Die Kleine Kneipe Die Kleine Kneipe Nr. CXXX/ Nr.130
Guten Appetit:
Omaria,
hoffentlich ist dir die sterilisierte Luft gut bekommen.
Ich war heute wieder mal in Würzburg im IC, war schön mit der
Nachbarin zu plaudern.
Schönen Tag noch für alle.
Chris
Omaria,
hoffentlich ist dir die sterilisierte Luft gut bekommen.
Nein - nicht *wirklich*, aber die Düfte auf dem Weihnachtsmarkt
- Maronen, gebrannte Mandeln, Glühwein, Bratwurst... -
haben unsere Nasen wieder besänftigt!
Guten Appetit zur Mittagszeit!
Bitte bedient euch: Zum *NACH-TISCH*:
omaria
hmmmm lecker, danke Omaria!
Chris
Re: Die Kleine Kneipe Nr. CXXX/ Nr.130
Das war eine wunderschöne Einstimmung auf die vorweihnachtliche Zeit, Omaria. Die Kinder von Bullerbü habe ich früher mit meinen Kindern und später mit den Enkeln oft gelesen oder die Filme angesehen. Marionetten ins Schaufenster zu stellen ist eine tolle Idee, und ich bin überzeugt, da drücken sich nicht nur die Kinder die Nasen platt.
Gerade habe ich entdeckt, dass meine unmittelbare Nachbarin ihre Wohnungstür eifrig für den 1. Advent am kommenden Sonntag schmückt. Ich hätte den Termin fast verpennt. Jetzt also ab in den Keller und Adventsdeko raufgeholt.
Am Sonntag eröffnet bei uns der erste Weihnachtsmarkt im Nachbarort. Er ist immer etwas ganz Besonderes und ich hoffe, dass mein "innerer Schweinehund" mich nicht abhält hinzugehen.
Luchsi
Gerade habe ich entdeckt, dass meine unmittelbare Nachbarin ihre Wohnungstür eifrig für den 1. Advent am kommenden Sonntag schmückt. Ich hätte den Termin fast verpennt. Jetzt also ab in den Keller und Adventsdeko raufgeholt.
Am Sonntag eröffnet bei uns der erste Weihnachtsmarkt im Nachbarort. Er ist immer etwas ganz Besonderes und ich hoffe, dass mein "innerer Schweinehund" mich nicht abhält hinzugehen.
Luchsi
Re: Die Kleine Kneipe Nr. CXXX/ Nr.130
Heute Nachmittag hat mich mein Enkel auf die ruhige Adventszeit eingestimmt: er hat mich im Schach verkloppt! Ich war dann sehr ruhig
Na dann noch einen friedlichen Abend am Kamin oder anderswo..
Luchsi
wie wäre es denn damit ? ihr verordnet der kleinen kneipe ein drittes K …kleine Kalorien Kneipe
hier bekommt man von morgens bis abends irgend etwas leckeres zu futtern, verhungern muss wirklich niemand .
mir kommt das heute gerade recht … tag war lang, zum futtern fehlte die zeit, aber jetzt schnappe ich mir was ich kriegen kann.
frau puschel-luchs, wegen der adventsdeko mach dir keine gedanken … vor samstag komm ich auch nicht dazu meine vier wände zu schmücken.
ich habe jetzt erst mal feierabend ! ... bis meine waschmaschine musike macht und entleert werden will.
Schönen abend wünsche ich allerseits
roberta
hier bekommt man von morgens bis abends irgend etwas leckeres zu futtern, verhungern muss wirklich niemand .
mir kommt das heute gerade recht … tag war lang, zum futtern fehlte die zeit, aber jetzt schnappe ich mir was ich kriegen kann.
frau puschel-luchs, wegen der adventsdeko mach dir keine gedanken … vor samstag komm ich auch nicht dazu meine vier wände zu schmücken.
ich habe jetzt erst mal feierabend ! ... bis meine waschmaschine musike macht und entleert werden will.
Schönen abend wünsche ich allerseits
roberta
der getraut sich was der kleine
kommt der öfters ? ... und macht dich sprachlos ?
obwohl ... du sprachlos, dafür fehlt mir jegliche vorstellungskraft
duck mich schon weg
roberta
kommt der öfters ? ... und macht dich sprachlos ?
obwohl ... du sprachlos, dafür fehlt mir jegliche vorstellungskraft
duck mich schon weg
roberta
Ist Weiß am Zug und wird deine Dame jetzt geschlagen? Arme Luchsi. Lies die Kamingeschichte, Mäck kommt.
Es ist viel passiert:
Doc an einer Embolie gestorben, mit den Grenzgängen soll Schluss sein, der alte Bronzow in Lemberg ist sehr krank und in der Möbelfabrik bahnt sich Unbestimmbares an.
„Du bist ja verrückt!“ nimmt Ania das Wort und schaut Mäck kopfschüttelnd an, als er sie überraschend von der Arbeit abholt und erklärt, dass er übermorgen mit ihr nach Deutschland fahren will und sie sich Urlaub nehmen soll.
„So geht das nicht, Mäck, wir haben eine Urlaubsliste, die wir einhalten müssen.“
„Dann muss ich allein fahren, Ania. Aber sag doch Deinem Chef einfach, dass es sich um einen Notfall handelt. Das muss doch möglich sein, zumal jetzt keine Urlaubszeit ist. Biete ihm Deinen Sommerurlaub dafür an.“
„Und was sag ich Vater? der braucht mich, Mäck. Kannst Du nicht Ewa mitnehmen?“
„Ewa kann mir nicht helfen, würde eher eine Last sein. Sie spricht kein Wort Deutsch und hat keinen Führerschein. Ich brauche Dich, Ania.“
„Ruf mich morgen Mittag bitte an, ich gebe Dir dann Bescheid. Du wirst mir wohl einiges zu erklären haben.“
Mäck geht noch einmal zum Bahnhof und wählt die Geheimnummer der Grenzgänger. Kein Anschluss unter dieser Nummer hört er die Stimme vom Tonband, wählt ein zweites und drittes Mal. Und immer wieder: „Kein Anschluss unter dieser Nummer.“ Wenn sich morgen keiner meldet, reise ich eben so ab, denkt er sich, nimmt ein Taxi und steigt wie üblich kurz vor dem Goldenen Ring aus. Es ist dunkel geworden und ein Gewitter begleitet ihn die letzten Meter zur Wohnung. Blitz folgt auf Blitz und Donner auf Donner. Die ersten dicken Regentropfen fallen. Gerade bevor ein richtiger Guss einsetzt, hat er im Laufschritt die Wohnung erreicht, bemerkt noch, dass bei Ewa Licht brennt. Als er sein Licht anknipsen will, vernimmt er im Zimmer ein fremdes Geräusch, zieht die Hand vom Schalter zurück, reißt die Tür auf und erkennt, wie jemand in seinem Zimmer vor geöffnetem Fenster steht. „Stehen bleiben!“ zischt ihn der Fremde an. „Kein Licht! Ich will nur mit Ihnen reden.“ Es ist die Stimme des Unbekannten aus dem Bierkeller.
„Eine sehr ungewöhnliche Art, Herr Nachbar. Also, was wollen Sie? schließen Sie das Fenster, es regnet rein.“ Die kurze Bewegung des Fremden zum Fenster hin reicht Mäck um ihn im Sprung zu fassen, auf den Boden zu werfen und seinen Arm auf den Rücken in den Hebel zu nehmen. Der stöhnt vor Schmerzen. „So mein Freund, jetzt gebe ich die Kommandos. Waffe auf den Boden!“
Habe keine, röchelt der. Mäck lässt ihn aufstehen, schließt das Fenster, zieht den Vorhang vor und macht Licht. „Was Sie machen ist Hausfriedensbruch, und mich dabei noch zu bedrohen, hat ja wohl mit einem normalen Besuch nichts mehr zu tun.“
„Ach hören Sie auf! Ihr Fenster stand offen und es begann furchtbar zu regnen, da habe ich statt draußen, hier im Zimmer auf Sie gewartet. Es geht um den nächsten Grenzgang, weil der sehr wichtig ist.“
„Das mag sein, doch ich fahre übermorgen für 14 Tage nach Deutschland.“ Jemand klopft ans Fenster. „Rühren Sie sich nicht vom Fleck!“ Mäck öffnet es ein wenig. „Alles in Ordnung?“ fragt Ewa. „Noch ja Ewa, aber pass weiter gut auf.“
„Herr Podschowski, dann müssen Sie die Reise verkürzen.“
„Warum sollte ich?“
„Wir wollen in dieser Gegend Schluss machen, brauchen nur noch wenige Male ihre Hilfe.“
„Dann machen wir jetzt Nägel mit Köpfen. Ich verkürze meine Reise nach Deutschland und stehe Ihnen genau noch zwei Mal zur Verfügung. Danach ist es für mich endgültig vorbei, das ist mein letztes Wort.“
„Ist Ihnen bekannt, dass man Sie überwacht? und auch wegen des verstorbenen Doc ermittelt? fragt der Fremde.“
Obwohl Mäck das schon vermutet antwortet er: „Woher? Nein, keine Ahnung.“
„Gegen Sie wird man weiter ermitteln, auch wenn wir schon lange weg sind.“
„Halten Sie keine Vorträge, und machen Sie sich um mich keine Sorgen. Zwei Mal noch und Ende! Wenn Sie einverstanden sind, bekommen Sie durch mich keinerlei Schwierigkeiten.“
„Und wenn nicht?“
„Dann treten Sie eben eine Lawine los, zischt Mäck ihm ins Gesicht. Geben Sie mir die Termine und dann hauen Sie ab!“ Der Fremde nennt nur den nächsten.
Mäck schließt das Fenster wieder, durch das der Unbekannte mit einem Satz nach draußen springt. Sportlicher Typ, denkt er, und verfolgt ihn mit den Augen. Nach einer Weile hört er ein Auto wegfahren. Ewa steht wartend in der Tür. „Ist er weg?“
„Wir müssen verdammt gut aufpassen. Ich werde meine Reise nach Deutschland wegen der Bande verkürzen und dann mit denen recht bald Schluss machen. Wahrscheinlich werden wir von den Zöllnern oder der Polizei überwacht, ich habe das einkalkuliert. Dein geliebter Dekorateur Adam wird ein Spitzel sein. Der wird hier eines Tages aufkreuzen. Sei also auf der Hut!“
Am nächsten Vormittag schneidert Mäck an einer Weste herum und näht flache Taschen für den Transport von Geldscheinen an. Er wird die Weste auf dem nackten Körper tragen. Beim groben Abtasten darf man sie nicht spüren. Gegen Mittag geht er in die Telefonzelle und ruft Ania im Büro an. „Ich höre!“ spricht auf der anderen Seite eine unbekannte Stimme. „Kann ich bitte Frau Wolski sprechen?“
„Rufen Sie vom Goldenen Ring an?“
„Ja, hier Podszowski.“
„Ich soll Ihnen von Pani Wolski ausrichten, dass sie heute Nachmittag gegen 14:00 Uhr im Goldenen Ring zu sprechen ist. Sie ist heute nicht im Büro.“
Mäck bereitet sich auf die Reise vor, packt die große Reisetasche und wartet auf Ania. Gegen 14:00 Uhr kommt sie stellt das Auto drüben beim Schleicher ab und geht in eine benachbarte Wohnung. Mäck geht zum Auto und wartet auf sie, will vermeiden, dass es nach einem Treffen aussieht. Sie begrüßen sich förmlich am Auto. „Ich fahre mit. Wir fahren mit meinem Wagen nach Krakow. Da kann ich das Auto in der Nähe vom Bahnhof sicher abstellen. Von dort weiter mit dem Zug nach Dresden. Treffpunkt morgen früh um 6:00 Uhr in Rybotycze, schaffst Du es?“
„Klar schaff ich das Ania. Nur noch ganz kurz: Ich muss schon nach acht Tagen zurück sein.“
„Gott sei Dank, Marek! ausgezeichnet. Alles andere dann morgen. Ich habe keine Zeit, habe noch viel zu erledigen.“
„Bis morgen Ania und danke.“
Bobrzyk, der Schleicher, hat sie scheinbar beobachtet und tritt vor die Tür. Azor hierher! befiehlt er seinem Hund, der Mäck wieder einmal anknurrt. Ania steigt schnell ins Auto und fährt davon. „Hallo Mäck, begrüßt er ihn, alles in Ordnung?“
„Bei mir ja, bei Dir auch? Gut das ich Dich sehe, Bobrzyk. Achte in den nächsten Tagen mal ein bisschen auf meine Wohnung. Ich fahre acht Tage weg, will für einen alten Freund was erledigen.“
„Dann gute Reise, Mäck.“
In der Wohnung geht Mäck ans Sprachrohr. Ewa hatte ihn schon erwartet und spricht ihn gleich an. „Na Mäck, wolltest Dich von Ania verabschieden?“
„Hör zu Ewa, Ania fährt mit mir nach Deutschland, mach Dir deswegen keinen Kopf. Sie spricht etwas Deutsch, hat einen Führerschein und kennt sich in Verwaltungssachen aus. Es dient der Sicherheit. Wir fahren morgen ganz früh ab. Sollte hier Schlimmes passieren, ist Anias Vater Verbindungsmann. Ruf ihn nur im Notfall an. Ania meldet sich zwischendurch bei ihm. Ihr Vater weiß nichts von der gemeinsamen Reise nach Deutschland. Hol’ bitte morgen mein Fahrrad von Rybotycze ab, ich fahre damit ganz früh hin und stelle es beim Kaufmann ab.“
„Oh Mäck“, hört er sie sagen, „Du machst Sachen, hoffentlich geht alles gut. Ich wünsch Euch beiden jedenfalls eine gute Reise.“
Schon kurz nach 4:00 Uhr morgens fährt Mäck mit dem Fahrrad zum Treffpunkt. Es ist noch stockdunkel, neblig und kalt. Raureif liegt auf den Büschen. Ihm ist es recht so. Die große Tasche liegt vollgepackt auf dem Gepäckträger. Seinen Armeekompass trägt er am Handgelenk, die Weste mit Reisegeld auf dem Körper.
Ania ist noch nicht da. Sie wird vorsichtig fahren, geht ihm durch den Kopf, als er sein Fahrrad abstellt. Er ist sehr froh, dass sie mitkommt. Am Bodensee kann sie sich einen Leihwagen mieten und damit zur Bank in die Schweiz fahren. Im Auto wird er sich das Geld in die Weste stecken. Selbst besitzt er keinen Führerschein, kann aber fahren und mit Autos umgehen. Die Bank ist telefonisch über seinen Besuch informiert, hat keine Einwände geäußert, nur hingewiesen, dass die geforderten Papiere vorzulegen sind. Mäck hat alles dabei. Unwillkürlich tastet er noch einmal zur Brieftasche und zur Weste.
In Deutschland wird er sich eine Pfeffer-Spraydose gegen eventuelle Angreifer kaufen, auch eine für Ania.
Endlich sieht er das Auto kommen. „Steig schnell ein, Marek, ich will den Motor nicht abstellen, der springt bei Nebel nicht wieder an. Ich hatte nur Glück, dass mich zu Hause einer anschob, sonst hätte ich nicht kommen können.“ Die Begrüßung hatte sich Mäck wieder einmal anders vorgestellt. Egal, nun sitzt er neben der konzentriert fahrenden Ania. „Entschuldige Mäck, ich muss mich abreagieren und zur Ruhe kommen, es wird schon mit mir werden. Bleiben wir die ganze Zeit in Dresden?“
„Nein Ania, nur eine Nacht. Wir fahren morgen weiter nach Meersburg. Das liegt am Bodensee. Der Euro City nach Dresden fährt um 12:50 Uhr vom Hauptbahnhof Krakau ab.“
„Wie bitte, Bodensee? Davon hast Du nie gesprochen. Und was weiter? Da mieten wir uns einen Leihwagen und fahren in die Schweiz.“
„Bist Du noch in Ordnung, Mäck, oder spinnst Du nur?“
„Es stimmt, freu Dich doch drauf Ania.“
„Hoffentlich reicht mein Geld dafür.“
„Mach Dir keine Sorgen, ich habe genug dabei.“
„Na, Du bist vielleicht lustig. Woher nehmen und nicht stehlen?“
„Von der Bank, Ania.“
„Bitte Mäck, wir leben nicht in einer Traumwelt, sprich anständig mit mir.“
„Jedes Wort stimmt. Wir heben für meinen Freund in der Ukraine völlig legal von einer Schweizer Bank Geld ab, viel Geld. Dazu bleiben wir drei Tage in Meersburg. Illegal ist nur der Geldtransport zurück über die Grenzen, was wir zu zweit schaffen sollten. Nicht ganz so einfach wird es an unserer ukrainischen Grenze sein, und im Ganzen müssen wir uns unterwegs vor Räuber in Acht nehmen.“
„Das erklärst Du mir alles jetzt?“
„Ania, Du kannst noch umdrehen und wieder nach Hause fahren.“
„Und ich dummes Schaf denke an Urlaub im goldenen Westen, stattdessen fahre ich in ein gefährliches Abenteuer. Sollten meine Nerven versagen, kümmere Dich bitte um mich.“
„Willst Du trotzdem mitkommen? ich brauche Dich sehr, Ania.“
„Natürlich mache ich mit, weil ich mitmachen muss, denn ohne mich schaffst Du es nicht. Kannst kein Wort Deutsch, hast keinen Führerschein und keinen Aufpasser. Glaubst Du etwa, dass die Bänker in der Schweizer Bank Polnisch sprechen? Armer Marek. In Krosno machen wir eine Pause, fahren dann über Rzeszow weiter nach Krakow.“
Mäck schaut sie von der Seite an: „Ania, Du wirkst ruhiger als vorhin, bist Du jetzt bereit?“
„Nicht nur das, jetzt fühle ich mich noch mehr verantwortlich für Dich.“ In Krosno hält sie im Stadtzentrum an, unmittelbar bei den frühgeschichtlichen Ausgrabungen und gehen in ein Cafe. Nach einer Kaffeepause: „Guten Morgen, lieber Marek, jetzt bin ich erst richtig da, wo ich sein soll. Es kann losgehen.“
„Guten Morgen Ania! Ich fühle mich wohl in Deiner Nähe“, reicht ihr lachend die Hand und sagt: „Freundschaft, Ania.“ Sie drückt ihm fest die Hand.
Nachdem sie später in Krakow das Auto auf einem rund um die Uhr bewachten Parkplatz abgestellt haben und Ania dem Platzwärter ein zusätzliches Honorar zahlte, bleibt noch ein wenig Zeit für einen Spaziergang durch die Altstadt und zur Weichsel. „Sieh mal Ania, das da ist der Waweldom mit der Drachenhöhle, der erinnert mich an meine Schulzeit.“
„Hieß der König in der Legende nicht Krak?“
„Richtig, und der Schusterjunge gab dem Drachen mit Schwefel gefüllte Schafsfelle zu fressen.“
Sie lachen, haken sich ein und gehen langsam zurück zum Hauptbahnhof. Die Zugverbindung nach Dresden passt gut zu ihrem Plan. In Wroclaw (Breslau) wäre Mäck gern zu Mutters Grab gegangen, doch der Zug hielt hier nur kurz. An der deutschen Grenze gibt es keine Probleme, denn ihre Papiere sind in Ordnung. Der Zug läuft einigermaßen planmäßig in Dresden ein. Ein Doppelzimmer ist schnell gefunden, und an der Hotelrezeption tragen sie sich im Anmeldeformular mit richtigen Namen ein, sie haben nichts zu verbergen. Die Küche hat leider schon geschlossen, so müssen sie sich mit den eingepackten Broten begnügen. Beim Duschen macht Ania den Anfang und überwindet schnell die Hemmungen, Mäck folgte ihrem Beispiel. Vorsichtig legt er die Weste mit dem Reisegeld ab, stellt sich unter die Dusche und schlüpft hinterher wieder nackt in die Weste. Er wird sie während der Reise Tag und Nacht tragen. Bald liegen beide müde im Bett nebeneinander. Nur einmal streicht Mäck mit der Hand über ihr Haar und wünschte eine gute Nacht. Morgen, ziemlich früh, ist die Nacht schon zu Ende. Ihr Zug geht um 8:21 Uhr. Sie wollen früh genug aufstehen, um das Morgenfrühstück in aller Ruhe genießen zu können. „Es ist so schade Mäck, dass wir von Dresden nichts sehen. Nicht die Altstadt, nicht den Zwinger und nicht die Semperoper.“
Mäck antwortet nicht, ist schon eingeschlafen.
Hinlegen und schlafen, das möchte ich auch mal erleben, denkt Ania. Hoffentlich schnarcht er nicht, der unmögliche Bär, ehemaliger Sträfling, Asozialer. Ein Häufchen Elend war er, als ich ihm die Wohnung im Goldenen Ring übergab. Man hat ihn als hoffnungslosen Fall eingestuft.
Zum Glück bekamen sie noch Fensterplätze und schauen auf das morgendliche Dresden. „So viel anders als Wroclaw sieht die Stadt auch nicht aus, Ania.“
„Vergiss nicht, dass wir noch in der ehemaligen DDR sind, Marek. In Westdeutschland werden wir die Unterschiede schon sehen.“ Der Zug fährt über Leipzig, Augsburg, Ulm nach Friedrichshafen am Bodensee. Von dort geht es dann mit dem Bus weiter nach Meersburg. Nach Fahrplan werden sie 18:05 Uhr ihr Ziel erreichen. „In Augsburg haben wir etwas Zeit, Ania, da könntest Du telefonisch in Meersburg ein Hotelzimmer und einen Mietwagen buchen, das wäre ein Zeitgewinn.“
Ania beginnt gleich im deutschen Reise-Sprachführer zu blättern und stellt sich einige Sätze in Deutsch zusammen.
„Achte darauf, dass eine Garage dabei ist. Den Mietwagen sollen die gleich ins Hotel fahren und Mietvertrag mit Schlüssel an der Rezeption abgeben. Schauen wir uns mal die Karte vom Bodensee an, wo wir am zweckmäßigsten wohnen können. Vielleicht in dieser Gegend, Ania, hier direkt am Wasser, in der Nähe zur Fähre nach Konstanz.“
Es ist dunkel als sie in Meersburg aus dem Bus steigen. Mäck will zu Fuß zum Hotel gehen, schaut auf seinen Kompass und zeigt in Richtung Süd-West. „Komm! In diese Richtung müssen wir runter zum See gehen. Da werden wir das Hotel finden.“ Immer wieder bleiben sie an den erleuchteten Schaufenstern stehen und sehen sich erstaunt die Angebote an. Mäck schüttelt den Kopf: „Wir sind im Westen, Ania, in einer anderen Welt.“ Das Hotel ist schnell gefunden. Der Mietwagen steht wunschgemäß in der Garage. Ania unterschreibt den Mietvertrag und erhält die Wagenschlüssel. Vom Komfort in der Rezeption, vor allem aber in ihrem Doppelzimmer mit Telefon, Radio und Fernseher sind sie überrascht und schauen sich alles staunend an.
„Mäck, sieh Dir bloß mal das Bad an, den gewaltigen Spiegel, die Wanne und die Duschkabine, unwahrscheinlich! Können wir das wirklich alles bezahlen?“
„Das war doch geklärt.“
„Ja schon, doch ich kann es nicht recht glauben, für unsereins doch reiner Luxus. Guck mal aus dem Fenster. Vor uns der ganze See mit beleuchteten Schiffen, dazu die milde Luft, einfach herrlich, Mäck.“
„Wir duschen uns erst mal und gehen dann fürstlich essen, das sollten wir ausnutzen, ich lade Dich ein“ sagt er. „Kommt nicht in Frage Marek, ich zahle meine Rechnung selbst.“
Sie essen Rehrücken, trinken dazu einen roten Trollinger. „Aus einem solchen Glas habe ich in meinem ganzen Leben noch keinen Wein getrunken und mit solch vornehmem Geschirr noch nie gespeist, hoffentlich werden auch die Teller voll“, flüstert Mäck ihr zu.
„Still! lass Dir nichts anmerken.“
Im Bett recken und strecken sie sich wohlig und umarmen sich. „Leg doch die lästige Weste ab, Mäck, die drückt mich.“
„Nein Ania, daran musst Du Dich gewöhnen.“
Ärgerlich dreht sie sich um, deckt sich bis oben hin zu. „Dann eben gute Nacht.“
Am nächsten Morgen schauen sie sich nach dem Kaffee erst den Leihwagen in der Garage an, gehen ein Stück auf der ansteigenden Geschäftsstraße nach oben. „Guck Dir das bloß an, Ania, die stellen die Waren vor die Tür. Das wäre bei uns undenkbar.“
„Ja, ich komme aus dem Staunen nicht raus.“
Anias Sorgen mit dem Auto auf die Fähre zu kommen, sind völlig unbegründet. Sie hat das Fahrzeug schnell im Griff. Am Grenzübergang kontrollieren nur die Schweizer die Ausweise, die Deutschen winken sie durch. Mäck verfolgt die Fahrt durch die Schweiz auf seiner neu erworbenen Autokarte. In der Nähe der Bank, am Bahnhof, stellten sie das Auto ab und gehen zu Fuß in Richtung Bank, erkunden dabei die Umgebung. Das Fahrzeug muss so stehen, dass es vom Eingang der Bank zu sehen ist.
Es ist viel passiert:
Doc an einer Embolie gestorben, mit den Grenzgängen soll Schluss sein, der alte Bronzow in Lemberg ist sehr krank und in der Möbelfabrik bahnt sich Unbestimmbares an.
„Du bist ja verrückt!“ nimmt Ania das Wort und schaut Mäck kopfschüttelnd an, als er sie überraschend von der Arbeit abholt und erklärt, dass er übermorgen mit ihr nach Deutschland fahren will und sie sich Urlaub nehmen soll.
„So geht das nicht, Mäck, wir haben eine Urlaubsliste, die wir einhalten müssen.“
„Dann muss ich allein fahren, Ania. Aber sag doch Deinem Chef einfach, dass es sich um einen Notfall handelt. Das muss doch möglich sein, zumal jetzt keine Urlaubszeit ist. Biete ihm Deinen Sommerurlaub dafür an.“
„Und was sag ich Vater? der braucht mich, Mäck. Kannst Du nicht Ewa mitnehmen?“
„Ewa kann mir nicht helfen, würde eher eine Last sein. Sie spricht kein Wort Deutsch und hat keinen Führerschein. Ich brauche Dich, Ania.“
„Ruf mich morgen Mittag bitte an, ich gebe Dir dann Bescheid. Du wirst mir wohl einiges zu erklären haben.“
Mäck geht noch einmal zum Bahnhof und wählt die Geheimnummer der Grenzgänger. Kein Anschluss unter dieser Nummer hört er die Stimme vom Tonband, wählt ein zweites und drittes Mal. Und immer wieder: „Kein Anschluss unter dieser Nummer.“ Wenn sich morgen keiner meldet, reise ich eben so ab, denkt er sich, nimmt ein Taxi und steigt wie üblich kurz vor dem Goldenen Ring aus. Es ist dunkel geworden und ein Gewitter begleitet ihn die letzten Meter zur Wohnung. Blitz folgt auf Blitz und Donner auf Donner. Die ersten dicken Regentropfen fallen. Gerade bevor ein richtiger Guss einsetzt, hat er im Laufschritt die Wohnung erreicht, bemerkt noch, dass bei Ewa Licht brennt. Als er sein Licht anknipsen will, vernimmt er im Zimmer ein fremdes Geräusch, zieht die Hand vom Schalter zurück, reißt die Tür auf und erkennt, wie jemand in seinem Zimmer vor geöffnetem Fenster steht. „Stehen bleiben!“ zischt ihn der Fremde an. „Kein Licht! Ich will nur mit Ihnen reden.“ Es ist die Stimme des Unbekannten aus dem Bierkeller.
„Eine sehr ungewöhnliche Art, Herr Nachbar. Also, was wollen Sie? schließen Sie das Fenster, es regnet rein.“ Die kurze Bewegung des Fremden zum Fenster hin reicht Mäck um ihn im Sprung zu fassen, auf den Boden zu werfen und seinen Arm auf den Rücken in den Hebel zu nehmen. Der stöhnt vor Schmerzen. „So mein Freund, jetzt gebe ich die Kommandos. Waffe auf den Boden!“
Habe keine, röchelt der. Mäck lässt ihn aufstehen, schließt das Fenster, zieht den Vorhang vor und macht Licht. „Was Sie machen ist Hausfriedensbruch, und mich dabei noch zu bedrohen, hat ja wohl mit einem normalen Besuch nichts mehr zu tun.“
„Ach hören Sie auf! Ihr Fenster stand offen und es begann furchtbar zu regnen, da habe ich statt draußen, hier im Zimmer auf Sie gewartet. Es geht um den nächsten Grenzgang, weil der sehr wichtig ist.“
„Das mag sein, doch ich fahre übermorgen für 14 Tage nach Deutschland.“ Jemand klopft ans Fenster. „Rühren Sie sich nicht vom Fleck!“ Mäck öffnet es ein wenig. „Alles in Ordnung?“ fragt Ewa. „Noch ja Ewa, aber pass weiter gut auf.“
„Herr Podschowski, dann müssen Sie die Reise verkürzen.“
„Warum sollte ich?“
„Wir wollen in dieser Gegend Schluss machen, brauchen nur noch wenige Male ihre Hilfe.“
„Dann machen wir jetzt Nägel mit Köpfen. Ich verkürze meine Reise nach Deutschland und stehe Ihnen genau noch zwei Mal zur Verfügung. Danach ist es für mich endgültig vorbei, das ist mein letztes Wort.“
„Ist Ihnen bekannt, dass man Sie überwacht? und auch wegen des verstorbenen Doc ermittelt? fragt der Fremde.“
Obwohl Mäck das schon vermutet antwortet er: „Woher? Nein, keine Ahnung.“
„Gegen Sie wird man weiter ermitteln, auch wenn wir schon lange weg sind.“
„Halten Sie keine Vorträge, und machen Sie sich um mich keine Sorgen. Zwei Mal noch und Ende! Wenn Sie einverstanden sind, bekommen Sie durch mich keinerlei Schwierigkeiten.“
„Und wenn nicht?“
„Dann treten Sie eben eine Lawine los, zischt Mäck ihm ins Gesicht. Geben Sie mir die Termine und dann hauen Sie ab!“ Der Fremde nennt nur den nächsten.
Mäck schließt das Fenster wieder, durch das der Unbekannte mit einem Satz nach draußen springt. Sportlicher Typ, denkt er, und verfolgt ihn mit den Augen. Nach einer Weile hört er ein Auto wegfahren. Ewa steht wartend in der Tür. „Ist er weg?“
„Wir müssen verdammt gut aufpassen. Ich werde meine Reise nach Deutschland wegen der Bande verkürzen und dann mit denen recht bald Schluss machen. Wahrscheinlich werden wir von den Zöllnern oder der Polizei überwacht, ich habe das einkalkuliert. Dein geliebter Dekorateur Adam wird ein Spitzel sein. Der wird hier eines Tages aufkreuzen. Sei also auf der Hut!“
Am nächsten Vormittag schneidert Mäck an einer Weste herum und näht flache Taschen für den Transport von Geldscheinen an. Er wird die Weste auf dem nackten Körper tragen. Beim groben Abtasten darf man sie nicht spüren. Gegen Mittag geht er in die Telefonzelle und ruft Ania im Büro an. „Ich höre!“ spricht auf der anderen Seite eine unbekannte Stimme. „Kann ich bitte Frau Wolski sprechen?“
„Rufen Sie vom Goldenen Ring an?“
„Ja, hier Podszowski.“
„Ich soll Ihnen von Pani Wolski ausrichten, dass sie heute Nachmittag gegen 14:00 Uhr im Goldenen Ring zu sprechen ist. Sie ist heute nicht im Büro.“
Mäck bereitet sich auf die Reise vor, packt die große Reisetasche und wartet auf Ania. Gegen 14:00 Uhr kommt sie stellt das Auto drüben beim Schleicher ab und geht in eine benachbarte Wohnung. Mäck geht zum Auto und wartet auf sie, will vermeiden, dass es nach einem Treffen aussieht. Sie begrüßen sich förmlich am Auto. „Ich fahre mit. Wir fahren mit meinem Wagen nach Krakow. Da kann ich das Auto in der Nähe vom Bahnhof sicher abstellen. Von dort weiter mit dem Zug nach Dresden. Treffpunkt morgen früh um 6:00 Uhr in Rybotycze, schaffst Du es?“
„Klar schaff ich das Ania. Nur noch ganz kurz: Ich muss schon nach acht Tagen zurück sein.“
„Gott sei Dank, Marek! ausgezeichnet. Alles andere dann morgen. Ich habe keine Zeit, habe noch viel zu erledigen.“
„Bis morgen Ania und danke.“
Bobrzyk, der Schleicher, hat sie scheinbar beobachtet und tritt vor die Tür. Azor hierher! befiehlt er seinem Hund, der Mäck wieder einmal anknurrt. Ania steigt schnell ins Auto und fährt davon. „Hallo Mäck, begrüßt er ihn, alles in Ordnung?“
„Bei mir ja, bei Dir auch? Gut das ich Dich sehe, Bobrzyk. Achte in den nächsten Tagen mal ein bisschen auf meine Wohnung. Ich fahre acht Tage weg, will für einen alten Freund was erledigen.“
„Dann gute Reise, Mäck.“
In der Wohnung geht Mäck ans Sprachrohr. Ewa hatte ihn schon erwartet und spricht ihn gleich an. „Na Mäck, wolltest Dich von Ania verabschieden?“
„Hör zu Ewa, Ania fährt mit mir nach Deutschland, mach Dir deswegen keinen Kopf. Sie spricht etwas Deutsch, hat einen Führerschein und kennt sich in Verwaltungssachen aus. Es dient der Sicherheit. Wir fahren morgen ganz früh ab. Sollte hier Schlimmes passieren, ist Anias Vater Verbindungsmann. Ruf ihn nur im Notfall an. Ania meldet sich zwischendurch bei ihm. Ihr Vater weiß nichts von der gemeinsamen Reise nach Deutschland. Hol’ bitte morgen mein Fahrrad von Rybotycze ab, ich fahre damit ganz früh hin und stelle es beim Kaufmann ab.“
„Oh Mäck“, hört er sie sagen, „Du machst Sachen, hoffentlich geht alles gut. Ich wünsch Euch beiden jedenfalls eine gute Reise.“
Schon kurz nach 4:00 Uhr morgens fährt Mäck mit dem Fahrrad zum Treffpunkt. Es ist noch stockdunkel, neblig und kalt. Raureif liegt auf den Büschen. Ihm ist es recht so. Die große Tasche liegt vollgepackt auf dem Gepäckträger. Seinen Armeekompass trägt er am Handgelenk, die Weste mit Reisegeld auf dem Körper.
Ania ist noch nicht da. Sie wird vorsichtig fahren, geht ihm durch den Kopf, als er sein Fahrrad abstellt. Er ist sehr froh, dass sie mitkommt. Am Bodensee kann sie sich einen Leihwagen mieten und damit zur Bank in die Schweiz fahren. Im Auto wird er sich das Geld in die Weste stecken. Selbst besitzt er keinen Führerschein, kann aber fahren und mit Autos umgehen. Die Bank ist telefonisch über seinen Besuch informiert, hat keine Einwände geäußert, nur hingewiesen, dass die geforderten Papiere vorzulegen sind. Mäck hat alles dabei. Unwillkürlich tastet er noch einmal zur Brieftasche und zur Weste.
In Deutschland wird er sich eine Pfeffer-Spraydose gegen eventuelle Angreifer kaufen, auch eine für Ania.
Endlich sieht er das Auto kommen. „Steig schnell ein, Marek, ich will den Motor nicht abstellen, der springt bei Nebel nicht wieder an. Ich hatte nur Glück, dass mich zu Hause einer anschob, sonst hätte ich nicht kommen können.“ Die Begrüßung hatte sich Mäck wieder einmal anders vorgestellt. Egal, nun sitzt er neben der konzentriert fahrenden Ania. „Entschuldige Mäck, ich muss mich abreagieren und zur Ruhe kommen, es wird schon mit mir werden. Bleiben wir die ganze Zeit in Dresden?“
„Nein Ania, nur eine Nacht. Wir fahren morgen weiter nach Meersburg. Das liegt am Bodensee. Der Euro City nach Dresden fährt um 12:50 Uhr vom Hauptbahnhof Krakau ab.“
„Wie bitte, Bodensee? Davon hast Du nie gesprochen. Und was weiter? Da mieten wir uns einen Leihwagen und fahren in die Schweiz.“
„Bist Du noch in Ordnung, Mäck, oder spinnst Du nur?“
„Es stimmt, freu Dich doch drauf Ania.“
„Hoffentlich reicht mein Geld dafür.“
„Mach Dir keine Sorgen, ich habe genug dabei.“
„Na, Du bist vielleicht lustig. Woher nehmen und nicht stehlen?“
„Von der Bank, Ania.“
„Bitte Mäck, wir leben nicht in einer Traumwelt, sprich anständig mit mir.“
„Jedes Wort stimmt. Wir heben für meinen Freund in der Ukraine völlig legal von einer Schweizer Bank Geld ab, viel Geld. Dazu bleiben wir drei Tage in Meersburg. Illegal ist nur der Geldtransport zurück über die Grenzen, was wir zu zweit schaffen sollten. Nicht ganz so einfach wird es an unserer ukrainischen Grenze sein, und im Ganzen müssen wir uns unterwegs vor Räuber in Acht nehmen.“
„Das erklärst Du mir alles jetzt?“
„Ania, Du kannst noch umdrehen und wieder nach Hause fahren.“
„Und ich dummes Schaf denke an Urlaub im goldenen Westen, stattdessen fahre ich in ein gefährliches Abenteuer. Sollten meine Nerven versagen, kümmere Dich bitte um mich.“
„Willst Du trotzdem mitkommen? ich brauche Dich sehr, Ania.“
„Natürlich mache ich mit, weil ich mitmachen muss, denn ohne mich schaffst Du es nicht. Kannst kein Wort Deutsch, hast keinen Führerschein und keinen Aufpasser. Glaubst Du etwa, dass die Bänker in der Schweizer Bank Polnisch sprechen? Armer Marek. In Krosno machen wir eine Pause, fahren dann über Rzeszow weiter nach Krakow.“
Mäck schaut sie von der Seite an: „Ania, Du wirkst ruhiger als vorhin, bist Du jetzt bereit?“
„Nicht nur das, jetzt fühle ich mich noch mehr verantwortlich für Dich.“ In Krosno hält sie im Stadtzentrum an, unmittelbar bei den frühgeschichtlichen Ausgrabungen und gehen in ein Cafe. Nach einer Kaffeepause: „Guten Morgen, lieber Marek, jetzt bin ich erst richtig da, wo ich sein soll. Es kann losgehen.“
„Guten Morgen Ania! Ich fühle mich wohl in Deiner Nähe“, reicht ihr lachend die Hand und sagt: „Freundschaft, Ania.“ Sie drückt ihm fest die Hand.
Nachdem sie später in Krakow das Auto auf einem rund um die Uhr bewachten Parkplatz abgestellt haben und Ania dem Platzwärter ein zusätzliches Honorar zahlte, bleibt noch ein wenig Zeit für einen Spaziergang durch die Altstadt und zur Weichsel. „Sieh mal Ania, das da ist der Waweldom mit der Drachenhöhle, der erinnert mich an meine Schulzeit.“
„Hieß der König in der Legende nicht Krak?“
„Richtig, und der Schusterjunge gab dem Drachen mit Schwefel gefüllte Schafsfelle zu fressen.“
Sie lachen, haken sich ein und gehen langsam zurück zum Hauptbahnhof. Die Zugverbindung nach Dresden passt gut zu ihrem Plan. In Wroclaw (Breslau) wäre Mäck gern zu Mutters Grab gegangen, doch der Zug hielt hier nur kurz. An der deutschen Grenze gibt es keine Probleme, denn ihre Papiere sind in Ordnung. Der Zug läuft einigermaßen planmäßig in Dresden ein. Ein Doppelzimmer ist schnell gefunden, und an der Hotelrezeption tragen sie sich im Anmeldeformular mit richtigen Namen ein, sie haben nichts zu verbergen. Die Küche hat leider schon geschlossen, so müssen sie sich mit den eingepackten Broten begnügen. Beim Duschen macht Ania den Anfang und überwindet schnell die Hemmungen, Mäck folgte ihrem Beispiel. Vorsichtig legt er die Weste mit dem Reisegeld ab, stellt sich unter die Dusche und schlüpft hinterher wieder nackt in die Weste. Er wird sie während der Reise Tag und Nacht tragen. Bald liegen beide müde im Bett nebeneinander. Nur einmal streicht Mäck mit der Hand über ihr Haar und wünschte eine gute Nacht. Morgen, ziemlich früh, ist die Nacht schon zu Ende. Ihr Zug geht um 8:21 Uhr. Sie wollen früh genug aufstehen, um das Morgenfrühstück in aller Ruhe genießen zu können. „Es ist so schade Mäck, dass wir von Dresden nichts sehen. Nicht die Altstadt, nicht den Zwinger und nicht die Semperoper.“
Mäck antwortet nicht, ist schon eingeschlafen.
Hinlegen und schlafen, das möchte ich auch mal erleben, denkt Ania. Hoffentlich schnarcht er nicht, der unmögliche Bär, ehemaliger Sträfling, Asozialer. Ein Häufchen Elend war er, als ich ihm die Wohnung im Goldenen Ring übergab. Man hat ihn als hoffnungslosen Fall eingestuft.
Zum Glück bekamen sie noch Fensterplätze und schauen auf das morgendliche Dresden. „So viel anders als Wroclaw sieht die Stadt auch nicht aus, Ania.“
„Vergiss nicht, dass wir noch in der ehemaligen DDR sind, Marek. In Westdeutschland werden wir die Unterschiede schon sehen.“ Der Zug fährt über Leipzig, Augsburg, Ulm nach Friedrichshafen am Bodensee. Von dort geht es dann mit dem Bus weiter nach Meersburg. Nach Fahrplan werden sie 18:05 Uhr ihr Ziel erreichen. „In Augsburg haben wir etwas Zeit, Ania, da könntest Du telefonisch in Meersburg ein Hotelzimmer und einen Mietwagen buchen, das wäre ein Zeitgewinn.“
Ania beginnt gleich im deutschen Reise-Sprachführer zu blättern und stellt sich einige Sätze in Deutsch zusammen.
„Achte darauf, dass eine Garage dabei ist. Den Mietwagen sollen die gleich ins Hotel fahren und Mietvertrag mit Schlüssel an der Rezeption abgeben. Schauen wir uns mal die Karte vom Bodensee an, wo wir am zweckmäßigsten wohnen können. Vielleicht in dieser Gegend, Ania, hier direkt am Wasser, in der Nähe zur Fähre nach Konstanz.“
Es ist dunkel als sie in Meersburg aus dem Bus steigen. Mäck will zu Fuß zum Hotel gehen, schaut auf seinen Kompass und zeigt in Richtung Süd-West. „Komm! In diese Richtung müssen wir runter zum See gehen. Da werden wir das Hotel finden.“ Immer wieder bleiben sie an den erleuchteten Schaufenstern stehen und sehen sich erstaunt die Angebote an. Mäck schüttelt den Kopf: „Wir sind im Westen, Ania, in einer anderen Welt.“ Das Hotel ist schnell gefunden. Der Mietwagen steht wunschgemäß in der Garage. Ania unterschreibt den Mietvertrag und erhält die Wagenschlüssel. Vom Komfort in der Rezeption, vor allem aber in ihrem Doppelzimmer mit Telefon, Radio und Fernseher sind sie überrascht und schauen sich alles staunend an.
„Mäck, sieh Dir bloß mal das Bad an, den gewaltigen Spiegel, die Wanne und die Duschkabine, unwahrscheinlich! Können wir das wirklich alles bezahlen?“
„Das war doch geklärt.“
„Ja schon, doch ich kann es nicht recht glauben, für unsereins doch reiner Luxus. Guck mal aus dem Fenster. Vor uns der ganze See mit beleuchteten Schiffen, dazu die milde Luft, einfach herrlich, Mäck.“
„Wir duschen uns erst mal und gehen dann fürstlich essen, das sollten wir ausnutzen, ich lade Dich ein“ sagt er. „Kommt nicht in Frage Marek, ich zahle meine Rechnung selbst.“
Sie essen Rehrücken, trinken dazu einen roten Trollinger. „Aus einem solchen Glas habe ich in meinem ganzen Leben noch keinen Wein getrunken und mit solch vornehmem Geschirr noch nie gespeist, hoffentlich werden auch die Teller voll“, flüstert Mäck ihr zu.
„Still! lass Dir nichts anmerken.“
Im Bett recken und strecken sie sich wohlig und umarmen sich. „Leg doch die lästige Weste ab, Mäck, die drückt mich.“
„Nein Ania, daran musst Du Dich gewöhnen.“
Ärgerlich dreht sie sich um, deckt sich bis oben hin zu. „Dann eben gute Nacht.“
Am nächsten Morgen schauen sie sich nach dem Kaffee erst den Leihwagen in der Garage an, gehen ein Stück auf der ansteigenden Geschäftsstraße nach oben. „Guck Dir das bloß an, Ania, die stellen die Waren vor die Tür. Das wäre bei uns undenkbar.“
„Ja, ich komme aus dem Staunen nicht raus.“
Anias Sorgen mit dem Auto auf die Fähre zu kommen, sind völlig unbegründet. Sie hat das Fahrzeug schnell im Griff. Am Grenzübergang kontrollieren nur die Schweizer die Ausweise, die Deutschen winken sie durch. Mäck verfolgt die Fahrt durch die Schweiz auf seiner neu erworbenen Autokarte. In der Nähe der Bank, am Bahnhof, stellten sie das Auto ab und gehen zu Fuß in Richtung Bank, erkunden dabei die Umgebung. Das Fahrzeug muss so stehen, dass es vom Eingang der Bank zu sehen ist.
Trux
Re: Die Kleine Kneipe Nr. CXXX/ Nr.130
Ja, Roberta, der "Kleine" traut sich das- er ist 15 , da macht man Oma fix und foxi (auf dem Schachbrett. Na gut, ich revanchiere mich auch, verlass dich drauf. Aber ein bisschen sprachlos bin ich immer, auch wenn du das nicht glauben kannst - du weißt doch, wie ruhig ich bin
Trux, du spielst wohl kein Schach, denn meine Dame ,die schwarze, war nicht bedroht - von wegen nächster Zug und matt. Es hat ein paar Züge länger gedauert, dafür aber kürzer, bis Mäck sich entschieden hat, was er will. So ein Schlingel aber auch...
In der KK wird es immer stiller, Advent,Advent ..bald das Lichtlein brennt ! Und vor allem ist die Gähnerei langsam bedrohlich. Heute hatte ich sogar für einige Schrecksekunden das Gefühl, ich hätte meinen Kiefer ausgerenkt - war aber nicht! Und meine Deko ist immer noch im Karton....
Trotzdem wünsche ich mal schon vorsorglich eine gute Nacht
Luchsi
Trux, du spielst wohl kein Schach, denn meine Dame ,die schwarze, war nicht bedroht - von wegen nächster Zug und matt. Es hat ein paar Züge länger gedauert, dafür aber kürzer, bis Mäck sich entschieden hat, was er will. So ein Schlingel aber auch...
In der KK wird es immer stiller, Advent,Advent ..bald das Lichtlein brennt ! Und vor allem ist die Gähnerei langsam bedrohlich. Heute hatte ich sogar für einige Schrecksekunden das Gefühl, ich hätte meinen Kiefer ausgerenkt - war aber nicht! Und meine Deko ist immer noch im Karton....
Trotzdem wünsche ich mal schon vorsorglich eine gute Nacht
Luchsi