Diskussion historischer Ereignisse 1968 !
Es sollte nicht in Polemik ausarten - denn 40 Jahre sind passé.
Man möge "68" mit Fantasie gestalten.
Manche Ereignisse sind in neuem Licht ..( audios/videos).. geradezu faszinierend.
Viel Humor soll mit dabei sein. heidelbeer
Keine Polemik? Aber gerne. Mit Fantasie? So gut es eben geht. Humor? Na, wenn es unbedingt sein muss, dann eben auch damit.
Ist es denn ein Jahrestag? Ein Jahr des Umbruchs? Ich gehöre nicht zu dieser Generation der 68er und für mich war es kein Umbruchsjahr, aber ein Jahr mit wichtigen Begebenheiten und auch Veränderungen. Und dann gab es noch weitere Jahre, die darauf folgten .... mit auch vielen Begebenheiten und Veränderungen. Diejenigen, die sich besonders wichtig nehmen, sehen in manchen Aktionen immer etwas Zukunftsweisendes. Über den Numerus Clausus wurde damals intensiv dikutiert. Ich erinnere mich, wie reife Jünglinge das Wort nicht erklären konnten. Die hielten den Numerus clausus wohl für eine Büstenhaltermarke. Ach ja, und erst die sexuelle Revolution. Sagte doch meine kleine Enkelin (3 Jahre, 1 Monat) neulich beim Essen: "Jungen haben einen Penis." Einfach so. Genau darin liegt der große unvergessliche Fortschritt seit damals. Früher hatte man vulgäre deutsche Ausdrücke dafür. Ab den 68ern wird alles auf eine höhere Ebene ausgebracht, worauf das Latein schon hinweist. Höhere Bildung eben. Schon Dreijährige gehen damit unfangen um. Klingt ganz steril und selbstverständlich wie im OP. Nichts Provozierendes mehr. Ein Bekannter berichtete mir damals empört, er habe auf einem Foto einen Penis abgebildet gesehen, der von einer Hand umfasst wurde. Eine Männer-oder Frauenhand wollte ich wissen. Er sah mich darauf aber nur durchdringend an.
Es änderte sich viel. Die Jugend begann nicht mehr (nur) in Lederhosen herumzulaufen, sondern zog Hosen aus einfachem Segeltuch an. Man nannte sie Jeans. Sie waren gedacht als Unterscheidungsmerkmal gegenüber Älteren. Aber bald trugen alle diese fast unverwüstlichen Stoffhosen, und man musste sich was Neues einfallen lassen. Ähnlich war es mit den langen Haaren.
Was viele heute als einzigartig betrachten, schien mir damals nicht so einzigartig und heute auch nicht. Aber eines war wichtig. Die Jugend der 60er Jahre wurde wieder ideologiefähig. Sie wollte die Welt erklärt haben, was nicht geschah, weil Teile der Elterngeneration zu viel zu verschweigen hatte. Deshalb suchte man sich eine Ideologie. Leider eine in der politischen Theorie anspruchsvolle und auch durch den Kalten Krieg belastete. Deshalb vulgarisierte und mystifizierte man sie, griff ins poltische Tagesgeschehen und sammelte Heldenlegenden. Es wurde chic Ho zu rufen und T-Shirts mit Che Guevara zu tragen. Damit wollte man ärgern und provozieren und ärgerte sich, wenn andere sich nicht ärgerten. Leider ärgenrt sich viele. Marx wurde sehr oft genannt und Marcuses philosophische und soziologische Theorien. Aber ging man ins Detail ermüdeten die jungen Revolutionäre überraschend schnell. So genau wollten sie es nicht wissen. Vor allem scheuten sie die Anstrengung genau zu lernen, was in vielen Büchern geschrieben stand. Die Grundlagen der Theorie? Aktionismus (action) war gefragt: Demos, Sit-ins, Institutsbesetzungen ...etc. Glaube wurde wichtiger als Nachdenken. Berufsausbildung spielte keine große Rolle. Man war mit Menschheitsfragen befasst, die man sehr ernst nahm. So ernst, dass auch Menschenleben für einige nicht so wichtig wurden. Die Verhältnisse mussten geändert werden. So schrecklich neu war das nicht. Solche Massenphänomene gibt es immer wieder in der Geschichte. Ich denke an den Kinderkreuzzug im Mittelalter.
Eines schätze ich sehr: Redefreiheit. Sie begann eine große Rolle zu spielen. Nur so kann Demokratie gedeihen. Autoritäten mussten sich jetzt legitimieren. Gut war das.
c.
Man möge "68" mit Fantasie gestalten.
Manche Ereignisse sind in neuem Licht ..( audios/videos).. geradezu faszinierend.
Viel Humor soll mit dabei sein. heidelbeer
Keine Polemik? Aber gerne. Mit Fantasie? So gut es eben geht. Humor? Na, wenn es unbedingt sein muss, dann eben auch damit.
Ist es denn ein Jahrestag? Ein Jahr des Umbruchs? Ich gehöre nicht zu dieser Generation der 68er und für mich war es kein Umbruchsjahr, aber ein Jahr mit wichtigen Begebenheiten und auch Veränderungen. Und dann gab es noch weitere Jahre, die darauf folgten .... mit auch vielen Begebenheiten und Veränderungen. Diejenigen, die sich besonders wichtig nehmen, sehen in manchen Aktionen immer etwas Zukunftsweisendes. Über den Numerus Clausus wurde damals intensiv dikutiert. Ich erinnere mich, wie reife Jünglinge das Wort nicht erklären konnten. Die hielten den Numerus clausus wohl für eine Büstenhaltermarke. Ach ja, und erst die sexuelle Revolution. Sagte doch meine kleine Enkelin (3 Jahre, 1 Monat) neulich beim Essen: "Jungen haben einen Penis." Einfach so. Genau darin liegt der große unvergessliche Fortschritt seit damals. Früher hatte man vulgäre deutsche Ausdrücke dafür. Ab den 68ern wird alles auf eine höhere Ebene ausgebracht, worauf das Latein schon hinweist. Höhere Bildung eben. Schon Dreijährige gehen damit unfangen um. Klingt ganz steril und selbstverständlich wie im OP. Nichts Provozierendes mehr. Ein Bekannter berichtete mir damals empört, er habe auf einem Foto einen Penis abgebildet gesehen, der von einer Hand umfasst wurde. Eine Männer-oder Frauenhand wollte ich wissen. Er sah mich darauf aber nur durchdringend an.
Es änderte sich viel. Die Jugend begann nicht mehr (nur) in Lederhosen herumzulaufen, sondern zog Hosen aus einfachem Segeltuch an. Man nannte sie Jeans. Sie waren gedacht als Unterscheidungsmerkmal gegenüber Älteren. Aber bald trugen alle diese fast unverwüstlichen Stoffhosen, und man musste sich was Neues einfallen lassen. Ähnlich war es mit den langen Haaren.
Was viele heute als einzigartig betrachten, schien mir damals nicht so einzigartig und heute auch nicht. Aber eines war wichtig. Die Jugend der 60er Jahre wurde wieder ideologiefähig. Sie wollte die Welt erklärt haben, was nicht geschah, weil Teile der Elterngeneration zu viel zu verschweigen hatte. Deshalb suchte man sich eine Ideologie. Leider eine in der politischen Theorie anspruchsvolle und auch durch den Kalten Krieg belastete. Deshalb vulgarisierte und mystifizierte man sie, griff ins poltische Tagesgeschehen und sammelte Heldenlegenden. Es wurde chic Ho zu rufen und T-Shirts mit Che Guevara zu tragen. Damit wollte man ärgern und provozieren und ärgerte sich, wenn andere sich nicht ärgerten. Leider ärgenrt sich viele. Marx wurde sehr oft genannt und Marcuses philosophische und soziologische Theorien. Aber ging man ins Detail ermüdeten die jungen Revolutionäre überraschend schnell. So genau wollten sie es nicht wissen. Vor allem scheuten sie die Anstrengung genau zu lernen, was in vielen Büchern geschrieben stand. Die Grundlagen der Theorie? Aktionismus (action) war gefragt: Demos, Sit-ins, Institutsbesetzungen ...etc. Glaube wurde wichtiger als Nachdenken. Berufsausbildung spielte keine große Rolle. Man war mit Menschheitsfragen befasst, die man sehr ernst nahm. So ernst, dass auch Menschenleben für einige nicht so wichtig wurden. Die Verhältnisse mussten geändert werden. So schrecklich neu war das nicht. Solche Massenphänomene gibt es immer wieder in der Geschichte. Ich denke an den Kinderkreuzzug im Mittelalter.
Eines schätze ich sehr: Redefreiheit. Sie begann eine große Rolle zu spielen. Nur so kann Demokratie gedeihen. Autoritäten mussten sich jetzt legitimieren. Gut war das.
c.
Autoritäten mussten sich jetzt legitimieren.Das ist der wichtige Punkt. Das ist auch das, was mir heute noch oft bei der Diskussion mit (einigen) Älteren (nicht hier im ST) auffällt, dass sie Autoritäten nicht hinterfragen. Für uns hatte niemand Kraft seines Amtes Autorität, er musste sich erst durch Können beweisen.
Nebenbei bemerkt und schon öfters betont: Das ist es auch, was mir im ST gefällt: Wir fangen alle gleich an und erst durch unser Schreiben zeichnen wir ein Bild von uns und gewinnen beim Lesen ein Bild von den anderen. Das ist eine Art Chancengleichheit, die es im restlichen realen Leben selten in so ausgeprägter Weise gibt.
Beste Grüße,
karl
Aber jetzt mal nee Frage, hat es uns geschadet??Eindeutig: ja.
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karl
1968 ... das war der letzte Versuch meines Vaters, mich endgültig in Deutschland zu halten (nachdem ich schon 1x4 Jahre und 1x 2 Jahre in Chile war) und das tat er , in dem er mich ausgerechnet auf ein Diakonissengymnasium schickte... dort wurde mir Realitätsferne und Starrsinn bescheinigt, weil ich in einem Aufsatz "Was mache ich mit einer Million Lottogewinn" schrieb, dass ich den Vietkongs davon einen grossen Teil schicken würde...für Waffen ... in einer anderen Aktion verteilten wir Flugblätter und kündigten an, einen (meinen) Zwergpudel vor den Treppen der Kunsthalle mit Benzin zu übergiessen und anzuzünden, aus Protest gegen den Napaleinsatz der Amerikaner in Vietnam ... war das eine Aufregung ... da stand ich, mit meinem Pudel auf dem Arm - mein Freund Peter mit einem halbdurchsichtigem Kanister, in dem kein Benzin sondern Apfelschorle war ... und in der anderen Hand ein Megaphon ... die tobende Menge wollte nur den armen Hudn retten ... das Thema an sich hat sie gar nicht interessiert und ich hatte ne Anzeige wegen Tierquälerei am Hals und viel Ärger .. so viel, dass ich von der frommen Schule flog, nicht ohne, dass man mir noch eine knallte ... an den Prager Frühling erinnere ich mich gut, schon weil Verwandte in Prag lebten ... Die Bilder ... Steine die gegen russische Panzer flogen ... Dubcek war in meiner Erinnerung der erste Politiker mit Rückgrat und mit Mut .... jedes Wochenende trafen wir uns bei Egon; mit Veturlidi aus Island und seiner Frau, Erich, dem Architekten, Rufus, Babette, Peter und Daniel .. ich glaube, die haben mich damals ganz schön aus dem provinziellen Dornröschenschlaf geholt ... Arno Placks "Die Gesellschaft und das Böse" haben wir gemeinsam gelesen und diskutiert .. Egon war der älteste von uns, damals schon über 30 .. ein begnadeter Musiker, der noch bei Karl Richter in München studiert hatte ... ewig lange Zeit nahm er sich, um mir die Matthäuspassion Satz für Satz zu erklären, ich werde ihm ewig dankbar sein, auch wenn ich damals noch gar nicht alles verstanden habe ... Silverster 68/69 waren wir alle bei Egon im Hunsrück... meterhoher Schnee und ich hatte das erste Mal Sex und fand es einfach nur Scheisse ) Frauen, die sich für die Revolution interessierten, hatten nunmal keinen Sex zu haben, dachte ich ... ein paar Monate später, es war schon 1969, sahen wir Freunde dann zusammen den Film "Z" von Costa Gavras in einem Kino gegenüber der Oper in Düsseldorf. Die Opernhausgäste verliessen das Haus etwa zur selben Zeit, in der wir kurz nach dem Film am Hofgarten sassen und den Film verarbeiteten und irgendwie hätten wir uns gewünscht, MGs zu haben und dazwischenzuballern ... wer den Film "Z" kennt, der erinnert sich an die Szene mit dem Opernhaus ... die Musik von Theodorakis gbegleitete mich wenige Tage später dann zurück nach Santiago und irgendwie war ich froh, dann wieder zuhause zu sein., aber in den Dornröschenschlaf fiel ich nie wieder zurück. Eigentlich schade. Denn inzwischen fing es in Chile an zu brodeln, auch in der weit abgelegenen Region en und von der X. Region (Región de los Lagos) abwärts in den Süden ... Die Hauptstadt der X. Region ist Puerto Montt, also 1100km von Santiago entfernt .. und da brodelte es ab 1968 schon gewaltig ..
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angelottchen
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angelottchen
Für alle 68er-Nostalgiker :
Morgen Dienstag, zeigt ARTE ab 21 Uhr den ersten Themenabend zu den 68ern,
am Donnerstag Teil 2, Samstag Teil 3 und kommende Woche geht es weiter.
luchsi35
Danke, luchsi, das ist vorgemerkt. Hast du übrigens heute ARTE um 19. Uhr gesehen? Ich hab's aufgezeichnet, denn das Bild spielte diesmal eine größere Rolle als der Ton.
Die mehr als 2 Errungenschaften dieser Epoche, die über das Steinewerfen a la Joschka und über die Sit-ins weit hinausgehen, und an die wir uns inzwischen so gewöhnt haben, dass wir die grauen Vorzeiten davor gerne vergessen, waren vor allem (spontan fällt mir nicht mehr ein)
- Systematische Hinterfragung der Verstrickung des Individuums in das Nazi-Regime, insbesondere aber derjenigen Personen, die nahtlos von diesem Regime in das heutige übergewechselt sind;
- Ende der starr patriarchalischen Gesellschaft, Ende des Vorrechts des Mannes auf alleinige Vertretung des Haushalts, der Familie;
- Bewusstmachung des sexistischen Missbrauchs der Frau in der Öffentlichkeit, den Medien;
- Ende der K-K-K-Definition des Frauenbildes;
- Abschaffung der wilhelminischen Erziehungsgrundsätze;
- Betriebsverfassungsgesetz mit wesentlichen Rechten der Arbeitnehmer in Bezug auf Mitbestimmung, Kündigungsschutz, Lohnfortzahlung und all das;
- qualifizierte Mitbestimmung an Hochschulen und staatlichen Forschungseinrichtungen;
- Infragestellung von Invasionen und Angriffskriegen und Anfang der Friedensbewegung;
- Ende der Illegalität und des Schmuddel-Images von Schwulenverbindungen und nicht verheirateten Paaren und rechtliche Konsequenzen;
- formelle Abschaffung der Prügelstrafe an Schulen;
- Begründung der Umweltbewegung;
- Aber auch: erste Einschränkung von demokratischen Grundrechten im Namen der inneren Sicherheit: Radikalenerlass.
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silhouette
Die mehr als 2 Errungenschaften dieser Epoche, die über das Steinewerfen a la Joschka und über die Sit-ins weit hinausgehen, und an die wir uns inzwischen so gewöhnt haben, dass wir die grauen Vorzeiten davor gerne vergessen, waren vor allem (spontan fällt mir nicht mehr ein)
- Systematische Hinterfragung der Verstrickung des Individuums in das Nazi-Regime, insbesondere aber derjenigen Personen, die nahtlos von diesem Regime in das heutige übergewechselt sind;
- Ende der starr patriarchalischen Gesellschaft, Ende des Vorrechts des Mannes auf alleinige Vertretung des Haushalts, der Familie;
- Bewusstmachung des sexistischen Missbrauchs der Frau in der Öffentlichkeit, den Medien;
- Ende der K-K-K-Definition des Frauenbildes;
- Abschaffung der wilhelminischen Erziehungsgrundsätze;
- Betriebsverfassungsgesetz mit wesentlichen Rechten der Arbeitnehmer in Bezug auf Mitbestimmung, Kündigungsschutz, Lohnfortzahlung und all das;
- qualifizierte Mitbestimmung an Hochschulen und staatlichen Forschungseinrichtungen;
- Infragestellung von Invasionen und Angriffskriegen und Anfang der Friedensbewegung;
- Ende der Illegalität und des Schmuddel-Images von Schwulenverbindungen und nicht verheirateten Paaren und rechtliche Konsequenzen;
- formelle Abschaffung der Prügelstrafe an Schulen;
- Begründung der Umweltbewegung;
- Aber auch: erste Einschränkung von demokratischen Grundrechten im Namen der inneren Sicherheit: Radikalenerlass.
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silhouette
[...] Also Klartext - [...] "Rainald Grebe alias Kai Diekmann erklärt uns jetzt mal, warum 1968 das Katastrophen-Jahr der deutschen Geschichte ist."
Dem kurz gegenübergestellt:
Von dem Jahr 1968 sagte Peter Sloterdijk, daß es nach dem Jahre 1789 das weitere historisch-politisch entscheidende Jahr in Deutschland, in Europa und in den USA gewesen sei; also ein Jahr von sozialer, geschichtlicher und weltpolitischer Bedeutung.
Ad rem ...
Aber so sehr ich den Beginn dieser Diskussion zu diesem Thema begrüße (ich muß gestehen, daß ich längere Zeit überlegte, wie ich diese Diskussion beginnen sollte), bin ich dennoch verunsichert, was gewünscht oder erwartet wird ...
- eine mehr privat-anekdotische Erinnerung an jene Zeit, an jenes Jahr ... sowie in der Art der bisherigen Beiträge;
- eine kritische Betrachtung, dies vor allem aus der Distanz von vierzig Jahren und nach einer kritischen Reflexion (unter der Berücksichtgung neuerer Informationen und eines erweiterten Blicks);
- eine mehr oder weniger persönliche subjektive Bewertung von damals und heute ... - man verfolge nur die laufenden Debatten in den großen Zeitungen des Landes; nicht zuletzt in Zusammenhang mit dem Buch von Götz Aly; siehe dazu z.B. in der aktuellen Ausgabe der Blätter für deutsche und internationale Politik (April 2008) der Aufsatz "1968 = 1933 -- Götz Alys Totalitarismusfiktion" von Clemens Heni
Denn zwangsläufig muß eine intensivere (durchaus auch persönliche) Auseinandersetzung mit jenem Jahr zu längeren Beiträgen führen. Und diese scheinen ja wohl nicht erwünscht zu sein - mit z.B. der Erklärung, man müsse dann so viel lesen.
Deswegen neige ich dazu, meine Gedanken und Überlegungen und auch Erinnerungen eher in meinem Blog niederzulegen. Denn für mich waren jene Jahre 1966, 1967, 1968 ganz entscheidende Jahre, die tatsächlich mein Leben in verschiedener Hinsicht verändert haben.
Um dem anekdotischen Bedürfnis des Publikums hier entgegenzukommen ...
1967; Vietnamkongreß in Berlin. Vom Flugplatz in einem Taxi. Als ich - damals schon 33 Jahre alt! Sehr bürgerlich aussehend und gekleidet! - dem Fahrer erklärte, wohin ich wollte (auf meinem Rucksack hatte ich - aufgrund der Bilder wild prügelnder Polizei in Berlin - meinen Steinschlaghelm gebunden), griff er nach einem riesigen Schraubenschlüssel, den er wild schwenkte, nachdem er abrupt sein Taxi zum Stehen brachte und schmiß mich mit den Worten hinaus: "Hau bloß ab, sonst hau ick Dir auf Deenen Kommunistenschädel!" Großzügig, wie er war, verzichtete er auf das Fahrgeld der gefahrenen sechs Kilometer ...
Götz Aly vertritt bei seinen Medienauftritten die These, daß im Jahre 1968 eine Modernisierung, eine Reform etc. der deutschen Gesellschaft nicht mehr nötig gewesen sei, weil die wesentlichen Reformen (so auch die Auseinandersetzung mit der nationalsozialitischen Vergangenheit) schon erfolgt sei oder voll im Gange sei ...
Zur Veranschaulichung des von Götz Aly behaupteten veränderten Bewußtseins - die Reaktion gewisser Teile der Berliner Bevölkerung angesichts der verfassungsrechtlich abgesicherten Demonstrationen (mit oder ohne Rudi Dutschke) sah so aus:
- Ungewaschene, verlauste, dreckige Kreatur, den man umbringen sollte ...
- In den Sack stecken und über die Mauer schmeißen
- Vergasen, köpfen; Todesstrafe einführen;
- Verbrennen sollte man ihn; rausschmeißen
- Den Arsch versohlen
- Euch sollte man in die Zone schicken
- Ihr gehört alle ins KZ (dem bin ich zumindest dank der Emigration in die Schweiz für die Jahre 1940 bis 1945 entgangen)
- etc. etc. --
Für die Erinnerung sei die Lektüre der seriösen Tageszeitungen und vor allem aber der Boulevardblätter aus jener Zeit empfohlen!
Ob's lustig war ... ich weiß es nicht. Für mich nicht: Weder damals noch jetzt in meiner - immerhin sehr lebendigen - Erinnerung.
Die Bertha
vom Niederrhein
(die sich heute noch als 68gerin bezeichnet)
Re: Kleines Prolegomenon
--
silhouette
Damit bin ich ebenfalls nicht einverstanden. Die Auseinandersetzung mit den Altnazis fing erst richtig an: Siehe die Tätigkeit von Beate und Serge Klarsfeld, siehe der Prozess von Klaus Barbie in Frankreich, siehe die Schwierigkeiten, die Rolf Bossi in jener Zeit und noch lange danach mit seinen Richterkollegen hatte ("Halbgötter in Schwarz").
Dass bei dieser Jagd dem Kiesinger unrecht getan worden ist (nicht dem Filbinger, die Namen sind sich so unpraktisch ähnlich) erwähne ich als Randnotiz aus Respekt gegenüber einem respektablen Landsmann.
Den Verlust der prügelwütigen preussischen Erziehung haben wir allerdings gegen die antiautoritäre Beliebigkeit eingetauscht, deren Früchte wir hier an dieser Stelle fast jeden Tag kommentieren.
silhouette
Götz Aly vertritt bei seinen Medienauftritten die These, daß im Jahre 1968 eine Modernisierung, eine Reform etc. der deutschen Gesellschaft nicht mehr nötig gewesen sei, weil die wesentlichen Reformen (so auch die Auseinandersetzung mit der nationalsozialitischen Vergangenheit) schon erfolgt sei oder voll im Gange sei ...
Damit bin ich ebenfalls nicht einverstanden. Die Auseinandersetzung mit den Altnazis fing erst richtig an: Siehe die Tätigkeit von Beate und Serge Klarsfeld, siehe der Prozess von Klaus Barbie in Frankreich, siehe die Schwierigkeiten, die Rolf Bossi in jener Zeit und noch lange danach mit seinen Richterkollegen hatte ("Halbgötter in Schwarz").
Dass bei dieser Jagd dem Kiesinger unrecht getan worden ist (nicht dem Filbinger, die Namen sind sich so unpraktisch ähnlich) erwähne ich als Randnotiz aus Respekt gegenüber einem respektablen Landsmann.
Den Verlust der prügelwütigen preussischen Erziehung haben wir allerdings gegen die antiautoritäre Beliebigkeit eingetauscht, deren Früchte wir hier an dieser Stelle fast jeden Tag kommentieren.
Re: Kleines Prolegomenon
Ich habe von den 68ern In Deutschland nur wenig real mitbekommen, da ich in dieser Zeit schon am Genfer See lebte, Kinder bekam und Französisch büffelte ), war damals alles viel wichtiger für mich, deshalb verfolgte ich die Geschehnisse nur aus der Ferne. Wirklich unter die Haut ging mir nur der Tod von Rudi Dutschke.
Das Einzige, was ich damals hautnah miterlebte, war eine fürchterliche Randale auf der Frankfurter Buchmesse, wo ich beruflich hin musste. Dort brachte ich mich vor einer Horde alles zusammenschlagender bärtiger Zottelhaare in Sicherheit, indem ich durch einen Hinterausgang flüchtete und dann mit Stöckelschuhen und sehr engem Rock über einen Zaun kletterte und eine Stunde später immer noch vor mich hinzitterte vor Schreck.
Klar, später habe ich mich näher damit beschäftigt und auseinandergesetzt.
(Silhouette, ARTE am Abend habe ich leider verpasst, dafür hatte ich am Vormittag auf 3 Sat das Vergnügen )
luchsi35
Das Einzige, was ich damals hautnah miterlebte, war eine fürchterliche Randale auf der Frankfurter Buchmesse, wo ich beruflich hin musste. Dort brachte ich mich vor einer Horde alles zusammenschlagender bärtiger Zottelhaare in Sicherheit, indem ich durch einen Hinterausgang flüchtete und dann mit Stöckelschuhen und sehr engem Rock über einen Zaun kletterte und eine Stunde später immer noch vor mich hinzitterte vor Schreck.
Klar, später habe ich mich näher damit beschäftigt und auseinandergesetzt.
(Silhouette, ARTE am Abend habe ich leider verpasst, dafür hatte ich am Vormittag auf 3 Sat das Vergnügen )
luchsi35
Hallo ,
Jetzt bin ich aber neugierig geworden??
Meine Frage lautete:..."hat es >UNS< geschadet?"
Mir hat es nicht geschadet.
Da Du Eindeutig JA gesagt hast,deswegen meine Neugier und Interesse an den Schäden?
Oder hab ich was Mißverstanden??
peter25
Jetzt bin ich aber neugierig geworden??
Meine Frage lautete:..."hat es >UNS< geschadet?"
Mir hat es nicht geschadet.
Da Du Eindeutig JA gesagt hast,deswegen meine Neugier und Interesse an den Schäden?
Oder hab ich was Mißverstanden??
peter25