Biowissenschaften Häufige Fragen zur Genetik
Lieber Gerdd,
nun, bei der Artbildung gibt es alle Übergänge, denke nur einmal an Pferd und Esel. Offensichtlich war die Fruchtbarkeit der Mischlinge aus Homo sapiens und Homo neandertaliensis auch reduziert.
Ich habe übrigens 2,6% Neandertaler-Gene in mir.
Karl
nun, bei der Artbildung gibt es alle Übergänge, denke nur einmal an Pferd und Esel. Offensichtlich war die Fruchtbarkeit der Mischlinge aus Homo sapiens und Homo neandertaliensis auch reduziert.
Anfang 2014 wurden weitere, verfeinerte Analysen des Genflusses von Neandertalern zu Homo sapiens publiziert. Laut einer Veröffentlichung von Autoren der Harvard Medical School beträgt der Anteil des Neandertaler-Genoms in den Autosomen der heute lebenden Europäer 1,15 % und in denen der Ostasiaten 1,38 %, in den X-Chromosomen beider Bevölkerungsgruppen hingegen nur rund 0,20 bis 0,30 %, also nur rund ein Fünftel des Anteils in den Autosomen. Daraus wurde geschlossen, dass – vergleichbar mit anderen Säugetieren – die Fruchtbarkeit der männlichen Mischlinge reduziert war. Quelle.
Ich habe übrigens 2,6% Neandertaler-Gene in mir.
Karl
Heute entdeckt:
Neue Rezension des Heftes 'Erblichkeit der Intelligenz'
Immerhin wird die Wichtigkeit der Unterscheidung von "erblich" und "angeboren" (Unterschied zwischen heritability und heredity) anerkannt.
Karl
Neue Rezension des Heftes 'Erblichkeit der Intelligenz'
Immerhin wird die Wichtigkeit der Unterscheidung von "erblich" und "angeboren" (Unterschied zwischen heritability und heredity) anerkannt.
Karl
Re: Häufige Fragen zur Genetik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ohne jetzt den ganzen Faden gelesen zu haben:
Verstehe ich richtig:
Ererbt ist zB eine Behinderung oder eine Krankheit, die per Gentest nachgewiesen wird und angeboren zum Beispiel ein Schaden, der in der Zeit vor der Geburt entstanden ist?
Ich denke da an die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, von der so viele - selbst Ärzte - noch überzeugt sind, dass sie ererbt ist und in meiner Arbeit als Hebamme in sehr armen Ländern wie Haiti ist es sehr schwer, den Menschen begriflich zu machen, dass auch exogene Einflüsse wie Alkohol oder Chemikalien und falsche Ernährung in einem bestimmten Entwicklungsalter des ungeborenen Kindes Ursache sein können. Kommt in Haiti sehr häufug vor und wir sind froh, unter anderem jedes Jahr einen jungen Kiefern- und Gesichtschirurgen aus Deutschland dort zu haben, der fast nur solche OPs durchführt. Allein die Organisation Operation Smile mit der wir zusammen arbeiten, hat dort in den letzten 9 Jahren über 500 Kinder und Erwachsene operiert und ihnen ein Lächeln sowie die Möglichkeit, problemlos zu essen und zu trinken, geschenkt
Verstehe ich richtig:
Ererbt ist zB eine Behinderung oder eine Krankheit, die per Gentest nachgewiesen wird und angeboren zum Beispiel ein Schaden, der in der Zeit vor der Geburt entstanden ist?
Ich denke da an die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, von der so viele - selbst Ärzte - noch überzeugt sind, dass sie ererbt ist und in meiner Arbeit als Hebamme in sehr armen Ländern wie Haiti ist es sehr schwer, den Menschen begriflich zu machen, dass auch exogene Einflüsse wie Alkohol oder Chemikalien und falsche Ernährung in einem bestimmten Entwicklungsalter des ungeborenen Kindes Ursache sein können. Kommt in Haiti sehr häufug vor und wir sind froh, unter anderem jedes Jahr einen jungen Kiefern- und Gesichtschirurgen aus Deutschland dort zu haben, der fast nur solche OPs durchführt. Allein die Organisation Operation Smile mit der wir zusammen arbeiten, hat dort in den letzten 9 Jahren über 500 Kinder und Erwachsene operiert und ihnen ein Lächeln sowie die Möglichkeit, problemlos zu essen und zu trinken, geschenkt
Ja, als Genetiker ist es für mich klar, dass Vieles angeboren ist in dem Sinne, dass Genmutationen z.B. für Missbildungen verantwortlich sein können, andererseits aber auch, dass Vieles, was bei der Geburt bereits sichtbar wird, umweltbedingt sein kann. Denke nur an die "Contergan-Affäre".
Das Anliegen von Herrn Niggeschmidt und mir in dem kleinen "Springer Essentials" Heft war jedoch noch ein anderer Punkt. In der deutschen Umgangssprache wird "erbliches Merkmal" synonym zu "angeborenes Merkmal" verwendet, wobei "angeboren" meist als genetisch fixiert gesehen wird.
Wissenschaftlich bezieht sich die Definitionen von "Erblichkeit" (Heritabilität/Heritability) jedoch überhaupt nicht auf ein Individuum, sondern Heritabilität ist der genetisch verursachte Anteil an der Streuung eines Merkmals in einer untersuchten Menge von Individuen, z. B. den Bewohnern eines Landes.
Wir zeigen an einfachen Beispielen, dass dieser messbare genetische Anteil an der Variabilität eines Merkmals innerhalb einer Gruppe nicht für die Merkmals-Unterschiede zwischen Gruppen gilt.
Die "Erblichkeit" eines Merkmals ist keine Naturkonstante, sondern variiert stark in Abhängigkeit von Umweltbedingungen.
Die richtige Interpretation von der in populären Veröffentlichungen (Bildzeitung etc.) oft gelesenen Aussagen, die "Erblichkeit" von z. B. der Intelligenz sei 70-80% bedeutet deshalb entgegen dem normalen Sprachverständnis nur, dass an der Chancengleichheit in der untersuchten Gesellschaft gravierende Abstriche zu machen sind, denn bei echter Chancengleichheit gäbe es nur genetische und durch Zufall bedingte Unterschiede, die "Erblichkeit" wäre also nahe 100%.
Zudem: Gegebene Gruppenunterschiede könnten trotz 100%iger "Erblichkeit" innerhalb der Gruppen theoretisch zu 100% auf Umweltfaktoren beruhen (den Anteil zufälliger Streuung außer Acht lassend).
Als Beispiel kann die Wuchshöhe von ausgesätem Weizen auf zwei Feldern dienen. Das eine Feld wird gedüngt, das andere nicht.
Im obigen Faden bin ich auf all das bereits ausführlicher eingegangen.
Herzliche Grüße, karl
Das Anliegen von Herrn Niggeschmidt und mir in dem kleinen "Springer Essentials" Heft war jedoch noch ein anderer Punkt. In der deutschen Umgangssprache wird "erbliches Merkmal" synonym zu "angeborenes Merkmal" verwendet, wobei "angeboren" meist als genetisch fixiert gesehen wird.
Wissenschaftlich bezieht sich die Definitionen von "Erblichkeit" (Heritabilität/Heritability) jedoch überhaupt nicht auf ein Individuum, sondern Heritabilität ist der genetisch verursachte Anteil an der Streuung eines Merkmals in einer untersuchten Menge von Individuen, z. B. den Bewohnern eines Landes.
Wir zeigen an einfachen Beispielen, dass dieser messbare genetische Anteil an der Variabilität eines Merkmals innerhalb einer Gruppe nicht für die Merkmals-Unterschiede zwischen Gruppen gilt.
Die "Erblichkeit" eines Merkmals ist keine Naturkonstante, sondern variiert stark in Abhängigkeit von Umweltbedingungen.
Die richtige Interpretation von der in populären Veröffentlichungen (Bildzeitung etc.) oft gelesenen Aussagen, die "Erblichkeit" von z. B. der Intelligenz sei 70-80% bedeutet deshalb entgegen dem normalen Sprachverständnis nur, dass an der Chancengleichheit in der untersuchten Gesellschaft gravierende Abstriche zu machen sind, denn bei echter Chancengleichheit gäbe es nur genetische und durch Zufall bedingte Unterschiede, die "Erblichkeit" wäre also nahe 100%.
Zudem: Gegebene Gruppenunterschiede könnten trotz 100%iger "Erblichkeit" innerhalb der Gruppen theoretisch zu 100% auf Umweltfaktoren beruhen (den Anteil zufälliger Streuung außer Acht lassend).
Als Beispiel kann die Wuchshöhe von ausgesätem Weizen auf zwei Feldern dienen. Das eine Feld wird gedüngt, das andere nicht.
Im obigen Faden bin ich auf all das bereits ausführlicher eingegangen.
Herzliche Grüße, karl
Sarrazin - Wissenschaft?
Postcast des WDR
Der Redakteur, Ingo Zander, hatte auch mich in Freiburg interviewt und Ausschnitte des Interviews sind im Podcast enthalten.
Ich empfehle euch, diesen Podcast anzuhören. Herrn Zander ist es gelungen herauszuarbeiten, warum Sarrazins Thesen wissenschaftlich nicht haltbar sind.
Karl
Postcast des WDR
Der Redakteur, Ingo Zander, hatte auch mich in Freiburg interviewt und Ausschnitte des Interviews sind im Podcast enthalten.
Ich empfehle euch, diesen Podcast anzuhören. Herrn Zander ist es gelungen herauszuarbeiten, warum Sarrazins Thesen wissenschaftlich nicht haltbar sind.
Karl
Es gibt bei Youtube richtige Schätze!
Besser und lebendiger als ich dies je könnte, erklärt hier Frau Mai die komplizierten Sachverhalte zur sogenannten "Erblichkeit der Intelligenz".
Ich habe ihren Kanal sofort abonniert.
Karl
Die zweite Auflage meines Büchleins "Erblichkeit der Intelligenz. Eine Klarstellung aus biologischer Sicht" ist jetzt als PDF und sehr bald auch als Druckversion erhältlich:
Erblichkeit der Intelligenz. Eine Klarstellung aus biologischer Sicht
Ich mache jetzt einfach einmal in diesem Faden Werbung in eigener Sache
Aus dem Vorwort:
Die erste Auflage dieses Büchleins behandelte vornehmlich einige weit verbreitete
Fehlinterpretationen des Fachbegriffs „Erblichkeit“. Inzwischen gab
es Entwicklungen, die uns über thematische Erweiterungen nachdenken ließen:
Die Presse berichtete über die Entdeckung von „Intelligenz-Genen“ und „Bildungs-
Genen“ – und das warf ganz neue Fragen auf: Wird es bald möglich sein,
anhand von Gentests die Bildungsfähigkeit eines Säuglings vorherzusagen? Werden
Kinder künftig sortiert und getrennt voneinander unterrichtet – an Schulen,
die speziell auf das genetische Potenzial der jeweiligen Gruppe zugeschnitten
sind (vgl. Plomin 2018a)? Werden Embryonen bei einer In-Vitro-Fertilisation
danach ausgewählt, ob das Genmaterial eine positive IQ-Entwicklung erwarten
lässt (Wilson 2018)?
Fachleute, Journalisten und Bürger sollten nach dem Evidenzniveau von
Forschungsergebnissen fragen, die derart gravierende gesellschaftliche Auswirkungen
haben können. Der hier vorliegenden zweiten Auflage unseres Büchleins
haben wir Kapitel über die Zwillingsforschung und die Erkenntnisse aus
molekulargenetischen Studien hinzugefügt. Wir möchten dazu anregen, sich mit
den Stärken, Schwächen und Begrenztheiten der in der Intelligenzforschung
genutzten wissenschaftlichen Methoden kritisch auseinanderzusetzen.
Freiburg und Hamburg im Mai 2019
Karl-Friedrich Fischbach und Martin Niggeschmidt
Karl
Erblichkeit der Intelligenz. Eine Klarstellung aus biologischer Sicht
Ich mache jetzt einfach einmal in diesem Faden Werbung in eigener Sache
Aus dem Vorwort:
Die erste Auflage dieses Büchleins behandelte vornehmlich einige weit verbreitete
Fehlinterpretationen des Fachbegriffs „Erblichkeit“. Inzwischen gab
es Entwicklungen, die uns über thematische Erweiterungen nachdenken ließen:
Die Presse berichtete über die Entdeckung von „Intelligenz-Genen“ und „Bildungs-
Genen“ – und das warf ganz neue Fragen auf: Wird es bald möglich sein,
anhand von Gentests die Bildungsfähigkeit eines Säuglings vorherzusagen? Werden
Kinder künftig sortiert und getrennt voneinander unterrichtet – an Schulen,
die speziell auf das genetische Potenzial der jeweiligen Gruppe zugeschnitten
sind (vgl. Plomin 2018a)? Werden Embryonen bei einer In-Vitro-Fertilisation
danach ausgewählt, ob das Genmaterial eine positive IQ-Entwicklung erwarten
lässt (Wilson 2018)?
Fachleute, Journalisten und Bürger sollten nach dem Evidenzniveau von
Forschungsergebnissen fragen, die derart gravierende gesellschaftliche Auswirkungen
haben können. Der hier vorliegenden zweiten Auflage unseres Büchleins
haben wir Kapitel über die Zwillingsforschung und die Erkenntnisse aus
molekulargenetischen Studien hinzugefügt. Wir möchten dazu anregen, sich mit
den Stärken, Schwächen und Begrenztheiten der in der Intelligenzforschung
genutzten wissenschaftlichen Methoden kritisch auseinanderzusetzen.
Freiburg und Hamburg im Mai 2019
Karl-Friedrich Fischbach und Martin Niggeschmidt
Karl
Sarrazin - Wissenschaft?Der Link läßt sich nicht aufrufen
Postcast des WDR
Der Redakteur, Ingo Zander, hatte auch mich in Freiburg interviewt und Ausschnitte des Interviews sind im Podcast enthalten.
Ich empfehle euch, diesen Podcast anzuhören. Herrn Zander ist es gelungen herauszuarbeiten, warum Sarrazins Thesen wissenschaftlich nicht haltbar sind.
Karl
Fehler HTTP 404
Seite nicht gefunden
Monja.
Lieber Karl,
Ich bin gerade beim Durchlesen des Themas hier, samt den angebotenen Verlinkungen und finde deine Ausführungen äußerst spannend.
Vielen Dank hierfür - samt deinen Ausführungen und Verlinkungen, ist es mehr als interessant.
Viele Grüße von einer Laie/in
teri
Liebe @teri & @monja_moin
ich habe den Podcast-Link jetzt korrigiert.
Karl