deutsche Mundarten Bairisch
Das ist alles sehr richtig, was Sie schreiben.
Ganz oben regiert natürlich die Weisheit, dass Sprache vom sprechen lebt. Und da Bayern seit Jahrzehnten ein Zuzugsgebiet aller möglichen Nationalitäten und Sprachen ist, ändert sich auch die bayerische Sprache.
Wer in der Grossstadt München oder im Speckgürtel darum lebt, wird nur noch selten ein ausgeprägtes Bayerisch hören oder sprechen, weil die älteren Leute,die es pflegten, meist nicht mehr leben.
Meine Mutter war eine verschworene Sprecherin der bayerischen Sprache. Als dann ihr Sohn nach Berlin ging und ich alsTochter um die Welt und recht schnell das Bayerische zugunsten von Hochdeutsch oder anderen Sprachen einstellten, war dies eine grosse Pein für sie, da in dieser Generation ja oft noch das höchst abwertende Urteil galt: red ned wia a Preiss! Und Preiss war ja jeder, der oberhalb von Aschaffenburg kam.
In meiner Familie war es noch komplizierter, weil unser Vater Wiener war. Ich wuchs als Kind "zweisprachig" auf. Anfangs dominierte noch das Bayerisch meiner Mutter, dann kam der Wiener "Akzent" dazu und in der Schule trieben sie uns dann den Dialekt aus und wir sprachen immer mehr hochdeutsch. Übrigens bis heute: sowohl mein Bruder (geboren in München) als auch ich fänden es heute sehr anstrengend, längere Zeit wirkliches Bayerisch zu sprechen - obwohl wir natürlich alles noch gut verstehen können. Olga
Ach, liebe @Zwergohreule, ich denke, da musst Du nachsichtig sein. Wenn man nur ganz strenge Sprachdefinitionen nähme, würde hier kaum einer mitschreiben, denn ich denke, das "reine" Bairisch, Schwäbisch oder Fränkisch ist doch kaum noch zu finden, wie mir mal ein Heimatforscher im Landkreis sagte. Jedes Dorf spricht doch seinen eigenen "Slang", der sich für "zugereiste" Ohren wie die meinen, zwar gleich oder ähnlich anhören, aber für die Sprechenden tun sich da himmelweite Unterschiede auf 😉Das ist schon klar lieber@Der-Waldler, dass die Varianten des Bairischen nicht einmal allen Bayern bekannt sind. Wie sollten es gar die "Zugereisten" durchschauen können, wenn schon z.B. ein Landsberger in Weiden oder ein Dachauer in Mittenwald Verständnisprobleme hat.
Dennoch finde ich Deine Erklärungen gut, GERADE für mich als "Zugereisten".
Liebe Grüße zum Abend und zur Nacht
DW
Es ist wie bei den Apfelsorten, die man vielleicht bis auf zwei als normaler Mensch nicht unterscheiden kann. Aber es sind immerhin alles Äpfel.
Was mich stört, ist, wenn man in den Korb mit dem Schild "Äpfel" auch noch Birnen, Zwetschgen und Nektarinen dazu schmeißt und sagt, ist doch wurscht, wächst alles auf Bäumen!"
Ich hoffe, es wird verstanden, wie ich es meine, und dass ich keinen ausbremsen will, der kein Dialektforscher ist!
LG
Zwergohreule
Das ist schon klar lieber@Der-Waldler, dass die Varianten des Bairischen nicht einmal allen Bayern bekannt sind. Wie sollten es gar die "Zugereisten" durchschauen können, wenn schon z.B. ein Landsberger in Weiden oder ein Dachauer in Mittenwald Verständnisprobleme hat.Ich behaupte jetzt mal ganz kess, dass die wenigsten von uns Dialektforscher sind, sich also wissenschaftlich lebenslang mit den vielen, deutschen Dialekten beschäftigten und damit auch dem bayerischen.
LG
Zwergohreule
Interessant ist die Erwähnung des Landkreises Landsberg. Ich nehme an, Sie meinen Landsberg am Lech, wo übrigens eine Sprachgrenze vorhanden ist.
Ich wohne dort und wenige Kilometer von Landsberg wird oberbayerisch gesprochen und ab Landsberg am Lech dann schon bayerisches schwäbisch.
Natürlich ist das alles für Leute schwer verständlich, die aus einem völlig anderen Sprachkreis zugezogen sind (oder gar Ausländer sind,die mühsam die schwierige deutsche Sprache erlernen müssen).
ABer wir Bayern sind es doch gewöhnt, Kontakt zu Anderssprachigen zu haben und uns darauf einzustellen und sei es mit Hochdeutsch.
Es gibt natürlich auch die,die Bayerisch so verstehen, wie sie es in netten TVFilmen hören und dabei vergessen, dass es gernau dort aufbereitet wird, um sich Untertitel zu sparen aber die Sendungen doch bundesweit ausgestrahlt werden können.
Mit etwas gutem Willen klappt das doch seit Jahrzehnten. Wäre es nicht so, würden die vielen Touristen und auch Zuzügler wegbleiben, was sie ja nicht tun. Olga
Die bayerischen TV-Filme bzw. -Serien sind ein interessantes Stichwort. Da werden auch immer gern österreichische Schauspieler dazwischen geschmuggelt, in der Hoffnung: das merkt eh keiner!
Es gibt natürlich auch die,die Bayerisch so verstehen, wie sie es in netten TVFilmen hören und dabei vergessen, dass es gernau dort aufbereitet wird, um sich Untertitel zu sparen aber die Sendungen doch bundesweit ausgestrahlt werden können.
(z.B. der "Michi Mohr" bei den Rosenheim Cops oder der "Franz Hubert" bei "Hubert und Staller", die in Wolfratshausen angesiedelt sind).
Ja, das stimmt. Das war aber früher noch schlimmer wie ich finde.
Aber ein österreichischer Schauspieler in einem bayerischen Film ist mir immer noch lieber als ein z.B. Norddeutscher o.ä., der mühsam versucht, bayerisch zu sprechen, was sowieso nie gelingen kann.
Denn das ist ja keine Sprache, die man mal so im Vorbeigehen auf der Feuerwehrschule in drei Abendkursen inhalieren kann.... Olga
Denn das ist ja keine Sprache, die man mal so im Vorbeigehen auf der Feuerwehrschule in drei Abendkursen inhalieren kann.... Olga
Liebe @olga64,
so ist es. Ich lebe nun im 11. Jahr hier und spreche nach wie vor Hochdeutsch. Immerhin verstehe ich mittlerweile 70-80% dessen, was hier gesprochen wird, was anfangs unvorstellbar gewesen ist. Und manchmal erwische ich mich dabei, gewisse Wörter und Formulierungen zu verwenden, die dem Dialekt um mich herum entsprechen.
LG und gute Nacht
DW
Das finde ich sympathisch, weil es mit einem Augenzwinkern und mit Wertschätzung für die "Eingeborenen" verbunden ist!Ich lebe nun im 11. Jahr hier und spreche nach wie vor Hochdeutsch. Immerhin verstehe ich mittlerweile 70-80% dessen, was hier gesprochen wird, was anfangs unvorstellbar gewesen ist. Und manchmal erwische ich mich dabei, gewisse Wörter und Formulierungen zu verwenden, die dem Dialekt um mich herum entsprechen.
LG und gute Nacht
DW
Das finde ich sympathisch, weil es mit einem Augenzwinkern und mit Wertschätzung für die "Eingeborenen" verbunden ist!Ich lebe nun im 11. Jahr hier und spreche nach wie vor Hochdeutsch. Immerhin verstehe ich mittlerweile 70-80% dessen, was hier gesprochen wird, was anfangs unvorstellbar gewesen ist. Und manchmal erwische ich mich dabei, gewisse Wörter und Formulierungen zu verwenden, die dem Dialekt um mich herum entsprechen.
LG und gute Nacht
DW
Ich mag die Menschen hier wirklich sehr. Sie sind freundlich, aber zurückhaltend, hilfsbereit, aber nie aufdringlich. Und wenn sie einmal jemanden ins Herz geschlossen haben, der kann sich auf sie verlassen. Immer.
Aber es nicht nur so, dass wir die Menschen hier mögen (besonders natürlich die Menschen hier in unserer Straße, aber letztendlich das ganze Dorf), sondern sie mögen auch meine Frau und mich. Zumindest gibt es "Indizien" dafür 😉 Dies sicher nicht zuletzt, weil wir uns integrieren wollten und es auch taten und tun. Drei Häuser weiter lebt seit 30 Jahren ein Ehepaar aus Berlin, die uns oft sagen, wie sehr sie uns beneiden, weil wir "im Dorf" schon "so zuhause sind und akzeptiert werden". Sie würden nach wie vor wie völlige Fremde behandelt. Nun, dass kann daran liegen, dass diese Herrschaften sich darüber mehrfach beschwerten, weil Sonntags der Traktor oder der Mähdrescher "erklangen". Wir verstehen, dass das Heu dann gemacht werden muss, wenn das Wetter passt; besagte Leute aus Berlin aber beschweren sich...
Ich habe die vielleicht etwas "unmoderne" Einstellung, dass ICH mich anzupassen habe, wenn ich dauerhaft in eine mir fremde Umgebung komme und dort bleiben möchte, und nicht die Umgebung sich an mich. Ich bin damit mein Leben lang gut gefahren...
Aber ich merke, dass das gerade OT ist, gehört ja eigentlich nicht hierher, sorry...
Liebe Grüße
DW
Lieber D.W.,
das, was Sie (er)leben, ist gelungene Integration und man kann gut sehen,dass dies immer ein Geben und Nehmen ist. Integration ist nicht ausschiesslich eine Bringschuld fremder Menschen, die sich anderswo ansiedeln (oft noch von weiter her als es deutsche Menschen innerhalb des eigenen Landes machen).
Mein Bruder lebt seit über 50 Jahren in Berlin - er ist geborener Münchner. Meine Schwägerin ebenso lange, sie ist Schwäbin. Nur der gemeinsame Sohn ist Berliner.
Aber sogar bei meinem Bruder, der hochdeutsch spricht, ist heute noch der Unterton zu erkennen,dass er in Bayern geboren und aufgewachsen ist. Das klingt dann manchmal so wie wenn Stoiber hochdeutsch spricht (was meinen Bruder sehr verärgert, wenn das jemand zu ihm sagt).
In den USA traf ich ausgewanderte Bayern. Da fand ich das besonders lustig und interessant, dass sogar deren Amerikanisch,das sie seit Jahrzehnten verinnerlicht hatten, irgendwie auf bayerischer Grammatik aufgebaut ist.
Olga
Lieber D.W.,
passiert es dir eigentlich auch nach mehr als 10 Jahren noch, dass dir "Eingeborene" die Welt um dich herum erklären (in der freundlichen Absicht, dich einzubeziehen!)? Mich amüsiert es immer sehr, wenn z.B. vom A.B. die Rede ist (Erklärung: das ist der Bruder vom C.B.) und der wohnt in der Sowieso-Straße (Erklärung: die 1. Nebenstraße von der Bahnhofstraße), und ich dann zu verstehen gebe, dass ich sowohl den A.B. als auch seinen Bruder kenne und auch weiß, wo die Sowieso-Straße ist und auch, dass der C.B. der frühere Besitzer des Ladens war, den dann die Frau D. übernommen hat und ich auch weiß, warum sie ihn aufgegeben hat ... dann ist das Erstaunen groß: Jetzt ist die weder hier geboren noch in die Schule gegangen, und kennt sich nach 13 Jahren hier trotzdem aus ...?