Die Insel Senoria Insel Aurora auf Senoria »Landschaftsschutz- und gestaltung, Flora und Fauna«
Re: Insel Aurora auf Senoria „Landschaftsschutz- und gestaltung, Flora und Fauna“
geschrieben von chris
Am Vorabend von Rosens Geburtstag
Lauschend am Fenster sitzt der Poet.-
Draußen die Blumen und Pflänzchen
Halten ihr Abendkränzchen
Auf dem Gartenbeet.
Der Mond in Silberlivree,
Leise geschäftig,
Kredenzt den Tau, den Blütentee,
anregend und kräftig.
Und von Kelch zu Kelch
Geht ein Geflüster:
Also morgen ist er !
Frau Ehrenpreis: Ja, morgen feiert sie,
Ihren werten Ersprießungstag-
Taubnessel
(mit dem Hörrohr): Hä, was? Hä, welche ?
Frau Ehrenpreis
(lauter): -- Drüben im Garten, die schöne
Frau Rose --
Taubnessel: Ah ! mit den zwei Knospen die !
Frau Ehrenpreis: -- die tadel- und dornenlose --
Distel (für sich): Wer's glauben mag !
Frau Ehrenpreis: - von Duft und Glanz umwoben.
Distel: Man weiß, man weiß !
Die gute Frau Ehrenpreis
Muß immer loben.
Und doch hat unser Röschen , das feine,
Allerlei kleine
Grillen und Räupchen
Unter dem zierlichen Häubchen.
Gänseblümchen: Oh, wie reizend !
Distel: Bald steht sie da so mildiglich
Und senkt die Blätter,
Bald rüttelt, schüttelt und spreizt sie sich,
Je nach dem Wetter.
Gänseblümchen: Oh, wie reizend !
Klatschrose: Ja, reizend, ganz recht !
Und dann dieser Musenknecht,
Dieser Dichter -
Distel: Der Versetrichter -
Klatschrose: - mit den langen Locken
Distel: - mit dem Loch im Socken.
Gänseblümchen: Oh, wie reizend !
Klatschrose: Alltäglich kläglich mit Gefühl
in ihrer Nähe
Entlockt er seinem Saitenspiel
Lieblich Getön
Und singt so schön -
Distel: - wie 'ne Mantelkrähe.
Klatschrose: Zum Beispiel, noch gestern --
Lilie (sanft): Geliebte Schwestern ! -
Frau Ehrenpreis: Ihr Muster der Milde !
Ihr Tugendgebilde !
Lilie: Wen sollte der festliche Tag nicht rühren !
Ich denke doch --
Levkoje,
Tulpe,
Päonie,
Flox usw: Ja, ja , wir alle gratulieren !!
Frau Ehrenpreis: Ein Schöngeist blüht in unserer Mitte,
Ein hochgeschickter -
Fräulein Federnelke -
Federnelke: Oh, bitte !
Distel (für sich): Blaustrumpf, verrückter !
Frau Ehrenpreis: -- Federnelke, die wundersame,
So lautet ihr holder botanischer Name .
Vielleicht läßt sie sich freundlich erweichen
Und schreibt und dichtet ein Billett,
Duftend, geistvoll und nett.
Das möge dann die dienende Biene,
Unsere süße, geflügelte Schleckerkathrine,
Hinschwebend im frühesten Morgenwind.
Dem hohen Geburtstagskind
Ehrfurchtsvoll sumsend überreichen.
Gänseblümchen: Oh, wie reizend !
Federnelke
(schreibt und liest): "Veredelte Rose und Nachbarin !
Nehmet dies Brieflein gnädig hin,
Sintemalen dasselbe geschrieben
Von allerlei Pflanzen, welche euch lieben.
Verleihe der Himmel Euer Gnaden
Beständig ein sanftes Sonnenlicht
Und frischen Tau und meinetwegen
Auch hie und da ein wenig Regen,
Nur Sturmwind nicht,
Denn dieser tut der Schönheit schaden.
Ergebenst mit Herz und Honigmund
Das Blumenkränzchen: Tugendbund."
Gänseblümchen: Oh, wie reizend !
Federnelke: Ich denke, es macht sich so !
Alle: Bravo bravissimo !
Mond: Noch 'n Täßchen Tee gefällig ?
Levkoje: Ich trank schon drei.
Flox: Ich fünf.
Tulpe: Ich acht.
Päonie: Mein Mieder kracht !
Alle: Gute Nacht, gute Nacht !
Die Blumen nicken,
der Mond geht unter.
Der Poet, nachdem er noch einen Blick
in die Nacht hinausgebohrt,
schließt leise das Fenster.
Wilhelm Busch (1832 - 1908)
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Pelagia, wer von uns würde annehmen, dass dieses Gedicht aus den
Federn von Wilhelm Busch kommt.
Chris
Re: Insel Aurora auf Senoria „Landschaftsschutz- und gestaltung, Flora und Fauna“
Wunder-, wunder-, wunderschön
ist dieses Busch'sche Blumengedicht liebe Chris.
ist dieses Busch'sche Blumengedicht liebe Chris.
Re: Insel Aurora auf Senoria „Landschaftsschutz- und gestaltung, Flora und Fauna“
geschrieben von chris
Schön ist die Rose ...
Schön ist die Rose, schöner scheint sie noch
Durch jenen süßen Duft, der in ihr lebt.
Wildrosen haben gleicher Farben Glut,
Die gleichen Dornen wie die duft'gen Rosen,
Sie spielen mit dem gleichen Übermut,
Wenn Winde sie umhüllen und umkosen.
Doch ihre Tugend ist nur ihr Gesicht,
Sie leben ungeliebt, verblühn am Strauch
Und sterben zwecklos - das tun Rosen nicht,
Aus ihrem süßen Tod strömt süßer Hauch.
So, schöner Liebling, wenn die Jugend flieht,
Strömt deine Treue Duft aus meinem Lied.
William Shakespeare (1564-1616)
Re: Insel Aurora auf Senoria „Landschaftsschutz- und gestaltung, Flora und Fauna“
geschrieben von pelagia
Seid ihr schon mal spät abends oder nachts im Gedichtegarten gewesen? Nein? Das solltet ihr unbedingt nachholen.
Wenn die Dämmerung beginnt fällt mir ein Gedicht von Rilke ein, das ich sehr mag:
Johann Wolfgang von Goethe
Wer kennt Elfen - oder Feengedichte? Darüber würden sich die Gartenfans freuen und auch ich
Pelagia von der Insel Aurora
Wenn die Dämmerung beginnt fällt mir ein Gedicht von Rilke ein, das ich sehr mag:
Johann Wolfgang von Goethe
Wer kennt Elfen - oder Feengedichte? Darüber würden sich die Gartenfans freuen und auch ich
Pelagia von der Insel Aurora
Re: Insel Aurora auf Senoria „Landschaftsschutz- und gestaltung, Flora und Fauna“
geschrieben von mea
Ich geniesse abends gern das Abendrot und das langsame Dunkelwerden des Himmels ,
eine schöne Zeit zum Träumen .....
Um Mitternacht
Es ruht so still umfangen
Die Welt vom Arm der Nacht,
Und alles ist gegangen
Zur Ruhe leis und sacht.
In zauberischem Glanze
Erstrahlt das Sternenheer
Und lockt zu nächt´gem Tanze
Die Feen und Elfen her.
Und mitten in dem Schimmern
Der stillen, sanften Nacht -
Nach Gott in meinem Innern
Die Sehnsucht heiß erwacht.
Und leis die Lippen beben:
„Sei du mir Stern und Licht
In meinem dunklen Leben,
So fürchte ich mich nicht!”
Karl Friedrich Mezger 1880-1911
Ich hoffe , mein Gedicht passt auch hierher
mit Feen und Elfen beim Tanz ....
LG mea
Re: Insel Aurora auf Senoria „Landschaftsschutz- und gestaltung, Flora und Fauna“
geschrieben von chris
Der Rosenelf
Inmitten eines Gartens wuchs ein Rosenstrauch,
der war ganz voller Rosen,
und in einer davon, der schönsten von allen,
wohnte ein Elf; er war so winzig klein,
dass kein menschliches Auge ihn sehen konnte,
hinter jedem Blatt in der Rose
hatte er so wohlgestalt und hübsch,
wie ein Kind nur sein konnte,
und hatte Flügel an den Schultern,
hinab bis zu den Füßen.
Oh, es war ein Duft in seinen Zimmern,
und wie hell und schön waren die Wände!
Sie waren ja die feinen hellrosa Rosenblätter.
Hans Christian Andersen - Dänischer Schriftsteller (1805-1875)
Re: Insel Aurora auf Senoria „Landschaftsschutz- und gestaltung, Flora und Fauna“
geschrieben von mea
Elfen
Mondesstrahl von Zweig zu Zweig,
Silberfüßchen überm Steig,
Märchenauge tief im Teich,
Elfenreich, Wunderreich.
Schwirrt ein ganz klein Elfchen her,
schwirrt ein zweites, schwirren mehr.
Gläslein, Kelchlein stehen leer,
jetzt ein Tänzchen? Bitte sehr. -
Raschelt's wo im nahen Korn,
klingt vom Dorf das Wächterhorn -
Husch, husch, husch - davon - verlorn -
Nur ein Schühlein hängt im Dorn.
Silberschühlein, klein, so klein -
willst du's fassen, zierlich, fein,
ist's ein silber Tröpfelein,
Tröpflein Tau im Mondenschein.
Gustav Falke 1853-1916
Mondesstrahl von Zweig zu Zweig,
Silberfüßchen überm Steig,
Märchenauge tief im Teich,
Elfenreich, Wunderreich.
Schwirrt ein ganz klein Elfchen her,
schwirrt ein zweites, schwirren mehr.
Gläslein, Kelchlein stehen leer,
jetzt ein Tänzchen? Bitte sehr. -
Raschelt's wo im nahen Korn,
klingt vom Dorf das Wächterhorn -
Husch, husch, husch - davon - verlorn -
Nur ein Schühlein hängt im Dorn.
Silberschühlein, klein, so klein -
willst du's fassen, zierlich, fein,
ist's ein silber Tröpfelein,
Tröpflein Tau im Mondenschein.
Gustav Falke 1853-1916
Re: Insel Aurora auf Senoria „Landschaftsschutz- und gestaltung, Flora und Fauna“
geschrieben von omaria
Re: Insel Aurora auf Senoria „Landschaftsschutz- und gestaltung, Flora und Fauna“
geschrieben von chris
Der Zwölf-Elf
Der Zwölf-Elf hebt die linke Hand
Da schlägt es Mitternacht im Land.
Es lauscht der Teich mit offenem Mund
Ganz leise heult der Schluchtenhund.
Die Dommel reckt sich auf im Rohr.
Der Moosfrosch lugt aus seinem Moor.
Der Schneck horcht auf in seinem Haus
Desgleichen die Kartoffelmaus.
Das Irrlicht selbst macht Halt und Rast
auf einem windgebrochnen Ast.
Sophie, die Maid, hat ein Gesicht:
Das Mondschaf geht zum Hochgericht.
Die Galgenbrüder wehn im Wind.
Im fernen Dorfe schreit ein Kind.
Zwei Maulwürf küssen sich zur Stund
als Neuvermählte auf den Mund.
Hingegen tief im finstern Wald
ein Nachtmahr seine Fäuste ballt:
Dieweil ein später Wanderstrump
sich nicht verlief in Teich und Sumpf.
Der Rabe Ralf ruft schaurig: "Kra!
Das End ist da! Das End ist da!"
Der Zwölf-Elf senkt die linke Hand
Und wieder schläft das ganze Land.
Christian Morgenstern
Re: Insel Aurora auf Senoria „Landschaftsschutz- und gestaltung, Flora und Fauna“
geschrieben von chris
Waldeinsamkeit
Oh, schöne Zeit! wo voller Geigen
Der Himmel hing, wo Elfenreigen
Und Nixentanz und Koboldscherz
Umgaukelt mein
märchentrunkenes Herz!
Triumphespforten zu wölben schienen
Die Bäume des Waldes -
Ich ging einher, bekränzt,
Als ob ich der Sieger wäre!
Im Wald sind die Elfen
verschwunden,
Jagdhörner hör ich,
Gekläffe von Hunden;
Im Dickicht ist das Reh versteckt,
Das tränend seine Wunden leckt.
Wo sind die Alräunchen?
Ich glaube, sie halten
Sich ängstlich verborgen in
Felsspalten.
Ihr kleinen Freunde,
ich komme zurück,
Doch ohne Kranz und ohne Glück.
Wo ist die Fee
mit den langen Goldhaar,
Die erste Schönheit, die mir hold war?
Der Eichenbaum, worin sie haust,
Steht traurig entlaubt,
vom Winde zerzaust.
Der Bach rauscht trostlos
gleich dem Styxe;
Am einsamen Ufer sitzt eine Nixe,
Todblass und stumm,
wie`n Bild von Stein,
Scheint tief in Kummer
versunken zu sein.
Mitleidig tret ich zu ihr heran -
Da fährt sie auf und schaut mich an,
Und sie entflieht
mit entsetzten Mienen,
Als sei ihr ein Gespenst erschienen.
Heinrich Heine (1797-1856)
aus "Waldeinsamkeit"