Die Kleine Kneipe Kleine Kneipe Nr. 150
HALLO KLEINE KNEIPE,
ich danke euch allen für die guten Wünsche... so richtig gesund bin ich noch nicht... aber, es geht mir wesentlich besser als am Wochenanfang...
Nehme brav meine Medikamente, damit ich schneller wieder Bäume ausreißen kann...
Früher, bei uns zu Hause hatten wir immer eine Fichte mit bunten Kugeln und viel Lametta...
dann als ich eine eigene Familie hatte... wurde der Baum einfarbig... mal mit roten Kugeln, rosa Kugeln .
violetten Kugeln, blauen Kugeln u. s. w.
meine Tochter bevorzugt cremefarbene Kugeln und Schleifen...
Omaria, ein schöner Spruch...
Rose und Chris, ich finde die Wintergedichte sind sehr melancholisch, den Winter bedeutet doch Sterben der Natur, bevor sie wieder erwachen kann...
Bis nachher zum Mittagessen
anjeli
@omaria,
da stimme ich Dir zu und danke Dir, ehrlich jetzt,
hab etwas vorschnell Max Frisch zitiert,
ohne groß nachzudenken,
wobei ich meine, dass er auch nicht die alleinige Wahrheit besaß,
aber vielleicht eben wünschte, dass man das,
was man selber für wahr hält, höflich formulieren sollte,
oder im Umkehrschluss nicht einfach den andern niedermachen,
weil man denkt, er habe unwahr.
Mir ging es mehr um die Umgangsform als darum,
"Was ist Wahrheit?"
Das ist eine sehr interessante Frage,
eher fürs Filosofieforum als für hier,
aber mir hast Du eine Denkaufgabe fürs Wochenende gegeben.
Das freut mich! 💓👍
Und wenn die Menschen, die ich heute noch um mich haben werde, fragen,
"an was denkst du gerade so abwesend,"
dann antworte ich, "ich überlege, was Wahrheit ist,"
bin auf das Ergebnis gespannt. 😉
Gruß Rose
HALLO KLEINE KNEIPE ZUM MITTAG,
Ich wünsche allen einen schönen Samstag, bei uns lässt sich jetzt zur Abwechslung nach der Regenwoche mal die Sonne blicken..
grüßle anjeli
Sprüchlein zum Wochenende:
Man sollte dem Anderen die Wahrheit wie einen Mantel hinhalten,
damit er hineinschlüpfen kann,
und nicht wie ein nasses Tuch um den Kopf schlagen.
(Max Frisch)
Die Geschichte vom Engel, der nicht singen wollte
Als die Menge der himmlischen Heerscharen über den Feldern von Bethlehem jubelte: "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden", hörte ein kleiner Engel plötzlich zu singen auf. Obwohl er im unendlichen Chor nur eine kleine Stimme war, machte sich sein Schweigen doch bemerkbar. Engel singen in geschlossenen Reihen, da fällt jede Lücke sogleich auf. Die Sänger neben ihm stutzten und setzten ebenfalls aus. Das Schweigen pflanzte sich rasch fort und hätte beinahe den ganzen Chor ins Wanken gebracht, wenn nicht einige unbeirrbare Großengel mit kräftigem Anschwellen der Stimmen den Zusammenbruch des Gesanges verhindert hätten. Einer von ihnen ging dem gefährlichen Schweigen nach. Mit bewährtem Kopfnicken ordnete er das weitere Singen in der Umgebung und wandte sich dem kleinen Engel zu.
"Warum willst du nicht singen?" fragte er ihn streng.
Er antwortete: "Ich wollte ja singen. Ich habe meinen Part gesungen bis zum ,Ehre sei Gott in der Höhe'. Aber als dann das mit dem ,Frieden auf Erden unter den Menschen' kam, konnte ich nicht mehr weiter mitsingen. Auf einmal sah ich die vielen Soldaten in diesem Land und in allen Ländern. Immer und überall verbreiten sie Krieg und Schrecken, bringen Junge und Alte um und nennen das Frieden. Und auch wo nicht Soldaten sind, herrschen Streit und Gewalt, fliegen Fäuste und böse Worte zwischen den Menschen und regiert die Bitterkeit gegen Andersdenkende. Es ist nicht wahr, dass auf Erden Friede unter den Menschen ist, und ich singe nicht gegen meine Überzeugung! Ich merke doch den Unterschied zwischen dem, was wir singen, und dem, was auf Erden ist. Er ist für mein Empfinden zu groß, und ich halte diese Spannung nicht länger aus."
Der große Engel schaute ihn lange schweigend an. Er sah wie abwesend aus. Es war, als ob er auf eine höhere Weisung lauschen würde. Dann nickte er und begann zu reden: "Gut. Du leidest am Zwiespalt zwischen Himmel und Erde, zwischen der Höhe und der Tiefe. So wisse denn, dass in dieser Nacht eben dieser Zwiespalt überbrückt wurde. Dieses Kind, das geboren wurde und um dessen Zukunft du dir Sorgen machst, soll unseren Frieden in die Welt bringen. Gott gibt in dieser Nacht seinen Frieden allen und will auch den Streit der Menschen gegen ihn beenden. Deshalb singen wir, auch wenn die Menschen dieses Geheimnis mit all seinen Auswirkungen noch nicht hören und verstehen. Wir übertönen mit unserem Gesang nicht den Zwiespalt, wie du meinst. Wir singen das neue Lied."
Der kleine Engel rief: "Wenn es so ist, singe ich gerne weiter."
Der Große schüttelte den Kopf und sprach: "Du wirst nicht mitsingen. Du wirst einen anderen Dienst übernehmen. Du wirst nicht mit uns in die Höhe zurückkehren. Du wirst von heute an den Frieden Gottes und dieses Kindes zu den Menschen tragen. Tag und Nacht wirst du unterwegs sein. Du sollst an ihre Häuser pochen und ihnen die Sehnsucht nach ihm in die Herzen legen. Du musst bei ihren trotzigen und langwierigen Verhandlungen dabei sein und mitten ins Gewirr der Meinungen und Drohungen deinen Gedanken fallen lassen. Du musst ihre heuchlerischen Worte aufdecken und die anderen gegen die falschen Töne misstrauisch machen. Sie werden dir die Türe weisen, aber du wirst auf den Schwellen sitzen bleiben und hartnäckig warten. Du musst die Unschuldigen unter deine Flügel nehmen und ihr Geschrei an uns weiterleiten. Du wirst nichts zu singen haben, du wirst viel zu weinen und zu klagen haben. Du hast es so gewollt. Du liebst die Wahrheit mehr als das Gotteslob. Dieses Merkmal deines Wesens wird nun zu deinem Auftrag. Und nun geh. Unser Gesang wird dich begleiten, damit du nie vergisst, dass der Friede in dieser Nacht zur Welt gekommen ist."
Der kleine Engel war unter diesen Worten zuerst noch kleiner, dann aber größer und größer geworden, ohne dass er es selber merkte. Er setzte seinen Fuß auf die Felder von Bethlehem. Er wanderte mit den Hirten zu dem Kind in der Krippe und öffnete ihnen die Herzen, dass sie verstanden, was sie sahen. Dann ging er in die weite Welt und begann zu wirken. Angefochten und immer neu verwundet, tut er seither seinen Dienst und sorgt dafür, dass die Sehnsucht nach dem Frieden nie mehr verschwindet, sondern wächst, Menschen beunruhigt und dazu antreibt, Frieden zu suchen und zu schaffen. Wer sich ihm öffnet und ihm hilft, hört plötzlich wie von ferne einen Gesang, der ihn ermutigt, das Werk des Friedens unter den Menschen weiterzuführen.
(aus: Werner Reiser, Der Geburtstag von Adam und Eva. Neue Legenden und Parabeln, Friedrich Reinhardt Verlag, Basel 1984.)
Wirklich philosophisch...aber meine absolute Wahrheit ist, dass ich meinen Mann zwar gesund pflegen konnte, stattdessen mich aber mit seinen Viren anfreunden muß...
Ja, liebe Freunde aus der Kleinen Kneipe, wie ein Häufchen Elend hänge ich hier herum, aber vielleicht gibt es gleich ein Tässchen Brusttee für mich.
Deshalb ziehe ich mich jetzt erst mal wieder zurück, ich kenne mich ja und weiß, dass ich ein Stehaufweibchen bin. Zwinker...und ein wenig lachen kann ich auch schon wieder.
Seid lieb gegrüßt - sterben werde ich erst viel später.
Heide