Forum Blog-Kommentare Der schwerste Satz meines Lebens …

Blog-Kommentare Der schwerste Satz meines Lebens …

Wow
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ich bewundere deinen Mut, deine Stärke und deinen Willen. Starker Text und wohl auch starker Tobak für manche hier …
Salzbaron
Diese Themen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
werden gerne verdrängt, ich weiß. In der Realität schaut es anders aus. Statistisch wohnt in jedem Familienverband ein Alkoholiker.
Es wäre leichter für die, die es noch nicht geschafft haben, wenn die Gesellschaft zu ihren Problemen stehen würde. Durch Tabuisierung wird das Problem nicht kleiner.
FranzFink
Roxanna
Roxanna
Mitglied

Lieber FranzFink,
geschrieben von Roxanna
dieses Thema wird deswegen so "gerne" verdrängt, weil es immer noch ein Stigma ist, suchtkrank zu sein. Immer noch wird nicht wirklich anerkannt, dass es eine Erkankung ist. Dem suchtkranken Menschen wird es nach wie vor als Schwäche ausgelegt, er wird nicht für voll genommen und wenn er nur wolle könne er doch aufhören, sein Suchtmittel, welches es immer ist, zu konsumieren. So spukt es jedenfalls in den meisten Köpfen herum. Ob es nun in jeder Familie einen suchtkranken Menschen gibt, weiß ich nicht, aber es kommt sicher häufiger vor als gedacht. Auch aus Scham wird versucht, das nicht nach außen dringen zu lassen. Es ist nach wie vor ein schwieriges Thema, obwohl sich schon auch etwas verändert hat.

Roxanna

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werderanerin
werderanerin
Mitglied

Ganz schwieriges Thema...
geschrieben von werderanerin
denn wann ist man denn "alkoholkrank"...wer bestimmt die Mengen...das kann man wohl nur selbst, aber ersteinmal danke für dein Ehrlichkeit, auch wenn es ja wohl schon lange her ist, was mir fehlt ist, wie es dir mit dem Entzug ergangen ist...sicherlich ätzend schwer.
Wenn du es geschafft hast, Hut ab !!!

Ich denke, dass man sich gerade das Thema "Alkohol" schön redet, denn Alkohol wird ständig gereicht, ist gesellschaftsfähig...und man denkt dann, ach 1 oder 2 Gläser sind doch o.k. und in Gesellschaft werden es ganz schnell mal sehr viel mehr...und dann, die Einsicht kann jeder nur für sich ganz allein fällen und nur wenn man das im Kopf verstanden hat, kann man dagegen angehen, eher nicht!

Auch andere Personen können sagen, was sie wollen, den Schritt dahin, zu sagen "ich bin Alkoholiker" kann nur derjenige selbst.
Nach den Worten kommt dann aber das wirklich Schwere, Entzug und vor allem das Wissen, nie wieder Alkohol, auch in keinem Essen u.a.m., ein Wahsinn.

Schafft man das wirklich...die Rückfallquote ist sehr hoch, kein Wunder !

Alles Gute für dich und alkoholfreie Grüße
von Kristine
Es ist lange her ….
geschrieben von ehemaliges Mitglied
….und hört nie auf. Alkoholismus ist nicht heilbar, aber man kann ihn zum Stoppen bringen. So gesehen kann ich hundert Jahr alt werden, ich muss nur das Glas stehen lassen. So einfach ist da - und so schwer!
Das Problem ist nicht das Aufhören - das Problem ist das nicht wieder anfangen. Der Suchtdruck ist gewaltig.

Zu deinem Posting: Zitat: ".. denn wann ist man denn "alkoholkrank.. "
Dafür, liebe Kristine, gibt viele wissenschaftliche Parameter, mit denen ich dich nicht langweilen will. Pauschal kann ich sagen: Immer dann, wenn der Alkohol, oder besser gesagt, das Trinkverhalten Formen annimmt, die über das Normale hinausgehen. Sprich: wenn das Trinken nicht mehr gesellschaftsfähig ist, man(frau) sich das partout nicht eingestehen will und seinen Alkoholspiegel eben in Abgeschiedenheit, also heimlich, in den, für den Protagonisten wichtigen, Level bringt. Alkoholiker sind die besten Schauspieler überhaupt.

Das Fatale an der Krankheit ist, dass du als Betroffener, das als Krankheit bezeichnen sollst, dass dir das Liebste, dein Lebenselixier ist.

Weil ich sozusagen aus den Trümmern meines ersten Lebens auferstanden bin, werde ich bei Vorträgen immer wieder gefragt: "Wie haben sie das geschafft. Oder: Wie fängt das an, kann man dagegen was tun? Immer die gleichen Fragen, dachte ich. Man kann das unmöglich in dieser Kürze beantworten.

Also habe ich mir vorgenommen, ein Buch zu schreiben. Es soll nicht die tausendste Alkoholikerfibel sein, nein, ich will ein Leben, nämlich das Leben des Franz Fink beschreiben. Mein Protagonist geht den langsam, fast schleichenden Weg in die Abhängigkeit, ohne es zu verstehen, was da passiert. Vielleicht eine gute Möglichkeit, Fragen zu beantworten, die so noch gar nicht gestellt wurden.

Ein paar Auszüge aus diesem Epos habe ich hier in ST eingestellt. Schau einfach mal rein.

Liebe Grüße
Ferdinand
Oh ja, Alkoholsucht ist eine schleichende Geschichte!
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Mein Mann hatte als Jugendlicher begriffen, dass er mit einem gewissen "Pegel" die Nächte besser durch"dämmerte", nicht mehr daran denken musste, wie krank seine chaotische Mutter war. Also gab es dann jeden Abend sein "Feierabendbier"! Es gab noch die Stammkneipen, dort saßen die "Freunde" und waren mit ihm fröhlich.

Das tägliche Bier hat er nie mehr gelassen. Zuletzt waren es pro Nacht "normalerweise" anderthalb Liter Bier, meist mehr und oft genug 4 - 5 Liter! Um an diesen Pegel zu gelangen, wurde mit den Nachbarn auch noch eine Klönecke gegründet, sozusagen seine eigene Stammkneipe, DER Treffpunkt! Und leider tranken auch einige der Nachbarinnen regelmäßig mit.

Irgendwann schmeckten auch noch ein oder mehrere Doppelwacholder dazu, weil der Körper aufmuckte. Seine Organe waren längst erkrankt, mussten operiert werden - aber von seinem Bier ließ er nicht ... Alkoholkrank??? Er doch nicht ...
nnamttor44

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Roxanna
Roxanna
Mitglied

Zu meinem Kommentar
geschrieben von Roxanna
oben möchte ich noch folgendes hinzufügen:
Die andere Seite ist, dass der Erkrankte verdrängt und nicht wahrhaben will, dass er abhängig ist. Es ist für viele ein sehr weiter Weg, sich dieses Eingeständnis machen zu können und sich helfen zu lassen. Manche schaffen es nicht und es endet für sie , nachdem sie manchmal auch auf der Straße gelandet sind, mit dem Tod. Aber dieses Bild von dem alkoholkranken Penner auf der Straße muss auch revidiert werden. Es wird in allen Schichten getrunken und vieles von den Familien "aufgefangen". Neben der Abhängigkeit des Erkrankten entsteht in der Familie eine Co-Abhängigkeit. Und eigentlich muss Hilfe auch immer familiensystemisch erfolgen, sonst kann sie kaum Erfolg haben. Es ist eine Erkrankung, die mit viel Ohnmacht und Verzweiflung verbunden ist bei dem Erkrankten selbst und der betroffenen Familie natürlich auch. Sie zerstört ganze Familien und der Erkrankte zerstört sich selbst.
Du FranzFink, hast diesen Teufelskreis durchbrochen, dafür meinen Respekt.

Roxanna
werderanerin
werderanerin
Mitglied

Lieber Franz...
geschrieben von werderanerin
danke für deine sehr offenen Worte, die ich zu schätzen weiß. Das Suchtproblem allegemein ist wohl sehr verbreitet und wenn ich nur sehe, weiviele Menschen, vor allem Jüngere von sogenannten Partydrogen abhängig werden, kann einem das Angst machen.
Egal welche Sucht es ist, es kann einen vernichten. Den "Absprung" zu schaffen, ist wohl das Schwerste überhaupt, denn dazu muss man sich selbst diese Sucht eingestehen.

Das du diesen Kreis durchbrechen konntest zeigt, dass du ein willensstarker Mensch bist und die Kraft hattest, die meisten haben sie wohl nicht und wollen es auch garnicht.

Ich denke sogar, dass die heutige, unglaublich stressige Zeit sehr viele Menschen regelrecht in eine Sucht treibt...weißt du, wieviele Menschen es gibt, die vor der Arbeit Aufputschmittelchen nehmen und am Abend Schlafmittel, um den Arbeitsalltag überhaupt zu bewältigen..., nur riecht man das nicht, wie Alkohol und doch ist es eine "verdammte Sucht".

Alles nicht gut und ganz schwer, aus diesem Kreislauf hinaus zu kommen - leider !

Kristine
Die große Angst
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Menschen haben die Suche nach Glück seit jeher mit der Suche nach dem Vergessen verwechselt, behauptet Daniel Schreiber. Sich zu betrinken oder bewusstseinsverändernde Substanzen einzunehmen ist weder ungewöhnlich noch natürlich oder subversiv. Es ist die gesellschaftliche Norm. Eine Norm, die sich durch die Geschichte zieht.
In Gesellschaften, in denen Alkohol aus bestimmten Gründen nicht populär war, wurden stattdessen andere Drogen geschluckt, inhaliert oder injiziert. Das erinnert doch stark an die Chefetagen unserer Zeit, in denen, zumindest untertags, keine Alkoholfahne erlaubt ist.

Schon die alten Ägypter brauten Bier und hatten sogar ein Kochbuch auf Papyrus mit Rezepten für die Verwendung von Opium. Und es gab schon immer einen beträchtlichen Anteil von menschen, die mit den jeweiligen Drogen nicht umgehen konnten, die irgendwann die Kontrolle über ihre Gewohnheiten verloren und dafür mit ihrer psychischen und körperlichen Gesundheit, manchmal auch mit ihrem Leben bezahlten.

Monarchen wie Georg IV. waren darunter, Päpste wie Leo XIII., Politiker wie Benjamin Franklin, Otto von Bismarck oder Winston churchill, Wissenschafter wie Thomas Edison, Künstler wie Vincent van Gogh. Alkohol und Drogen waren schon immerhin Ausweg für Menschen, die traurig, gelangweilt oder wütend waren.

Eine Möglichkeit, widrige Lebensrealitäten besser zu ertragen oder einfach nur gegen eine unsichere Zukunft zu wappnen. Die Flucht ins vergessen ist ein ausgesprochen menschlicher Impuls.

Zitat:
Abhängigkeit ist eine Krankheit, die einem sagt, dass man sie nicht hat. Einem selbst und allen anderen.[i][/i]

FranzFink
haumi
haumi
Mitglied

Alle Achtung
geschrieben von haumi
Hallo Franz,
Das mag dein schwerster Satz in deinem Leben gewesen sein, aber sicher auch der wichtigster.
Damit hast du , so hoffe ich, die Wende eingeleitet.
Deine verbitterten Worte sprichst du noch als Abhängiger.
Vielleicht lesen wir in ein paar Jahren andere Worte von dir.
Ich persönlich habe drei Alkoholiker gekannt.
Einer ist an dieser Sucht gestorben, die beiden anderen haben es geschafft.
Von einem nennen wir ihn Paul, möchte ich kurz erzählen.
Paul war ein unheimlich lieber netter Mensch mit dem ich gerne beisammen war.
Eins Tages war Paul wie von Erdboden verschwunden und dann hieß es: Er ist auf Entzug.
Ich habe Paul nach einigen Jahren wieder getroffen und er war immer noch ein lieber, netter Mensch aber trocken, wie man sagt.
Er erzählte mir das er zweimal aus dem Entzug geflüchtet war.
Aber er hatte im Entzug eine alkoholsüchtige Frau kennengelernt und auch sie ist mit ihm "getürmt"
Beide haben sich aber zusammengerauft und sind gemeinsam zum Entzug zurück.
Sie haben es beide geschafft und das ist schon über 25 Jahre her.Heute spricht er immer noch offen darüber und agt auch zu mir: "haumi ich bin Alkoholiker und werde es immer bleiben, aber ich bin trocken!" Seine Rita ebenso.
Die beiden haben geheiratet und führe eine glückliche Ehe.
Er hat seit langen wieder Arbeit und frönt seinen Hobbys.
Dir wünsche ich ebenfalls das du deinen eingeschlagenen weg zu Ende gehst und mit deinem schwersten Satz hast du den ersten großen Schritt in die richtige Richtung getan.
Good luck
wünscht dir der haumi

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