m.E. doch letztlich nicht vom VOLK aus begangen, sondern von einigen WENIGEN.
Diese haben doch seinerzeit auch die Aussage "Nie wieder Krieg" geprägt und unter das Volk gebracht, um damit eine volkswirtschaflich massgebliche Richtung vorzugeben.
Genau so könnte es doch auch mal wieder heißen "Plugscharen zu Schwertern" , wenn eben "wirtschaftliche oder sonstige Interessen" sich über vorherrschende Gedanken des Pazifismus hinweg setzen.


sammy
hafel
hafel
Mitglied

Re: Der Überfall auf Polen
geschrieben von hafel
als Antwort auf carlos1 vom 03.09.2009, 08:05:39
Carlos; Adam und ich haben uns an die Eingangsfrage des Themas von Karl gehalten. Weiterreichende historische Überlegungen sind hier mehr verwirrend als aufklärend.

Natürlich bliebe den Menschen nach 1945 nichts anderes übrig "als friedlich zu denken" … keine Frage. Aber diese Friedensgedanken wurde den Menschen von den Tagesereignissen nicht leicht gemacht. Es begann 1945 zeitgleich der "Kalte Krieg" mit einer unvorstellbaren Aufrüstung und zum ersten Mal mit einer Atombombenbedrohung. Und diese Bedrohung ist bis heute geblieben. Da ist heute der "Slogen –nie wieder Krieg" wichtiger denn je.

Pazifistische Gedanken sind für überzeugte Demokraten sehr ehrenwert, passen nur leider nicht ganz in das Gesamtweltbild. Zum Frieden halten reicht es eben nicht, dass sich alleine eine "Partei" daran hält. Zum Frieden gehören immer zwei Seiten, wie wir im Nahost-Konflikt sehen. Deshalb muss eine lebendige Demokratie wehrhaft sein. Demokratie und sozialer Frieden ist eben leider kein Selbstläufer.

--
hafel

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Mitglied_81b4260
Mitglied_81b4260
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Re: Der Überfall auf Polen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf sammy vom 03.09.2009, 11:10:11
Genau diese Überlegungen bzw. dieses Gefühl habe ich ebenfalls.
Wenn ich beobachte, wie schnell durch geeignete Mittel und Tricks die allgemeine Stimmung umschwenken kann (bzw. in der Geschichte, in Büchern, in Theaterstücken demonstriert bekomme) dann knüpfe ich an dieses "Nie wieder Krieg" nicht allzu viel Hoffnung.

Und dazu kommt das, was Hafel ausführte -- Bei den in der Politik (und auch überall im Leben) üblichen Machtspielen hat derjenige sehr schlechte Karten, der sich in der Position der Schwäche befindet.

mart1
carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Der Überfall auf Polen
geschrieben von carlos1
als Antwort auf adam vom 01.09.2009, 10:43:59

"Nie wieder Krieg" war die konsequente Parole, der sich die große Mehrheit der Deutschen nach dem Krieg zu Recht verpflichtet fühlte. Wird diese Haltung heutzutage wieder aufgeweicht?
--
karl

Diese Parole habe ich hinterfragt und da helfen mir keine Erörterungen über Sachverhalte, die mir längst bekannt sind. Ich habe als Jahrgang 1951 zwar die Gnade der späten Geburt, war aber wissbegieriger Empfänger von gnadenlosen Informationen über die Zeit vor, während und nach dem Krieg." adam


Diese Frage steht in dem engen Zusammenhang mit dem Leiden des 2. Weltkrieges und dem Kriegsbeginn am 1.9.1939. Warum dieses Herumeiern?

"Carlos; Adam und ich haben uns an die Eingangsfrage des Themas von Karl gehalten. Weiterreichende historische Überlegungen sind hier mehr verwirrend als aufklärend." hafel


In einer Rubrik "Diskussion historischer
Ereignisse" sind Diskussionen über historische Ereignisse erwünscht. Verwirrung stiften nur unrichtige Feststellungen.

Weiterreichende Überlegungen und Feststellungen wurden doch von dir, Adam eingeleitet mit deinem Beitrag vom 1.9.7.51 Uhr. Auf diese Überlegungen und Bemerkungen bin ich eingegangen.

"Wir müssen doch über die Aufweichung des Bekenntnisses nicht diskutieren, wenn es durch die Lage erzwungen war." adam


Dann brauchst du eine solche Aussage auch nicht "hinterfragen", adam. Dann erübrigt sich auch ein Eingehen und der Bezug auf den Kriegsbeginn von 1939 und Polen. Dann können wir uns auch Gedenktage ersparen, die kosten dann nur Geld.

Die Antwort der westdeutschen Politik auf die neuen Herausforderungen nach 1950 war sehr pragmatisch. Das habe ich betont. Allerdings muss ich wieder darauf hinweisen, dass Aussagen wie "Es begann 1945 zeitgleich der "Kalte Krieg" mit einer unvorstellbaren Aufrüstung und und zum ersten Mal mit einer Atombombenbedrohung..." (hafel) nur halb richtig sind.

Im Übrigen, um es nochmals zu betonen. finde ich es angemessen, dass in einer Rubrik "Diskussion historischer Ereignisse" eine Diskussion über historische Ereignisse stattfindet.

Die Feststellung hafels

"Zum Frieden halten reicht es eben nicht, dass sich alleine eine "Partei" daran hält. Zum Frieden gehören immer zwei Seiten,.."


ist uneingechränkt richtig. Es ist aber Aufgabe der praktischen Politik diese Erkenntnis aus der Geschichte umzusetzen.

c.
hafel
hafel
Mitglied

Re: Der Überfall auf Polen
geschrieben von hafel
als Antwort auf carlos1 vom 03.09.2009, 17:22:45
@ Carlos: "Es begann 1945 zeitgleich der "Kalte Krieg" mit einer unvorstellbaren Aufrüstung und und zum ersten Mal mit einer Atombombenbedrohung..." (hafel) nur halb richtig sind.

Was wäre denn ganz richtig?
--
hafel

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gila
gila
Mitglied

Re: Der Überfall auf Polen
geschrieben von gila
als Antwort auf hafel vom 03.09.2009, 18:40:51
Gibt es außer Krieg keine historischen Ereignisse?
Arme Welt
Denkt
--
gila
P.S.:
Es wumdert mich immer wieder, wie Kriege (die ich verabscheue) immer wieder als Gesprächsthema herhalten müssen.
carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Der Überfall auf Polen
geschrieben von carlos1
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 02.09.2009, 10:56:47
"Die Remilitarisierung ist doch schon längst wieder eingetreten. Die Bundeswehr ist bereits seit 10 Jahren wieder in etlichen Kriegen im Einsatz und damit an Kriegen beteiligt." marina


Hallo Marina, wir reden über verschiedene Dinge. Ich sprach ausdrücklich von einer "Remilitarisierung der Gesellschaft" und du redest von Auslandseinsätzen der Bundeswehr, von denen nicht wenige humanitären Charakter hatten und haben. An die Einsätze der Bundeswehr bei den Überschwemmungskatastrophen 2002 möchte ich ebenfalls erinnern. Nur durch massiven Einsatz und zentrale Lenkung durch militärische Stäbe konnten an der Oder und Elbe schlimme Deichdurchbrüche verhindert werden.

Unter Militarismus in der Gesellschaft ist etwas anderes zu verstehen. Es geht dabei um Militarismus als Ideologie, als beherrschende Rollenvorstellung in der Gesellschaft, um eine Übertragung militärischer Regeln und Grundsätze auf die Zivilgesllschaft. Als Beispile können das Kaiserreich nach 1871 (bes. Wilhelm II.), das Dritte Reich, Preußen und Friedich Wilhelm I. (Soldatenkönig) dienen. Die Liste ist bei weitem nicht vollständig.

In diesem Kontext wäre heute als politisches Signal zu werten, wenn etwa die Bundeskanzlerin nur in Generalsuniform mit Ordensspange im Bundestag sprechen würde (wie Bismarck vor dem Reichstag), die Jugend uniformiert und organisiert würde, vormilitärisch ausgebildet würde. Zur Hebung der Wehrkraft wären erhöhte Geburtenraten der Frauen erforderlich mit entsprechenden Maßnahmen des Staates. Das zivile berufliche Fortkommen, der soziale Aufstieg wäre an die Erringung eines Ranges in der militärischen Hierarchie gekoppelt, der soziale Status würde durch den militärischen Rang markiert (vgl. Status des Reserveoffiziers im Kaierreich). Ich kann im Moment keine in diese Richtung gehenden Tendenzen in Deutschland erkennen. Selbstverständlich gibt es politische Wirrköpfe auf der Rechten. Sie sitzen sogar in Landtagen. 1992 kamen bei der Landtagswahl 12 Republikaner in den Landtag von BA-Wü. Sie saßen dort 4 Jahre. Ich hoffe und wünsche, dass sie weiterhin einflusslos bleiben werden. Die Demokratie ist ein zerbrechliches Gebilde und muss immer verteidigt werden. hafel erwähnte die Wehrhaftigkeit.

Momentan beträgt die Mannschaftsstärke der Bundeswehr ca 245 000 (ich habe nicht gegoogelt, kann mich auch irren), sie lag schon mal wesentlich höher.

"Die Bemerkung von Karl "Nie wieder Krieg" war die konsequente Parole, der sich die große Mehrheit der Deutschen nach dem Krieg zu Recht verpflichtet fühlte. Wird diese Haltung heutzutage wieder aufgeweicht?“
ist also keine „Nabelschau“, sondern beinhaltet eine sehr berechtigte (rhetorische) Frage." marina


Ich habe von Nabelschau im Konjunktiv gesprochen - "wenn ich bösartig wäre"! Es war kein Angriff durch falsche Wortwahl auf irgend jemand in dieser Runde.

Bei der Diskussion historischer Ereignisse von großer Tragweite, die uns heute noch aufwühlen, ist es entscheidend wichtig, dass wir versuchen, andere zu verstehen. In diesem Fall sind es die Polen. Aber auch andere Nachbarn in Osteuropa. Moldau hat darauf hingewiesen und andere.

Die Frage warum dieser 2 Weltkrieg ausbrach, warum auch der erste Weltkrieg ausbrach - die eigentliche Urka
tastrophe des 20 Jahrhunderts - sind keine rhetorischen Fragen, auf die keine Antworten gegeben werden müssen. Darüber darf nachgedacht werden. In einem gemeinsamen Europa muss es möglich sein, ein gemeinsames Geschichtsbild zu erarbeiten.

Gruß an dich
c.
hafel
hafel
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Re: Der Überfall auf Polen
geschrieben von hafel
als Antwort auf gila vom 03.09.2009, 19:03:57
Warum fragst Du das mich....? Ich nehme an, Du hast gelesen das ich hier nur antworte.

Das Thema Verdrängen und unter dem Teppich kehren, ist ungeeignet um künftige Kriege zu verhindern.
--
hafel
gila
gila
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Re: Der Überfall auf Polen
geschrieben von gila
als Antwort auf carlos1 vom 03.09.2009, 19:15:06
Weißt Du was?
Weißt Du, wie schwer der Krieg für uns Deutsche war? Wie wir nach dem Krieg gehungert haben? Wieviele Flüchtlinge (schlimm - vor allem, Kleinkinder) ihre Heimat aufgeben mußten? Es gab doch gar nix - zu essen.
Und mein geliebter Großvater, der "aus Versehen" in die Partei eintrat, wurde danach ins "Lager geschickt" von den Amis - Er erzählte oft, daß sie vor lauter Not Gras gegessen haben, weil sie so hungern mußten.
Er starb mit 65 an Magenkrebs.
--
gila
Also - ich schiebe das Herrn Hitler unter - aber - die Deutschen waren das nicht. Wobei ich aber sagen muß - waren die Deutschen zu gutgläubig? Oder - wer gab Herrn Hitler das Geld, um Krieg zu gühren? Schon mal darüber nachgedacht?

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