Die Insel Senoria Die Frage nach der Heimat ...
Re: Heimat - 1. Versuch
Geboren im Oderbruch in einem alten romantischen Forsthaus, die nächsten Lebensjahre verbracht in einem der Festung vorgelagerten Vorwerk, welches Friedrich II im Krieg gegen Maria-Theresia, der auch der 7jährige genannt wird, (1756 - 1763) erbauen ließ.
Meine Erinnerungen an Niederschlesien: Wiesen voller blühender Schlüsselblumen und rote Mohnfelder, später das Klappern der Mohnkörner in den trockenen Hülsen, wunderbare Sommer, nachts Gewitter mit dem benötigten Regen, Herbste wie im Bilderbuch, kalte schneereiche Winter, Bratäpfelduft und große Bonbongläser mit bunten 5-Pfennig-Lutschern darin -
dann der Bruch, die Stalinorgel vor Breslau, die Flucht der Frauen und Kinder und alten Männer in die Wälder, der Einmarsch der Roten Armee mit allem Schrecken in unsere kleine Stadt, nach 3 Tagen Wald wieder zurück in die Wohnungen, was danach alles geschah füllt alleine ein Buch für sich, Besetzung durch die Polen und im April 1946 Vertreibung.
Wenn ich an "Heimat" denke, dann sehe ich Niederschlesien und unser damaliges Leben, wenn ich an Zuhause denke, dann bin ich Hanseatin, denn meine entscheidenden Jahre, Schule, Beruf, meine Ehe, Geburt meiner Tochter, habe ich hier verbracht.
Ich habe mich für eine niederschlesische Hanseatin entschieden - mit einer immer wiederkehrenden Sehnsucht nach "drieben". Habe einige Male, als es wieder möglich wurde, "riebergemacht" und Spuren gesucht.
Das Geburtstagsgeschenk meiner Tochter ist eine erneute Reise nächsten Frühling nach Niederschlesien, sie möchte doch die Burg kennenlernen, wo ihre Mutter das Laufen lernte. Doch davon gibt es leider nur noch zerstörte verfallene Gemäuer, da werden wir beide sehr viel Fantasie aufwenden müssen.
Meine Eltern haben es Willy Brandt nie verzeihen können, daß er die deutschen Ostgebiete/Niederschlesien aufgab.
Medea
Meine Erinnerungen an Niederschlesien: Wiesen voller blühender Schlüsselblumen und rote Mohnfelder, später das Klappern der Mohnkörner in den trockenen Hülsen, wunderbare Sommer, nachts Gewitter mit dem benötigten Regen, Herbste wie im Bilderbuch, kalte schneereiche Winter, Bratäpfelduft und große Bonbongläser mit bunten 5-Pfennig-Lutschern darin -
dann der Bruch, die Stalinorgel vor Breslau, die Flucht der Frauen und Kinder und alten Männer in die Wälder, der Einmarsch der Roten Armee mit allem Schrecken in unsere kleine Stadt, nach 3 Tagen Wald wieder zurück in die Wohnungen, was danach alles geschah füllt alleine ein Buch für sich, Besetzung durch die Polen und im April 1946 Vertreibung.
Wenn ich an "Heimat" denke, dann sehe ich Niederschlesien und unser damaliges Leben, wenn ich an Zuhause denke, dann bin ich Hanseatin, denn meine entscheidenden Jahre, Schule, Beruf, meine Ehe, Geburt meiner Tochter, habe ich hier verbracht.
Ich habe mich für eine niederschlesische Hanseatin entschieden - mit einer immer wiederkehrenden Sehnsucht nach "drieben". Habe einige Male, als es wieder möglich wurde, "riebergemacht" und Spuren gesucht.
Das Geburtstagsgeschenk meiner Tochter ist eine erneute Reise nächsten Frühling nach Niederschlesien, sie möchte doch die Burg kennenlernen, wo ihre Mutter das Laufen lernte. Doch davon gibt es leider nur noch zerstörte verfallene Gemäuer, da werden wir beide sehr viel Fantasie aufwenden müssen.
Meine Eltern haben es Willy Brandt nie verzeihen können, daß er die deutschen Ostgebiete/Niederschlesien aufgab.
Medea
Ich lese immer wieder, wie viel Leid und Schmerz, solche Kriege verursacht haben. Ich finde es auch sehr wichtig, dass man darüber schreibt.
Wie viele von uns haben noch nie so etwas erlebt. Ich bin auch erstaunt, wie viele dieser Menschen, die so viel gelitten haben, so liebenswerte, hilfsbereite, gütige
Menschen geblieben sind.
Ich wünsche Euch viel Freude und Glück in Eurer neuen Heimat.
minu
Wie viele von uns haben noch nie so etwas erlebt. Ich bin auch erstaunt, wie viele dieser Menschen, die so viel gelitten haben, so liebenswerte, hilfsbereite, gütige
Menschen geblieben sind.
Ich wünsche Euch viel Freude und Glück in Eurer neuen Heimat.
minu
Re: Die Frage nach der Heimat ...
Heimat bedeutet für mich auch nach 40 Jahren immer noch die Grabstätte meiner Mutter, an der ich Kraft und Zuversicht schöpfe, um mich an anderen Orten dieser Welt heimisch zu fühlen.
--
heide
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heide
Kleiner Kommentar
Ohne die bisherigen Gedankengänge, Beiträge etc. zu unterbrechen ... nur ein kurzer zusammenfassender Blick und Kommentar.
Ich weiß nicht, wie es den anderen Lesern (und natürlich auch Schreibern) der bisherigen Beiträge geht - ich selbst bin ganz berührt und auch gerührt.
(Vielleicht weil mich die Fragen nach der Heimat, Verlust einer Heimat (denn die Heimat habe zumindest ich nicht kennengelernt), Abschied, Suche nach Heimat und Geborgenheit etc. eigentlich immer - wie in einem Musikstück der Basso ostinato - im Hintergrund berührt und beschäftigt haben.)
Und gerade weil ich selbst eine Heimat im Sinne einer glücklichen Kindheit etc. nicht kennengelernt hatte, bin ich besonders betroffen, wenn ich bei anderen von dem Verlust ihrer Heimat - sie hatten ja eine! - etc. lese.
Aber ... und für diesen Hinweis bin ich besonders dankbar! - Heimatlosigkeit (Heimat hier auch im Sinne eines menschenwürdigen Lebens, einer intakten Kindnheit mit Eltern, Umfeld, Schule etc.) ist heute, in der Gegenwart, das Schicksal von vielen, vielen Millionen Menschen, so daß man sich fast ein klein wenig schämt (?), an die eigene Heimat, gegebenenfalls an den eigenen Heimatverlust oder an die eigene Heimatlosigkeit zu denken.
(Aber es geht ja nicht um irgendeine Art des Aufrechnens und Abwägens.)
Aufgefallen sind mir bisher drei Aspekte:
(1) Heimat verbunden mit dem Blick in die Vergangenheit, auf die Familie (Eltern!) etc.; (allerdings nicht jeder hat eben diese Wurzeln [noch]!)
(2) Heimat als etwas Zukunftsgerichtetes, was es erneut/immer wieder zu gewinnen gilt.
(3) Heimat als innerer Topos; als innerer Bezugspunkt.
In Zusammenhang mit dem Stichwort Wurzeln: Ob und wie weit Heimat ein Leben konstituiert oder besser vielleicht: begründet?
(Was ist mit den Menschen, die diese Wurzeln nicht kennengelernt haben oder deren Ursprung (Vergangenheit etc.) so schlimm waren, daß sie diese Vergangenheit verdrängen, vergessen und überwinden möchten?)
Ich (als gleichsam Statthalterin hier) bedanke mich für für die bisherigen Beiträge und Gedanken. Ich hoffe auf viele weitere interessante Beiträge!
Die Bertha
P.S. Eleonore hat mit ihrem Cicero-Zitat (das wiederum eine Übersetzung Ciceros aus dem Altgriechischen (Aristophanes: Plutos) ist), die Frage nach den Synonyma, verwandten Begriffen berührt.
Das lateinische patria entspricht dem nhd. Vaterland (Lehnübertragung); bei Cicero ist dieser Begriff fast ausschließlich im staatspolitischen Sinne verwendet worden.
Der deutsche Begriff Vaterland hingegen ist semantisch sehr weit gefaßt: Von der Bedeutung als Synonym zu Heimat bis zur ideologisch-patriotischen, also bis zur politischen Bedeutun.
(Zu den Begriffen Vaterland, Patriotismus etc. hatte ich demnächst an eine eigene Beitragskette - nicht hier in der "Insel Senoria-Abteilung" - gedacht, so daß ich es für wenig sinnvoll hielte, darüber - über Vaterland etc. - hier jetzt zu diskutieren.)
Vaterland - Siehe auch hier!)
Ohne die bisherigen Gedankengänge, Beiträge etc. zu unterbrechen ... nur ein kurzer zusammenfassender Blick und Kommentar.
Ich weiß nicht, wie es den anderen Lesern (und natürlich auch Schreibern) der bisherigen Beiträge geht - ich selbst bin ganz berührt und auch gerührt.
(Vielleicht weil mich die Fragen nach der Heimat, Verlust einer Heimat (denn die Heimat habe zumindest ich nicht kennengelernt), Abschied, Suche nach Heimat und Geborgenheit etc. eigentlich immer - wie in einem Musikstück der Basso ostinato - im Hintergrund berührt und beschäftigt haben.)
Und gerade weil ich selbst eine Heimat im Sinne einer glücklichen Kindheit etc. nicht kennengelernt hatte, bin ich besonders betroffen, wenn ich bei anderen von dem Verlust ihrer Heimat - sie hatten ja eine! - etc. lese.
Aber ... und für diesen Hinweis bin ich besonders dankbar! - Heimatlosigkeit (Heimat hier auch im Sinne eines menschenwürdigen Lebens, einer intakten Kindnheit mit Eltern, Umfeld, Schule etc.) ist heute, in der Gegenwart, das Schicksal von vielen, vielen Millionen Menschen, so daß man sich fast ein klein wenig schämt (?), an die eigene Heimat, gegebenenfalls an den eigenen Heimatverlust oder an die eigene Heimatlosigkeit zu denken.
(Aber es geht ja nicht um irgendeine Art des Aufrechnens und Abwägens.)
Aufgefallen sind mir bisher drei Aspekte:
(1) Heimat verbunden mit dem Blick in die Vergangenheit, auf die Familie (Eltern!) etc.; (allerdings nicht jeder hat eben diese Wurzeln [noch]!)
(2) Heimat als etwas Zukunftsgerichtetes, was es erneut/immer wieder zu gewinnen gilt.
(3) Heimat als innerer Topos; als innerer Bezugspunkt.
In Zusammenhang mit dem Stichwort Wurzeln: Ob und wie weit Heimat ein Leben konstituiert oder besser vielleicht: begründet?
(Was ist mit den Menschen, die diese Wurzeln nicht kennengelernt haben oder deren Ursprung (Vergangenheit etc.) so schlimm waren, daß sie diese Vergangenheit verdrängen, vergessen und überwinden möchten?)
Ich (als gleichsam Statthalterin hier) bedanke mich für für die bisherigen Beiträge und Gedanken. Ich hoffe auf viele weitere interessante Beiträge!
Die Bertha
P.S. Eleonore hat mit ihrem Cicero-Zitat (das wiederum eine Übersetzung Ciceros aus dem Altgriechischen (Aristophanes: Plutos) ist), die Frage nach den Synonyma, verwandten Begriffen berührt.
Das lateinische patria entspricht dem nhd. Vaterland (Lehnübertragung); bei Cicero ist dieser Begriff fast ausschließlich im staatspolitischen Sinne verwendet worden.
Der deutsche Begriff Vaterland hingegen ist semantisch sehr weit gefaßt: Von der Bedeutung als Synonym zu Heimat bis zur ideologisch-patriotischen, also bis zur politischen Bedeutun.
(Zu den Begriffen Vaterland, Patriotismus etc. hatte ich demnächst an eine eigene Beitragskette - nicht hier in der "Insel Senoria-Abteilung" - gedacht, so daß ich es für wenig sinnvoll hielte, darüber - über Vaterland etc. - hier jetzt zu diskutieren.)
Vaterland - Siehe auch hier!)
Heim-At - at home ?
Genau diese Frage habe ich mir vor einiger Zeit gestellt, als ich nach Jahren wieder nach Sydney flog, um dort Haus und Hof zu inspizieren. In Bangkok machte ich einen Zwischenstop und ließ mich vom Flughafen in die Innenstadt fahren. Angekommen, stand ich in der Mainstreet, sah den ‘never ending stream of people’ an mir vorüberziehen. Ich stand, mit dem Rücken an der Wand (!), es war die Marmorfassade eines riesigen Bankgebäudes. Dort zum ersten mal nach über 20-jährigem Auslandsaufenthalt merkte ich, dass ich Europäerin bin und nicht nach Asien, Australien, oder einem der anderen Kontinente gehöre.
Ich war in dieser asiatischen Metropole ein Fremdkörper im wahrsten Sinne des Wortes... Sand im Getriebe.
Ich gehöre nach Europa. Der ‘alte’ Kontinent ist meine Heimat, egal ob in einem angelsächsischen, skandinavischen oder einem der mediterranen Länder. Hier sind meine Wurzeln. Hier, in diesem Kulturkreis, wo ich aufgewachsen bin, wo ich die letzten Kriegsjahre miterlebt und nach der Schulzeit eine Ausbildung genossen habe. Hier möchte ich leben, jetzt und in der Zukunft!
Meine Frage ist: Kann man seine Heimat ‘verlagern’?
Ich konnte es nicht.
Gruß
libelle
Genau diese Frage habe ich mir vor einiger Zeit gestellt, als ich nach Jahren wieder nach Sydney flog, um dort Haus und Hof zu inspizieren. In Bangkok machte ich einen Zwischenstop und ließ mich vom Flughafen in die Innenstadt fahren. Angekommen, stand ich in der Mainstreet, sah den ‘never ending stream of people’ an mir vorüberziehen. Ich stand, mit dem Rücken an der Wand (!), es war die Marmorfassade eines riesigen Bankgebäudes. Dort zum ersten mal nach über 20-jährigem Auslandsaufenthalt merkte ich, dass ich Europäerin bin und nicht nach Asien, Australien, oder einem der anderen Kontinente gehöre.
Ich war in dieser asiatischen Metropole ein Fremdkörper im wahrsten Sinne des Wortes... Sand im Getriebe.
Ich gehöre nach Europa. Der ‘alte’ Kontinent ist meine Heimat, egal ob in einem angelsächsischen, skandinavischen oder einem der mediterranen Länder. Hier sind meine Wurzeln. Hier, in diesem Kulturkreis, wo ich aufgewachsen bin, wo ich die letzten Kriegsjahre miterlebt und nach der Schulzeit eine Ausbildung genossen habe. Hier möchte ich leben, jetzt und in der Zukunft!
Meine Frage ist: Kann man seine Heimat ‘verlagern’?
Ich konnte es nicht.
Gruß
libelle
Re: Kleiner Kommentar
Das Wort "Vaterland" würde ich nie im Zusammenahng mit "Heimat" benützen wollen. Für mich persönlich sind das verschiedene Begriffe, vielleicht auch Ausdrucksmöglichkeiten für ein und dasselbe.
Das Bewusstsein für *Heimat* habe ich erst entwickelt, als ich ins Ausland verzogen bin. Vorher war das etwas Selbstverständliches, heute ist es etwa Besonderes.
Heute spüre ich *Heimat* ,sowie ich über die Grenze und durch den Schwarzwald fahre. Komme ich dann in "meine" Stadt, in der ich geboren und grösstenteils aufgewachsen bin, macht sich ein ruhiges, warmes Gefühl in mir breit...ich bin zuhause, bin in Erinnerungen gefangen, freue mich auf die alten Freunde aus der Kindheit oder Schulzeit, auf den Rest der Verwandtschaft, freue mich, unseren heimischen Dialekt zu hören und zu sprechen ohne Hemmungen. Es ist einfach ein Gefühl, das sehr schwer zu beschreiben ist. Vielleicht das eines Kindes, das die Geborgenheit bei seiner Mutter spürt?
Ob ich auch Wurzeln spüre? Ich weiss es nicht, ob es Wurzeln sind. Denn die habe ich nun auch dort, wo ich heute lebe und auch zuhause bin.
Lange Jahre habe ich gesagt: Ich fahre nach Hause- wenn ich sagen wollte, dass ich in meine Heimatstadt fahre.
Heute sage ich auch: Ich fahre nach Hause, wenn ich in meine Wahlheimat zurückkehre.
Aber das tiefe innere Gefühl ist ein anderes.
Werde ich aber unvermittelt gefragt, wo meine Heimat ist, sage ich ohne zu überlegen : Deutschland und Schwarzwald.
Heimat ist für mich also eine klare Definition. Wer durch irgendwelche Umstände nie wirklich eine Heimat hatte, wird das Gefühl nicht kennen, aber auch nie vermissen. Dafür wird vermutlich ein anderer Wert an diese Stelle getreten sein, der genauso gut (oder schlecht) ist.
--
luchsi35
Heimat
Das ist für mich ein Stück Geborgenheit in die Gegend, in die ich hineingeboren wurde. Das ist auch Erinnerung an eine unbeschwerte Kindheit und Schulzeit und dafür bin ich meinen Eltern sehr dankbar.
Oft war ich auch schon an Orten, da dachte ich, hier könntest du auch leben, aber ausprobiert hab ich es noch nicht.
Ich kannte viele Heimatvertriebene, die mir als Schulkind von ihrer Heimat erzählt haben und wie schlimm es war, dass sie aus der Heimat vertrieben wurden. Als Schulkind konnte ich mir allerdings das Ausmass dieser Vertreibung nicht vorstellen.
Und ich habe auch bei meinem ältesten Sohn erlebt, wie er immer Heimweh nach seinem Heimatort hatte.
Ich denke, Heimat ist das Gefühl der Verbundenheit, das Elternhaus, Schule und Gemeinschaft innerhalb eines Ortes entstehen lassen.
chris
Das ist für mich ein Stück Geborgenheit in die Gegend, in die ich hineingeboren wurde. Das ist auch Erinnerung an eine unbeschwerte Kindheit und Schulzeit und dafür bin ich meinen Eltern sehr dankbar.
Oft war ich auch schon an Orten, da dachte ich, hier könntest du auch leben, aber ausprobiert hab ich es noch nicht.
Ich kannte viele Heimatvertriebene, die mir als Schulkind von ihrer Heimat erzählt haben und wie schlimm es war, dass sie aus der Heimat vertrieben wurden. Als Schulkind konnte ich mir allerdings das Ausmass dieser Vertreibung nicht vorstellen.
Und ich habe auch bei meinem ältesten Sohn erlebt, wie er immer Heimweh nach seinem Heimatort hatte.
Ich denke, Heimat ist das Gefühl der Verbundenheit, das Elternhaus, Schule und Gemeinschaft innerhalb eines Ortes entstehen lassen.
chris
Re: Die Frage nach der Heimat ...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Die Frage nach der Heimat hat für mich persönlich Christian Morgenstern am Besten beantwortet:
"Heimat ist da, wo Du verstanden wirst"
Das können Orte sein mit guten Erinnerungen, das ist aber für mich mehr noch bei Menschen, die mein Leben begleiten; egal, wo es nun ist.
luise3
"Heimat ist da, wo Du verstanden wirst"
Das können Orte sein mit guten Erinnerungen, das ist aber für mich mehr noch bei Menschen, die mein Leben begleiten; egal, wo es nun ist.
luise3
Heim-At - at home ?
Meine Frage ist: Kann man seine Heimat ‘verlagern’?
ich weiss nicht ob man sie bewusst verlagern kann. ich weiss heute nur, dass meine "heimat" mich gefunden hat
ein kleines stück aus meinem leben: das wort „heimat" habe ich nie begriffen bis eines tages mein sohn es mir nahe brachte... durch den beruf von daddy waren wir (ich habe noch eine schwester), selten lange an einem ort...
und so zog es sich im grunde durch mein ganzes leben weiter...
der vater meiner söhne bezeichnete mich mal als „moderne nomadin"... ja, ich glaube das bin wohl ich...
als ich das erstemal von meiner thailandreise zurückkam und mein jüngster sohn mich vom bahnhof nach hause begleitete, kroch in mir ein gefühl hoch... ich sagte zu ihm: „merkwürdig, es ist das erste mal in meinem leben, dass ich nicht mehr das gefühl habe „nach hause" zu kommen, ich verstehe das gar nicht." darauf hin antwortete mir mein sohn, wie selbstverständlich und ohne lange überlegung: „mama, das ist doch ganz einfach, du bist nicht wie die anderen menschen, die ihre heimat an einen ort tragen, du trägst deine heimat im herzen!"
wie schuppen von den augen fiel es mir und ich wusste seit dem was das wort „heimat" zumindest für mich bedeutet. NIE hätte ich es vermocht so auszudrücken, so lernte ich vieles von meinen kindern.
WIE WEISE SIE DOCH SIND, UNSERE KINDER
die vorgeschichte war:
als ich das erste mal in bangkok aus dem airport kam, spürte ich.... in mir... mit worten vermag ich es kaum zu beschreiben. nur so viel kann ich sagen: ich spürte ich war „angekommen" ohne je auf der suche gewesen zu sein. mir war nicht bewusst, dass es so etwas geben kann
supi62
Heimat - 2. Versuch
Heimat - 2. Versuch
Vermutlich oder doch sicher: glücklich jene/ jener/, die/der Heimat im Sinne einer intakten Kindheit und Familie erfährt.
(Wobei eine - vor allem eine solche – Kindheit für ein ganzes Leben konstituierend ist – Das später [ob hier oder in einem anderen ST-Forum] als eigenes Thema)
Heimat scheint – so die Aussagen hier – an personale Beziehungen geknüpft: An Eltern, Geschwistern, an Menschen, durch die man Akzeptanz erfährt. [so u.a. Heide, Luise3]
Wie ist es, wenn diese, solche Menschen – zumindest in dieser sozialen Rolle und vor allem mit Konstanz und Zuverlässigkeit – in einem jungen Leben nicht da sind? (Psychologen, Psychiater, Therapeuten werden hier unterschiedliche Antworten haben.)
Was habe ich gemacht? Oder besser: Was hat sich ergeben? Bilder und Bücher bildeten für mich die (Ersatz)Bausteine, aus denen sich mein Heimat-Haus zusammensetzte. Dann aber, nach 1945, kamen reale Bilder dazu. Zuerst jene Bilder des zerstörten Deutschlands (für einige Monate 1945/46 in dem zerstörten Berlin in einem Waisenhaus gewesen): Diese schier unendlichen Trümmerwüsten, Schutt, Schmutz, der Mangel an Intimität (nirgends für sich; Schlafsaal für über zwanzig Kinder), diese entsetzlichen Kollektiv-Waschräume mit „Waschbecken“, die an Schweinetröge erinnerten.
Heimat? Da flüchtete ich mich in meine Robinsonaden, auf meine Insel. So war ich unendlich froh, als ich dieses zerstörte Berlin verlassen konnte – mit anderen Waisenkindern wurden wir in Westdeutschland verteilt.
So erlebte ich diesen Ort Talge (damals Kreis Bersenbrück): auch als eine kleine Insel.
Aber mit dem Wechsel an den Niederrhein änderte sich dies. Warum diese bäuerliche Familie ein überlebendes Kind (mit dreizehn, vierzehn, fünfzehn war man damals noch ein Kind) einer gesellschaftlichen Gruppe über- bzw. aufnahm, die man bis 1945 mehr oder weniger systematisch ermordete – ich weiß es bis heute nicht. Es war sicher nicht aus finanziellen Gründen, aber auch nicht aus dieser affig-albernen Kinderliebe alleinstehender Ehepaare, denn die Familie hatte selbst drei eigene Kinder.
Zudem: Ein niederrheinischer Bauernhof war, zumal 1947, und ist (vermutlich auch heute noch?) kein Ort übertriebener Sentimentalitäten.
Aber zu meinem bisher ausschließlich inneren Heimatbild, -gefühl kamen auf einmal andere Heimat-Bausteine. Der Wechsel der Jahreszeiten, gespiegelt in den unterschiedlichen Bildern des Himmels, der Pflanzen auf dem Acker und vor allem in den Wäldern (eigentlich real nur kleine Wäldchen, die ich aber als meine Wälder sah und erlebte).
Jetzt hatte ich einen vertrauten Horizont, Wege, auf denen ich mich gleichsam mit geschlossenen Augen zurecht fand. Der Rhythmus des bäuerlichen Alltags und des landwirtschaftlichen Jahres gab dem aufkeimenden, dennoch rudimentären – besser: partikulären Heimatgefühl einen zeitlichen Rahmen.
Denn trotz der realen „Heimat“-Bilder blieb die innere Heimat die eigentliche Heimat.
Heimat in progressio et successio: Später, mit wechselndem Wohnort (natürlich auch oder vor allem studienbedingt), kamen als feste Elemente eines Heimatgefühls der jeweilige Bäcker und die jeweilige Buchhandlung dazu.
Buchhandlungen (und auch Bibliotheken, die aber eben nicht persönlich waren, Universitäten, Hörsäle, Leseräume) begleiteten mein damaliges (und natürlich auch heute noch) mein Leben. Aber Buchhandlungen bildeten die Säulen und das Dach meines Heimathauses.
Es bleibt die Frage nach den Menschen, die doch für das Heimatgefühl entscheidend sind bzw. sein sollen ... nun ja, diese spielten damals auch, aber eben nicht die Rolle. Auch in der Erinnerung bleiben sie nur Akteure in einem Gesamtbild, sie spielten keine Hauptrolle.
Heimat – als sich weiter entwickelnder Prozeß – bekam für mich realere Bezüge, dennoch blieb – und das sei vorweggenommen – und bleibt ein innerer Topos, den ich aber später noch erläutern werde.
(Inzwischen bin ich sehr an weiteren Gedanken der anderen ST-MitgliederInnen zu diesem Thema interessiert ...)
Die Bertha
vom Niederrhein
(die übrigens im senorianischen Hochland - vulgo: in Oberbayern - lebt)
Mein Namenzusatz "vom Niederrhein" ist gleichsam meine Referenz an jene zwei Jahre an den Niederrhein, an die Landschaft, an die Menschen dort, die zusammen so etwas wie eine erste, heute gesehen als durchaus ein Stück realer Heimat bildeten und somit ein Stück meines Lebens begründeten.
(Welche weiteren Stichworte bzw. Gedanken ergeben sich: Die Rolle der Kindheit für das eigene Leben (damit verbunden die Rolle der Eltern und Geschwister); Erinnerung als merkwürdiger Prozeß: Konstruieren wir nur unsere Vergangenheit? Erinnerung als selektierender Prozeß? Heimat als Zielsetzung, gleichsam als ewige Suche ... ja, nach was?)
Vermutlich oder doch sicher: glücklich jene/ jener/, die/der Heimat im Sinne einer intakten Kindheit und Familie erfährt.
(Wobei eine - vor allem eine solche – Kindheit für ein ganzes Leben konstituierend ist – Das später [ob hier oder in einem anderen ST-Forum] als eigenes Thema)
Heimat scheint – so die Aussagen hier – an personale Beziehungen geknüpft: An Eltern, Geschwistern, an Menschen, durch die man Akzeptanz erfährt. [so u.a. Heide, Luise3]
Wie ist es, wenn diese, solche Menschen – zumindest in dieser sozialen Rolle und vor allem mit Konstanz und Zuverlässigkeit – in einem jungen Leben nicht da sind? (Psychologen, Psychiater, Therapeuten werden hier unterschiedliche Antworten haben.)
Was habe ich gemacht? Oder besser: Was hat sich ergeben? Bilder und Bücher bildeten für mich die (Ersatz)Bausteine, aus denen sich mein Heimat-Haus zusammensetzte. Dann aber, nach 1945, kamen reale Bilder dazu. Zuerst jene Bilder des zerstörten Deutschlands (für einige Monate 1945/46 in dem zerstörten Berlin in einem Waisenhaus gewesen): Diese schier unendlichen Trümmerwüsten, Schutt, Schmutz, der Mangel an Intimität (nirgends für sich; Schlafsaal für über zwanzig Kinder), diese entsetzlichen Kollektiv-Waschräume mit „Waschbecken“, die an Schweinetröge erinnerten.
Heimat? Da flüchtete ich mich in meine Robinsonaden, auf meine Insel. So war ich unendlich froh, als ich dieses zerstörte Berlin verlassen konnte – mit anderen Waisenkindern wurden wir in Westdeutschland verteilt.
So erlebte ich diesen Ort Talge (damals Kreis Bersenbrück): auch als eine kleine Insel.
Aber mit dem Wechsel an den Niederrhein änderte sich dies. Warum diese bäuerliche Familie ein überlebendes Kind (mit dreizehn, vierzehn, fünfzehn war man damals noch ein Kind) einer gesellschaftlichen Gruppe über- bzw. aufnahm, die man bis 1945 mehr oder weniger systematisch ermordete – ich weiß es bis heute nicht. Es war sicher nicht aus finanziellen Gründen, aber auch nicht aus dieser affig-albernen Kinderliebe alleinstehender Ehepaare, denn die Familie hatte selbst drei eigene Kinder.
Zudem: Ein niederrheinischer Bauernhof war, zumal 1947, und ist (vermutlich auch heute noch?) kein Ort übertriebener Sentimentalitäten.
Aber zu meinem bisher ausschließlich inneren Heimatbild, -gefühl kamen auf einmal andere Heimat-Bausteine. Der Wechsel der Jahreszeiten, gespiegelt in den unterschiedlichen Bildern des Himmels, der Pflanzen auf dem Acker und vor allem in den Wäldern (eigentlich real nur kleine Wäldchen, die ich aber als meine Wälder sah und erlebte).
Jetzt hatte ich einen vertrauten Horizont, Wege, auf denen ich mich gleichsam mit geschlossenen Augen zurecht fand. Der Rhythmus des bäuerlichen Alltags und des landwirtschaftlichen Jahres gab dem aufkeimenden, dennoch rudimentären – besser: partikulären Heimatgefühl einen zeitlichen Rahmen.
Denn trotz der realen „Heimat“-Bilder blieb die innere Heimat die eigentliche Heimat.
Heimat in progressio et successio: Später, mit wechselndem Wohnort (natürlich auch oder vor allem studienbedingt), kamen als feste Elemente eines Heimatgefühls der jeweilige Bäcker und die jeweilige Buchhandlung dazu.
Buchhandlungen (und auch Bibliotheken, die aber eben nicht persönlich waren, Universitäten, Hörsäle, Leseräume) begleiteten mein damaliges (und natürlich auch heute noch) mein Leben. Aber Buchhandlungen bildeten die Säulen und das Dach meines Heimathauses.
Es bleibt die Frage nach den Menschen, die doch für das Heimatgefühl entscheidend sind bzw. sein sollen ... nun ja, diese spielten damals auch, aber eben nicht die Rolle. Auch in der Erinnerung bleiben sie nur Akteure in einem Gesamtbild, sie spielten keine Hauptrolle.
Heimat – als sich weiter entwickelnder Prozeß – bekam für mich realere Bezüge, dennoch blieb – und das sei vorweggenommen – und bleibt ein innerer Topos, den ich aber später noch erläutern werde.
(Inzwischen bin ich sehr an weiteren Gedanken der anderen ST-MitgliederInnen zu diesem Thema interessiert ...)
Die Bertha
vom Niederrhein
(die übrigens im senorianischen Hochland - vulgo: in Oberbayern - lebt)
Mein Namenzusatz "vom Niederrhein" ist gleichsam meine Referenz an jene zwei Jahre an den Niederrhein, an die Landschaft, an die Menschen dort, die zusammen so etwas wie eine erste, heute gesehen als durchaus ein Stück realer Heimat bildeten und somit ein Stück meines Lebens begründeten.
(Welche weiteren Stichworte bzw. Gedanken ergeben sich: Die Rolle der Kindheit für das eigene Leben (damit verbunden die Rolle der Eltern und Geschwister); Erinnerung als merkwürdiger Prozeß: Konstruieren wir nur unsere Vergangenheit? Erinnerung als selektierender Prozeß? Heimat als Zielsetzung, gleichsam als ewige Suche ... ja, nach was?)