Forum Blog-Kommentare Validation, was ist das?

Blog-Kommentare Validation, was ist das?

Traute
Traute
Mitglied

An Ela,
geschrieben von Traute
Du hast ein wichtiges Thema auf
die Tagesordnung gesetzt.
Ja, im Alter werden wir wieder zu
Kindern, wen es trifft kann man
nicht voraussagen.
Es ist eine ganz andere Situation,
als die körperlichen Gebrechen des
Alters.
Mein Vater hat es im hohen Alter
auch bekommen.
Er wurde anhänglich wie ein
Dreijähriger und rief meine
Stiefmutter immer wenn sie sich
nur aus dem Haus bewegte:Mütterlein
wo bist du"? "Lass mich aus dem Fenster
sehen dann kommt sie schneller nach Hause."
Das was er zu Mittag gegessen hatte wusste
er nicht mehr, aber wenn ich ihn nach
alten Sachen aus seiner Jugendzeit
fragte konnte er alles präzise
beschreiben.So war es unsinnig ihm
zu widersprechen wenn er etwas
durcheinander brachte. Es war
besser ihn ab zu lenken. So fragte
ich dann:"Vati hatte Königsberg
eine Universität"? Dann konnte
er ohne Punkt und Komma eine
ganzen Saal unterhalten.
Mit diesem Beispiel will ich
das in der Praxis aufzeigen,
was Du theoretisch aufgeführt hast.
Auch werden die Menschen oft unruhig
und wollen sich bewegen, weil etwas in
ihnen sie dazu antreibt. Da ist es schlimm
wenn man sie "fixiert".
Aber es wäre auch gut, wenn man einen Helfer
anstellen könnte, der diese ohne Fachkenntnisse
aus zu führenden Begleitungen und Unterhaltungen
mit den Dementen machen könnte. Die Pfleger sind,
so wie es zur Zeit ist, wirklich körperlich ausgelastet.(Mein einer Sohn ist in der
Seniorenpflege)
Mit herzlichen Grüßen,
Traute
Ela48
Ela48
Mitglied

Liebe Traute,
geschrieben von Ela48
ich danke Dir für diesen exzellenten Bericht.

Ich weiß nicht, ob du weißt, das ich auch Fachfrau in Gerontopsychiatrie bin und es im Grunde genommen mein Lebensthema ist und war. Ich habe sehr viel Wissen angehäuft. Nur, es konnte teilweise nie zum Einsatz kommen, weil keine Zeit war..
Das tut weh! Menschen, die ihr Leben gelebt haben, viel erlitten im Krieg und nun mit dieser schrecklichen Krankheit konfrontiert werden. Sicher, es ist für die Angehörigen teilweise sehr, sehr belastend und auch heutzutage, wird die Krankheit oft noch im Verborgenen gehalten.

Das Gefühl bleibt bis zum Schluss erhalten. Darum ist es sinnvoll, wenn man sich mit dem Kranken beschäftigt, seine Hobbys und Interessen zu kennen und darauf einzugehen.

Die Fragen nach Mutter und Vater bedeuten auch die Frage "nach Hause" auch immer, dass noch etwas zu erledigen ist.

Danke Dir für Dein Interesse, liebe Traute,
Ela
indeed
indeed
Mitglied

Liebe Ela!
geschrieben von indeed
Habe leider auch sehr traurige Erfahrungen in Bezug auf dieses Thema machen müssen. Damals wurde es noch ungern angesprochen und der medizinische Dienst bot nur Pflegehilfe an. Darin brauchte ich keine Hilfe, wohl aber mit dem Umgang, wie gehe ich am Besten mit einem demenzkranken Menschen um? Ich hatte mich sehr bemüht, Hilfe aber bekam ich nicht.
Zuerst versuchte man immer zu erklären, was natürlich keinen Sinn machte. Dann bin ich einfach auf ihre Gedanken eingegangen und habe versucht, sie abzulenken. Das klappte ganz gut.
Für mich war es sehr schmerzhaft ansehen zu müssen, wie die Persönlichkeit meiner Mutter sich immer mehr zurück entwickelte, denn sie war wer für uns!
Noch schlimmer empfand ich es, wenn sie kleine und klare Momente hatte und sie sich über ihre Lage bewusst wurde. Dann weinte sie natürlich bitterlich.
Gott sei Dank, ist man heute dieser Erkrankung aufgeschlossener und es werden Kurse angeboten, die den richtigen Umgang mit Demenzkranken vermitteln.
Mit lieben Gruß von
Ingrid

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Mitglied_ce7893b
Mitglied_ce7893b
Mitglied

Validation
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Zunächst allerbesten Dank für das Thema. Du hast den Begriff sehr verständlich und umfassend erklärt.
Diese Validation begleitet mich tagtäglich, quasi wie mein eigenes Hemd.
Die Sache ist sehr, sehr einfach und besteht aus zwei wichtigen Teilen.

Zunächst der Umgang.
*
Ein Beispiel: Zwei Personen befinden sich in einer Wohnung, wovon eine Person dement ist. Nehmen wir an, Demenz zweiten Grades.
Die demente Person behauptet nun: „Außer dir war jetzt niemand in meiner Wohnung und jetzt ist meine Geldbörse verschwunden“.
*
Was würde nun gescheh‘n, wenn dies im täglichen Leben passiert? Nun, es ist nicht schwer, den Fortgang zu erahnen.
Crash pur!
*
Den dementen Menschen aber nunmehr unter dem Arm zu nehmen und ihm kundtun: „Komm wir suchen gemeinsam, - die Börse wird sich sicher finden“, entschärft die Situation im selben Augenblick. Beide Personen befinden sich sofort weitab von jeder Aufgeregtheit. Möglich ist dabei sogar, dass der Demente nach zwei Schritten garnicht mehr weiß was er gesucht hat. Wie auch immer es entsteht eine völlig entspannte Situation.
*
Der zweite Teil dieser Methode.
Wer diese immer wieder anwendet oder anwenden muss, braucht ein Ventil. Er muss mit jemandem darüber reden können um seine eigene Spannung abbauen zu können. Gelingt ihm das, wird ihm diese Anwendung von Mal zu Mal leichter fallen.


robin1
Ela48
Ela48
Mitglied

Liebe Ingrid
geschrieben von Ela48
Danke für Dein Feedback. Es ist gut zu erfahren, dass die Zeit sich doch anscheinend verändert hat und die Aufklärung, wenn gewollt, doch intensiver geworden ist.
Doch fällt qualifizierten Pflegekräften es heutzutage noch schwer, den richtigen Umgangston zu finden.
Es ist halt kein emotionale Welt heutzutage.
Man sollte sich als Pflegekraft und Mensch die eigene empathische Handlungsweise ansehen. Ist man dazu überhaupt noch in der Lage? Wo muss man ansetzen um die eigene Empathie zu erkennen und anzuwenden?
Wenn das der Fall ist und "Mensch" bereit ist zu lernen, sehe ich keinen Hindernisgrund auf eine gute Grundlage mit Demenz-kranken Menschen zu arbeiten. Obwohl es sehr einfach ist.....
Danke mal wieder, du Liebe.
Ela
Ela48
Ela48
Mitglied

Grüß Dich Robin1
geschrieben von Ela48
Du bist interessiert und involviert und trägst die Bereitschaft in Dir, das Beste aus der jeweiligen Situation zu machen.
Ich weiß nicht, ob Du Laie bist. Aber das ist egal. Du hast das erfasst - vielleicht auch intuitiv - was ausschlagend ist.
Du findest die s.g. "Türöffner" um einen oder mehr Schritte in eine Welt zu gehen, die im Grunde genommen für uns fremd ist.
In dieser Welt herrscht Angst, Trauer und Unverständnis. Erkrankte Menschen sind auf der Suche nach sich selbst um unerledigte Dinge zu erledigen.
Sie brauchen wirklich einen Menschen, der ihnen zuhört und sich auf einer Augenhöhe mit ihnen begibt. Es gibt kein "RICHTIG" oder "VERKEHRT". Für die Menschen hat alles einen Sinn nur, wir verstehen sie nicht immer....
Danke für Deinen Beitrag.
Du hat sicherlich geeignete Literatur?
Ela

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Mitglied_ce7893b
Mitglied_ce7893b
Mitglied

Literatur
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ich hab an Literatur gerade mal soviel als wir bei einem Kurs an Unterlagen erhalten haben. Die Vortragende war in der Lage für diese Methode Begeisterung auszulösen. Und da ich täglich (nicht beruflich aber in einer Funktion) mit diesen Menschen zu tun habe, habe ich Einblick in diese Materie. Leider habe ich viel zu wenige Nachahmer in meiner Umgebung. Aber vielleicht hat man es in meinem Alter doch etwas leichter.

Ich wünsche Dir viel Glück
bei all dem was Du Dir vornimmst
und bleibe gesund

Robin1
Ela48
Ela48
Mitglied

Lieber robin,
geschrieben von Ela48
Danke für Dein Feedback.
Was sich eigentlich damit sagen wollte: Im Falle Du Links von mir über Literatur haben möchtest, ich bin gern dazu bereit, sie hier im Blog zu veröffentlichen.
Nachahmer wird man erst bekommen, so denke ich, wenn Menschen im persönlichen Umfeld mit der Krankheit konfrontiert werden oder das Thema für denjenigen interessant erscheint...
Ela
Ela48
Ela48
Mitglied

Naomi Feil
geschrieben von Ela48
Ich bin ein großer Anhänger von Naomi Feil.
Leider ist dieser Film nur in Englisch
Ich habe wieder Tränen in den Augen bekommen.

Gladys Wilson and Naomi Feil

Ich werde noch mehr Links einsetzen. Ein sehr beeindruckender Film..
Ela48
Ela48
Mitglied

Naomi Feil
geschrieben von Ela48
Naomi Feil

Lebenslauf von Naomi Feil (Pflegewiki)

1936 floh sie zusammen mit ihren jüdischen Eltern vor den Nazis nach Amerika.
wuchs in Cleveland, Ohio auf. Ihre Eltern waren dort in der theoretischen und praktischen Arbeit mit verwirrten alten Menschen tätig
1956 erhielt sie den Master Degree an der Columbia University, New York School of Social Work
danach: Leitung der Abteilung für Gruppenarbeit im Bird S. Coler-Spital auf Welfare Island und im Hodson Community Center
1963-1980 Entwicklung der Validationsmethode während ihrer Arbeit als Gruppenarbeiterin im Montefiore-Heim und als Assistenz_Professorin an der Schule für angewandte Sozialwissenschaften.
Ela

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