Forum Blog-Kommentare Validation, was ist das?

Blog-Kommentare Validation, was ist das?

bukamary
bukamary
Mitglied

Abgezockt und totgepflegt
geschrieben von bukamary
Das Buch ist mir bekannt und ich befürchte das Markus Breitscheidel nicht übertrieben hat. Erschrocken hat mich damals die Häufung, verwundern tut mich das aber heute auch nicht mehr.
Viele der Situationen, die Breitscheidel schildert kenne ich aus Schilderungen von Pflegekräften, die sich an mich gewandt haben, weil sie einfach jemanden brauchten, mit dem sie reden konnten und aus Schilderungen von Angehörigen. Außerdem habe ich die eine oder andere Situation selber erlebt oder kenne Schilderungen von Ärzten und Krankenwagenbesatzungen.
Schlimm finde ich nur, dass viele Kenntnis von den Situationen haben und die meisten schweigen. Ich hatte vor einigen Wochen deswegen eine Auseinandersetzung mit einem Arzt. Es gibt allerdings ein Argument dem es wenig entgegenzusetzen gibt. Es trifft immer das unterste Glied in der Kette, also eigentlich den Falschen. Die Personen, die in der Hierarchie weiter oben sind kommmen häufig ungeschoren davon, vielleicht mal mit einem blauen Auge. Aber die, die an der Basis schaffen sind dann meistens den Job los obwohl sie für die strukturellen Bedingungen und sonstigen Rahmenbedingungen nichts können. Die schaffen häufig bis zum Umfallen und werden schamlos ausgebeutet. Die Gleichgültigkeit ist oftmals nichts anderes wie ein Selbstschutz, weil sie auf den Job angewiesen sind und ihn sonst nicht aushalten würden.
Nach meinen Beobachtungen ist es auch zutreffend, dass dies verstärkt in privaten Einrichtungen vorkommt und erst recht in Einrichtungen der Pflegekonzerne.

Aber nun zu Deiner Bitte:
Ich bin in einer kleinen Einrichtung als Heimfürsprecherin ehrenamtlich aktiv zusammen mit der Tochter einer Bewohnerin. Wir wurden von der Heimaufsicht bestellt.
Ich fange mal mit dem an, wo wir kleine Erfolge verbuchen konnten. Die Qualität des Essens und die Dareichungsform hat sich deutlich verbessert. Bei dem was an Gerichten angeboten wird, werden die Bewohner allerdings nach wie vor nicht mit einbezogen. Außerdem konnten wir erreichen, dass zumindest eine der Terassen - einen Garten gibt es nicht- zumindest etwas freundlicher gestaltet wird auch wenn der Gesamteindruck nach wie vor eher als lieblos bezeichnet werden muss. Aber auch hier waren weder Bewohner/Angehörige noch Mitarbeiter oder wir Heimfürsprecher beteiligt. Bei der Pflegtätigkeit sind uns bisher zumindest keine gravierenden Pflegemängel bekannt geworden. Was allerdings zu wünschen übrig läßt ist die Betreuung der Bewohner. Es sind zwar nur einige wenige Bewohner, die sich noch äußern können, diese beklagen sich aber z.B. darüber, dass sie sich langweilen. Biografiearbeit findet kaum statt und wird auch nicht angewendet. Das liegt mir wie Du weißt schon sehr am Herzen. Hier habe ich noch nicht viel erreichen können. Erfreulicherweise fängt eine Mitarbeiterin an, sich damit zu befassen. Allerdings sind die Voraussetzungen das dann auch umzusetzen denkbar ungünstig (zu wenig zeit, zu große Gruppe).
Ich habe mehrfach versucht das Thema anzusprechen, es scheiterte schon daran, dass es angeblich an Zeit für gespräche fehlte, vereinbarte Termine wurden nicht einmal abgesagt und ähnliches mehr. Es wurde offensichtlich, dass eine Zusmmenarbeit mit uns garnicht gewünscht war, man hatte auch über einen längeren Zeitraum keinen Heimbeirat/Heimfürsprecher.
Es wurden und werden auch weiterhin Informationen, die für unsere Aufgabe notwendig sind, vorenthalten. Die Mitarbeit- er dürfen nicht mit uns sprechen. Wenn vor allem ich mit den wenigen Bewohnern spreche, die sich noch äußern können, spreche, wird dies immer mißtrauisch beobachtet.
Das alles ist schon sehr frustrierend. Es ist aber nun einmal so, dass wir auf die Kooperationsbereitschaft der Einrichtung angewiesen sind.
Manches mal hätte ich am liebsten die Brocken hingeworfen.
Wenn ich dann aber wieder ins Haus gekommen bin, dann hatte ich einfach das Gefühl, dass ich weitermachen muß. In der Einrichtung sind so viele, die keine Angehörigen mehr haben oder der Kontakt ist seit Jahrzehnten abgebrochen. Einige kenne ich noch aus der Zeit bevor sie ins Heim kamen (von meiner beruflichen Tätigkeit her). Eine der Bewohnerinnen kenne ich sogar seit 23 Jahren.
Ich fühle mich oft hilflos, das macht mich dann auch manchmal wütend. Wütend werde ich aber auch auf die Ignoranz die mir seitens der Leitung immer wieder begegnet.
vor allem wenn es manchmal um Kleinigkeiten geht, die man leicht ändern könnte und die noch nicht einmal etwas kosten würden (z.B. dass die Bewohner öfter an die frische Luft kommen. Seit dem ich Heimfürsprecherin bin (1 1/12Jahre) sind etwa die Hälfte der Bewohner nicht mehr an die frische Luft gekommen, obwohl dies durchaus möglich wäre.
Die Trostlosigkeit macht mir zu schaffen und dass immer mehr Mitarbeiter resignieren (Fluktuation von 50% in einem Jahr). Ich möchte nicht, dass mein leben so endet. Ich kann die Welt weißgott nicht ändern, ich kann nur in einem kleinen Rahmen versuchen etwas anders zu machen und vielleicht den einen oder anderen dafür gewinnen.
Erschreckend ist für mich auch die Gleichgültigkeit mancher Angehörige.Und es macht mich unendlich traurig, wie wenige überhaupt bereit sind sich mit dem Thema auseinandersetzen.
Es gibt durchaus noch andere Bereiche, die mich beschäftig- en. Aber dieses Thema läßt mich nicht mehr los. Mir fallen gerade die drei Affen ein - nichts sehen,nichts hören, nichts sagen. Das kann ich und will ich auch nicht mehr. Es gibt aber Situationen in denen ich mich verdammt einsam fühle. Manchmal habe ich auch das Gefühl VER - RÜCKT zu sein.
Traute
Traute
Mitglied

Liebe Ela,
geschrieben von Traute
Wem das Herz voll ist, dem gehen die Worte nicht aus.
Du hast mit dem Thema genau dort hin getroffen wo sich die Generation sammelt, die die Trümmerwelt wieder aufbaute. Dort müsste doch die folgende Generation und die darauf alles Tun, weil ihnen der Krieg und das danach nicht all den Kummer hinterlassen hat, sondern zugepackt und sich selbst nicht geschont.
Nun aber wird es lästig, die kleinen menschlichen Bedürfnisse für diese Gruppe zu erfüllen. Da ja alles sich steigert was sich im Leben anbahnt, kann ich nur sagen, wehe wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe!(W.Busch Max und Moritz)Das was jetzt schon das Wort Alt als Schimpfwort zählt wird in geballter Kraft auch sie treffen, die sich in ihrer Jugend geborgen fühlen. Es ist auch ein Lebensabschnitt der ihnen bevorsteht. Hoffen wir das es bis dahin nicht mehr ein Schimpfwort ist Oma zu rufen und Alter.
Wenn doch, dann wünsche ich denen, die sich durch schlechte Behandlung und menschenunwürdiges benehmen gegenüber den Alten, der dreifache Dank erteilt wird, für jede Untat drei zurück.
Mit freundlichen Grüßen,
Deine Freundin Traute und nochmal Glückwunsch, das Du das heiße Eisen schmiedest!
Ela48
Ela48
Mitglied

Hallo bukamary :-)
geschrieben von Ela48
>>Ich bin in einer kleinen Einrichtung als Heimfürsprecherin ehrenamtlich aktiv zusammen mit der Tochter einer Bewohnerin. Wir wurden von der Heimaufsicht bestellt.
Ich finde es ist wunderbar, das gerade Du ausgewählt worden bist.!!

>>Ich fange mal mit dem an, wo wir kleine Erfolge verbuchen konnten. Die Qualität des Essens und die Dareichungsform hat sich deutlich verbessert. Bei dem was an Gerichten angeboten wird, werden die Bewohner allerdings nach wie vor nicht mit einbezogen.

Das ist sehr schade. In dem Haus, wo ich gearbeitet habe, hatten die Bewohner oder deren Angehörige ein Mitbestimmungsrecht. Jeden Freitag wurde ein Essensplan ausgegeben und die Bewohner oder die Angehörigen konnten entscheiden.
Merke gerade, war doch nicht alles so schlecht, wenigstens in manchen Bereichen..

>>Außerdem konnten wir erreichen, dass zumindest eine der Terassen - einen Garten gibt es nicht- zumindest etwas freundlicher gestaltet wird auch wenn der Gesamteindruck nach wie vor eher als lieblos bezeichnet werden muss. Aber auch hier waren weder Bewohner/Angehörige noch Mitarbeiter oder wir Heimfürsprecher beteiligt.

Das finde ich sehr schade. Bei uns im Haus gibt es ein Mitspracherecht. Heimbeirat, Bewohner, Angehörige und zeitweise auch Pflegekräfte, wenn es um ihren Bereich ging.

>>Bei der Pflegtätigkeit sind uns bisher zumindest keine gravierenden Pflegemängel bekannt geworden.

Das würde mich persönlich interessieren. Bist Du auch bei der Grundpflege dabei und was heißt für Dich Pflegemängel. Welchen Überblick hast Du? Kontrollierst Du Flüssigkeitsbilanzierung, das Gewicht des Bewohners. Ich denke wohl kaum...Darum würde das mich interessieren. Welches Aufgabengebiet Dir zugeteilt worden ist. Musste der Heimbeirat zustimmen?

>>Was allerdings zu wünschen übrig läßt ist die Betreuung der Bewohner. Es sind zwar nur einige wenige Bewohner, die sich noch äußern können, diese beklagen sich aber z.B. darüber, dass sie sich langweilen. Biografiearbeit findet kaum statt und wird auch nicht angewendet. Das liegt mir wie Du weißt schon sehr am Herzen. Hier habe ich noch nicht viel erreichen können. Erfreulicherweise fängt eine Mitarbeiterin an, sich damit zu befassen. Allerdings sind die Voraussetzungen das dann auch umzusetzen denkbar ungünstig (zu wenig zeit, zu große Gruppe).

Das das finde ich auch schade. Sowie ich Dich einschätze, wirst Du sicherlich am s.g. „Ball“ bleiben.

>>Ich habe mehrfach versucht das Thema anzusprechen, es scheiterte schon daran, dass es angeblich an Zeit für gespräche fehlte, vereinbarte Termine wurden nicht einmal abgesagt und ähnliches mehr. Es wurde offensichtlich, dass eine Zusmmenarbeit mit uns garnicht gewünscht war,
Es wurden und werden auch weiterhin Informationen, die für unsere Aufgabe notwendig sind, vorenthalten.

Ich kann mir das sehr gut vorstellen, Du bist ihnen, dem Heim, ein „Dorn“ im Auge. Nun meine Frage: Welchen Handlungspielraum hast Du?. Es nützt doch nichts, wenn alles nicht so läuft, wie Du, Angehörige oder Bewohner es gern hätten, Dir werden immer wieder Steine in den Weg gelegt. Könntest Du über dieses Heim eine Beschwerde schreiben und auf Mängel hinweisen. Du bist schließlich Heimfürsprecherin, also könntest Du doch reagieren, oder?

>>Die Mitarbeit- er dürfen nicht mit uns sprechen. Wenn vor allem ich mit den wenigen Bewohnern spreche, die sich noch äußern können, spreche, wird dies immer mißtrauisch beobachtet.
Das alles ist schon sehr frustrierend. Es ist aber nun einmal so, dass wir auf die Kooperationsbereitschaft der Einrichtung angewiesen sind.
Manches mal hätte ich am liebsten die Brocken hingeworfen.

Ich kann Dich sehr gut verstehen..Gleichzeitig kannst Du auf Erfolge zurückblicken und darauf kannst Du Stolz sein. Es sind keine kleinen Erfolge sondern in meinen Augen große Erfolge, es bewegt sich etwas was und dafür gratuliere ich Dir herzlich.

>>Wenn ich dann aber wieder ins Haus gekommen bin, dann hatte ich einfach das Gefühl, dass ich weitermachen muß.

UNBEDINGT!!!

>>Ich fühle mich oft hilflos, das macht mich dann auch manchmal wütend. Wütend werde ich aber auch auf die Ignoranz die mir seitens der Leitung immer wieder begegnet.
vor allem wenn es manchmal um Kleinigkeiten geht, die man leicht ändern könnte und die noch nicht einmal etwas kosten würden (z.B. dass die Bewohner öfter an die frische Luft kommen. Seit dem ich Heimfürsprecherin bin (1 1/12Jahre) sind etwa die Hälfte der Bewohner nicht mehr an die
frische Luft.

Ich denke Helfen zu wollen und immer wieder gestoppt zu werden macht müde und traurig. Den Mitarbeitern kannst Du nichts vorwerfen, machst Du ja auch nicht, sie werden sicherlich ihre Anweisungen erhalten haben....

Gib nicht auf, ich tue es auch nicht.
Im Augenblick bin ich dabei einen Link zu suchen von einem angeblich sehr gutem Heim, mal sehen, ob ich ihn finde.
Es wäre Mut machend für Dich, den Lesenden, aber auch für mich.
Mit herzlichen Grüßen, Ela

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Ela48
Ela48
Mitglied

Liebe Traute,
geschrieben von Ela48
ich bin froh über Deine Worte.
Es stimmt, es liegt mir wirklich am Herzen, auf der Seele und ich möchte, das Wissen, was ich habe gern weiter geben.

>>das Du das heiße Eisen schmiedest!
Ich denke, wenn die innerliche Überzeug vorhanden ist, fällt es nicht schwer über den Dingen zu stehen.
Was kann man machen mit mir: Mich als Nestbeschmutzerin beschimpfen? Na und, bin ich es eben.

Menschen sind schon immer sehr wichtig für mich gewesen.
Da sich aus einer Theorie ergibt, dass kein Mensch von Natur aus böse ist, lässt sich, alles von Menschen ausgehende "Böse" entweder auf einen genetischen Defekt (Krankheit) oder auf äußerliche Einflüsse zurückführen, die zu dieser Handlung geführt haben..
Ich "schmeiß" die Politiker noch mit dazu..
Danke liebe Traute, hat gut getan, Deine Worte.
Deine Freundin, Ela
Ela48
Ela48
Mitglied

Volle Kanne, Misstände und ein gutes Heim..
geschrieben von Ela48
ich habe den Link gefunden, freue mich darüber.
Beim ersten Teil geht es um Missstände
Der zweite Teil handelt von einem guten Alten/Pflegeheim in Bremen.
Wenn alles den Tatsachen entsprechen sollte, meine Hochachtung gegenüber der Heimleitung und den Pflegekräften.
Es soll sogar bezahlbar sein.
Keiner alter Mensch würde dann ins Ausland gehen müssen.
Ich kann den Link leider nicht teilen.
Dauert ein wenig, bis das "gute Heim" zum Vorschein kommt.

Volle Kanne, Missstände und ein gutes Heim

Ich denke wir sollten nicht alle Heime vom negativen Aspekt sehen.. Es gibt auch andere. In so einem Heim hätte ich gern gearbeitet.

Ela
bukamary
bukamary
Mitglied

hallo Ela
geschrieben von bukamary
ich habe zufällig diese Sendung gesehen. Man sieht es geht auch heute schon anders.

Insbesondere die Pflegekonzerne wie Kursana, Casa Rhea und andere haben gar kein Interess daran. Die müssen schließlich ihre Investoren mit guten Renditen versorgen und dazu gehören auch ettliche Privatpersonen, die ihr Geld in solche Objekte investieren. Du hast ja dann sicherlich auch das Interview mit Annette Dowideit mitbekommen, ich hatte in einem Kommentar auf ihr Buch hingewiesen.

Selbstverständlich bin ich bei der Grundpflege nicht dabei. Wenn man öfter in eine Einrichtung kommt, beruflich bedingt, gelernt hat auf bestimmte Sachen zu achten und auch hinschaut, außerdem noch medizinische Kenntnisse hat, dann bekommt man schon einiges mit. Dazu kommt, dass ich ja einen Teil der Bewohner schon länger kenne. Darüberhinaus habe ich nach wie vor zu einigen Ärzten Kontakt, die auch in dieses Haus kommen. Ich erhalte natürlich keine Informationen zu einzelnen Patienten. Die kennen aber meine Haltung und dann wird auch schon einmal ganz allgemein über die Pflegequalität in den einzelnen Einrichtungen gesprochen oder ich werde dann auch schon einmal konkret darauf angesprochen, was man bei einem bestimmten Sachverhalt machen kann.

Übrigens Heimfürsprecher haben die gleichen Aufgaben wie der Heimbeirat. Der unterschied besteht darin, dass der Heimbeirat von den Bewohnern gewählt wird, die Heimfürsprecher möglichst in Absprache mit der Einrichtung von der Heimaufsicht bestellt werden, in der Regel dann, wenn auf Grund der Zusammensetzung der Bewohner eine Wahl nicht möglich ist und keine Angehörigen, Betreuer oder sonstige Personen gefunden werden, die bereit sind die ehrenamtliche Tätigkeit in einem Heimbeirat zu übernehmen.
Problem bei Heimfürsprechern ist sicherlich, dass offensichtlich die Leitungsebene der Einrichtung unterschwellig befürchtet, dass Heimfürsprecher dann vielleicht auch noch eine Kontrollfunktion für die Heimaufsicht übernimmt. Selbstverständlich erhält die Heimaufsicht entsprechende Berichte, genauso wie ein Heimbeirat es auch machen würde. Nicht mehr aber auch nicht weniger.

Wie ich seit gestern Nachmittag weiss, scheint etwas Bewegung reinzukommen. Mal schauen, wie sich das Ganze entwickelt. Zumindest habe ich wieder etwas mehr Hoffnung, dass sich das eine oder andere zum Besseren wendet. Es würde mich freuen.

bukamary

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omasigi
omasigi
Mitglied

Sage Danke an Dich
geschrieben von omasigi
Liebe Ela und auch an Dich liebe bukamary,
für diese umfangreiche Information habe alles mit großem Interesse gelesen.
Persönliche Erfahrungen habe ich so gut wie keine. In den letzten Jahren habe ich mich lesend mit der Demenz auseinandergesetzt.
Nach allen diesen Beschreibungen weis ich inzwischen, dass mein Opa dement war. Er war einfach ein Familienmitglied, das etwas wunderlich war. Er sah auch Dinge und Menschen, die wir nicht sahen. Es wurde hingenommen, dass er in seinem Alter von fast 90 Jahren in seiner eigenen Welt lebte.
Was mich aber jetzt stark erschüttert sind die Beschreibungen der Heime ob nun von Euch oder von der Presse.
In den von Euch genannten Ländern haben die Menschen noch Respekt bzw. Achtung vor dem Alter.
Ich merke es im Augenblick hier in DE, dass einige Jugendliche doch recht arrogant den alten Menschen gegenüber tretten. Wenn ich nun hier eure Aussagen lese ist es doch so, dass den Jugendlichen Vorbilder durch die Elterngeneration fehlen.
Ich habe durch das Lesen hier sehr viel Neues erfahren und gelernt.
grüssle
omasigi
Ela48
Ela48
Mitglied

Hallo bukamary
geschrieben von Ela48
>>Übrigens Heimfürsprecher haben die gleichen Aufgaben wie der Heimbeirat. Der unterschied besteht darin, dass der Heimbeirat von den Bewohnern gewählt wird, die Heimfürsprecher möglichst in Absprache mit der Einrichtung von der Heimaufsicht bestellt werden, in der Regel dann, wenn auf Grund der Zusammensetzung der Bewohner eine Wahl nicht möglich ist und keine Angehörigen, Betreuer oder sonstige Personen gefunden werden, die bereit sind die ehrenamtliche Tätigkeit in einem Heimbeirat zu übernehmen.

Danke, dass Du den Unterschied herausgestellt hast. Es wird sicher sehr viele interessieren. In dem Haus wo ich gearbeitet habe, hatten wir einen Heimbeirat, wo auch regelmäige Zusammenkünfte mit der Leitung stattfinden.
Ich weiß nicht, ob sie Angst haben eine Kontrollfunktion übernehmen zu wollen. Eher wohl das Aufdecken von Missständen und die Weitergabe darüber?

>>Wie ich seit gestern Nachmittag weiss, scheint etwas Bewegung reinzukommen. Mal schauen, wie sich das Ganze entwickelt. Zumindest habe ich wieder etwas mehr Hoffnung, dass sich das eine oder andere zum Besseren wendet. Es würde mich freuen.

Darüber habe ich mich gefreut. Ich drücke die Daumen und wenn es Dir möglich ist, könntest Du von dem Positiven uns allen berichten?

Ela
Ela48
Ela48
Mitglied

freu, omasigi hat geschrieben:-)
geschrieben von Ela48
für diese umfangreiche Information habe alles mit großem Interesse gelesen.

Vielen Dank omasigi, das nun auch Du Dich zu Wort gemeldet hast. Ich bin noch lange nicht fertig mit dem Thema. Wenn weiterhin so großes Interesse besteht, werde ich die verschiedensten Themen anbieten. Auch einiges mit geschichtlichen Hintergrund.

Für mich, aber auch für meine Familie sind soziales Engagement ein wichtiger Faktor in unserem Leben.
Unser Sohn war 14 Jahre, da brachte er irgendwann eine alte Dame in das Altenheim mit folgenden Worten „sie redet nicht, kümmre Dich “. Jeder von uns sollte auf irgendeine Art und Weise bereit sein zu helfen, es würde manches lebenswerter machen. Wir alle wissen nicht, wo es uns Schicksals-mäßig treffen kann..

>>Nach allen diesen Beschreibungen weis ich inzwischen, dass mein Opa dement war. Er war einfach ein Familienmitglied, das etwas wunderlich war. Er sah auch Dinge und Menschen, die wir nicht sahen. Es wurde hingenommen, dass er in seinem Alter von fast 90 Jahren in seiner eigenen Welt lebte.

So sollte es sein, ich nenne es lebenswertes Leben.

Das Ansehen des alten Menschen war in der Geschichte häufigen Wandlungen unterworfen.Verunglimpfung, Achtung, Missachtung und Huldigung des Alters wechselten je nach Epoche und Land. Es war auch für mich neu. Die Behauptung, der alte Mensch sei früher, eingebunden in eine Großfamilie - in der Alt und Jung in Harmonie zusammenlebten - versorgt gewesen, ist falsch und verklärt die tatsächliche Situation.
Bis ins frühe 20. Jahrhundert war Alter gleichbedeutend mit Invalidität und war biologisch bestimmt.

Ein bestimmtes kalendarisches Alter spielte in der Einschätzung als "alt" keine Rolle.
1. Alt war, wer sich alt fühlte,
2. wer seine Hausherrenstellung auf Jüngere übertrug,
3. wer mit entsprechender Kleidung seiner Umwelt sein Alter signalisierte (Borscheid 1992, 38).

Ihr könnt Euch erinnern. Ein bestimmtes Alter gebunden an eine bestimme Kleiderfarbe...

Entgegen der romantischen Auffassung, von in der Großfamilie versorgten alten Menschen, war der Umgang mit alten Menschen im Alltag sehr stark von Schichtzugehörigkeit, Geschlecht und Besitz abhängig.

Wenn Mehrgenerationshaushalte sich bildeten, geschah das hauptsächlich aus demographischen oder sachlichen Zwängen (Erbrecht; hohes Heiratsalter, große Geburtenabstände und relativ geringe Lebenserwartung). Alte Menschen trachteten nach "trennenden Wänden" oder nach einer gut überbrückbaren räumlichen Trennung von den Kindern. Eine Haushaltstrennung schloss Interaktionen und Austauschprozesse innerhalb der - wo vorhanden - mehrere Generationen übergreifenden Familie nicht aus (Rosenmayr 1996).

Ach omasigi: Du lebst in einem Land, wo sicher auch anders mit alten kranken Menschen umgegangen wird. Du siehst auch über den s.g. Tellerrand.
Auch wir, meine Familie, denken anders, weil wir über andere Länder einiges wissen. Ich habe übrigens in einem Krankenhaus in USA gearbeitet. Mein Mann ist US-Bürger. Unser Sohn hat viele Jahre in Südfrankreich gelebt. Tochter geboren in USA Unsere Schwiegertochter kommt aus Madagaskar.

>>Ich merke es im Augenblick hier in DE, dass einige Jugendliche doch recht arrogant den alten Menschen gegenüber tretten. Wenn ich nun hier eure Aussagen lese ist es doch so, dass den Jugendlichen Vorbilder durch die Elterngeneration fehlen.
Ich weiß es nicht....Könnte sein...

Als unsere Kinder noch Jugendliche waren, habe ich manchmal über ihre Freunde (wenn auch nur innerlich) die Hände über den Kopf zusammengeschlagen..Kein Benehmen, arrogant. „kein Bock“. Sprache hat sich verändert, einfach grell....
Im Laufe der Jahre mutierten sie zu tollen Menschen, mit eigenen Familien, Ansichten, die mir gefallen. Beständigkeit. Sie kommen uns immer noch besuchen, wenn sie in der Nähe sind.
Wir sollten ihnen alle eine Chance geben..

Danke noch einmal. Schau doch bitte ab und zu mal vorbei. Einige Themen werde ich noch ansprechen.
Herzliche Grüße, liebe omasigi an Deine warme, kuschelige Heimat
Ela
bukamary
bukamary
Mitglied

Hallo omasigi
geschrieben von bukamary
"Es wurde hingenommen, dass er in seinem Alter von fast 90 Jahren in seiner eigenen Welt lebte." Das bedeutet ja auch, zu akzeptieren, dass bestimmte Sachen einfach unvermeidbar sind.
Ich glaube davon sind wir heute weit entfernt. Und es wäre unendlich viel gewonnen, wenn wir dort wieder hinkämen.

Wenn ich mich umsehe, dann stelle ich fest, dass auch gerade die ältere Generation zunehmend der Vorstellung der ewigen Jugend hinterherlaufen (und dafür noch ein Haufen Geld ausgeben). Sicher, es ist wohl schon immer ein Traum gewesen und ja auch verständlich.Sind wir aber nicht auch ein Stückweit blind geworden, haben das rechte Augenmaß verloren.

Das Leben ist nun mal endlich.

Gewiss, wir können mit unserem Verhalten unsere Lebens-qualität beeinflussen, wir können auch sicherlich bestimmte Prozesse verzögern. Das was uns letztendlich dabei hilft, sind aber doch meistens Dinge die uns keineswegs ein Vermögen kosten, sogar umsonst sind. Es wird uns durch die Werbung viele vermeintlich hilfreiche Produkte angeboten, die die tollsten Ergebnisse und Wirkungen suggeriert, die aber eigentlich gar nichts nutzen und u.U. sogar schaden.
Nichts nutzen stimmt nicht ganz. Sie nutzen auf jeden Fall dem Hersteller/Anbieter, der seine Taschen mit dem verdienten Geld füllt. Stichwort Nahrungsergänzungsmittel!

bukamary

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