Forum Wissenschaften Die unbelebte Natur Horror - Kernschmelze mit Uran und Plutonium

Die unbelebte Natur Horror - Kernschmelze mit Uran und Plutonium

silhouette
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Re: Fundamentale Planungsfehler
geschrieben von silhouette
als Antwort auf stange vom 21.03.2011, 17:43:54
Stange, zum letzten Absatz mache ich es mir einfach:

[i]In den Standort-Zwischenlagern für bestrahlte Brennelemente werden ausschließlich die beim Betrieb des jeweiligen Kernkraftwerks anfallenden bestrahlten Brennelemente gelagert. Die Standort-Zwischenlager stehen in unmittelbarer Nähe zum Kernkraftwerk und werden in der Regel unabhängig vom Kernkraftwerk betrieben. Für den Transport werden keine öffentlichen Verkehrswege beansprucht. Die Verweildauer eines Behälters im Standort-Zwischenlager ist auf maximal 40 Jahre begrenzt.[/indent]
Zwischenlagerung

Mein Kommentar: die 40 Jahre sind ja sooo lang. Es bestehen bereits an einigen Standorten regelrechte Bunkermonstren überirdisch. Kenner der Szene halten diese eher für "Endlager".

Die Castor-Transporte stammen größtenteils aus La Hague. Dort will man unbearbeitete Restbestände mit Migrationshintergrund loswerden, weil kein Platz mehr und keine Wiederaufarbeitungskapazitäten. Dies kostet die Deutschen eine unvorstellbare Menge Geld ( irgendwo so "ca." 2 bis 3-stellige Millionenbeträge, wenn ich das richtig in Erinnerung habe), sie müssen das aber machen, weil sie sich gegenüber den Franzosen vertraglich dazu verpflichtet haben. Ich weiß nicht, wieviel da noch nachkommt. Irgendwann ist Schluss damit.

Der letzte Castor-Transport enthielt Material aus der Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe, nicht aus einem Kraftwerk - subtile Vertragsunterschiede.

Sonstige radioaktive (meist nur schwachaktive) Abfälle wie z.B. aus dem medizinischen Bereich werden in ebensolchen oberirdischen Bunkern, genannt Zwischenlager, per Gesetz bei den ehemaligen Kernforschungszentren gelagert.


Marianne, mach dir nix draus. Ich mach mir auch nix draus. Ich habe nur einen Horror vor geballtem Pseudo-Wissen.

Aber das hier bewegt mich viel mehr:
gehe zu: Stadt der Verlorenen

Grüßle!
stange
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Re: Fundamentale Planungsfehler
geschrieben von stange
als Antwort auf olga64 vom 21.03.2011, 17:49:31
Ja Olga 64, das ist ein Problem.

Das Zwischenlager in Lubmin gehört dem Bund. Das bedeutet, das der Bund entscheidet, dass der Atommüll, der in Anlagen des Bundes angefallen ist, nach Lubmin transportiert wird. Das ist mit den kontaminierten Müll aus der Versuchsanlage Rossendorf bei Dresden der Fall, genau so mit den Müll der Versuchsanlage Karlsruhe.Der Forschungsreaktor Karlsruhe wird, wie vieleicht auch schon bekannt ist, von Mitarbeitern der Energiewerke Nord Lubmin abgebaut, radioaktive Wässer sind in Kokillen verglast worden und auch in Lubmin gelandet. Der letzte Brennelementetransport aus Frankreich, hierbei handelte es um Brennelemente aus der dortigen Wiederaufbereitungsanlage, dass waren Brennelemente die auch dem Bund gehören, sind in Lubmin gelandet. Nun wird das Zwischenlager in Lubmin langsam ausgelastet sein.
Das der bundeseigene Atommüll in einem Zwischenlager landet was ihm auch gehört, liegt auf der Hand. Der Bund, und damit der Steuerzahler, also wir alle, haben ja nicht umsonst Milliarden ausgegeben, und dieses dann nicht wahrzunehmen wäre ja rausgeschmissenes Geld, was einige Atomtransportgegner nicht wahr haben wollten, und dagegen fehement prodestiert haben.
Ich würde es begrüßen, wenn die Atonmülltransporte quer durch die Bundesrepublik nun aufhören.
Die Politik ist gefordert an den Standorten von Kernanlagen, wo es noch nicht geschehen ist, eigene Zwischenlager auf deren Kosten zu errichten, genug Geld haben sie ja mit ihren Anlagen verdient, denn ehe wir ein genehmigtes Endlager haben werden, werden noch viele Jahre vergehen und an der Suche nach einem solchen genehmigungsfähigen Standort und an dessen Aufbau sollten die KKW-Betreiber finanziell beteiligt werden.
silhouette
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Re: Fundamentale Planungsfehler
geschrieben von silhouette
als Antwort auf stange vom 21.03.2011, 19:58:13

Der Forschungsreaktor Karlsruhe wird, wie vieleicht auch schon bekannt ist, von Mitarbeitern der Energiewerke Nord Lubmin abgebaut, radioaktive Wässer sind in Kokillen verglast worden und auch in Lubmin gelandet..

Wusste ich gar nicht, dass Ihr das aufs Auge gedrückt bekommen habt. Da ist übrigens noch der ganze Außenbau, die große Halle, übrig. Das Reaktorchen da drin war ja nur ein relativ kleines "Teil". Sie wird jetzt für eine ständige Ausstellung und für kleine Konzerte benutzt, muss eine irre Akustik sein. Als das Ding noch in Betrieb war und jedermann Stolz ("der erste deutsche Eigenbaureaktor"), lang lang ist's her, habe ich da ab und zu Schulklassen durchgeführt. Seufz........

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carlos1
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Re: Fundamentale Planungsfehler
geschrieben von carlos1
als Antwort auf stange vom 21.03.2011, 17:43:54
@ stange
aus allem, was gesagt wird, wird erkennbar, das mit dem Atomausstieg das Problem der Entsorgung nicht nur des strahlenden Mülls bleibt, sondern auch der kostenintensive Rückbau des Meilers. 2005 wurde eines der ersten deutschen AKWs in Obrigheim stillgelegt. Mehr als 10 Jahre werden die Arbeiten insgesaamt dauern, mit Kosten von mehr als 500 Mio €. Auch dann wird keine "grüne Wiese" entstehen. 342 abgebrannte radioaktive Brennelemente bleiben noch 40 Jahre lang in einem Zwischenlager auf dem leer geräumten Kraftwerksgelände in Castorbehältern. Hoffentlich hinter angemessen dicken Betonwänden. Werden die Behälter dicht bleiben? Das Prinzip Hoffnung bleibt.


Flugzeugabstürze wurden erwähnt als Risiken (IsarI). Terroranschläge auch. Menschliche Schlamperei und Fehler zählen dazu und sind so gefährlich - und nicht abstellbar - wie der bösartige Terror. In Nordafrika engagiert sich der Atomstaat Frankreich (54 Kernkraftwerke) momentan gegen Gaddafis Libyen. Gaddafi droht seinerseits mit einem langen Krieg und Abschuss von Zivilflugzeugen über dem Mittelmeer. Terror gegen Zivilisten ist jedoch auch denkbar als Terror gegen Zivilbevölkerung in deren Heimat. In den westlichen Staaten gibt es die offene Gesellschaft. AkWs können auch mit panzerbrechenden Waffen oder Granatwerfern angegriffen werden. Es lassen sich schreckliche Szenarien ausdenken und die mögliche Gegenwehr durchspielen. Noch einfacher hätten es Terrororganisationen mit der Ausschüttung von Cyankali in Trinkeasserreservoire (etwa Bodenseewasserverorgung). Diese Szenarien machen machen eines klar, dass Hochtechnologiestaaten,so stark sie militärisch sein mögen, in ihrer Infrastruktur sehr empfindlich gegen Terroraktionen und im Krieg sind. Dies umso mehr je höher entwickelt sie technologisch sind.

c
olga64
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Re: Fundamentale Planungsfehler
geschrieben von olga64
als Antwort auf stange vom 21.03.2011, 19:58:13
Danke Stange für Ihre Erklärung - ich bin keine Expertin, habe aber Fragen und bin froh, wenn ich jemanden finde, der sie mir beantwortet.
Aber was Sie schreiben mit neuen "Entsorgungs-Depots" - das würde vermutlich wieder zu jahrzehntelangen Kämpfen mit den Bürgern führen, die dort leben und den Wert ihrer Immobilie in GEfahr sehen und natürlich auch um ihre Gesundheit fürchten.
Was ich bis jetzt auch nie verstanden habe - weshalb wurde in Baden Württemberg und Bayern nicht nach geeigneten Depots gesucht? Rein geologisch betrachtet gäbe es auch hier Möglichkeiten (aber vermutlich zu starke Politiker und zu potente Industrieunternehmen, die sich dagegen wehren). Aber alles muss zusammen gesehen werden - das dürfte auch dem leidenschaftlichsten AKW-Abschalt-Demonstranten irgendwann einleuchten. Olga
rodaroda
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Re: Fundamentale Planungsfehler
geschrieben von rodaroda
als Antwort auf olga64 vom 22.03.2011, 16:30:34
Wenn man von fundamentalen Denkfehlern (Planung??)im Zusammenhang mit der Atomtechnik spricht, so dazu nur ein kurzer Rückblick auf die Hinterlassenschaft von Tschernobyl, wie sie vor einigen Tagen in einer Sendung gezeigt wurde:

Man sah die vollzogene Kernschmelze mit einem unförmigen auf den Boden liegenden Buckel. Dieser wurde als 100 kg geschmolzenes Plutonium genannt,

Es wurde darauf hingewiesen, dass bereits ein Mikrogramm für einen Menschen absolut tödlich ist und dass dafür eine "Abklingzeit" von 250.000 Jahren anzusetzen ist.

Jeder mag sich nun ausrechnen, für wie viele Menschen diese Hinterlassenschaft tödlich ist und was sonst noch damit zusammenhängt.

Das war dann ein Aspekt des "Restrisikos".

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carlos1
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Re: Fundamentale Planungsfehler
geschrieben von carlos1
als Antwort auf rodaroda vom 22.03.2011, 18:52:01
Der japanische Ingenieur Shiro Oguro war nach eigener Aussage mit Planung, Bau und Wartung der Reaktoren in Fuk. betraut. Er sagte aus, dass „die Möglichkeit eines Tsunamis bei der Planung nie in Betracht gezogen“ worden ist. Man habe nicht berücksichtigt, dass die Welle eines Tsunamis nicht nur die reguläre Stromversorgung, sondern auch die unterhalb des Reaktors, praktisch direkt am Meer gelegenen Notstromaggregate beschädigen und außer Betrieb setzen könnte. Einen Tsunami von 14,5m Jöhe konnte man sich nicht vorstellen. Aber so ungewöhnlich sind solche Monster-Tsunamis nicht. 1883 fand man beim Ausbruch des Krakatau Hochseeschiffe 15km weit im Landesinnern. Der Tsunami von 2004 ist noch in Erinnerung.

Nichtbrücksichtigung eines im Bereich des Möglichen liegenden Havarie-Risikos ist ein Planungsfehler. Planung setzt aber auch Phantasie voraus. Tsunami ist ein japanisches Wort und bedeutet „große Welle im Hafen“. Jedes japanische Kind weiß, was Tsunami bedeutet. Japans Lage in unmittelbarer Nähe des pazifischen Feuerring, einer äußerst aktiven tektonischen Zone hat wiederholt schwerste Beben und Vulkanausbrüche, gefolgt von Tsunamis, zur Folge gehabt.

Die Nachrichten der Betreiberfirma TEPCO sind unzulänglich. Erst nach längerer Zeit und unter dem Druck der Öffentlichkeit wird sich Genaueres über solche eventuellen Planungsfehler sagen lassen. Silhouette hat darauf hingewiesen, dass nicht alles, was die Zeitungen schreiben für bare Münze genommen werden darf und dass dies durchaus nicht so idiotisch sei, wie es auf den ersten Blick erscheint. Es gibt nämlich andere Projekte, bei denen in gleicher Weise vorgegangen wurde. Wenn viele (oder gar alle) etwas falsch machen, darf man das dann noch einen Fehler nennen? Das ist nun aber eine Frage für Philosophen.

Frankreich besitzt 54 AKWS und will die Kernkraft weiter fördern und ausbauen. Warum regen sich die Deutschen so auf und die Österreicher? (Ironisch gesagt!!). Direkt am Rhein auf der frz. Seite liegt das älteste AKW Frankreichs. Erdbebenzone ist das Gebiet auch noch. Machen wir uns doch nichts vor. Der Ausstieg aus der Atomenergie ist ein Scheinargument. Sie wird auch nach dem Ausstieg sehr teuer sein und gefährlich. Wir werden sie nicht los oder von ihr erlöst. Die Halbwertzeit von 240 000 Jahren für Plutonium sollte sich jeder gut merken. Die Kosten des Ausstiegs sind auch immens. Für den Rückbau der stillgelegten AKWs haben die Energiekonzern bereits Rücklagen in Höhe von 23 MRD € gebildet (gestern Abend in FRONTAL gemeldet). Bezahlen wird der Verbraucher über den Strompreis.

Wildschweinfleisch ist in Teilen Süddeutschlands noch so stark durch Radioaktivität belastet, dass es als Sondermüll entsorgt wird.

Die Meldung aus der Stuttgarter Zeitung über die „Planung ohne Berechnung des Tsunamis“ erschien am 18.3.2011. Ich habe sie im Beitrag vom 18.03.2011 22:39 verlinkt.
silhouette
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Re: Fundamentale Planungsfehler
geschrieben von silhouette
als Antwort auf carlos1 vom 23.03.2011, 12:55:57
Also Carlos,
Plutonium hat eine Halbwertszeit von 24.000 Jahren, d.h. es strahlt von jetzt bis null 48.000 Jahre, wenn auch in der zweiten Hälfte nicht mehr gar so intensiv, aber das reicht auch schon üppig, um das große Grausen zu kriegen. Das giftige, sozusagen chemisch giftige an der Substanz löst sich überhaupt nie in Wohlgefallen auf.

Warum sich die Deutschen und Österreicher so echauffieren? Ja weil niemand zugeben will, dass man ohne Kernkraft in beiden Ländern Atomstrom zukaufen muss: die Deutschen bis jetzt aus Frankreich, die Österreicher aus zwei höchst umstrittenen Kraftwerken, Temelin und Mochovce. Bitte gockeln, was das für Dinger sind. Sie haben mit Tchernobyl deutlich mehr gemeinsam als z.B. Obrigheim.

Und beide sind dabei, neue Blöcke (Mehrzahl!) hinzuzubauen. Ich unterstelle, nicht nur für die Österreicher, sondern auch für die mehr und mehr abschaltenden Deutschen.
Saubere Lösung, gell? Könnte von einem Spitzenpolitiker stammen, der wiedergewählt werden will.

Ansonsten möchte ich mich weitgehend aus diesem Thema zurückziehen. Es wird langsam fad und die Diskussionen drehen sich nur noch im Kreis.
Mitglied_81b4260
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Re: Fundamentale Planungsfehler
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf silhouette vom 23.03.2011, 13:07:33
Na, ja, s., muß ich mich wiederholen?

Deutschland ist insgesamt Exporteur von elektr. Energie.

Österreich wurde bereits 1978, als Zwentendorf nicht in Betrieb gehen sollte, die Angst vor dem Zusammenbruch in düsteren Farben vorgemalt. Erst seit 2001 bezieht Österreich insbesondere Grundlast von AKW. Darauf kann locker verzichtet werden - und wie es jetzt (Sondersitzung des Parlaments) ausschaut, wird es wohl dazu kommen.


Ja, warum bezieht man Atomstrom? Ganz einfach, weil er so billig ist. Und warum er so billig ist, braucht man doch nicht mehr erwähnen.

Eine ganz simple betriebswirtschaftliche Rechnung .... und Atomstrom wird so teuer, dass locker Alternativen Energien mithalten können.

Warum hat Frankreich fast keine alternativen Energien?.... Weil der Atomstrom so billig ist.
Warum hat Japan etwa 1/3 Atomstromanteil und nur 1/3 alternativen Anteil.... Weil Atomstrom so billig ist, und Großkonzerne sich daran deppert verdienen.

So simpel ist es.

Ein allmählicher Umstieg auf alternative ist nicht so unmöglich wie es die Atombegeisterten und daran verdienenden sagen, allerdings nicht so ganz einfach, wie es oft dargestellt wird.

Atomstrom soll eine Brückenlösung sein ..... eine schön brüchige Brücke ist das.... und die Verteilungskämpfe um Uran werden genauso einsetzen, wie die um fossile Energieträger.
Karl
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Administrator

Re: Fundamentale Planungsfehler
geschrieben von Karl
als Antwort auf carlos1 vom 23.03.2011, 12:55:57
Machen wir uns doch nichts vor. Der Ausstieg aus der Atomenergie ist ein Scheinargument. Sie wird auch nach dem Ausstieg sehr teuer sein und gefährlich. Wir werden sie nicht los oder von ihr erlöst.
Los werden wir die Radioaktivität sicher nicht so schnell. Die Endlagerung wird ungelöst bleiben, auch der Lernprozess bei Nachbarn mag verzögert stattfinden. Warum aber all dies den Ausstieg aus der Atomenergie zu einem Scheinargument machen soll, verstehe nicht, da denke ich wohl zu geradlinig.

Ich hoffe doch sehr, dass am Sonntagabend diese Art der schwammigen Argumentation ein wenig an Einfluss verloren haben wird. Zur glasklaren Entscheidung, bald möglichst abzuschalten und erneuerbare Energien maximal zu fördern, gibt es m. E. keine Alternative.

Karl

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