Forum Allgemeine Themen Die Kleine Kneipe Die Kleine Kneipe Nr. CXXXII (Nr. 132)

Die Kleine Kneipe Die Kleine Kneipe Nr. CXXXII (Nr. 132)

Re: Die Kleine Kneipe Nr. CXXXII (Nr. 132)
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.05.2012, 10:52:19
Meinst Du mit dem "Gesichtsfummel" den Kerl, der einem frühmorgens kalt und nass vom Haken in´s Gesicht springt ?
geschrieben von meli


Du kannst diesen Kerl auch umgehen, wenn Du in die Luft spuckst und schnell darunter durch läufst.

Meli
geschrieben von Nordstern


Ich muß schon sagen, datt sind völlig neue Erkenntnisse.
Nu weiß ich endlich, warum ich so helle, blaue Augen habe....
Datt liegt am Lappen des Waschens.

@ Tigerle

Es gibt inzwischen als Nachfolger des Laufrades schon die nächste Version, das Fahrrad,

@ Chris
Gebrutstag ?
Kommt das irgendwie von "brüten"....



nordstern
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Die Kleine Kneipe Nr. CXXXII (Nr. 132)
geschrieben von luchs35
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.05.2012, 11:26:02
Da bin ich doch schon weiter,Nordie, ich wandere mit Vierrad-und schieben lass ich !

Aber lassen wir Chris doch in Ruhe ihren "Bruttag" feiern

Winke...Luchsi
Re: Die Kleine Kneipe Nr. CXXXII (Nr. 132)
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf luchs35 vom 17.05.2012, 14:00:42
Da bin ich doch schon weiter,Nordie, ich wandere mit Vierrad-und schieben lass ich !
Winke...Luchsi


Oooch Tigerle,
Du armes Hascherl,

Ich wußte nicht, dass Du einen "Delta-Wagen hast".
Du warst in HH doch noch so springlebendig.
Klar, macht die gute Seeluft hier....
Und Wohlschmeckendes....



Winke Winke

nordstern

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chris
chris
Mitglied

Re: Die Kleine Kneipe Nr. CXXXII (Nr. 132)
geschrieben von chris
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.05.2012, 14:08:41






Heute aus der Musikbox, Oldies aus den 50er Jahren:



The Tennessee Waltz - Patti Page 1950


Pack die Badehose ein - (Conny) Froboess 1951

Blaue Nacht am Hafen - Lale Andersen 1952


Rene Carol -Rote Rosen, Rote Lippen Roter Wein 1953


ILLO SCHIEDER & MAX GREGER - Sieben einsame Tage 1954

Caterina Valente - Ganz Paris träumt von der Liebe 1955







chris
chris
Mitglied

Re: Die Kleine Kneipe Nr. CXXXII (Nr. 132)
geschrieben von chris
als Antwort auf chris vom 17.05.2012, 15:08:46



Oldies der 50er Jahre - Fortsetzung:

Tiritomba - Margit Esekns 1956


Harry Belafonte - Island In The Sun 1957


Lolita - Der weiße Mond von Maratonga 1958


Morgen - Ivo Robic 1959












Re: Die Kleine Kneipe Nr. CXXXII (Nr. 132)
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf chris vom 17.05.2012, 15:18:13
Chris,

schöne Musik hast Du rausgesucht. Danke!

Ich sage Gute Nacht und schlaft alle gut.

Meli

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chris
chris
Mitglied

Re: Die Kleine Kneipe Nr. CXXXII (Nr. 132)
geschrieben von chris
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.05.2012, 22:36:12


Der Mai macht alles neu

Der Mai macht alles grün,
Nur meine Hoffnung nicht.
Er macht die Rosen blühn,
Wie euer Angesicht,
Und läßt die Sonne glühn,
Wie euer Freudenlicht.
Der Mai macht alles grün,
Nur meine Hoffnung nicht.

Der Mai macht alles grün,
Auch meiner Kinder Grab.
Mit seinem Thaue sprühn
Die Thränen mir hinab,
Und seine Lüfte mühn
Sich mit den Seufzern ab.
Der Mai macht alles grün,
Auch meiner Kinder Grab.

Friedrich Rückert (1788-1866

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Hallo und guten Morgen Kleine Kneipe!

Wünsche einen schönen Freitag an Alle.


Chris
















trux
trux
Mitglied

Re: Die Kleine Kneipe Nr. CXXXII (Nr. 132)
geschrieben von trux
als Antwort auf chris vom 18.05.2012, 06:48:14
Vorletzte Fortsetzung!

Was damals zu Weihnachten die Lemberger Ukrainer von ihm wollten, kann er nicht einschätzen. Vielleicht ging es doch nur um Drogen oder um Geld. Die größte Gefahr geht von der Polizei und dem vermeintlichen Spitzel Adam Marchówsk aus, wenn der ein Spitzel sein sollte. Andererseits hat er seinen Job bei Frau Czarno, den Kontakt zu Ewa mit dem Kunstmaler und die Möglichkeit, nach Lemberg zu gehen. Hätte er nichts unternommen, würde er noch heute im Goldenen Ring dahin vegetieren. Seine Plattform als Sprungbrett nach oben in die Normalität hat er anheben können, doch raus aus der Misere ist er noch lange nicht, und die Ewa auch nicht. Um ihre soziale Absicherung haben sie sich überhaupt noch keine Gedanken gemacht, sie haben weder Kranken- noch Rentenversicherung abgeschlossen, gelten als Selbständige. Man spricht von staatlichen Regelungen in den nächsten Jahren, ja sogar davon, dass Polen in die NATO und in die Europäische Union kommen könnte, doch daran glaubt hier kein Mensch. Seit dem Auszug aus dem Goldenen Ring gehören Ewa und Mäck keinem sozialen Verband an, sie sind vogelfrei. Weder Ewa noch er haben einen verbindlichen Arbeitsvertrag. Um all diese Dinge muss sich die Ewa unbedingt einmal kümmern. Um in die Ukraine wechseln zu können, braucht man drüben eine Wohn- und eine Arbeitsgenehmigung, die wird er so einfach nicht bekommen. Eine Aufenthaltsgenehmigung muss er bei der Polizei in Lemberg beantragen, und ob er jemals die Ukrainische Staatsbürgerschaft bekommt, ist fraglich.
Früher, nach der dritten polnischen Teilung 1795, gehörte Galizien zu Österreich-Ungarn, andere Teile der damals polnischen Ukraine fielen an Russland. Nach dem Zusammenbruch Russlands 1917 und Österreich-Ungarns 1918, kam Galizien mit Lemberg gegen ukrainischen Willen zu Polen.
Die Sowjets deportierten 1939 etwa eine Million Polen und Ukrainer nach Sibirien.
Wie man heute sagt, wird es in der Ukraine noch eine Weile dauern, ehe das neue Zivilrecht mit dem Einwanderungsrecht richtig greift. Noch gibt es gesetzlose Räume, die man durch Beziehungen und Bestechungen nutzen kann, doch sicher nicht mehr lange.


Pension Perle am San 1993

Wieder ist es Herbst in Polen geworden. An einem Abend im November steigt ein polnischer Notar mit seinem Schreiber aus dem Auto und klingelt an der Tür der Pension „Perle am San“. Der Wind peitscht den Regen an die Fenster und der San verstärkt die Ungemütlichkeit mit Rauschen und Getöse. Eine junge Frau öffnet. Schnell treten die Gäste ein, die erwartet werden. Die Wirtin der Pension, Frau Roswicz, sitzt im Rollstuhl, sieht schlecht und abgemagert aus. „Nehmen Sie bitte Platz, meine Herren. Wie ich Ihnen am Telefon schon sagte, möchte ich mit Ihnen darüber sprechen, wie ich vorgehen muss, um mein Anwesen auf Grundlage einer Leibrente veräußern zu können. Eigentlich wollte ich Grundstück und Gebäude nach meinem Tode der Kirche vermachen. Doch dadurch, dass ich auf den Rollstuhl angewiesen bin und nicht mehr arbeiten kann, bin ich gezwungen, die Pension jetzt schon in andere Hände zu geben. Leider habe ich selbst keine rechtmäßigen Erben mehr, die einspringen könnten. Ich möchte meine Pension daher zwei lieben Menschen mit der Bedingung anbieten, dass sie mich bis zu meinem Tode hier im Hause und in meiner Wohnung betreuen, natürlich im Rahmen ihrer Möglichkeiten, und dass sie mir eine monatliche Leibrente zahlen. Die Rente sollen mir die Erwerber, an die ich denke, aus den Einnahmen der Pension in einer Höhe zahlen, die die Führung des Hauses nicht wesentlich beeinträchtigt. Eine kleine, unbedeutende Resthypothek liegt noch auf dem Anwesen und muss von den Erwerbern übernommen werden. Ansonsten ist meine „Perle am San“ schuldenfrei. Lassen Sie bitte ein Verkehrswertgutachten meiner Pension erstellen und arbeiten Sie bitte einen Vorschlag aus, wie ich rechtlich vorgehen muss, um mein Anwesen auf Leibrentenbasis abzugeben.“
Die Herren von der privaten Notariatskanzlei haben alles notiert. Der Notar will die Wünsche der Pensionswirtin in der Kanzlei durchdenken, dann formulieren und baldmöglichst einen Vertragsentwurf fertigen und vorlegen. Voraussetzung für das Gelingen ist natürlich, so der Notar, dass die beiden Personen an die Sie denken, interessiert sind. Der Notar will umgehend die Befragung im Sinne von Frau Roswicz durchführen. Der Schreiber liest den Anwesenden das Besprechungsprotokoll vor, das vom Notar, vom Schreiber und von der Frau Roswicz unterschrieben wird. Die Legitimationen der Anwesenden, die Bestellungsurkunde des Notars und die Grundstücksdaten mit Grundbuchauszug sind Anlagen zum Protokoll.

Ania Wolski und Marek Podszowski sollen nach dem Wunsch der Frau Roswicz ein Angebot zur Übernahme der Pension auf Leibrentenbasis erhalten, beide wissen aber noch nichts davon. In der Notariatskanzlei hat man die Adresse von Ania Wolski in Warschau herausgesucht, für die Anschrift von Marek Podszowski die Polizei um Hilfe gebeten, da sich die Suche zu lange hinzog. Von dort kam die Rückfrage nach Zweck der Suche, und ob gegen Podszowski etwas vorliegt. So erschien eines Tages ein Polizist bei Frau Czarno, der den Sachverhalt zu klären hatte. Dummerweise hatte Frau Czarno aus Unwissenheit keine Anmeldung von Mäck abgegeben. Mäck selbst hatte sich in der Sozialstation ordnungsgemäß abgemeldet, die neue Adresse angegeben und angenommen, dass damit alles in Ordnung sei. Nun wurde er von der Polizeidienststelle in der Angelegenheit vorgeladen. An sich ein Vorgang von geringerer Bedeutung, doch es wurde ein umfassendes Protokoll über seinen bisherigen Lebensweg angelegt. Für Mäck wurde es eine beängstigende Sache; denn er kannte nicht den Grund der Vorladung. Besonders genau musste er die Tätigkeit bei der Möbelfabrik darlegen und man fragte ihn nach dem Grund, warum das Verhältnis damals beendet wurde. Darüber konnte Mäck nichts sagen, auch keine Vermutungen anstellen. „Fragen sie den Herrn Wierch selbst, der hat uns den Kündigungsbrief ohne Erklärungen und völlig überraschend, ausgerechnet zum Weihnachtsfest geschickt.“
„Wenn das man so einfach wäre, lächelte der Polizist.“ Schließlich gab man sich zufrieden, ließ das Protokoll von ihm unterschreiben, ermahnte ihn, künftig das Meldegesetz zu beachten und entließ ihn.
Danach erst erfuhr er von der Absicht der Frau Roswicz durch das Notariat. Genaueres wurde ihm von Notar aber nicht gesagt, auch nicht, dass Ania die Partnerin werden soll. Der Notar wollte lediglich von ihm wissen, ob er interessiert sei, die Pension zusammen mit einem Partner bzw. Partnerin auf Basis einer Leibrente zu übernehmen. Wenn ja, ob er dann an einer unverbindlichen Besprechung in der Pension „Perle am San“ teilnehmen möchte.
Warum nicht, sagte sich Mäck, anhören kann ich mir das Ganze ja und nein sagen auch. Einen Reim konnte er sich aus dem Vorhaben überhaupt nicht machen. Mäck hat Frau Roswicz damals beim Malen des Bildes nur kurz gesehen. Wieso sie auf ihn kommt und welche Rolle er spielen soll, bleibt ihm rätselhaft. Ich geh da einfach mal hin. Eine Rente soll ihr monatlich aus den Einnahmen der Pension gezahlt werden, Eigengeld wird nicht benötigt und den Partner wird er erst beim Gesprächstermin in der Pension zu sehen bekommen. Mäck schüttelt den Kopf und zuckt mit den Schultern. Dies spezielle Angebot richtet sich nur an ihn und an eine ganz bestimmte andere Person, so der Notar. Ob das die Ania ist? Er weiß nicht, dass Frau Roswicz nur diese beiden im Auge hat, ansonsten es dem Notar überlässt, einen anderen Käufer auf Basis einer Leibrente unter gängigen Bedingungen zu finden. Wie der Notar am Telefon sagt, soll Mäck mit niemandem darüber sprechen. Er wird das einhalten und auch nicht mit Ania, ihrem Vater oder der Frau Czarno darüber sprechen. Was ich da wohl für eine Rolle spielen soll? Als Mann fürs Grobe oder als Künstler? Schlimmer als bei Frau Czarno wird es wohl auch nicht werden. Ich wäre selbständig, könnte für mich selbst arbeiten. Mein Partner müsste dafür sorgen, dass der ‚Laden’ läuft. Beim Ausmalen seiner Möglichkeiten wird er unruhig, was er sonst kaum von sich kennt. Das wäre ja wie ein Lotteriegewinn. Wo ist der Haken an der Sache? ist es der Partner? Die Lage am San ist gut. Vom Flugplatz in Rzeszow sind es rund 60 km. Gäste könnten mit dem Bus kommen und von der Bushaltestelle abgeholt werden. Ein Auto wird die Wirtin sicher haben. Dafür müsste ich allerdings einen Führerschein erwerben. Die Gegend am San ist einmalig schön. Wälder und Berge laden zu Spaziergängen ein, der San ist ein Eldorado für Angler, die das Fliegenfischen bevorzugen. Hier gibt es Äschen und wilde Bachforellen, wenn man Glück hat, fängt man einen besonders großen Fisch. Der Ort Rudnik, Zentrum für Korbflechterei, liegt in der Nähe, nicht weit der Sandomirer Urwald, ein Ökosystem, das für Touristen interessant ist, ebenso der Solsker Urwald etwas östlich davon mit den Flüssen Tanew und Lada und gut zu erreichen die Janower Wälder. Der Pflanzenwuchs zu beiden Ufern des Sans bietet ungeahnte Möglichkeiten herumzustöbern, oder nach Pflanzen oder Fotomotiven zu suchen. Wer sich zudem mit der dramatischen Geschichte dieses Lebensraumes beschäftigt, dem wird der Urlaub am San tiefgreifende Erkenntnisse bringen. Aber noch ist es nicht so weit, und Frau Roswicz wird ohnehin ihre festen Feriengäste haben. Er stellt sich die vielen Motive vor, die er am San, in den Bergen und in den Wäldern finden wird. Die Träumereien beflügeln ihn, Frau Czarno zu bitten, ihn doch gelegentlich mitzunehmen, wenn sie die Straße nach Stalowa Wola hochfahren sollte, um ihn irgendwo am San abzusetzen. Die Gegend möchte er sich genauer ansehen. Er muss den Schwachpunkt finden, da wird doch bestimmt ein Haken an der Sache sein.

Ania liest Ihren notariellen Einschreibebrief mehrere Male, legt ihn beiseite und liest ihn am nächsten Tag erneut. Er kam wie ein Blitzschlag aus heiterem Himmel. Unschlüssig legt sie ihn zur Seite, will noch einen weiteren Tag warten. Inzwischen wird sie sich erkundigen, was es mit einem solchen Vertrag auf sich hat, denn dabei ist sicher nicht alles koscher. Sie nimmt an, dass Marek Podszowski der Partner sein wird, dessen Zustimmung noch aussteht. Sie soll mit keinem über das Angebot sprechen, dann wohl auch nicht mit ihm und ihrem Vater, schon gar nicht mit Leuten im Büro, denn in dem Fall müsste sie ihr Arbeitsverhältnis kündigen. Unvorstellbar! Erneut liest sie Wort für Wort des notariellen Schreibens:

Dzierwa
Rechtsanwalt und Notar

Sehr geehrte Frau Wolski,

ich habe am 22.11.1993 von der Wirtin der Pension Perle am San, Frau Roswicz, den Auftrag übernommen, Erkundigungen darüber einzuholen, ob Sie interessiert sind, zusammen mit einem Partner, der Ihnen leider erst später benannt werden kann, die Pension „Perle am San“ auf Grundlage eines Leibrentenvertrages zu übernehmen.
Frau Roswicz ist aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage, die Pension zu führen. Der Leibrentenvertrag soll so ausgestaltet werden, dass Frau Roswicz bis zu ihrem Ableben eine monatliche Rente aus den Einnahmen der Pension erhält und ihr ein Dauerwohnrecht in der Pension eingeräumt wird. Gebäude und Grundstück sind bis auf eine kleine Resthypothek schuldenfrei. Das Angebot gilt nur für Sie und Ihren Partner und ist nicht übertragbar. Sollte der Partner, den Frau Roswicz mir genannt hat, und den ich ebenfalls befrage, nicht interessiert sein, erlischt dies Angebot. Gleiches gilt, wenn Sie selbst nicht interessiert sind.
Alle Einzelheiten würde ich mit Ihnen, Ihrem Partner und der Frau Roswicz bei einem notariellen Termin besprechen, den ich Ihnen bekannt gebe, sobald Sie beide ein Interesse bekundet haben. Bitte geben Sie mir umgehend Bescheid, ob Sie interessiert sind und ob Sie zum Termin kommen wollen.
Betrachten Sie diese Anfrage vertraulich, respektieren Sie den Wunsch der Frau Roswicz, und sprechen Sie mit keiner anderen Person darüber.

Unterschrift, Stempel der Notariatskanzlei

Ania antwortet kurz entschlossen mit den Worten: Mich interessiert das Angebot der Frau Roswicz, und ich komme zum Termin, wenn ich dazu eingeladen werde.

Mit freundlichem Gruß: Ania Wolski

Eigentlich hat sie sich in Warschau eingelebt. Soll sie aber diesen Weg weitergehen? das fragt sie sich ohnehin ständig. Richtig genommen bin ich hier eine Arbeitsmaschine und arbeite für andere. Ich führe ein sehr einfaches Leben inmitten der Menschenmassen.
Wegen der engen Verbindung zur Kirche und zum Glauben ist sie zwar nicht einsam, doch da sind immer diese Zweifel, die der Grund sind, dass sie sich in Abendkursen mit der Philosophie beschäftigt. Sie sucht nach Antworten, die sie sich nicht selbst geben kann. Wenn sie sich das Treiben und Hasten der Menschen auf den Straßen und in den Einkaufszentren anschaut fragt sie sich, ob sie auch auf Dauer ein solches Leben führen will. Sie beobachtet abgehobene Neureiche, die in großen Autos herumfahren, vor Luxushotels halten, mit Mobiltelefon am Ohr eintreten. Sie achtet auf andere, die am normalen Alltag in Luxuskleidern und teuren Schuhen herumlaufen. Dann kommen ihr Arbeitskolleginnen in den Sinn, die zu Hause ihre Männer und Kinder zu betreuen haben, keinen Feierabend kennen und so manches Mal stark geschminkt am Arbeitsplatz erscheinen, um ihr gestresstes Aussehen zu verdecken. Mit festem Glauben lässt sich die Realität besser ertragen als ohne, das ist klar. Doch vielleicht kann der Glaube einen Schritt zurücktreten, wenn man seinen Alltag selbst gestaltet. Die Philosophie kann die Fragen zum Glauben nicht beantworten, aber Ania wurde durch sie die Grenze ihrer Denkfähigkeit bewusst. Über den Satz von Descartes hat sie anfangs lange nachgedacht: „Ich denke, also bin ich“. Auch das Thema der Ontologie vom Sein und vom Nichts, ob es nämlich ein Nichts gibt oder ob alles Sein ist, hat sie gemartert. Die Antworten dazu waren zu kompliziert, um sie zu verstehen. Da sie kein Opfer abgrundtiefer Gedanken und Grübeleien werden will, hat sie die philosophischen Bücher eines Tages zugeklappt. Die Sehnsucht nach Farben, nach Violinklängen, nach Schönheit, nach Blumen, nach Liebe fing wieder an, sie zu beherrschen. Der Gedanke an den Grobian, den Kriminellen mit seinem Satz von der Melodie des Flusses, geht ihr wieder durch den Kopf. Sie fürchtet sich vor dem Moment, Podszowski wiederzusehen. Vielleicht handelt es sich ja um einen ganz anderen Partner, doch sie spürt: „Es ist Podszowski“. Ich werde so oder so den Termin wahrnehmen, stelle mich und bin bereit, einen neuen Lebensweg zu gehen, ihr mutiger Entschluss. Ich will mich in Warschau nicht aufs Sterben vorbereiten, bin dafür viel zu jung. Ich will leben. Hoffentlich kommt es zum Termin und hoffentlich bald. Halb träumend sitzt sie am Computer in der kleinen Wohnung. Trotz aufgedrehter Heizung ist es im Zimmer kalt. Sie hat ihren Bademantel übergezogen. Draußen stürmt und regnet es. Die einfachen Fenster lassen die Kälte durch und die Außenwände sind mangelhaft isoliert. Sie beendet den Tag, macht sich bettfertig, schaltet den Computer aus, wäscht sich, putzt die Zähne, legt den Beutel mit Kirschkernen in die Mikrowelle, wirft sich ins Bett und kuschelt sich am heißen Kirschkernbeutel, der sie schon seit ihrer Kindheit begleitet. Jetzt nur schlafen und träumen.

Mäck bekommt die erbetene Mitfahrgelegenheit. Er bittet Frau Czarno, ihn in Kopki abzusetzen, will irgendwo in dieser Gegend übernachten und morgen alleine zurückkommen. Sie brauche sich nicht weiter um ihn zu kümmern. Mäck sagte das sehr bestimmt, so dass sie ihn mit Bedauern absetzt. „Na, dann do jutra“, Herr Podszowski. „Bis morgen“, Frau Czarno. Schnell gewöhnt er sich an das ungemütliche Wetter. Nachdem er aus dem warmen Auto gestiegen war, nimmt er seinen Rucksack und geht in Richtung Krzeszow über die San-Brücke. Nebel liegt über dem Fluss und der Niederung. Der San dürfte an dieser Stelle an die 150m breit sein, schätzt er. Über diese Brücke fuhr er damals auch mit Ania, hinter der Brücke kam der lange, schlechte Weg. Mäck will sich die Pension heimlich ansehen, will wissen, auf was er sich da möglicherweise einlässt und sich unauffällig umhören. Mit dem Gesetz will er keinesfalls wieder in Berührung kommen. Über die Verhältnisse am Ort gibt es einiges zu erkunden, ob es Überschwemmungen gibt, wie der Zustand der Gebäude ist, wie es mit Heizung und Fernsehempfang aussieht, wo Einkaufsgelegenheiten sind, ob es ärztliche Praxen und Apotheken in der Nähe gibt, wo eine Bank ist, wie es mit Busverbindungen aussieht, ob es im Ort ein Verkehrsbüro gibt, die sich um Urlauber kümmern. So gut es geht, besieht er sich aus der Nähe die Gebäude, die gut 10 Meter über dem Flussbett liegen. Durchweg ist sein Eindruck gut. Nur der Weg zur Pension ist in einem katastrophalen Zustand, da müsste unbedingt was getan werden. Hier in der Umgebung wird er niemand nach der Pension fragen, das würde sich herumsprechen. So macht er sich nachmittags zu Fuß auf den Weg nach Rudnik, um dort Erkundigungen einzuziehen. In der Korbflechterstadt gibt es ein Hotel, das hoffentlich für eine Nacht nicht zu teuer ist, sonst wird er im Freien übernachten. Unterwegs hat er schon eine Möglichkeit entdeckt, eine Scheune am Fluss. Das Nötigste dafür hat er im Rucksack: Den Schlafsack, die Überlebensfolie und den dunklen Foliensack, der sich über den Schlafsack ziehen lässt. In einem der Restaurants kommt er mit anderen Gästen ins Gespräch und erfährt einiges über die „Perle am San.“ Alles positive Dinge, die er zu hören bekommt. Frau Roswicz ist beliebt und ihre Pension für gute Betreuung der Gäste bekannt. Man spricht auch über den schlechten Gesundheitszustand der Wirtin, womit es leider immer weiter bergab gehen soll.

Trux

Re: Die Kleine Kneipe Nr. CXXXII (Nr. 132)
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf trux vom 18.05.2012, 08:54:34
Einen schönen guten Morgen wünsche ich Euch allen.

Ich habe mir eben den Sand aus den Augen gerieben - und was sehe ich? Die Ankündigung der vorletzten Fortsetzung!

@ Trux,

da war ich aber hellwach. Ich habe sehr langsam gelesen. Das mache ich immer, wenn ein Buch sich dem Ende nähert und mir sehr gut gefällt.

Es war toll Trux, diese Fortsetzungen lesen zu können.

Als ich noch in NRW lebte, gab es immer einen täglichen Fortsetzungsroman.
Daran erinnerte ich mich und auch an die Tatsache, dass ich als jüngstes Familienmitglied meiner Kernfamilie immer die letzte war, die die inzwischen schon knitterige Zeitung in die Finger bekam.

Daran habe ich schon lange nicht mehr gedacht.

Ich wünsche Euch allen einen schönen Tag!

Liebe Grüße
Meli
anjeli
anjeli
Mitglied

Re: Die Kleine Kneipe Nr. CXXXII (Nr. 132)
geschrieben von anjeli
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 18.05.2012, 09:21:41
Guten Morgen Kleine Kneipe,

Chris,
guten Morgen Sonnenschein singt und klingt es aus den Lautsprechern der KK.
Aber leider, nicht bei mir, denn die Sonne hat sich noch nicht blicken lassen.

Ich hatte ein paar Problemchen mit den Äuglein. Zwei Tage war sie fast blind, jetzt sieht (und schreibt) sie wieder Gott sei Dank.
Dicke gerötete Augen mit stechenden Schmerzen. Das rechte schlimmer und umsteigen auf links war auch nichts, denn mit dem Auge sehe ich sowieso alles nur verschwommen.
Und das immer und ohne Allohol.

Ich wünsche allen einen wunderschönen Freitag und gute Vorbereitung auf das Wochenende.

anjeli

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