Die Kleine Kneipe Die Kleine Kneipe Nr. CXXXII (Nr. 132)
Re: Die Kleine Kneipe Nr. CXXXII (Nr. 132)
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Dunkel und kalt sieht es draußen aus - passt sehr gut zu meinem Innenleben.
Aber Tigerle,
Was ist Dir denn für eine Leber über die Laus gelaufen....
nordstern
Boh, ich hab schon die Tasche in der Hand, aber:
Luchsi, die
ist für Dich. Sie lacht Dich nicht aus, sondern an!
Bussi
Malinda
Luchsi, die
ist für Dich. Sie lacht Dich nicht aus, sondern an!
Bussi
Malinda
Upps, die ist so groß geworden, dass sie für alle reicht
Re: Die Kleine Kneipe Nr. CXXXII (Nr. 132)
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Das Frauen sich für Männer schön machen, ist ein Aberglaube; das tun sie, um ihre Geschlechtsgenossinen zu übertrumpfen
Frauen tun für ihr Äußeres Dinge, für die jeder, der mit gebrauchten Autos handelt, ins Gefängnis käme.
Dann mach ich mich mal an die Arbeit
Grüße Malinda
Wenn Du mir jetzt noch bestätigst, Malinda,
dass auch die Anzahl der gekauften Schuhe und Handtaschen der Übertrumpfung gilt,
stimme ich Dir ohne Umschweife herum zu.
nordstern
Re: Die Kleine Kneipe Nr. CXXXII (Nr. 132)
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Guten Morgähhhhn,
Luchsi,
wenn Du wieder unter die Decke geschlüpft bist, dann grüße ich jetzt einfach von Bett zu Bett.
Denn dorthin bin ich gleich wieder verschwunden und gebe mir alles an Ruhe, was der Doktor mir verordnet hat.
Die Schmerzmittel tun ein übriges.
Auch hier ist das Wetter unter aller Kanone - es gab sogar Schneeglätte weiter südlich in nur geringfügiger Höhenlage.
Schön Malinda, dass ich auch ein Zipfelchen Sonne bekomme.
Meine Pflanzen müssen nun durch die Kälte durch.
Hotel Mamma gibt es nicht mehr, denn die Pötte kann ich jetzt nicht schleppen.
In der nächsten Nacht bekommen sie eine kleine Decke übergelegt. Das sollte im Mai eigentlich reichen.
Ich hoffe nur, der Siebenschläfer verschläft seinen Tag.
Doch aus meinen Vogesenzeiten weiß ich, dass die süßen Kleinen immer absolut pünktlich erwachen und einen Heidenradau während der Paarungszeit veranstalten - ohne jegliche Hemmung und Rücksicht auf die müden Hausbewohner, die nächtens gern schlafen.
Ich wünsche Euch allen einen schönen Tag.
Meli
Siebenschläfer
Luchsi,
wenn Du wieder unter die Decke geschlüpft bist, dann grüße ich jetzt einfach von Bett zu Bett.
Denn dorthin bin ich gleich wieder verschwunden und gebe mir alles an Ruhe, was der Doktor mir verordnet hat.
Die Schmerzmittel tun ein übriges.
Auch hier ist das Wetter unter aller Kanone - es gab sogar Schneeglätte weiter südlich in nur geringfügiger Höhenlage.
Schön Malinda, dass ich auch ein Zipfelchen Sonne bekomme.
Meine Pflanzen müssen nun durch die Kälte durch.
Hotel Mamma gibt es nicht mehr, denn die Pötte kann ich jetzt nicht schleppen.
In der nächsten Nacht bekommen sie eine kleine Decke übergelegt. Das sollte im Mai eigentlich reichen.
Ich hoffe nur, der Siebenschläfer verschläft seinen Tag.
Doch aus meinen Vogesenzeiten weiß ich, dass die süßen Kleinen immer absolut pünktlich erwachen und einen Heidenradau während der Paarungszeit veranstalten - ohne jegliche Hemmung und Rücksicht auf die müden Hausbewohner, die nächtens gern schlafen.
Ich wünsche Euch allen einen schönen Tag.
Meli
Siebenschläfer
Blondinen essen keine Brezel, weil sie den Knoten nicht aufkriegen, so bleiben welche für mich. Und weil Luchsi mir mit „meinem Mäck“ droht, hier die nächste Fortsetzung, damit wir’s irgendwann hinter uns bringen:
Wider Erwarten bekommt Ewa ihren ersten Auftrag. Ein Reiseunternehmen hat sich niedergelassen und will seine ersten Busreisen anbieten.
„Mäck, wir haben Arbeit bekommen. Ich soll für ein Reiseunternehmen Werbebilder herstellen. Die wollen in Zeitungen inserieren und ihre Reisen auf Plakaten anbieten.“
„Na das machen wir doch. Fotografiere den Bus von allen Seiten, scanne davon die besten Bilder in den Computer und montiere sie auf einen Hintergrund. Den kann ich Dir malen. Für welche Reiseziele sollst Du werben?“
„Reisen in die Ukraine und die Slowakei.“ Da mal ich doch auf die Schnelle ein paar Bilder von Lemberg und von den Karpaten. Die nimmst Du als Hintergrund und montierst den Bus dazu. Eins für die Ukraine, ein anderes für die Slowakei und die Verkleinerungen für die Zeitung. Das kriegen wir hin, Ewa. So kommt doch Dein Computer endlich zum Einsatz. Jerzy wird uns sicher helfen, wenn Not am Mann ist.“ Ewa schöpft wieder Mut, ihr war das Herz schon in die Hose gerutscht. Jetzt lächelt sie ihren Partner dankbar an. „Aber Jerzy hat nur einen Din A4 - Scanner und die Bilder sind wesentlich größer.“
„Dann machst Du Teilbilder und montierst sie zusammen, sollte kein Problem sein, oder? Das Ganze stellst Du in eine Datei, packst alles auf eine Diskette und lässt es im Copyladen auf DinA2 oder größer kopieren. Wo ist das Problem? Du hast mir doch lange genug Vorträge über Dein Grafikprogramm gehalten.“
„Und der Text?“
„Den kann man doch transparent ins Bild kopieren, hast Du gesagt. Ich schreibe ihn Dir mit der Hand, wenn Du willst.“
„Entschuldige, Mäck, ich bin ganz durcheinander. Bitte schreib den Text. Hast ja Recht, so sollte es funktionieren. Hoffentlich geht alles auf eine Diskette, sonst muss ich nachfragen.“ Nachdem sie alles zusammen haben, bringt Jerzy die fertigen Plakate und die Diskette ins Reisebüro und gibt dem Chef die Rechnung. Der begutachtet die Plakate und ist begeistert. „Das sind ja Kunstwerke Herr Wasowicz, habe das in dieser Perfektion noch nie gesehen. Da schauen wir doch mal auf die Rechnung. Schön Herr Wasowicz, durchaus im Rahmen. Würden Sie weiterhin für uns tätig sein?“
„Aber selbstverständlich, davon leben wir ja.“
Zu Hause bespricht Jerzy mit Ewa die Modalitäten wegen ihrer Anteile. Wir müssen die Partnerschaft vertraglich regeln Ewa, das fordert das Finanzamt. Mit der Werbung könnten wir ins Geschäft kommen. Die beim Reisebüro waren hellauf begeistert.“
„Willst Du auch Mäck einbeziehen, Jerzy?“
„Nein, mit Marek habe ich nichts zu tun. Wir beide sind Partner. Du musst Dich mit ihm einigen. Der nächste Auftrag liegt schon wieder auf dem Tisch. Herr Olszinowski, ein Neureicher, möchte Bilder seiner Familie im Format 30 x 40, alle genau gleich groß mit dunklem Hintergrund, so auf alt, verstehst Du? Schau Dir die Vorlagen mal an und sag mir, ob Du den Auftrag übernehmen kannst.“
„Ich frage erst Mäck. Einrahmen können wir die nicht, das müssen wir von Spezialisten machen lassen.“
„Mach was Du willst, geh zum Tischler mit dem ich manchmal zusammen arbeite und lass Dich beraten. Wir sollten den Auftrag annehmen.“
„Fährst Du mich bitte gleich zu Mäck. Ich steige aber vorher aus und gehe das letzte Stück zu Fuß. Er möchte nicht, dass ich ihn bei der Frau besuche.“
So ein Pech, da läuft ihr Frau Czarno doch über den Weg. „Wollen Sie zu mir?“
„Nein, ich möchte gern Herrn Podszowski sprechen.“
„Der kommt gleich zurück, bitte kommen Sie doch rein und warten Sie einen Moment. Herr Podszowski ist mit dem Fahrrad in die Gärtnerei gefahren und macht da Besorgungen. Er ist ein ganz Lieber, hilft mir im Garten und am Haus. Hier ist so unendlich viel zu machen. Kennen Sie ihn vom Goldenen Ring her?“
„Ja ganz recht! Sie sind Frau Czarno, nicht wahr?“ Die nickt ihr zu. „Der Goldene Ring war leider ein dunkles Kapitel in meinem Leben. Ich heiße übrigens Ewa Brzykasiecz und war damals eine Nachbarin von Herrn Podszowski.“
„Aber wieso war?“ hakt Frau Czarno nach, „wohnen Sie da nicht mehr?“
„Kennen Sie den Goldenen Ring, Frau Czarno?“
„Eigentlich nicht. Ich habe den Herrn Podszowski da einmal hingefahren. Es ist wohl so eine Art Notunterkunft für arme Leute, nicht wahr?“
„Ja, ein Obdachlosenasyl. Ich wohne da inzwischen auch nicht mehr, möchte gar nicht so gern darüber reden.“
„Verstehe ich doch Frau Brzykasiecz. Ich habe auch schlimme Zeiten hinter mir, ein Wunder, dass ich überhaupt noch lebe. Schauen Sie, da kommt Herr Podszowski schon.“
Ewa begrüßt ihn und erzählt gleich vom neuen Auftrag.
„Das kann ja heiter werden. Die kleinen Vorlagen müssen mit hoher Auflösung eingescannt werden, dann musst Du sie auf Maß bringen, die Personen mit dem Grafikprogramm ausschneiden und auf einen Hintergrund montieren. Den Hintergrund kann ich Dir wieder malen, das ist kein Problem. Einfach ist das nicht, Ewa. Also ich würde Euch raten, erst ein Bild herzustellen und dann zu fragen, ob es seinen Wünschen entspricht. Wenn nicht, müsste man ihm vorschlagen, die Personen von uns malen zu lassen. Das könnten Jerzy oder ich machen. Wir sind zwar keine Portraitmaler, doch wir sollten das schaffen. Gemalte Bilder auf alt gemacht, sind ansprechender als Fotomontagen. Kein einfacher Auftrag, weil solche Leute ziemlich anspruchsvoll sind. An Deiner Stelle würde ich Kontakt zu Deinem Kunstlehrer Nowak aufnehmen und fragen, ob er einen besseren Weg sieht. Irgendwie werden wir das mit Deinen Erfahrungen schon schaffen.“
Auf dem Heimweg lässt sie ihren Gedanken feien Lauf. Gedankenverloren geht sie durch die Straßen. Was hat er von Erfahrungen gesagt? Die Gerichtsverhandlung mit der endlosen Gefängnisstrafe und die Worte des Richters kommen ihr in den Sinn. Noch auf der Kunstschule fühlte ich mich anderen überlegen. Trotz der schlechten Pflegeeltern war ich ein stolzes Mädchen und von mir überzeugt. Die Hemmschwelle vor Verbotenem hat man mir wegerzogen. Strafen schrecken mich nicht mehr, ich war sie gewohnt. Man bewunderte meine schönen, dunklen Augen, die ich oft genug einsetzen konnte. Meine Figur, die schmale Taille, der kräftige Busen, der schöne Hals und besonders meine glatte Haut gefielen mir und anderen. Bei den Zeichenübungen im Kunstunterricht, draußen am alten Schloss, schaute Herr Nowak immer viel zu lange auf meinen Zeichenblock und korrigierte. „So, jetzt muss ich mir aber die anderen Übungen ansehen“, sagte er, wenn die Mitschülerinnen und Mitschüler missmutig rüberschauten. Das waren Höhepunkte in meinem Leben. Was ist geblieben? Nichts! Meine Figur und meine Selbstsicherheit sind dahin und mein Stolz gebrochen. Zum Glück kann ich gut vergessen. Die dunkle Zeit habe ich ins Unterbewusstsein verschoben, doch all die Jahre fehlen mir. Gleichaltrige sind mir voraus. Ich bin eine Zurückgebliebene geworden, aber ich will leben und erleben, möchte wieder anerkannt werden und Erfolg haben. Was Mäck da wohl von Erfahrungen redet? Vielleicht habe ich erfahren, wie Menschen auf der tiefsten Stufe ihres Daseins sind, höchstens das Überleben im Sinn hatten. Ich habe alle Möglichkeiten einer Flucht durchgespielt und bin doch geblieben, auch die Möglichkeit des Selbstmords durchgespielt, und hab’s doch nicht getan. Die Erfahrungen helfen mir nicht, Mäck. Gut, ich bin nicht mehr neidisch auf andere, bin Fotografin, habe eine Kunstschule besucht, doch das ist lange her.
Plötzlich ein Zusammenprall, Ewa fällt über einen Radfahrer auf die Straße, blutet und hat starke Schmerzen. War sie auf den Fahrweg geraten?
„Bleiben Sie liegen, spricht der Radfahrer sie an, ein junger Mann, ich bestelle einen Krankenwagen.“
Sie kann ihren linken Arm nicht bewegen, hat Schmerzen und Abschürfungen.
„Mir ist zum Glück nichts passiert“, sagt der junge Mann. „Ich heiße Waldemar Olszinowski. Bitte entschuldigen Sie, es tut mir schrecklich leid, war meine Schuld. Bitte bleiben Sie doch liegen, als Ewa aufstehen will, und warten Sie auf die Polizei und den Krankenwagen.“
Die Polizei nimmt den Unfall auf. Waldemar Olszinowski ist schuld, er fuhr auf dem Bürgersteig als sie einen Schritt zur Seite ging und in das Fahrrad fiel.
Im Krankenhaus fragt man sie nach ihren Angehörigen. Sie gibt Jerzy an. Die Krankenhauskosten muss Herr Olszinowski übernehmen, sagt man ihr. Das wird für den jungen Mann kein großes Problem sein.
Olszinowski, Olszinowski? Wo hatte sie den Namen nur gehört? Richtig, so hieß doch der Auftraggeber von dem Jerzy sprach. Sie muss eine ganze Woche im Krankenhaus bleiben, wurde geröntgt, verbunden, eingerieben und gepflegt. Der Arm war nur verstaucht und wurde wieder eingerenkt. Laut will sie es nicht sagen, dass es hier im Krankenhaus wunderschön ist, vielleicht die schönste Woche in ihrem ganzen Leben ist. Die weiße Bettwäsche, die sie oft über ihr Gesicht zog, die freundliche Pflege, das Essen, die warmen Räume, das wunderschöne Bad.
Waldemar Olszinowski ist tatsächlich der Sohn des Auftraggebers. Den Unfall hatte er zwar verursacht, doch zeigte er sich gegenüber Polizei und Krankenhauspersonal unangenehm überheblich. Der Polizist verpasste ihm eine gebührenpflichtige Verwarnung und wies ihn darauf hin, dass Folgekosten auf ihn zukommen können, worauf er den Polizisten nur geringschätzig anlächelte. Jerzy und Waldemars Vater kamen zu Besuch ins Krankenhaus. Herr Olszinowski zeigt sich kooperativ, kommt für alles auf und will bereitwillig auf die Erledigung des Auftrags bis zu ihrer völligen Genesung warten. Am Krankenbett zeigt sie ihm den Bildband vom Goldenen Ring. „Wenn Sie mir ein Exemplar mitgeben, kümmere ich mich um einen Verleger“, sagt er wohlwollend.
Bei einem ihrer Spaziergänge rund um das Krankenhaus entdeckt Ewa auf dem Parkplatz ein graues Auto, das sie vor der piwnica Nr. 13 in der Nähe der Möbelfabrik gesehen hatte, das wird Mäck interessieren.
Mäck war ein solches Auto bei der Frau Czarno schon aufgefallen. Es gehört einem Herrn, der manchmal zum Kolloquium kommt, den er jedoch nicht kannte. Jetzt kommt ihm die Frau Czarno doch etwas seltsam vor. Irgendwie passt einiges zusammen. Sein Ausstieg aus der Schmugglergruppe, das schnelle Ende in der Möbelfabrik, der Einbruch, die vielen Kilometer seiner Wirtin und die Kolloquien hier im Haus. John hat sich abgesetzt und Doc ist tot. War der Besuch aus Lemberg von Frau Dr. Kulmatowa wenigstens echt? Sehe ich schon Gespenster? Solange man mich in Ruhe lässt, reagiere ich auf gar nichts, sagt er sich. Zwischendurch hat er noch einmal den Wirt von der piwnica Nr. 13 in der Nähe der Möbelfabrik gesprochen. Der wusste nur so viel, dass die Firma verkauft ist und umstrukturiert wird. Herr Wierch und dessen Planungschef sollen nicht mehr in der Firma sein, meinte der Wirt.
Marek, was geht es Dich an, sagt er sich, werde mit Deinem eigenen Leben fertig und weiter nichts. Aber das Kolloquium bei Frau Czarno schau ich mir trotzdem mal an, nimmt er sich jetzt vor.
An einem der ersten Sommertage sitzt Mäck draußen vor dem Blumenbeet an seiner Staffelei und malt eine Blumengruppe Lobelien mit Tulpen. Am Blau der Lobelien kann er sich berauschen. Das Bild ist fast fertig. Ob es auch Ania gefallen würde? Sie würde mit dem Kopf nicken und sagen: „Ganz schön“, aber nicht begeistert sein. Warum eigentlich nicht? Mag sie das Blau nicht? War Grün ihre Lieblingsfarbe? Das gelblich schimmernde Wiesengrün in der Dämmerung damals am San gefiel ihr gut und dahinter das blaue Band vom San. Ach richtig, das abgestufte Grün vom Baumgipfel runter zum Grün der unteren Blätter entzückte sie. Was sagte sie damals? Die unteren Blätter soll ich formgerechter und genauer malen, nicht so husch, husch. Ich werde ihr ein Blumenbild mit ihren Farben und der Präzision malen, die sie liebt. Statt Lobelien nehme ich Vergissmeinnicht mit weicherem Blau, stelle sie in eine Rasenfläche, umgeben von Tulpen. Die Tulpenblätter male ich genau und nehme dazu ihr Lieblingsgrün. Sie soll sich wundern und staunen, sollte sie es jemals zu Gesicht bekommen. Lächeln wird sie, wenn sie das Bild sieht, sich freuen. Im Bruchteil einer Sekunde erscheint ihm wieder ihr versteinertes Gesicht. Bis zum Einschlafen denkt er über sie und das neue Bild nach. Morgen fange ich damit an. Es soll mein Meisterwerk werden.
Fortsetzung!
Wider Erwarten bekommt Ewa ihren ersten Auftrag. Ein Reiseunternehmen hat sich niedergelassen und will seine ersten Busreisen anbieten.
„Mäck, wir haben Arbeit bekommen. Ich soll für ein Reiseunternehmen Werbebilder herstellen. Die wollen in Zeitungen inserieren und ihre Reisen auf Plakaten anbieten.“
„Na das machen wir doch. Fotografiere den Bus von allen Seiten, scanne davon die besten Bilder in den Computer und montiere sie auf einen Hintergrund. Den kann ich Dir malen. Für welche Reiseziele sollst Du werben?“
„Reisen in die Ukraine und die Slowakei.“ Da mal ich doch auf die Schnelle ein paar Bilder von Lemberg und von den Karpaten. Die nimmst Du als Hintergrund und montierst den Bus dazu. Eins für die Ukraine, ein anderes für die Slowakei und die Verkleinerungen für die Zeitung. Das kriegen wir hin, Ewa. So kommt doch Dein Computer endlich zum Einsatz. Jerzy wird uns sicher helfen, wenn Not am Mann ist.“ Ewa schöpft wieder Mut, ihr war das Herz schon in die Hose gerutscht. Jetzt lächelt sie ihren Partner dankbar an. „Aber Jerzy hat nur einen Din A4 - Scanner und die Bilder sind wesentlich größer.“
„Dann machst Du Teilbilder und montierst sie zusammen, sollte kein Problem sein, oder? Das Ganze stellst Du in eine Datei, packst alles auf eine Diskette und lässt es im Copyladen auf DinA2 oder größer kopieren. Wo ist das Problem? Du hast mir doch lange genug Vorträge über Dein Grafikprogramm gehalten.“
„Und der Text?“
„Den kann man doch transparent ins Bild kopieren, hast Du gesagt. Ich schreibe ihn Dir mit der Hand, wenn Du willst.“
„Entschuldige, Mäck, ich bin ganz durcheinander. Bitte schreib den Text. Hast ja Recht, so sollte es funktionieren. Hoffentlich geht alles auf eine Diskette, sonst muss ich nachfragen.“ Nachdem sie alles zusammen haben, bringt Jerzy die fertigen Plakate und die Diskette ins Reisebüro und gibt dem Chef die Rechnung. Der begutachtet die Plakate und ist begeistert. „Das sind ja Kunstwerke Herr Wasowicz, habe das in dieser Perfektion noch nie gesehen. Da schauen wir doch mal auf die Rechnung. Schön Herr Wasowicz, durchaus im Rahmen. Würden Sie weiterhin für uns tätig sein?“
„Aber selbstverständlich, davon leben wir ja.“
Zu Hause bespricht Jerzy mit Ewa die Modalitäten wegen ihrer Anteile. Wir müssen die Partnerschaft vertraglich regeln Ewa, das fordert das Finanzamt. Mit der Werbung könnten wir ins Geschäft kommen. Die beim Reisebüro waren hellauf begeistert.“
„Willst Du auch Mäck einbeziehen, Jerzy?“
„Nein, mit Marek habe ich nichts zu tun. Wir beide sind Partner. Du musst Dich mit ihm einigen. Der nächste Auftrag liegt schon wieder auf dem Tisch. Herr Olszinowski, ein Neureicher, möchte Bilder seiner Familie im Format 30 x 40, alle genau gleich groß mit dunklem Hintergrund, so auf alt, verstehst Du? Schau Dir die Vorlagen mal an und sag mir, ob Du den Auftrag übernehmen kannst.“
„Ich frage erst Mäck. Einrahmen können wir die nicht, das müssen wir von Spezialisten machen lassen.“
„Mach was Du willst, geh zum Tischler mit dem ich manchmal zusammen arbeite und lass Dich beraten. Wir sollten den Auftrag annehmen.“
„Fährst Du mich bitte gleich zu Mäck. Ich steige aber vorher aus und gehe das letzte Stück zu Fuß. Er möchte nicht, dass ich ihn bei der Frau besuche.“
So ein Pech, da läuft ihr Frau Czarno doch über den Weg. „Wollen Sie zu mir?“
„Nein, ich möchte gern Herrn Podszowski sprechen.“
„Der kommt gleich zurück, bitte kommen Sie doch rein und warten Sie einen Moment. Herr Podszowski ist mit dem Fahrrad in die Gärtnerei gefahren und macht da Besorgungen. Er ist ein ganz Lieber, hilft mir im Garten und am Haus. Hier ist so unendlich viel zu machen. Kennen Sie ihn vom Goldenen Ring her?“
„Ja ganz recht! Sie sind Frau Czarno, nicht wahr?“ Die nickt ihr zu. „Der Goldene Ring war leider ein dunkles Kapitel in meinem Leben. Ich heiße übrigens Ewa Brzykasiecz und war damals eine Nachbarin von Herrn Podszowski.“
„Aber wieso war?“ hakt Frau Czarno nach, „wohnen Sie da nicht mehr?“
„Kennen Sie den Goldenen Ring, Frau Czarno?“
„Eigentlich nicht. Ich habe den Herrn Podszowski da einmal hingefahren. Es ist wohl so eine Art Notunterkunft für arme Leute, nicht wahr?“
„Ja, ein Obdachlosenasyl. Ich wohne da inzwischen auch nicht mehr, möchte gar nicht so gern darüber reden.“
„Verstehe ich doch Frau Brzykasiecz. Ich habe auch schlimme Zeiten hinter mir, ein Wunder, dass ich überhaupt noch lebe. Schauen Sie, da kommt Herr Podszowski schon.“
Ewa begrüßt ihn und erzählt gleich vom neuen Auftrag.
„Das kann ja heiter werden. Die kleinen Vorlagen müssen mit hoher Auflösung eingescannt werden, dann musst Du sie auf Maß bringen, die Personen mit dem Grafikprogramm ausschneiden und auf einen Hintergrund montieren. Den Hintergrund kann ich Dir wieder malen, das ist kein Problem. Einfach ist das nicht, Ewa. Also ich würde Euch raten, erst ein Bild herzustellen und dann zu fragen, ob es seinen Wünschen entspricht. Wenn nicht, müsste man ihm vorschlagen, die Personen von uns malen zu lassen. Das könnten Jerzy oder ich machen. Wir sind zwar keine Portraitmaler, doch wir sollten das schaffen. Gemalte Bilder auf alt gemacht, sind ansprechender als Fotomontagen. Kein einfacher Auftrag, weil solche Leute ziemlich anspruchsvoll sind. An Deiner Stelle würde ich Kontakt zu Deinem Kunstlehrer Nowak aufnehmen und fragen, ob er einen besseren Weg sieht. Irgendwie werden wir das mit Deinen Erfahrungen schon schaffen.“
Auf dem Heimweg lässt sie ihren Gedanken feien Lauf. Gedankenverloren geht sie durch die Straßen. Was hat er von Erfahrungen gesagt? Die Gerichtsverhandlung mit der endlosen Gefängnisstrafe und die Worte des Richters kommen ihr in den Sinn. Noch auf der Kunstschule fühlte ich mich anderen überlegen. Trotz der schlechten Pflegeeltern war ich ein stolzes Mädchen und von mir überzeugt. Die Hemmschwelle vor Verbotenem hat man mir wegerzogen. Strafen schrecken mich nicht mehr, ich war sie gewohnt. Man bewunderte meine schönen, dunklen Augen, die ich oft genug einsetzen konnte. Meine Figur, die schmale Taille, der kräftige Busen, der schöne Hals und besonders meine glatte Haut gefielen mir und anderen. Bei den Zeichenübungen im Kunstunterricht, draußen am alten Schloss, schaute Herr Nowak immer viel zu lange auf meinen Zeichenblock und korrigierte. „So, jetzt muss ich mir aber die anderen Übungen ansehen“, sagte er, wenn die Mitschülerinnen und Mitschüler missmutig rüberschauten. Das waren Höhepunkte in meinem Leben. Was ist geblieben? Nichts! Meine Figur und meine Selbstsicherheit sind dahin und mein Stolz gebrochen. Zum Glück kann ich gut vergessen. Die dunkle Zeit habe ich ins Unterbewusstsein verschoben, doch all die Jahre fehlen mir. Gleichaltrige sind mir voraus. Ich bin eine Zurückgebliebene geworden, aber ich will leben und erleben, möchte wieder anerkannt werden und Erfolg haben. Was Mäck da wohl von Erfahrungen redet? Vielleicht habe ich erfahren, wie Menschen auf der tiefsten Stufe ihres Daseins sind, höchstens das Überleben im Sinn hatten. Ich habe alle Möglichkeiten einer Flucht durchgespielt und bin doch geblieben, auch die Möglichkeit des Selbstmords durchgespielt, und hab’s doch nicht getan. Die Erfahrungen helfen mir nicht, Mäck. Gut, ich bin nicht mehr neidisch auf andere, bin Fotografin, habe eine Kunstschule besucht, doch das ist lange her.
Plötzlich ein Zusammenprall, Ewa fällt über einen Radfahrer auf die Straße, blutet und hat starke Schmerzen. War sie auf den Fahrweg geraten?
„Bleiben Sie liegen, spricht der Radfahrer sie an, ein junger Mann, ich bestelle einen Krankenwagen.“
Sie kann ihren linken Arm nicht bewegen, hat Schmerzen und Abschürfungen.
„Mir ist zum Glück nichts passiert“, sagt der junge Mann. „Ich heiße Waldemar Olszinowski. Bitte entschuldigen Sie, es tut mir schrecklich leid, war meine Schuld. Bitte bleiben Sie doch liegen, als Ewa aufstehen will, und warten Sie auf die Polizei und den Krankenwagen.“
Die Polizei nimmt den Unfall auf. Waldemar Olszinowski ist schuld, er fuhr auf dem Bürgersteig als sie einen Schritt zur Seite ging und in das Fahrrad fiel.
Im Krankenhaus fragt man sie nach ihren Angehörigen. Sie gibt Jerzy an. Die Krankenhauskosten muss Herr Olszinowski übernehmen, sagt man ihr. Das wird für den jungen Mann kein großes Problem sein.
Olszinowski, Olszinowski? Wo hatte sie den Namen nur gehört? Richtig, so hieß doch der Auftraggeber von dem Jerzy sprach. Sie muss eine ganze Woche im Krankenhaus bleiben, wurde geröntgt, verbunden, eingerieben und gepflegt. Der Arm war nur verstaucht und wurde wieder eingerenkt. Laut will sie es nicht sagen, dass es hier im Krankenhaus wunderschön ist, vielleicht die schönste Woche in ihrem ganzen Leben ist. Die weiße Bettwäsche, die sie oft über ihr Gesicht zog, die freundliche Pflege, das Essen, die warmen Räume, das wunderschöne Bad.
Waldemar Olszinowski ist tatsächlich der Sohn des Auftraggebers. Den Unfall hatte er zwar verursacht, doch zeigte er sich gegenüber Polizei und Krankenhauspersonal unangenehm überheblich. Der Polizist verpasste ihm eine gebührenpflichtige Verwarnung und wies ihn darauf hin, dass Folgekosten auf ihn zukommen können, worauf er den Polizisten nur geringschätzig anlächelte. Jerzy und Waldemars Vater kamen zu Besuch ins Krankenhaus. Herr Olszinowski zeigt sich kooperativ, kommt für alles auf und will bereitwillig auf die Erledigung des Auftrags bis zu ihrer völligen Genesung warten. Am Krankenbett zeigt sie ihm den Bildband vom Goldenen Ring. „Wenn Sie mir ein Exemplar mitgeben, kümmere ich mich um einen Verleger“, sagt er wohlwollend.
Bei einem ihrer Spaziergänge rund um das Krankenhaus entdeckt Ewa auf dem Parkplatz ein graues Auto, das sie vor der piwnica Nr. 13 in der Nähe der Möbelfabrik gesehen hatte, das wird Mäck interessieren.
Mäck war ein solches Auto bei der Frau Czarno schon aufgefallen. Es gehört einem Herrn, der manchmal zum Kolloquium kommt, den er jedoch nicht kannte. Jetzt kommt ihm die Frau Czarno doch etwas seltsam vor. Irgendwie passt einiges zusammen. Sein Ausstieg aus der Schmugglergruppe, das schnelle Ende in der Möbelfabrik, der Einbruch, die vielen Kilometer seiner Wirtin und die Kolloquien hier im Haus. John hat sich abgesetzt und Doc ist tot. War der Besuch aus Lemberg von Frau Dr. Kulmatowa wenigstens echt? Sehe ich schon Gespenster? Solange man mich in Ruhe lässt, reagiere ich auf gar nichts, sagt er sich. Zwischendurch hat er noch einmal den Wirt von der piwnica Nr. 13 in der Nähe der Möbelfabrik gesprochen. Der wusste nur so viel, dass die Firma verkauft ist und umstrukturiert wird. Herr Wierch und dessen Planungschef sollen nicht mehr in der Firma sein, meinte der Wirt.
Marek, was geht es Dich an, sagt er sich, werde mit Deinem eigenen Leben fertig und weiter nichts. Aber das Kolloquium bei Frau Czarno schau ich mir trotzdem mal an, nimmt er sich jetzt vor.
An einem der ersten Sommertage sitzt Mäck draußen vor dem Blumenbeet an seiner Staffelei und malt eine Blumengruppe Lobelien mit Tulpen. Am Blau der Lobelien kann er sich berauschen. Das Bild ist fast fertig. Ob es auch Ania gefallen würde? Sie würde mit dem Kopf nicken und sagen: „Ganz schön“, aber nicht begeistert sein. Warum eigentlich nicht? Mag sie das Blau nicht? War Grün ihre Lieblingsfarbe? Das gelblich schimmernde Wiesengrün in der Dämmerung damals am San gefiel ihr gut und dahinter das blaue Band vom San. Ach richtig, das abgestufte Grün vom Baumgipfel runter zum Grün der unteren Blätter entzückte sie. Was sagte sie damals? Die unteren Blätter soll ich formgerechter und genauer malen, nicht so husch, husch. Ich werde ihr ein Blumenbild mit ihren Farben und der Präzision malen, die sie liebt. Statt Lobelien nehme ich Vergissmeinnicht mit weicherem Blau, stelle sie in eine Rasenfläche, umgeben von Tulpen. Die Tulpenblätter male ich genau und nehme dazu ihr Lieblingsgrün. Sie soll sich wundern und staunen, sollte sie es jemals zu Gesicht bekommen. Lächeln wird sie, wenn sie das Bild sieht, sich freuen. Im Bruchteil einer Sekunde erscheint ihm wieder ihr versteinertes Gesicht. Bis zum Einschlafen denkt er über sie und das neue Bild nach. Morgen fange ich damit an. Es soll mein Meisterwerk werden.
Trux
Hab ich ein Glück, dass ich Brezelknoten aufmachen kann.
Meli, es soll noch kälter werden und Siebenschläfer ist eigentlich erst
im Juni.
Malinda, danke auch für die Sonne,
Piccolotime für Omaria.
Re: Die Kleine Kneipe Nr. CXXXII (Nr. 132)
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ja pennt denn die ganze Kneipe ?
Dann gehe ich ersatzweise zum Friseur.
nordstern
Dann gehe ich ersatzweise zum Friseur.
nordstern
Heh, SdN, ich penne nicht, ich war in der Küche.
Guten Appetit:
Re: Die Kleine Kneipe Nr. CXXXII (Nr. 132)
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Chris, du kannst auch die Brezelknoten öffnen?
Prima, das scheint auch für graublonde zu gelten und die plauen Augen haben sich an andere Stellen verzogen.
Ich könnte mich als Kinderschreck anstellen lassen!!!!
Stern des Nordens - ich habe gepennt, bis jetzt und bin jetzt einigermaßen auf der Höhe, genieße Frühstück, besuche Maria verspätet und nehme ein Glas Schampus, Mittagessen und den notwendigen Mittagschlaf.
@ Trux,
das war jetzt schön, aufzuwachen, all die Herrlichkeiten zu genießen und dann in Ruhe weiterlesen zu können.
Ich hoffe, dass wir auch eines der gemalten Bilder von Trux sehen.
Mir begegnete heute morgen ein aus kleinsten Rosenblüten gestaltes Rosenherz mit einer heftig darin klopfenden dunklen Rose. Das ist Romantik pur gewesen!!!!
Aber Vergissmeinnicht, wenn man kleine Brötchen zu backen hat wie Mäck, sind besser!
Ich will mal schauen, ob ich bis zum Abendessen weiterschlafen kann.
Meli
Prima, das scheint auch für graublonde zu gelten und die plauen Augen haben sich an andere Stellen verzogen.
Ich könnte mich als Kinderschreck anstellen lassen!!!!
Stern des Nordens - ich habe gepennt, bis jetzt und bin jetzt einigermaßen auf der Höhe, genieße Frühstück, besuche Maria verspätet und nehme ein Glas Schampus, Mittagessen und den notwendigen Mittagschlaf.
@ Trux,
das war jetzt schön, aufzuwachen, all die Herrlichkeiten zu genießen und dann in Ruhe weiterlesen zu können.
Ich hoffe, dass wir auch eines der gemalten Bilder von Trux sehen.
Mir begegnete heute morgen ein aus kleinsten Rosenblüten gestaltes Rosenherz mit einer heftig darin klopfenden dunklen Rose. Das ist Romantik pur gewesen!!!!
Aber Vergissmeinnicht, wenn man kleine Brötchen zu backen hat wie Mäck, sind besser!
Ich will mal schauen, ob ich bis zum Abendessen weiterschlafen kann.
Meli