Die Kleine Kneipe Die Kleine Kneipe Nr. CXXXII (Nr. 132)
Re: Die Kleine Kneipe Nr. CXXXII (Nr. 132)
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Passt,Chris! Dazu kann mich Nordie übers Parkett schleifen- selber schuld, wenn er danach einen Hexenschuss hat (ich weiß, Steilvorlage )! Ich habe jetzt nur noch eine Sorge: Was ziehe ich an ?
Hooriidoo ...Luchsi
Pssst Tigerle,
Ich nehme ja meistens Steilvorlagen.... aber nicht immer
Das wäre ja ziemlich ungebührlich.
Ja, watt ziehste an. Leger, Du wirst gewirbelt.
nordstern
Re: Die Kleine Kneipe Nr. CXXXII (Nr. 132)
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Frag mal, was er anzieht Luchsi,
langsamer Walzer oder Tango in den Rockerlederbüxen ???? Und mit kuschelweicher Lederjacke????
Ich war mit der Tochter fein essen und werde jetzt wieder die nötige Ruhepause nach dem Freigang einhalten.
Schönen Abend Euch allen!
Meli
langsamer Walzer oder Tango in den Rockerlederbüxen ???? Und mit kuschelweicher Lederjacke????
Ich war mit der Tochter fein essen und werde jetzt wieder die nötige Ruhepause nach dem Freigang einhalten.
Schönen Abend Euch allen!
Meli
Meli, den nächsten Tango tanz ich nur mit dir, zwei, drei, vier, wenn ich auch mein Buch dabei verlier.
Wann bist du wieder gesund fragt Trux
Re: Die Kleine Kneipe Nr. CXXXII (Nr. 132)
Sonnenuntergang
Ein Traum von Farben sagt goodbye,
die Nacht setzt erste Kräfte frei,
die Sonne schminkt das Firmament,
es scheint, als ob der Himmel brennt.
Gedanken sich in ihm verhüllen,
würd` ein Buch mit Worten füllen,
beim Anblick macht sich Freude breit,
aber nicht auch selten Leid.
Lass Deinen Sinnen freien Lauf,
nimm Emotionen stets inkauf,
denn diese herrlich` Prozedur,
ist eine Gabe der Natur.
(© Norbert van Tiggelen)
Ein Traum von Farben sagt goodbye,
die Nacht setzt erste Kräfte frei,
die Sonne schminkt das Firmament,
es scheint, als ob der Himmel brennt.
Gedanken sich in ihm verhüllen,
würd` ein Buch mit Worten füllen,
beim Anblick macht sich Freude breit,
aber nicht auch selten Leid.
Lass Deinen Sinnen freien Lauf,
nimm Emotionen stets inkauf,
denn diese herrlich` Prozedur,
ist eine Gabe der Natur.
(© Norbert van Tiggelen)
Anstatt schwofen, Melis Farben bewundern, sie werden sich bald dramatisch verändern
Heute mache ich mir eine ganz lange Nacht - ich schlafe früh
Luchsi
Re: Die Kleine Kneipe Nr. CXXXII (Nr. 132)
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Heute mache ich mir eine ganz lange Nacht - ich schlafe früh
Luchsi
Pssst Tigerle,
Mehr wie 24 Stunden geht aber nicht.
Dann fällt es auf....
nordstern
Re: Die Kleine Kneipe Nr. CXXXII (Nr. 132)
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Anstatt schwofen, Melis Farben bewundern, sie werden sich bald dramatisch verändern
Luchsi, Du meinst die Farben des Regenbogens???
Die stellen sich, langsam die Unterschenkel runterwandernd in den Füßen ein.
Aber ich zeig sie nicht her - hinterher geht noch einer mit dem Hut rum und sammelt für die Deckel.
@ Trux,
Meli, den nächsten Tango tanz ich nur mit dir, zwei, drei, vier, wenn ich auch mein Buch dabei verlier.
Wann bist du wieder gesund
Ich habe das auf meiner Tanzkarte eingetragen, aber das mit der Durchführung dauert.
Ich weiß ja nicht, wer von Euch schon einmal durch eine zusätzliche Gurtstraffung in Zusammenarbeit mit dem airbag daran gehindert wurde, unter Mitnahme des Lenkrades mit dem Kopf durch die Windschutzscheibe zu knallen.
Ich danke dem Gurt und dem Luftballon - aufgegangen zur rechten Zeit.
Nachdem das also verhindert wurde, schleudert einen der airbag, der inzwischen qualmt und stinkt mit der Brustwirbelsäule gegen den Sitz. Vor- und Rückseite meines gebeutelten Oberkörpers kämpfen noch um Platz Nr. 1 in der Schmerzskala.
Deshalb geht das mit dem Tango über einen längeren Zeitpunkt noch nicht, aber ich kann mal im Kleiderschrank nachschauen, ob die entsprechende Kleidung von den kleinen Kerlen schon verändert wurde.
Aber wir können alle schon einmal dem großen Meister zuhören.
Astor Piazzolla - Adios Nonino
Gute Nacht, schlaft alle gut
Meli
Re: Die Kleine Kneipe Nr. CXXXII (Nr. 132)
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Meli: ... meines gebeutelten Oberkörpers ...
Wie soll mann sich denn DAS vorstellen? _grinsend?_
Wie soll mann sich denn DAS vorstellen? _grinsend?_
Re: Die Kleine Kneipe Nr. CXXXII (Nr. 132)
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Digi,
für Deine Phantasie bin ich nicht verantwortlich.
Nimm Dir ein Auto und mach es nach - dann weißt Du, was gemeint ist.
Ich würde es aber nicht mit dem Tandem versuchen. Dann braucht es keine weibliche Phantasie, das wars dann einfach.
Meli
für Deine Phantasie bin ich nicht verantwortlich.
Nimm Dir ein Auto und mach es nach - dann weißt Du, was gemeint ist.
Ich würde es aber nicht mit dem Tandem versuchen. Dann braucht es keine weibliche Phantasie, das wars dann einfach.
Meli
Vom Vater...
Vom Vater hab`ich die Statur,
des Lebens erstes Führen,
vom Mütterchen die Frohnatur
und Lust zu fabulieren.
Urahnherr war der Schönsten hold,
das spukt so hin und wieder;
Urahnfrau liebte Schmuck und Gold,
das zuckt wohl durch die Glieder.
Sind nun die Elemente nicht
aus dem Komplex zu trennen,
was ist denn an dem ganzen Wicht
Original zu nennen?
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
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Hallo und guten Morgen Kleine Kneipe!
Meli, in Gedanken kannst du ja schon mit Trux Tango tanzen und
den Wiegeschritt üben.
Allen Vätern heute einen schönen Vatertagsausflug.
Chris
Auch gut, dass wir nicht alles wirklich erleben und mit erleben. Du weißt doch, liebe meli, dass wir dir alle die baldige Überwindung deines furchtbaren Unfalls wünschen. Luchsi hat uns den gestrigen, etwas trüben Tag, doch noch durch ihr Abendrotbild mit Versen verschönert. Damit hast du uns deine romantische Seite gezeigt. Nun aber eine weitere Mäck-Fortsetzung.
Der Anruf aus Lemberg erreicht Mäck am Kaffeetisch. Seine Gedanken waren aufs Bild gerichtet, mit dem er sich heute beschäftigen will. In der Gärtnerei hat er eine Szene gesehen, die er sich genauer anschauen will. Ewa will er mitnehmen, die soll verschiedene Fotos machen. Das Bild mit einem solchem Anspruch braucht eine gute Vorbereitung und viel Zeit. Einfach hinsetzen und malen funktioniert bei ihm nicht. Das Bild muss in all seinen Einzelheiten erst im Kopf stehen.
Der Anruf versetzt Mäck in eine andere Welt. Edyta gibt ihm schluchzend die Nachricht vom Tode ihres Mannes Tadzik durch. Ein Herzinfarkt hat seinem Leben ein Ende gemacht, die Rettungskräfte kamen zu spät. „Bitte komm, wenn Du kannst und hilf uns, spricht sie mit weinerlicher Stimme.“
„Ja ich komme, schick’ mir bitte ein Telegramm, damit ich notfalls für die Behörden etwas in Händen habe.“ Schlagartig wird ihm bewusst wie endgültig der Tod ist, und er jetzt allein auf der Welt steht, ohne Freund -.
An Malen war nicht mehr zu denken. Frau Czarno versuchte zu trösten, doch er will rüber, so schnell wie möglich. Schon am übernächsten Tag war er in Lemberg, hat sich Reisegeld vom Konto geholt und Ewa benachrichtigt. Edyta und Maryla trifft er mit verweinten Augen an, beide völlig in Schwarz gekleidet. An der Eingangstür des Geschäftes hängt ein Schild: Vorübergehend wegen Trauer geschlossen. Die ersten Formalitäten waren schon erledigt und die Beerdigung durch ein Beerdigungsinstitut aus dem Bekanntenkreis bestellt.
In bedrückender Atmosphäre versucht er sich mit Hilfe der beiden Frauen einen Überblick zu verschaffen. Tadziks Mutter, Alla, ist schon seit längerer Zeit bettlägerig und verwirrt. Sie bekommt nicht mehr mit, was um sie herum geschieht. Ihr Ende ist nicht mehr fern, meint Edyta, die als Alleinerbin mit Verpflichtungen gegenüber Alla, Maryla und der Bank alles in der Hand hat. Mit dem Schweizer Geld waren sie noch nicht einmal ganz ausgekommen. Für Marek war im Testament die Option eines Geschäftsführers eingetragen und ein Geldbetrag für notwendige Reisen. Edyta hat sich um das Geschäft nie richtig kümmern brauchen. Maryla weiß zwar über den Einkauf Bescheid, kennt auch alle Vertreter, doch um Preise und Geschäftsbücher brauchte sie sich nie zu kümmern, sie will es auch jetzt nicht. Edyta hat sich vom Geschäft ferngehalten, hat auch genug mit dem Haus und ihrer Schwiegermutter Alla zu tun. So machen sich Maryla und Mäck ans Werk, eine Übersicht aufzustellen. Sie machen das in Form einer Inventur, orientieren sich dabei an die letzte Inventur. Maryla führt das Protokoll für die Waren, sammelt Belege zusammen und trägt sie in eine Liste ein. Mäck legt sich eine eigene Liste mit Beschreibung der Artikel, Herkunft, Eingang, Ausgang, Einkaufs- und Verkaufspreisen an. Er studiert die Vorschriften über Steuern und Handelsrecht, für ihn totales Neuland und gewinnt nach und nach einen groben Einblick über den Geschäftsablauf und die Preisgestaltung. Mäck hat den guten Freund von Wladimir, den Bankdirektor gebeten, ihm zu helfen. Der kam ohne zu zögern sofort und zeigt sich als guter Berater, weil er sich in der Geschäftsführung auskennt. Er erklärt Mäck die Bewertungsregeln für einzelne Waren, macht ihm klar, dass die Inventur Grundlage für die Aufstellung der Bilanz ist, die Mäck und Maryla letztlich zusammen erstellen. Überhaupt waren alle Leute, die er ansprach, hilfsbereit. Besonders zu nennen auch der Chef des Beerdigungsinstituts, Sohn eines guten Freundes von Tadzik. Leider ging ihm Wanda aus dem Weg. Erst als der schlimme Tag mit der Beerdigung vorüber ist, kommen alle zur Ruh, und erst jetzt wird Mäck die ganze Tragik bewusst. Die vielen Trauergäste hat er sich genau angesehen. Bis auf Frau Dr. Kulmatowa ist ihm kein bekanntes Gesicht aufgefallen. Ausländer sind auch einige dabei. Der plötzliche Tod geht Mäck nicht aus dem Kopf, war es ein natürlicher? Er nimmt sich vor, die Augen aufzuhalten, und die Abläufe aufmerksam zu verfolgen, dachte auch an eine Rücksprache mit dem Hausarzt wegen der Todesursache, verwirft aber den Gedanken wieder, denn es nützt keinem mehr. Der Tod ist so schrecklich endgültig, so war es auch bei Mutter. Die Augen werden ihm feucht.
Die Geschäftspartner sind benachrichtigt worden, haben Beileidsbekundungen geschickt oder waren selbst zur Trauerfeier gekommen. Für Mäck eine Gelegenheit, mit ihnen in Kontakt zu kommen, denn die Geschäftsabläufe müssen in Fluss gehalten werden. Behutsam versucht er, Maryla die Rolle einer Geschäftsführerin schmackhaft zu machen, doch sie will es nicht. Sie entscheidet überhaupt nichts allein, stellt alles zurück, um erst mit ihm zu sprechen. Wie soll das bloß weitergehen fragt er sich und begibt sich auf einen langen Spaziergang, um in Ruhe nachzudenken.
Nein, aus ihr wird keine Geschäftsführerin. Es muss aber im Sinne von Tadzik weitergehen. Die Bronzows haben mit ihrem Geschäft zwei Weltkriege überlebt, die Stalin- und die Hitlerzeit und jetzt, wo eine friedliche Zeit vor der Tür steht, wo das Leben alles verspricht was man begehrt, da soll Schluss sein? Alla ist schon nicht mehr von dieser Welt, aber um Edyta und Maryla muss ich mich kümmern, das erwartet Tadzik von mir. Alla wird keine Not leiden, dafür stehen die beiden Frauen. Was ist die Wanda nur für eine Frau? Sie muss trotz allem mit ihrem Vater Wladimir eng verbunden gewesen sein, denn wenn immer ich mit ihr zusammenkomme, weint sie. Ob sie krank ist, psychisch krank? Muss ich mich um sie kümmern, Tadzik? Nein, dazu gibt es keine Veranlassung, würde er sagen und doch …, Mäcks innere Stimme sagt ihm, dass Wanda Hilfe gebraucht. Ihr Mann Michal ist ein Schwächling. Sie hat sich in ihrem Schicksal ergeben. Die Gedanken springen zu Maryla und ihrem Mann. Die wollen sich scheiden lassen, hatte Edyta ihm gesagt. Scheidung mit zwei Kindern? Wie mag Andrzej zumute sein. Dieser kräftige, tüchtige und fleißige Mann, der seine Kinder liebt, der kann doch mit der Scheidung nicht einverstanden sein. Doch wer weiß das schon? Maryla hat Spaß am Verkaufen, ist außergewöhnlich kontaktfreudig und leicht wie der Sommerwind, kennt alle Welt. Die Kunden kommen auch wegen ihr, sie ist das Geschäft, lacht und strahlt die Kunden an, herrlich. Sie hat das Geschäft wieder geöffnet und die Kunden kommen. Eigentlich fehlt nur ein guter Einkäufer, der die Preise macht und die Bücher führt. Manchmal erscheint auch Edyta im Laden und hilft mit aus. Auch sie ist bei den Kunden beliebt. Ich will mal mit Michal und Wanda sprechen. Die könnten doch für Alla sorgen, für das Haus, und für Mutter und Maryla das Essen bereiten. Ein guter Einkäufer und Kunstkenner muss her, werde mich mal umschauen, denkt er. Dann ist da noch Tadziks Vermutung mit den Untergrundleuten und die Rolle der undurchsichtigen Einbrecher drüben in Przemysl. Gezeigt hat sich noch nichts, also abwarten. Hier kann ich auf Dauer nicht bleiben. Mir gehört hier nichts und die Ukraine ist für mich ein fremdes Land. Ich bin nur Tadzik verpflichtet, werde auch in seinem Sinne handeln, nur hierbleiben, das kann ich nicht, warum weiß ich selbst nicht. Da ist eine Stimme, die mich zurückruft, tut mir leid Tadzik. Ich gehöre nach Polen. Du wirst sagen: „Ein großer Fehler, Mäck.“ Mag sein, doch ich habe keine irdischen Berater mehr, nur noch mich allein, Tadzik. Ich werde mal mit der Frau Dr. Kulmatowa sprechen, vielleicht kann sie mir und dem Geschäft nützlich sein.
Nur widerwillig war Andrzej bereit, mit Mäck zu reden. Mäck erzählte von sich, von seiner Zeit im Goldenen Ring, von seiner Jugendzeit, nicht von seiner Gefängniszeit, spricht darüber, wie er das Leben sieht, und fragte schließlich: „Lässt sich zwischen Maryla und Dir wirklich nichts mehr kitten?“
„Um mich geht es nicht, Marek. Maryla soll ihr Leben wiederhaben. Der Wind hat sie in die neue Zeit getragen, sie ist ein Kind der Leichtigkeit, der Fröhlichkeit. In schwerer See wird sie zerbrechen. Die Verantwortung will ich nicht tragen. Wir werden als Freunde gehen. Für die Kinder werde ich sorgen, sie dürfen auch weiterhin ins Geschäft gehen, wenn sie zu ihrer Mutter wollen.“
Mäck hat zugehört, gibt ihm die Hand und wünscht ihm alles Gute.
Das Gespräch mit der unscheinbaren Frau Dr. Kulmatowa dauerte bis nachts um 3 Uhr. Als er nach Hause kommt, huscht ein Schatten in Türnähe zur Seite. Mäck geht leise durch den Flur zur Hoftür, über den Hof und unsichtbar auf die Straße. Auf der anderen Straßenseite steht jemand im Schutze eines Hauseingangs. Ohne Hast geht Mäck auf ihn zu. Der bückt sich, als würde er etwas suchen und tat überrascht als Mäck ihn in Polnisch anspricht. „Noch so spät unterwegs, kann ich irgendwie helfen?“
„Lassen Sie mich in Ruh’, ich will mir eine Zigarette anstecken.“ Mäck gibt ihm Feuer und sieht in sein Gesicht. „Dann kommen Sie wohl ohne mich zurecht?“ und geht wieder rüber ins Haus. Er wollte sich zumindest das Gesicht angesehen haben.
Frau Dr. Kulmatowa wurde für Mäck im Verlauf des Gesprächs immer interessanter. Sie ist Mathematikerin, war früher Angestellte bei der Polizei in einer technischen Abteilung, zugleich Lehrerin im Kampfsport und ist künstlerisch interessiert. Ihre farbenprächtigen und präzise gemalten Bilder beeindrucken Mäck, ja sie begeistern ihn. Gekonnt machte sie ihm Avancen, auf die er sich nicht einlässt. Seine Sinne beschäftigen sich ohnehin nur selten mit der Weiblichkeit, und eine besondere Schönheit ist sie nun weiß Gott nicht.
Auf seine erotischen Bilder angesprochen, begründet er sie mit reiner Geschäftemacherei. So war es bei der Armee als er damit anfing, und so ist es bis zum heutigen Tag.
Ihm fällt ihre spartanische Lebensart beim Essen und Trinken auf, auch ihre Art sich zu kleiden und sich einzurichten, was vielleicht mit ihrer geringen Rente zu tun hat.
Ja, gerne würde sie im Geschäft mitarbeiten, doch die Arbeit sei ihr völlig fremd, und man müsse viel Geduld mit ihr haben.
Mäck konnte Edyta schließlich überzeugen, und so stellte man Dr. Kulmatowa als Mitarbeiterin und zukünftige Einkäuferin mit geringem Gehalt ein. Dr. Kulmatowa sicherte Mäck zu, sich auch um die Sicherheit zu kümmern. Zur Not könne sie auf gute, alte Bekannte zurückgreifen. Das sieht gut aus, denkt Mäck. Hoffentlich wird es ein Frauengeschäft mit Biss. Ich halte mir jedenfalls die Geschäftsführung als Option frei. Offen bleibt ferner die Frage der Familienzugehörigkeit. Soll er die Sohn-Rolle annehmen? damit verbunden eine eventuelle Erbberechtigung. Der Antrag wird bei der Stadtverwaltung vorliegen, doch wohl nie entschieden werden. Eine Erbberechtigung würde sicher Streit in der Familie auslösen.
Wohl oder übel nimmt Mäck heute am Sprachkurs-Treff bei Frau Czarno teil. Er schaut sich die Autos der Schüler an und erscheint gut gekleidet zum Unterricht. „Guten Tag Herr Podszowski und herzlich willkommen in unserer kleinen Runde“ empfängt ihn Frau Czarno. Das ist der Neue, mein Hausmeister, von dem ich schon sprach, meine Herren. Die Anwesenden nicken ihm freundlich zu. Es sind 7 Teilnehmer, er der Achte. Frau Czarno beginnt gleich mit dem Unterricht und schreibt irgendwas in russischer Schrift an die Tafel, was Mäck nicht lesen kann. Die anderen Teilnehmer kennen sich aus, und es beginnt sogleich ein lebhaftes Treiben. Er ist ihr zuliebe gekommen, möchte sich aber vor allem die Teilnehmer genauer anschauen. Dem Unterricht kann er nicht annähernd folgen. Es geht um Ukrainisch, natürlich in kyrillischer Schrift. Man ist zwar betont nachsichtig mit ihm, doch er würde am liebsten schnell wieder gehen. Nach ein paar Übungen ist schon überraschend Pause und die Teilnehmer beziehen ihn in ihre Pausengespräche ein. „Wie stehen Sie zur Aktion Weichsel, von der wir gerade sprechen, Herr Podszowski?“ fragt man ihn. „Tut mir leid, meine Herren, ich habe keine Ahnung was das ist.“ Jemand erbarmt sich seiner und beginnt zu erklären:
„Wegen der neuen Ostgrenze nach dem Kriege befanden sich im neu zugeschnittenen Polen viele Ukrainer, die hier seit Generationen lebten. Diese hat man unter Druck in die Sowjetunion umgesiedelt, und wer das ganz und gar nicht wollte, blieb zunächst hier, wurde dann aber vom polnischen Militär zur Umsiedlung innerhalb Polens gezwungen. Sie mussten in ganz kurzer Zeit ihre Heimat verlassen und kamen in die freigewordenen deutschen Ostgebiete, die zu Polen kamen. Das polnische Militär zerstörte die Dörfer und die griechisch-katholischen Kirchen der Ukrainer. Die Familien wurden enteignet, der griechisch-katholische Gottesdienst ihnen untersagt, ebenso der Unterricht in ukrainischer Sprache. Man hat sie gezwungen, Polen zu werden. Bis heute warten die Ukrainer auf Rückgabe des Eigentums oder zumindest auf Schadensersatz. Das ist Teil der Aktion Weichsel, Herr Podszowski, von der wir sprechen.“
„Warum mögen die Polen das gemacht haben?“, fragt Mäck unsicher, empfängt dafür von der Gruppe ein missbilligendes, höhnisches Gelächter. „Sie stammen doch aus Lemberg, Herr Podszowski, wissen Sie nichts von der Ukrainischen UPA? Wir sind Nachkommen der damals deportierten Ukrainer und staunen über ihre Unkenntnisse. Ihre Mutter musste Lemberg bestimmt nicht freiwillig verlassen. Sie war Polin, musste deswegen gehen. Haben Sie sich nie mit dem Thema beschäftigt? Unsere Vorfahren wollten in ihrer Heimat bleiben, die nach dem Krieg ohne ihr Zutun im neuen Polen lag und sind geblieben, auch deswegen, weil die UPA es ihnen geraten hat. Die UPA, das war die Ukrainische Aufstandsarmee, die am Ende des Krieges gegen die polnische Untergrundarmee, gegen die deutsche Wehrmacht und gegen die Rote Armee für eine selbständige Ukraine gekämpft hat. Sie entstand schon 1920 als Militärische Organisation und kämpfte damals mit allen Mitteln gegen die polnische Herrschaft. Fragen Sie mal die Polen, warum sie den Ukrainern mit militärischer Gewalt die Heimat nahmen, sie auseinanderrissen, sie enteigneten, sie in das ehemals deutsche Ostpreußen ansiedelten und ihre Besitztümer den Polen gaben, soweit die daran überhaupt interessiert waren.“
Weil Mäck der Gruppe hilflos gegenüber steht, schaltet sich Frau Czarno ein, wendet sich an ihn und erklärt ihm, dass die Teilnehmer zu den Ukrainern eine besondere Beziehung haben. Es sind Kinder der Betroffenen, die mit der Polnischen Sprache aufwachsen mussten und jetzt richtig Ukrainisch lernen möchten. Die Herren wollen nur mithelfen, Herr Podszowski, die Geschichte lebendig zu halten, tragen an Informationen zusammen, was sie bekommen können, um festzuhalten was einmal geschah. An sich besteht die Gruppe aus zwölf Teilnehmern, doch einige fehlen oft wegen der längeren Anreise. Jetzt versteht Mäck, um was es überhaupt geht. „Pflegen Sie denn noch Kontakte nach drüben, mit Verwandten in der Ukraine?“ fragt Mäck. Doch darüber wollte man mit ihm nicht sprechen. Also ja, denkt Mäck. Die haben Kontakte, und er trifft den Entschluss, sich mit dem Thema näher zu beschäftigen. In langen Gesprächen versucht Frau Czarno in nächster Zeit, ihm die geschichtlichen Zusammenhänge zu erläutern. Bei der wachsenden Menge geschichtlicher Fakten gibt Mäck schließlich auf und will die vielen Einzelheiten nicht mehr verarbeiten. „Ich muss meinen klaren Verstand behalten, liebe Frau Czarno, und will mir den Kopf nicht mit Dingen vollpflastern, die mir nicht helfen. Ich brauche ihn für spontanes, schnelles und richtiges Handeln. Trotzdem danke ich Ihnen, dass ich durch Sie und ihre Gruppe einen neuen Blick bekommen habe.“
Schrecklich, denkt Mäck, nicht genug das Morden von Juden und Polen durch Hitlerdeutsche, Deportationen der Galizier und Wolhynier durch Stalin, nun auch noch Kampf und Terror zwischen Ukrainern und Polen, wovon ich keine Ahnung hatte. Ihm wird klar, dass die Ursache tief in der Geschichte wurzelt. Der Polnisch-Ukrainische Krieg nach dem I. Weltkrieg, den die Polen gewannen führte dazu, dass Ostgalizien und Wolhynien zu Polen kam. Diese Okkupation brachte Spannungen zwischen Polen und Ukrainern. Kein Wunder, dass sie zu Schandtaten führten wie die von Wolhyn und Pawliwka durch ukrainische Nationalisten oder die „Aktion Weichsel“ die am 23. April 1947 das Politbüro des Zentralkomitees der Polnischen Arbeiterpartei beschlossen hat, wonach man diejenigen Ukrainer, die verdächtigt waren, mit der UPA zusammengearbeitet zu haben, ins Arbeitslager Jaworzno sperrte und sie dann nach Auschwitz brachte. Das waren die sogenannte Intelligenz und Vertreter der Geistlichkeit, die man nach Folterungen und Unterernährung dem polnischen Kommando Weichsel zur Aburteilung übergab.
Auch die Vertreibung der Polen aus Wolhynien, das nach Ende des Zweiten Weltkrieges der Sowjetunion zugeschlagen wurde, ist ein düsteres Kapitel der Geschichte, das hier hergehört.
Mäck fragt sich, ob die Gruppe um Frau Czarno hier wirklich nur zusammenkommt, um Ukrainisch zu lernen oder ob mehr dahintersteckt. Die Männer sind in seinem Alter oder etwas jünger, sind drahtige und sympathische Burschen, die sich hier als Schüler treffen. Frau Czarnos kilometerlange Autofahrten werden damit zusammenhängen, denkt er und es ist offensichtlich, dass sie diesen Leuten gut gesonnen ist. Sie ist ganz anders als ich, denkt Mäck, sieht in allen Menschen nur das Gute, lacht über meine Vorsicht und kritische Denkweise, nimmt das Leben leicht. „Ich liebe alle Menschen so wie sie sind, Herr Podszowski, so bin ich nun mal und freue mich besonders darüber, dass sie sich überwunden haben, in der Gruppe mitzumachen, das wird gut für Sie sein, und ist für sie selbstverständlich kostenlos.“
„War die Gegend der Bieszczady nicht die ehemalige Heimat der deportierten Ukrainer, Frau Czarno?“
„In etwa ja, Herr Podszowski, aber es ist lange her. Vor gut 50 Jahren lebten dort die letzten Ukrainer. Es ist die Gegend um den Jezioro Solinskie (Solina Stausee) und weiter südlich davon. Der See entstand 1968, als der San gestaut wurde, heute für Urlauber ein Geheimtipp. In der Gegend gab es 1951 noch einen Landtausch zwischen Polen und der Sowjetunion. Ein kleiner Teil weiter im Norden um Sokal kam zur Ukraine, und östlich vom Jezioro Solinskie verschob man die polnische Grenze ein Stück nach Osten. Ustrzyki Dolne, Lutowiska und Czarne wurden dadurch polnisch. Das bedeutete für die hier lebenden Ukrainer Umsiedlung ins nördliche Gebiet um Sokal, und für die Polen aus Sokal, Umsiedlung nach Ustrzyki Dolne.“
„Sagen sie mal, Frau Czarno, als ich Ihre Schüler nach Kontakten zu Ukrainern fragte, bekam ich keine Antwort, spricht man nicht so gern darüber?“
„Warum wollten sie das wissen, Herr Podszowski? Natürlich hat man verwandtschaftliche Beziehungen nach drüben, doch die sind privater Art über die man mit Fremden eigentlich nicht offen spricht.“
Über die politische Einstellung der Leute kann Mäck sich noch keinen Reim machen, will es im Grunde auch gar nicht. Aufgefallen ist ihm nur, dass heute das bewusste graue Auto mit Fahrer nicht dabei war. Er nimmt sich vor, in der Gruppe weiter mitzumachen. Frau Czarno gibt ihm noch ein weiteres Sprachbuch für Anfänger, mit dem er ganz gut voran kommt, doch es reicht immer noch nicht, um das Geforderte ohne Buch zu sprechen. Seltsam sinniert er, Lesen und verstehen sind eine Sache, es zu sprechen eine andere, da muss ich meinem Gehirn noch etwas beibringen.
Beim nächsten Treff, eine Woche später, steht auch das graue Auto auf dem Hof. Mäck richtet es sich so ein, dass er als Letzter ins Zimmer kommt, begrüßt die Anwesenden auf Ukrainisch und fragt mit schtschjo nowoho? (was gibt’s Neues). Sie antworten mit großem Hallo. Der Ältere in der Gruppe ist der Fahrer des grauen Autos, der neben einem anderen sitzt und sich angeregt mit ihm unterhält, sind wohl gute Bekannte. Etwas älter als ich, schätzt Mäck, sieht ihn zum ersten Mal in seinem Leben. Heute geht es im Unterricht um den bedeutenden Ukrainischen Dichter Taras Schewtschenko (1814-1861), dessen Eltern noch Leibeigene waren. Taras selbst bekam 1838 die Freiheit. Aus seinen Werken spricht das Streben nach Unabhängigkeit des ukrainischen Volkes. Gesprochen wurde aber auch über Czernowitz in der westlichen Ukraine, über die Schriftstellerin Rose Ausländer, die Autoren Joseph Roth und Paul Celan. Zum Glück wird für Mäck alles in Polnisch vorgetragen. Die Gruppe ist auffallend konzentriert. Für Mäck ist das meiste Neuland, daher ist auch er hochkonzentriert bei der Sache. Es war ein toller Unterricht. Die Teilnehmer applaudieren am Schluss lang anhaltend. Dankbar drückt Mäck nach dem Treff seiner Wirtin die Hand. „Sie könnten ja auch ein Ukrainer sein, Herr Podszowski“, meinte sie. Der Fahrer des grauen Autos blickt beim gegenseitigen Verabschieden nur einmal superkurz zu Mäck rüber, was der bemerkt, obwohl er in die andere Richtung schaut. Es reicht ihm, um zu erahnen, dass der sich für ihn interessiert. Soll er doch, denkt Mäck, ich bin nicht der Agierende, allerdings wird die Menge möglicher Gegner größer. Der Schmugglerring könnte nur gefährlich werden, wenn jemand aus Dummheit reden würde.
Trauer in Lemberg
Der Anruf aus Lemberg erreicht Mäck am Kaffeetisch. Seine Gedanken waren aufs Bild gerichtet, mit dem er sich heute beschäftigen will. In der Gärtnerei hat er eine Szene gesehen, die er sich genauer anschauen will. Ewa will er mitnehmen, die soll verschiedene Fotos machen. Das Bild mit einem solchem Anspruch braucht eine gute Vorbereitung und viel Zeit. Einfach hinsetzen und malen funktioniert bei ihm nicht. Das Bild muss in all seinen Einzelheiten erst im Kopf stehen.
Der Anruf versetzt Mäck in eine andere Welt. Edyta gibt ihm schluchzend die Nachricht vom Tode ihres Mannes Tadzik durch. Ein Herzinfarkt hat seinem Leben ein Ende gemacht, die Rettungskräfte kamen zu spät. „Bitte komm, wenn Du kannst und hilf uns, spricht sie mit weinerlicher Stimme.“
„Ja ich komme, schick’ mir bitte ein Telegramm, damit ich notfalls für die Behörden etwas in Händen habe.“ Schlagartig wird ihm bewusst wie endgültig der Tod ist, und er jetzt allein auf der Welt steht, ohne Freund -.
An Malen war nicht mehr zu denken. Frau Czarno versuchte zu trösten, doch er will rüber, so schnell wie möglich. Schon am übernächsten Tag war er in Lemberg, hat sich Reisegeld vom Konto geholt und Ewa benachrichtigt. Edyta und Maryla trifft er mit verweinten Augen an, beide völlig in Schwarz gekleidet. An der Eingangstür des Geschäftes hängt ein Schild: Vorübergehend wegen Trauer geschlossen. Die ersten Formalitäten waren schon erledigt und die Beerdigung durch ein Beerdigungsinstitut aus dem Bekanntenkreis bestellt.
In bedrückender Atmosphäre versucht er sich mit Hilfe der beiden Frauen einen Überblick zu verschaffen. Tadziks Mutter, Alla, ist schon seit längerer Zeit bettlägerig und verwirrt. Sie bekommt nicht mehr mit, was um sie herum geschieht. Ihr Ende ist nicht mehr fern, meint Edyta, die als Alleinerbin mit Verpflichtungen gegenüber Alla, Maryla und der Bank alles in der Hand hat. Mit dem Schweizer Geld waren sie noch nicht einmal ganz ausgekommen. Für Marek war im Testament die Option eines Geschäftsführers eingetragen und ein Geldbetrag für notwendige Reisen. Edyta hat sich um das Geschäft nie richtig kümmern brauchen. Maryla weiß zwar über den Einkauf Bescheid, kennt auch alle Vertreter, doch um Preise und Geschäftsbücher brauchte sie sich nie zu kümmern, sie will es auch jetzt nicht. Edyta hat sich vom Geschäft ferngehalten, hat auch genug mit dem Haus und ihrer Schwiegermutter Alla zu tun. So machen sich Maryla und Mäck ans Werk, eine Übersicht aufzustellen. Sie machen das in Form einer Inventur, orientieren sich dabei an die letzte Inventur. Maryla führt das Protokoll für die Waren, sammelt Belege zusammen und trägt sie in eine Liste ein. Mäck legt sich eine eigene Liste mit Beschreibung der Artikel, Herkunft, Eingang, Ausgang, Einkaufs- und Verkaufspreisen an. Er studiert die Vorschriften über Steuern und Handelsrecht, für ihn totales Neuland und gewinnt nach und nach einen groben Einblick über den Geschäftsablauf und die Preisgestaltung. Mäck hat den guten Freund von Wladimir, den Bankdirektor gebeten, ihm zu helfen. Der kam ohne zu zögern sofort und zeigt sich als guter Berater, weil er sich in der Geschäftsführung auskennt. Er erklärt Mäck die Bewertungsregeln für einzelne Waren, macht ihm klar, dass die Inventur Grundlage für die Aufstellung der Bilanz ist, die Mäck und Maryla letztlich zusammen erstellen. Überhaupt waren alle Leute, die er ansprach, hilfsbereit. Besonders zu nennen auch der Chef des Beerdigungsinstituts, Sohn eines guten Freundes von Tadzik. Leider ging ihm Wanda aus dem Weg. Erst als der schlimme Tag mit der Beerdigung vorüber ist, kommen alle zur Ruh, und erst jetzt wird Mäck die ganze Tragik bewusst. Die vielen Trauergäste hat er sich genau angesehen. Bis auf Frau Dr. Kulmatowa ist ihm kein bekanntes Gesicht aufgefallen. Ausländer sind auch einige dabei. Der plötzliche Tod geht Mäck nicht aus dem Kopf, war es ein natürlicher? Er nimmt sich vor, die Augen aufzuhalten, und die Abläufe aufmerksam zu verfolgen, dachte auch an eine Rücksprache mit dem Hausarzt wegen der Todesursache, verwirft aber den Gedanken wieder, denn es nützt keinem mehr. Der Tod ist so schrecklich endgültig, so war es auch bei Mutter. Die Augen werden ihm feucht.
Die Geschäftspartner sind benachrichtigt worden, haben Beileidsbekundungen geschickt oder waren selbst zur Trauerfeier gekommen. Für Mäck eine Gelegenheit, mit ihnen in Kontakt zu kommen, denn die Geschäftsabläufe müssen in Fluss gehalten werden. Behutsam versucht er, Maryla die Rolle einer Geschäftsführerin schmackhaft zu machen, doch sie will es nicht. Sie entscheidet überhaupt nichts allein, stellt alles zurück, um erst mit ihm zu sprechen. Wie soll das bloß weitergehen fragt er sich und begibt sich auf einen langen Spaziergang, um in Ruhe nachzudenken.
Nein, aus ihr wird keine Geschäftsführerin. Es muss aber im Sinne von Tadzik weitergehen. Die Bronzows haben mit ihrem Geschäft zwei Weltkriege überlebt, die Stalin- und die Hitlerzeit und jetzt, wo eine friedliche Zeit vor der Tür steht, wo das Leben alles verspricht was man begehrt, da soll Schluss sein? Alla ist schon nicht mehr von dieser Welt, aber um Edyta und Maryla muss ich mich kümmern, das erwartet Tadzik von mir. Alla wird keine Not leiden, dafür stehen die beiden Frauen. Was ist die Wanda nur für eine Frau? Sie muss trotz allem mit ihrem Vater Wladimir eng verbunden gewesen sein, denn wenn immer ich mit ihr zusammenkomme, weint sie. Ob sie krank ist, psychisch krank? Muss ich mich um sie kümmern, Tadzik? Nein, dazu gibt es keine Veranlassung, würde er sagen und doch …, Mäcks innere Stimme sagt ihm, dass Wanda Hilfe gebraucht. Ihr Mann Michal ist ein Schwächling. Sie hat sich in ihrem Schicksal ergeben. Die Gedanken springen zu Maryla und ihrem Mann. Die wollen sich scheiden lassen, hatte Edyta ihm gesagt. Scheidung mit zwei Kindern? Wie mag Andrzej zumute sein. Dieser kräftige, tüchtige und fleißige Mann, der seine Kinder liebt, der kann doch mit der Scheidung nicht einverstanden sein. Doch wer weiß das schon? Maryla hat Spaß am Verkaufen, ist außergewöhnlich kontaktfreudig und leicht wie der Sommerwind, kennt alle Welt. Die Kunden kommen auch wegen ihr, sie ist das Geschäft, lacht und strahlt die Kunden an, herrlich. Sie hat das Geschäft wieder geöffnet und die Kunden kommen. Eigentlich fehlt nur ein guter Einkäufer, der die Preise macht und die Bücher führt. Manchmal erscheint auch Edyta im Laden und hilft mit aus. Auch sie ist bei den Kunden beliebt. Ich will mal mit Michal und Wanda sprechen. Die könnten doch für Alla sorgen, für das Haus, und für Mutter und Maryla das Essen bereiten. Ein guter Einkäufer und Kunstkenner muss her, werde mich mal umschauen, denkt er. Dann ist da noch Tadziks Vermutung mit den Untergrundleuten und die Rolle der undurchsichtigen Einbrecher drüben in Przemysl. Gezeigt hat sich noch nichts, also abwarten. Hier kann ich auf Dauer nicht bleiben. Mir gehört hier nichts und die Ukraine ist für mich ein fremdes Land. Ich bin nur Tadzik verpflichtet, werde auch in seinem Sinne handeln, nur hierbleiben, das kann ich nicht, warum weiß ich selbst nicht. Da ist eine Stimme, die mich zurückruft, tut mir leid Tadzik. Ich gehöre nach Polen. Du wirst sagen: „Ein großer Fehler, Mäck.“ Mag sein, doch ich habe keine irdischen Berater mehr, nur noch mich allein, Tadzik. Ich werde mal mit der Frau Dr. Kulmatowa sprechen, vielleicht kann sie mir und dem Geschäft nützlich sein.
Nur widerwillig war Andrzej bereit, mit Mäck zu reden. Mäck erzählte von sich, von seiner Zeit im Goldenen Ring, von seiner Jugendzeit, nicht von seiner Gefängniszeit, spricht darüber, wie er das Leben sieht, und fragte schließlich: „Lässt sich zwischen Maryla und Dir wirklich nichts mehr kitten?“
„Um mich geht es nicht, Marek. Maryla soll ihr Leben wiederhaben. Der Wind hat sie in die neue Zeit getragen, sie ist ein Kind der Leichtigkeit, der Fröhlichkeit. In schwerer See wird sie zerbrechen. Die Verantwortung will ich nicht tragen. Wir werden als Freunde gehen. Für die Kinder werde ich sorgen, sie dürfen auch weiterhin ins Geschäft gehen, wenn sie zu ihrer Mutter wollen.“
Mäck hat zugehört, gibt ihm die Hand und wünscht ihm alles Gute.
Das Gespräch mit der unscheinbaren Frau Dr. Kulmatowa dauerte bis nachts um 3 Uhr. Als er nach Hause kommt, huscht ein Schatten in Türnähe zur Seite. Mäck geht leise durch den Flur zur Hoftür, über den Hof und unsichtbar auf die Straße. Auf der anderen Straßenseite steht jemand im Schutze eines Hauseingangs. Ohne Hast geht Mäck auf ihn zu. Der bückt sich, als würde er etwas suchen und tat überrascht als Mäck ihn in Polnisch anspricht. „Noch so spät unterwegs, kann ich irgendwie helfen?“
„Lassen Sie mich in Ruh’, ich will mir eine Zigarette anstecken.“ Mäck gibt ihm Feuer und sieht in sein Gesicht. „Dann kommen Sie wohl ohne mich zurecht?“ und geht wieder rüber ins Haus. Er wollte sich zumindest das Gesicht angesehen haben.
Frau Dr. Kulmatowa wurde für Mäck im Verlauf des Gesprächs immer interessanter. Sie ist Mathematikerin, war früher Angestellte bei der Polizei in einer technischen Abteilung, zugleich Lehrerin im Kampfsport und ist künstlerisch interessiert. Ihre farbenprächtigen und präzise gemalten Bilder beeindrucken Mäck, ja sie begeistern ihn. Gekonnt machte sie ihm Avancen, auf die er sich nicht einlässt. Seine Sinne beschäftigen sich ohnehin nur selten mit der Weiblichkeit, und eine besondere Schönheit ist sie nun weiß Gott nicht.
Auf seine erotischen Bilder angesprochen, begründet er sie mit reiner Geschäftemacherei. So war es bei der Armee als er damit anfing, und so ist es bis zum heutigen Tag.
Ihm fällt ihre spartanische Lebensart beim Essen und Trinken auf, auch ihre Art sich zu kleiden und sich einzurichten, was vielleicht mit ihrer geringen Rente zu tun hat.
Ja, gerne würde sie im Geschäft mitarbeiten, doch die Arbeit sei ihr völlig fremd, und man müsse viel Geduld mit ihr haben.
Mäck konnte Edyta schließlich überzeugen, und so stellte man Dr. Kulmatowa als Mitarbeiterin und zukünftige Einkäuferin mit geringem Gehalt ein. Dr. Kulmatowa sicherte Mäck zu, sich auch um die Sicherheit zu kümmern. Zur Not könne sie auf gute, alte Bekannte zurückgreifen. Das sieht gut aus, denkt Mäck. Hoffentlich wird es ein Frauengeschäft mit Biss. Ich halte mir jedenfalls die Geschäftsführung als Option frei. Offen bleibt ferner die Frage der Familienzugehörigkeit. Soll er die Sohn-Rolle annehmen? damit verbunden eine eventuelle Erbberechtigung. Der Antrag wird bei der Stadtverwaltung vorliegen, doch wohl nie entschieden werden. Eine Erbberechtigung würde sicher Streit in der Familie auslösen.
Das Sprach Kolloquium
Wohl oder übel nimmt Mäck heute am Sprachkurs-Treff bei Frau Czarno teil. Er schaut sich die Autos der Schüler an und erscheint gut gekleidet zum Unterricht. „Guten Tag Herr Podszowski und herzlich willkommen in unserer kleinen Runde“ empfängt ihn Frau Czarno. Das ist der Neue, mein Hausmeister, von dem ich schon sprach, meine Herren. Die Anwesenden nicken ihm freundlich zu. Es sind 7 Teilnehmer, er der Achte. Frau Czarno beginnt gleich mit dem Unterricht und schreibt irgendwas in russischer Schrift an die Tafel, was Mäck nicht lesen kann. Die anderen Teilnehmer kennen sich aus, und es beginnt sogleich ein lebhaftes Treiben. Er ist ihr zuliebe gekommen, möchte sich aber vor allem die Teilnehmer genauer anschauen. Dem Unterricht kann er nicht annähernd folgen. Es geht um Ukrainisch, natürlich in kyrillischer Schrift. Man ist zwar betont nachsichtig mit ihm, doch er würde am liebsten schnell wieder gehen. Nach ein paar Übungen ist schon überraschend Pause und die Teilnehmer beziehen ihn in ihre Pausengespräche ein. „Wie stehen Sie zur Aktion Weichsel, von der wir gerade sprechen, Herr Podszowski?“ fragt man ihn. „Tut mir leid, meine Herren, ich habe keine Ahnung was das ist.“ Jemand erbarmt sich seiner und beginnt zu erklären:
„Wegen der neuen Ostgrenze nach dem Kriege befanden sich im neu zugeschnittenen Polen viele Ukrainer, die hier seit Generationen lebten. Diese hat man unter Druck in die Sowjetunion umgesiedelt, und wer das ganz und gar nicht wollte, blieb zunächst hier, wurde dann aber vom polnischen Militär zur Umsiedlung innerhalb Polens gezwungen. Sie mussten in ganz kurzer Zeit ihre Heimat verlassen und kamen in die freigewordenen deutschen Ostgebiete, die zu Polen kamen. Das polnische Militär zerstörte die Dörfer und die griechisch-katholischen Kirchen der Ukrainer. Die Familien wurden enteignet, der griechisch-katholische Gottesdienst ihnen untersagt, ebenso der Unterricht in ukrainischer Sprache. Man hat sie gezwungen, Polen zu werden. Bis heute warten die Ukrainer auf Rückgabe des Eigentums oder zumindest auf Schadensersatz. Das ist Teil der Aktion Weichsel, Herr Podszowski, von der wir sprechen.“
„Warum mögen die Polen das gemacht haben?“, fragt Mäck unsicher, empfängt dafür von der Gruppe ein missbilligendes, höhnisches Gelächter. „Sie stammen doch aus Lemberg, Herr Podszowski, wissen Sie nichts von der Ukrainischen UPA? Wir sind Nachkommen der damals deportierten Ukrainer und staunen über ihre Unkenntnisse. Ihre Mutter musste Lemberg bestimmt nicht freiwillig verlassen. Sie war Polin, musste deswegen gehen. Haben Sie sich nie mit dem Thema beschäftigt? Unsere Vorfahren wollten in ihrer Heimat bleiben, die nach dem Krieg ohne ihr Zutun im neuen Polen lag und sind geblieben, auch deswegen, weil die UPA es ihnen geraten hat. Die UPA, das war die Ukrainische Aufstandsarmee, die am Ende des Krieges gegen die polnische Untergrundarmee, gegen die deutsche Wehrmacht und gegen die Rote Armee für eine selbständige Ukraine gekämpft hat. Sie entstand schon 1920 als Militärische Organisation und kämpfte damals mit allen Mitteln gegen die polnische Herrschaft. Fragen Sie mal die Polen, warum sie den Ukrainern mit militärischer Gewalt die Heimat nahmen, sie auseinanderrissen, sie enteigneten, sie in das ehemals deutsche Ostpreußen ansiedelten und ihre Besitztümer den Polen gaben, soweit die daran überhaupt interessiert waren.“
Weil Mäck der Gruppe hilflos gegenüber steht, schaltet sich Frau Czarno ein, wendet sich an ihn und erklärt ihm, dass die Teilnehmer zu den Ukrainern eine besondere Beziehung haben. Es sind Kinder der Betroffenen, die mit der Polnischen Sprache aufwachsen mussten und jetzt richtig Ukrainisch lernen möchten. Die Herren wollen nur mithelfen, Herr Podszowski, die Geschichte lebendig zu halten, tragen an Informationen zusammen, was sie bekommen können, um festzuhalten was einmal geschah. An sich besteht die Gruppe aus zwölf Teilnehmern, doch einige fehlen oft wegen der längeren Anreise. Jetzt versteht Mäck, um was es überhaupt geht. „Pflegen Sie denn noch Kontakte nach drüben, mit Verwandten in der Ukraine?“ fragt Mäck. Doch darüber wollte man mit ihm nicht sprechen. Also ja, denkt Mäck. Die haben Kontakte, und er trifft den Entschluss, sich mit dem Thema näher zu beschäftigen. In langen Gesprächen versucht Frau Czarno in nächster Zeit, ihm die geschichtlichen Zusammenhänge zu erläutern. Bei der wachsenden Menge geschichtlicher Fakten gibt Mäck schließlich auf und will die vielen Einzelheiten nicht mehr verarbeiten. „Ich muss meinen klaren Verstand behalten, liebe Frau Czarno, und will mir den Kopf nicht mit Dingen vollpflastern, die mir nicht helfen. Ich brauche ihn für spontanes, schnelles und richtiges Handeln. Trotzdem danke ich Ihnen, dass ich durch Sie und ihre Gruppe einen neuen Blick bekommen habe.“
Schrecklich, denkt Mäck, nicht genug das Morden von Juden und Polen durch Hitlerdeutsche, Deportationen der Galizier und Wolhynier durch Stalin, nun auch noch Kampf und Terror zwischen Ukrainern und Polen, wovon ich keine Ahnung hatte. Ihm wird klar, dass die Ursache tief in der Geschichte wurzelt. Der Polnisch-Ukrainische Krieg nach dem I. Weltkrieg, den die Polen gewannen führte dazu, dass Ostgalizien und Wolhynien zu Polen kam. Diese Okkupation brachte Spannungen zwischen Polen und Ukrainern. Kein Wunder, dass sie zu Schandtaten führten wie die von Wolhyn und Pawliwka durch ukrainische Nationalisten oder die „Aktion Weichsel“ die am 23. April 1947 das Politbüro des Zentralkomitees der Polnischen Arbeiterpartei beschlossen hat, wonach man diejenigen Ukrainer, die verdächtigt waren, mit der UPA zusammengearbeitet zu haben, ins Arbeitslager Jaworzno sperrte und sie dann nach Auschwitz brachte. Das waren die sogenannte Intelligenz und Vertreter der Geistlichkeit, die man nach Folterungen und Unterernährung dem polnischen Kommando Weichsel zur Aburteilung übergab.
Auch die Vertreibung der Polen aus Wolhynien, das nach Ende des Zweiten Weltkrieges der Sowjetunion zugeschlagen wurde, ist ein düsteres Kapitel der Geschichte, das hier hergehört.
Mäck fragt sich, ob die Gruppe um Frau Czarno hier wirklich nur zusammenkommt, um Ukrainisch zu lernen oder ob mehr dahintersteckt. Die Männer sind in seinem Alter oder etwas jünger, sind drahtige und sympathische Burschen, die sich hier als Schüler treffen. Frau Czarnos kilometerlange Autofahrten werden damit zusammenhängen, denkt er und es ist offensichtlich, dass sie diesen Leuten gut gesonnen ist. Sie ist ganz anders als ich, denkt Mäck, sieht in allen Menschen nur das Gute, lacht über meine Vorsicht und kritische Denkweise, nimmt das Leben leicht. „Ich liebe alle Menschen so wie sie sind, Herr Podszowski, so bin ich nun mal und freue mich besonders darüber, dass sie sich überwunden haben, in der Gruppe mitzumachen, das wird gut für Sie sein, und ist für sie selbstverständlich kostenlos.“
„War die Gegend der Bieszczady nicht die ehemalige Heimat der deportierten Ukrainer, Frau Czarno?“
„In etwa ja, Herr Podszowski, aber es ist lange her. Vor gut 50 Jahren lebten dort die letzten Ukrainer. Es ist die Gegend um den Jezioro Solinskie (Solina Stausee) und weiter südlich davon. Der See entstand 1968, als der San gestaut wurde, heute für Urlauber ein Geheimtipp. In der Gegend gab es 1951 noch einen Landtausch zwischen Polen und der Sowjetunion. Ein kleiner Teil weiter im Norden um Sokal kam zur Ukraine, und östlich vom Jezioro Solinskie verschob man die polnische Grenze ein Stück nach Osten. Ustrzyki Dolne, Lutowiska und Czarne wurden dadurch polnisch. Das bedeutete für die hier lebenden Ukrainer Umsiedlung ins nördliche Gebiet um Sokal, und für die Polen aus Sokal, Umsiedlung nach Ustrzyki Dolne.“
„Sagen sie mal, Frau Czarno, als ich Ihre Schüler nach Kontakten zu Ukrainern fragte, bekam ich keine Antwort, spricht man nicht so gern darüber?“
„Warum wollten sie das wissen, Herr Podszowski? Natürlich hat man verwandtschaftliche Beziehungen nach drüben, doch die sind privater Art über die man mit Fremden eigentlich nicht offen spricht.“
Über die politische Einstellung der Leute kann Mäck sich noch keinen Reim machen, will es im Grunde auch gar nicht. Aufgefallen ist ihm nur, dass heute das bewusste graue Auto mit Fahrer nicht dabei war. Er nimmt sich vor, in der Gruppe weiter mitzumachen. Frau Czarno gibt ihm noch ein weiteres Sprachbuch für Anfänger, mit dem er ganz gut voran kommt, doch es reicht immer noch nicht, um das Geforderte ohne Buch zu sprechen. Seltsam sinniert er, Lesen und verstehen sind eine Sache, es zu sprechen eine andere, da muss ich meinem Gehirn noch etwas beibringen.
Beim nächsten Treff, eine Woche später, steht auch das graue Auto auf dem Hof. Mäck richtet es sich so ein, dass er als Letzter ins Zimmer kommt, begrüßt die Anwesenden auf Ukrainisch und fragt mit schtschjo nowoho? (was gibt’s Neues). Sie antworten mit großem Hallo. Der Ältere in der Gruppe ist der Fahrer des grauen Autos, der neben einem anderen sitzt und sich angeregt mit ihm unterhält, sind wohl gute Bekannte. Etwas älter als ich, schätzt Mäck, sieht ihn zum ersten Mal in seinem Leben. Heute geht es im Unterricht um den bedeutenden Ukrainischen Dichter Taras Schewtschenko (1814-1861), dessen Eltern noch Leibeigene waren. Taras selbst bekam 1838 die Freiheit. Aus seinen Werken spricht das Streben nach Unabhängigkeit des ukrainischen Volkes. Gesprochen wurde aber auch über Czernowitz in der westlichen Ukraine, über die Schriftstellerin Rose Ausländer, die Autoren Joseph Roth und Paul Celan. Zum Glück wird für Mäck alles in Polnisch vorgetragen. Die Gruppe ist auffallend konzentriert. Für Mäck ist das meiste Neuland, daher ist auch er hochkonzentriert bei der Sache. Es war ein toller Unterricht. Die Teilnehmer applaudieren am Schluss lang anhaltend. Dankbar drückt Mäck nach dem Treff seiner Wirtin die Hand. „Sie könnten ja auch ein Ukrainer sein, Herr Podszowski“, meinte sie. Der Fahrer des grauen Autos blickt beim gegenseitigen Verabschieden nur einmal superkurz zu Mäck rüber, was der bemerkt, obwohl er in die andere Richtung schaut. Es reicht ihm, um zu erahnen, dass der sich für ihn interessiert. Soll er doch, denkt Mäck, ich bin nicht der Agierende, allerdings wird die Menge möglicher Gegner größer. Der Schmugglerring könnte nur gefährlich werden, wenn jemand aus Dummheit reden würde.
Trux