Die unbelebte Natur Atlantropa
Als Kind las ich in einem alten 'Universum'-Band aus der Nazi-Zeit von einem technischen Riesenprojekt - die Straße von Gibraltar mit einem Staudamm zu sperren, das Mittelmeer trockenzulegen und Europa mit Afrika zu verbinden, um 'Lebensraum zu gewinnen'. Irgendwie hatte ich das noch im Hinterkopf, als mir vor ein paar Wochen ein Buch über ebendieses Projekt in die Hand fiel. Die Idee hatte in den 20er Jahren Herman Sörgel, ein angesehener Architekturtheoretiker, Schriftleiter der Zeitschrift 'Baukunst' und Sohn des Chefs der bayerischen obersten Baubehörde, der 1905 begonnen hatte, in Bayern großräumig die Wasserkraft zur Stromgewinnung zu nutzen.
Der Pazifist Sörgel wollte mit dem Projekt Neuland gewinnen, die Wasserkraft mit den Staudämmen bei Gibraltar, Sizilien und Gallipoli nutzen - die hätten damals ganz Europa bequem mit Strom versorgt - und den Arbeitslosen der Zwischenkriegszeit Arbeit verschaffen. Er hoffte, die Schaffenskraft Europas so positiv bündeln und neue Kriege vermeiden zu helfen. Angedacht war, das westliche Mittelmeer um 100 m, das östliche um 200 m abzusenken und damit ½ Mio. km² Neuland zu gewinnen, mit dem Wasser des Mittelmeers 3 Mio. km² nordafrikanische Wüste und Steppe zu bewässern, und damit auch Nordafrika wirtschaftlich aufbauen zu helfen. Führende Architekten (Le Corbusier, van der Rohe, Mendelsohn, Gropius, Taut...) schlossen sich der Idee an, deutsche und österreichische Technische Hochschulen beteiligten sich, die deutsche und die französische Regierung waren durchaus interessiert - scheuten aber natürlich den immensen Aufwand. Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, opponierte Sörgel gegen die Aufrüstung und Kriegsvorbereitung und wurde mit Veröffentlichungsverbot belegt - trotzdem wurde noch 1940 ein Atlantropa-Institut gegründet, das bis 1958 bestehen bleiben sollte.
Nach dem Krieg nahm Sörgel einen neuen Anlauf, konnte auch die englische und die US-Regierung für das Projekt interessieren, das er inzwischen noch erweitert hatte - da plante er die Aufstauung von drei 'Binnenmeeren' in Zentralafrika, die das Klima verbessern sollten... Die Fachwelt war gespalten, das nötige Geld nicht vorhanden - und der unermüdliche Sörgel reiste von einem Termin zum nächsten - wurde aber 1952 in München unter ungeklärten Umständen getötet - er wurde von einem Auto angefahren, der Fahrer beging Fahrerflucht und wurde nie gefunden. Das Atlantropa-Institut blieb noch einige Jahre bestehen, bis der 'Bundesminister für Atomfragen' F. J. Strauß ausrichten ließ, die Stromgewinnung aus Wasserkraft sei passé, die Zukunft gehöre der Atomenergie - 1958 löste sich das Institut auf...
Über die globalen Folgen machte man sich damals wenig Gedanken, auch heute sind die noch nicht ganz geklärt, wie man sieht - Gegner des Projekts befürchteten, dass durch das Aufhören des Wasseraustauschs zwischen Atlantik und Mittelmeer der Golfstrom nach Süden abgelenkt würde und Europa eine neue Eiszeit drohe - vor etwa 15 Jahren hat ein Klimatologe aus dem gleichen Grund den Bau eines solchen Damms gefordert - durch den Assuan-Staudamm würde das Mittelmeer immer mehr versalzen und eine Unterströmung zurück in den Atlantik eben eine solche Ablenkung des Golfstroms hervorrufen, wenn der nicht gebaut würde...
Hier ein Originalartikel von Sörgel von 1931, und auch bei Wiki unter 'Atlantropa' Info dazu.
() qilin
Der Pazifist Sörgel wollte mit dem Projekt Neuland gewinnen, die Wasserkraft mit den Staudämmen bei Gibraltar, Sizilien und Gallipoli nutzen - die hätten damals ganz Europa bequem mit Strom versorgt - und den Arbeitslosen der Zwischenkriegszeit Arbeit verschaffen. Er hoffte, die Schaffenskraft Europas so positiv bündeln und neue Kriege vermeiden zu helfen. Angedacht war, das westliche Mittelmeer um 100 m, das östliche um 200 m abzusenken und damit ½ Mio. km² Neuland zu gewinnen, mit dem Wasser des Mittelmeers 3 Mio. km² nordafrikanische Wüste und Steppe zu bewässern, und damit auch Nordafrika wirtschaftlich aufbauen zu helfen. Führende Architekten (Le Corbusier, van der Rohe, Mendelsohn, Gropius, Taut...) schlossen sich der Idee an, deutsche und österreichische Technische Hochschulen beteiligten sich, die deutsche und die französische Regierung waren durchaus interessiert - scheuten aber natürlich den immensen Aufwand. Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, opponierte Sörgel gegen die Aufrüstung und Kriegsvorbereitung und wurde mit Veröffentlichungsverbot belegt - trotzdem wurde noch 1940 ein Atlantropa-Institut gegründet, das bis 1958 bestehen bleiben sollte.
Nach dem Krieg nahm Sörgel einen neuen Anlauf, konnte auch die englische und die US-Regierung für das Projekt interessieren, das er inzwischen noch erweitert hatte - da plante er die Aufstauung von drei 'Binnenmeeren' in Zentralafrika, die das Klima verbessern sollten... Die Fachwelt war gespalten, das nötige Geld nicht vorhanden - und der unermüdliche Sörgel reiste von einem Termin zum nächsten - wurde aber 1952 in München unter ungeklärten Umständen getötet - er wurde von einem Auto angefahren, der Fahrer beging Fahrerflucht und wurde nie gefunden. Das Atlantropa-Institut blieb noch einige Jahre bestehen, bis der 'Bundesminister für Atomfragen' F. J. Strauß ausrichten ließ, die Stromgewinnung aus Wasserkraft sei passé, die Zukunft gehöre der Atomenergie - 1958 löste sich das Institut auf...
Über die globalen Folgen machte man sich damals wenig Gedanken, auch heute sind die noch nicht ganz geklärt, wie man sieht - Gegner des Projekts befürchteten, dass durch das Aufhören des Wasseraustauschs zwischen Atlantik und Mittelmeer der Golfstrom nach Süden abgelenkt würde und Europa eine neue Eiszeit drohe - vor etwa 15 Jahren hat ein Klimatologe aus dem gleichen Grund den Bau eines solchen Damms gefordert - durch den Assuan-Staudamm würde das Mittelmeer immer mehr versalzen und eine Unterströmung zurück in den Atlantik eben eine solche Ablenkung des Golfstroms hervorrufen, wenn der nicht gebaut würde...
Hier ein Originalartikel von Sörgel von 1931, und auch bei Wiki unter 'Atlantropa' Info dazu.
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Ich bin stolz auf Dich, dass Du dieses Thema beginnstt, Ich habe schon viele Dokus dazu gesehn und bin begeistert davon - zumal ich denke, dass es diesen blödsinnigen Religionsquatsch zwischen Islam und Christen beenden würde.
Eine tolle Sache - ich würde sofort dort hinziehen und mir eine kleine Hütte bauen.
Eine tolle Sache - ich würde sofort dort hinziehen und mir eine kleine Hütte bauen.
Danke für die Blumen
Interessant - dieser Film lag als DVD dem Buch bei, und ich würde im Prinzip dem japanischen Professor am Ende zustimmen - die Sache wäre grundsätzlich nicht unmöglich, aber die Zeit ist noch lange nicht reif für ein solches Unternehmen. Auch heute sind die technischen Voraussetzungen nicht ohne Weiteres gegeben, und die globalen Folgen nicht abschätzbar - und wie in 100 oder 200 Jahren (von 500 oder 1.000, wie der meint, gar nicht zu reden) die politische und sonstige Lage sein wird, davon haben wir nicht die geringste Ahnung...
Ob und wie es den 'Religionsknatsch' zwischen Muslimen und Christen beeinflussen würde, weiß ich nicht - ich sehe aber, dass es auch in einem 'superkatholischen' Land wie auf Malta (dagegen sind Bayern und Tirol geradezu freigeistig ) mit seiner kriegerischen Geschichte durchaus möglich ist, problemlos miteinander zu leben - ich denke dass das längerfristig auch anderswo möglich sein sollte
() qilin
Interessant - dieser Film lag als DVD dem Buch bei, und ich würde im Prinzip dem japanischen Professor am Ende zustimmen - die Sache wäre grundsätzlich nicht unmöglich, aber die Zeit ist noch lange nicht reif für ein solches Unternehmen. Auch heute sind die technischen Voraussetzungen nicht ohne Weiteres gegeben, und die globalen Folgen nicht abschätzbar - und wie in 100 oder 200 Jahren (von 500 oder 1.000, wie der meint, gar nicht zu reden) die politische und sonstige Lage sein wird, davon haben wir nicht die geringste Ahnung...
Ob und wie es den 'Religionsknatsch' zwischen Muslimen und Christen beeinflussen würde, weiß ich nicht - ich sehe aber, dass es auch in einem 'superkatholischen' Land wie auf Malta (dagegen sind Bayern und Tirol geradezu freigeistig ) mit seiner kriegerischen Geschichte durchaus möglich ist, problemlos miteinander zu leben - ich denke dass das längerfristig auch anderswo möglich sein sollte
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Das ist ja der absolute Hammer!
Von Atlantropa hab ich noch nie etwas gehört. Also, gegen Hermann Sörgel war Jules Verne ja ein Waisenknabe. Da ich selbst mit wenig Fantasie gesegnet bin, erfüllen mich die Visionen mit... ja mit Ehrfurcht. Für mich ist es unvorstellbar, so groß zu denken.
Dutch, danke für das Video. Es brachte mir das Projekt und diesen außergewöhnlichen Menschen nahe.
qillin, Du erweiterst ständig meinen Horizont. Mach immer weiter so - bitte!
LG Malinda
Von Atlantropa hab ich noch nie etwas gehört. Also, gegen Hermann Sörgel war Jules Verne ja ein Waisenknabe. Da ich selbst mit wenig Fantasie gesegnet bin, erfüllen mich die Visionen mit... ja mit Ehrfurcht. Für mich ist es unvorstellbar, so groß zu denken.
Dutch, danke für das Video. Es brachte mir das Projekt und diesen außergewöhnlichen Menschen nahe.
qillin, Du erweiterst ständig meinen Horizont. Mach immer weiter so - bitte!
LG Malinda
Malinda,
wenn man aber dann bei Wikipedia einmal nachliest über die Folgen, die ein solcher Eingriff in die Natur mit sich bringen würde und heute berechenbar sind, dann kann man eigentlich nur froh sein, dass Sörgel damit nicht durchkam.
Lies es mal durch.
Absätze durch mich zum besseren Lesen eingesetzt.
Meli
Wikipedia - Atlantropa
wenn man aber dann bei Wikipedia einmal nachliest über die Folgen, die ein solcher Eingriff in die Natur mit sich bringen würde und heute berechenbar sind, dann kann man eigentlich nur froh sein, dass Sörgel damit nicht durchkam.
Lies es mal durch.
Geologisch betrachtet wäre der Damm neben den Gefahren der Plattentektonik einer erhöhten Gefährdung durch Tsunamis ausgesetzt gewesen. Eine Auswirkung der immensen Druckveränderung auf die vulkanisch und seismisch aktiven Zonen etwa in Italien, Griechenland oder der Türkei ist kaum abschätzbar. Durch die Versteppung der Randzonen des Mittelmeers hätten sich die Niederschläge in Nordafrika verringert und damit auch die Ernteerträge.
Sicherheitspolitisch in Betracht zu ziehen ist außerdem eine große Verwundbarkeit für Terroranschläge, Unfälle und eine übermäßige Abhängigkeit von einem einzigen Staudamm – die allerdings nicht größer wären als zum Beispiel beim ägyptischen Assuan-Staudamm.
Zusätzlich wären schwere ökologische Folgen (Vernichtung des Lebensraumes tausender Arten) zu erwarten, insbesondere durch den ansteigenden Salzgehalt des Restmeeres. Zudem dürfte der Einfluss auf das Klima in der Mittelmeerregion nur äußerst schwer abzuschätzen sein.
Auch die politischen Folgen wären nicht absehbar gewesen, da sich die Grenzen aller Mittelmeeranrainer verschoben hätten.
Das Projekt hätte Auswirkungen auf den internationalen Warenhandel durch Schiffsverkehr, da dieser durch eine Vielzahl von Schleusen massiv beschränkt und beeinträchtigt worden wäre.
Der Wärmeaustausch zwischen Mittelmeer und Atlantik würde abbrechen, was verheerenden Einfluss auf den Golfstrom und somit das europäische Klima haben könnte.
Durch die Verdrängung des Wassers im Mittelmeerraum würde der Meeresspiegel weltweit um circa einen Meter steigen, so dass Städte wie zum Beispiel New York oder Hamburg vermehrt mit Überflutungen zu kämpfen hätten.[2]
Absätze durch mich zum besseren Lesen eingesetzt.
Meli
Wikipedia - Atlantropa
Meli, mir ist absolut klar, dass Sörger nicht das Paradies erschaffen hätte. Ich fand den Film trotzdem spannend.
Mich faszinieren Menschen mit Visionen und gleichzeitig ängstigen sie mich. Diese ist halt so gigantisch und er brannte sein ganzes Leben lang dafür. Vielleicht dienen die Pläne doch irgendwann einem anderen Projekt als Grundlage. Wer weiß?!
Danke für den Hinweis auf Wiki. Weil ich den Beitrag so interessant fand, hatte ich da schon ein bisschen gestöbert.
LG Malinda
Mich faszinieren Menschen mit Visionen und gleichzeitig ängstigen sie mich. Diese ist halt so gigantisch und er brannte sein ganzes Leben lang dafür. Vielleicht dienen die Pläne doch irgendwann einem anderen Projekt als Grundlage. Wer weiß?!
Danke für den Hinweis auf Wiki. Weil ich den Beitrag so interessant fand, hatte ich da schon ein bisschen gestöbert.
LG Malinda
Malinda,
klar, ohne Visionen säßen wir wahrscheinlich heute noch in der Höhle.
Doch manche Vision umgesetzt in die Realität war mitunter schon der Büchse der Pandora entnommen.
LGMeli
klar, ohne Visionen säßen wir wahrscheinlich heute noch in der Höhle.
Doch manche Vision umgesetzt in die Realität war mitunter schon der Büchse der Pandora entnommen.
LGMeli