Diskussion historischer Ereignisse 17. Juni 1953

uki
uki
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17. Juni 1953
geschrieben von uki
Schon vergessen, den 17.Juni 1953?

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Volksaufstand

Gibt es hier noch jemanden der sich erinnert, vielleicht dabei war?

Danach wurde dieser Tag in der BRD als Tag der deutschen Einheit gefeiert.


Lieben Gruß von
uki
hugo
hugo
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Re: 17. Juni 1953
geschrieben von hugo
als Antwort auf uki vom 17.06.2008, 15:09:08
hallo uki,,,erinnern ja, aber nicht dabeigewesen.

was es damals alles an Informationen, Fehlinformationen, Falschmeldungen gab und wie enorm das teils überbewertet und teils heruntergespielt wurde -je nach Interessenlage- kann man sich wohl heute kaum noch vorstellen.

Für mich waren besonders die halbstündlichen Sondermeldungen (im gerade erst gekauftem Radio -übrigens eine der ersten größeren Anschaffungen nach dem Kriege) des sowjetischen Stadtkommandanten bzw dessen Anordnung im Gedächtnis geblieben.
Es durften nicht mehr als 3 Menschen zusammenstehen, also Zusammenrottungen waren verboten und das, wo man damals sowieso oft Schlange stehen musste *g*

Aber auch die vielen Gerüchte über Barrikadenbau, über Massenflucht aus den Gefängnissen in Görlitz und Zittau und das dabei viele Kriminelle plötzlich unter uns rumlaufen sollten,,

Einige Tage später -als es sich beruhigt hatte(wurde)- in den Zeitungen wurden dann Erfolgsmeldungen verbreitet vonwegen der Rädelsführer deren man habhaft wurde und die nun ihrer gerechten harten Strafe entgegensahen, so sie denn nicht in den Westen flüchten konnten,,

ach so und die vielen berichte im Sender RIAS den wir ständig hörten ihm aber nicht glauben sollten und der tatsächlich ein Sammelsurium aus Wahrheiten, Halbwahrheiten und Lügen verbreitete wie sich später rausstellte,,,

Für mich im Nachhinein interessant, die Ursachen dieses Ausnahmezustandes.

Wenn es stimmt, das es sich anfänglich ausschließlich um Normenungerechtigkeit oder zu hohe Anforderungen an die ArbeiteIntensität handelte, dann hab ich auch eine Frage,,

Das wären ja dann übliche, ganz normale kapitalistische Forderungen der DDR-Regierung gewesen für das gleiche Geld mehr zu Leisten,,das gibts doch heutzutage immer und überall,,,und nun wollten die sozialistischen Arbeiter eben keine kapitalistische Gängelung und Antreiberei und setzten diesen Forderungen aber eine übliche kapitalistische Maßnahme entgegen, nämlich Streik,,,,irgendwie doch urkomisch ??

das daraus, also aus der Unzufriedenheit, dann ein organisierter Aufstand ein Flächenbrand ein Putsch, ja fast schon eine Revolution entstand, ist mir noch heute ein Rätsel, es sei denn, es gab oder es liefen im Hintergrund entsprechende gezielte "Anfeuerungen, Antreibereien, polemische Hilfestellungen usw,"

Für die oberste DDR Riege scheint das ziemlich überraschend gekommen zu sein und sie hatte wohl auch nicht die geeigneten Instrumente (weder politisch argumentativ noch organisatorisch,,)sich diesen Aufstand vom Halse zu schaffen,,,,die Rote Armee war da wohl Retter in allerhöchster Not.


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hugo
uki
uki
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Re: 17. Juni 1953
geschrieben von uki
als Antwort auf hugo vom 17.06.2008, 17:12:36
Url 17. Juni

Hallo, hugo, die Aussagen, die im Link unter Chronik, Juni 1953, dann weiter
Zur ausführlichen Information, zu finden sind, sind deinem Bericht ähnlich.
Überhaupt ist dort im Link, so wie ich es erkenne, eine ausführliche Beschreibung zu finden.
Wesentliches unter: (eigentlich ist aber alles wesentlich)

Chronik, Juni 1953
Zur ausführlichen Version
André Steiner
Die wirtschaftlichen Ursachen des Volksaufstandes am 17. Juni 1953
- - -
Die Menschen im Westen, so habe ich es in Erinnerung, verfolgten die Ereignisse sehr gespannt und auch besorgt. Was war das für eine unruhige Zeit. Der 2. Weltkrieg war beendet, doch lebten wir irgendwie weiter wie auf einem Pulverfass.


Danke für deinen Bericht, hugo und noch einen schönen Abend.



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uki

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angelottchen
angelottchen
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Re: 17. Juni 1953
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf uki vom 17.06.2008, 21:01:13
Hallo Uki - danke für das "Nach oben schieben" dieses wichtigen Themas. Ich dachte schon, man hätte es heute vergessen. Ich selbst war ja erst 1 Jahr alt und habe keinerlei persönliche Erinnerungen, aber es betraf die Familie meines Vaters, die damals in Köpenick und Neukölln wohnte und zwei seiner Cousins waren längere zeit inhaftiert. So zog sich der Tag nicht nur als historisches sondern auch als familiäres Ereignis in unser Leben, denn der eine überlebte die Haft nicht, der andere kam dann, als er entlassen wurde, umgehend "in den Westen" und später nach Chile und bei Familientreffen war der 17.Juni und seine Gefangenschaft immer ein Thema.

Vorhin sah ich auf Phönix eine sehr interessante Reportage über den Tag, sehr interessant.

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angelottchen
uki
uki
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Re: 17. Juni 1953
geschrieben von uki
als Antwort auf angelottchen vom 17.06.2008, 21:10:46
Hallo, Angelottchen!
Die Reportage hätte mich bestimmt auch interessiert. Leider habe ich sie nicht gesehen.
Was sich noch alles für ein Folgeleid nach dem 17.6. in den betroffenen Familien der DDR abspielte, das bekam der Westen nicht mehr so mit. Heute könnte jeder alles erfahren, doch scheinen sich nur wenige noch dafür zu interessieren und lt. den Medien weiß die Jugend erschreckend wenig von der Vergangenheit.
Heute las ich in der WAZ eine Ansicht von Altkanzler Helmut Schmidt, nach der es die heutigen Politiker leichter haben als die Politikergenerationen vor ihnen. Das gelte vor allem für die Politiker, die während des kalten Krieges dafür sorgen mussten, dass aus dem kalten Krieg nicht wieder ein „Schießkrieg“ (so steht es geschrieben) geworden ist.
Die Fehler, die Politiker heute machen, könnte man deshalb „mit mildem Lächeln betrachten“.

Nun ja, ich denke, zumindest, was die unmittelbare Kriegsgefahr betrifft.

Lieben Gruß
uki

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uki
angelottchen
angelottchen
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Re: 17. Juni 1953
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf uki vom 18.06.2008, 09:34:29
Hallo uki, da hat der Helmuth Schmidt ganz bestimmt recht - beschäftigt man sich ein wenig mit der Geschichte der Nachkriegszeit bis zum Ende der 80er wird einem erst klar, wie oft wir ganz dicht vor einer atomaren Katastrophe und einem 3. Weltkrieg gestanden haben.
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angelottchen

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hugo
hugo
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Re: 17. Juni 1953
geschrieben von hugo
als Antwort auf uki vom 18.06.2008, 09:34:29
hallo uki,,und angelottchen,,,vielleicht war es so -mit der Kriegsgefahr- vielleicht jedoch auch nicht.
Ich neige dazu anzunehmen das die Politiker aus damaliger Zeit auch zum Glorifizieren ihrer Leistungen neigen,,Da macht auch ein Helmut Schmidt keine Ausnahme,,

Durch die zunehmende Aufrüstung, das sich ansammelnde Waffenarsenal und die relativ gute Übersicht der Abwehr des jeweiligen Anderen über dessen militärisches Potential hatte wohl ausschlaggebend mit dazu geführt das es zu keinem Ausbrechen aus dem kalten Kriege kam.

So kritisch die scheinbaren Situationen auch waren (1953 DDR, später auch Ungarn 56, die Kubakriese 62, der Prager Frühling 68 usw..) einen Atomkrieg hielt wohl keine der beiden Parteien als machbare Alternative zur Lösung ungeklärter Fragen für erforderlich oder sinnvoll.
Sicher, im Nachhinein umkränzen sich doch die Poltiker gerne mit IHREM Anteil der vergangenen Gechichte,,und das gerade ausgerechnet SIE es waren welche ,,,

Also meine Meinung,,die Rüstung war ab Mitte der Fünfziger auf einem dermaßen kritisch hohem Stand, das ein heißer Krieg für beide Seiten erfolglos und mit einer Niederlage enden musste,,,und genau diese Erkenntnis hielt die Zuständigen auch davon ab und nichts anderes,,

schon im August 1963 wurde in Moskau ein Vertrag über die Einstellung aller Atomversuche (mit Ausnahme unterirdischer Tests) unterzeichnet, es wurde ein heißer Draht eingerichtet (direkte Fernschreibverbindung zwischen Kreml und dem Weissen Haus) weil die Gegener einsahen, das es ein nuklearstrategisches Gleichgewicht gab.

es war wohl tatsächlich die gegenseitige Abschreckung die einen Krieg verhinderte denn wir haben ja Beweise genug, das die Großen (besonders die USA) sich niemals lange zierten wenn es darum ging irgendwo auf unserer Erde mit Ihren Waffen, mit Ihrem Militär präsent zu sein und ihre Interessen durchzudrücken und wenn es mal kritisch wurde dann, ok dann musste eben ein Stellvertreterkrieg organisiert werden.

Was dem Ostblock sicherlich mit das Genick brach,,bzw was ein wichtiger Auslöser und Hauptgrund war,,, war eben dieser besagte Kalte Krieg mit einem ständigem Drehen an der Kosten-Spirale wodurch der wirtschaftliche Aufschwung zum Stocken gebracht wurde bzw gar nicht erst fußfassen konnte,,

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hugo
Re: 17. Juni 1953
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hugo vom 18.06.2008, 10:27:02
@hugo,
ich stimme mit dir darin überein, dass besonders das "atomare und raketentechnische Gleichgewicht" dazu beigetragen hat, dass es zu keinem atomaren Inferno kam.
Auch "zufälligen" Auslösungen hatte man vorgebeugt.

UND auch in einem anderen Punkt stimmen wir überein. Die immer stärker werdende wirtschaftliche Unterlegenheit des "Ostblocks"- verbunden mit immer höheren Militärausgaben- haben letztendlich für die Unzufriedenheit gesorgt, die dann Hauptauslöser des Zerfalls wurde.
Aus diesen Tatsachen ergibt sich natürlich die Frage, wie es möglich war, dass trotz reicher Vorkommen aller Bodenschätze und riesiger landwirtsch. Nutzflächen, eine immer stärker werdende Unterlegenheit des soz. Wirtschaftssystems zustande kommen konnte.
Das allerdings ist natürlich hier nicht das Thema.

An den 17 Juni kann ich mich persönlich ( war 11 Jahre alt ) kaum erinnern. Mich wunderte nur, dass meine Eltern furchtbare Angst hatten. Ich "sehe" auch noch 2 Panzer durch unsere Kleinstadt fahren, was ich natürlich toll fand. Nicht so toll fand ich das Geschrei der aus der Luke schauenden Soldaten, die immer " weg von Straße" riefen und ziemlich böse aussahen.
Erst später wurde ich konfrontiert mit einigen Folgeerscheinungen des 17. Juni. In unserer Schule( 1.-12. Klasse) wurden aus einer Abiturklasse 3 Schüler entlassen und kurzzeitig "eingelocht", was sich natürlich auch zu den "Kleinen" herumsprach.
Heute kenne ich 2 davon persönlich und erfuhr, was sich damals abspielte.
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klaus
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: 17. Juni 1953
geschrieben von schorsch
als Antwort auf uki vom 17.06.2008, 15:09:08
Und wann werden wir wohl hier im ST einen Tag der Einheit feiern können?

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schorsch
Re: 17. Juni 1953
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hugo vom 17.06.2008, 17:12:36
@hugo,
"Das wären ja dann übliche, ganz normale kapitalistische Forderungen der DDR-Regierung gewesen für das gleiche Geld mehr zu Leisten,,das gibts doch heutzutage immer und überall,,,und nun wollten die sozialistischen Arbeiter eben keine kapitalistische Gängelung und Antreiberei und setzten diesen Forderungen aber eine übliche kapitalistische Maßnahme entgegen, nämlich Streik,,,,irgendwie doch urkomisch ??"

Hab ich leider erst jetzt gelesen.

Diese Sätze muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Der Aufstand der Arbeiter in den Betrieben als "irgendwie doch urkomisch" zu bezeichnen?
Ich finde, dazu gehört schon Mut.

Sicher war der Auslöser der Streiks die Normenerhöhungen bei gleichem Lohn.
Aus zunächst rein wirtschaftlichen Forderungen wurden rasch politische Forderungen, wie "Nieder mit der Regierung" und "Freie Wahlen...
Der ganz einfache Unterschied zu den "normalen kapitalistischen Forderungen" ist, dass es "heutzutage" und auch schon damals im Westen die Möglichkeit gab, gegen solche Forderungen, wie Lohnminderung ... zu streiken, ohne dass sofort auf die Streikenden geschossen wird.
Welche Veränderungen Streiks im Westen brachten, weißt du sicher auch. Zum Zeitpunkt der Wende 1998 waren die Löhne mindestens doppelt so hoch und die Arbeitszeit z.T erheblich kürzer als im Osten. Der Unterschied war immer größer geworden - u.a. auch durch ein solches Streikrecht im Westen.
Das alles zeichnete sich auch schon sehr deutlich im Jahre 1953 ab - und das war überhaupt nicht "urkomisch", sondern leider Realität.





--
klaus

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