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Biowissenschaften Gain-of-function-Forschung

Mareike
Mareike
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Gain-of-function-Forschung
geschrieben von Mareike

Im Zusammenhang mit der neu aufgeflammte Corona-Debatte wurde ich auf diese Thematik aufmerksam.

Auch der Bezug zur Entwicklung von Impfstoffen muss da betrachtet werden.

https://www.deutschlandfunk.de/gain-of-function-forschung-viren-bakterien-evolution-labor-100.html


"Gain of function Nutzen und Risiken einer umstrittenen Forschungsmethode
Lassen sich Pandemien verhindern, indem der Mensch die Evolution des Virus vorwegnimmt – im Biosicherheitslabor? Seit Corona wird verstärkt diskutiert, ob diese Forschung uns schützen kann – oder ob sie nicht eher die Gefahr einer Pandemie erhöht.

13.10.2023"

"Das Ziel von Gain-of-function-Versuchen ist nicht nur, gefährliche Veränderungen eines Krankheitserregers frühzeitig zu erkennen. Es geht auch darum, das Pathogen an sich zu verstehen – wie es funktioniert, wie es sich vermehrt. Mit diesem Wissen können Impfstoffe oder auch wirksame antivirale Medikamente entwickelt werden."


"Welche Risiken sind damit verbunden?
Ein Szenario ist, dass das Virus den Sprung nicht zufällig in der Natur, sondern im Labor durch die Gain-of-function-Forschung schafft: also genau durch die Maßnahme, die eine Pandemie eigentlich verhindern sollte. „Lab Leak“ heißt dieses Szenario: die Katastrophe aus dem Labor."


Es ist das Dilemma der Gain-of-function-Forschung: Ohne sie sind wir blind für die Gefahr einer Pandemie. Mit ihr jedoch erhöhen wir das Risiko, dass sie ausbricht.


Mareike

1elschen2
1elschen2
Mitglied

RE: Gain-of-function-Forschung
geschrieben von 1elschen2
als Antwort auf Mareike vom 28.06.2024, 10:40:32
Maya1
Maya1
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RE: Gain-of-function-Forschung
geschrieben von Maya1
als Antwort auf 1elschen2 vom 13.11.2024, 19:19:55

Hallo Elschen
Ich denke, es ist viel Wahres dran, an dem, was du schreibst.

Allerdings muss ich eine Einschränkung machen, was Corona und das besonders gut arbeitende Immunsystem betrifft. 
Was du dazu schreibst schien mir auch logisch und ich dachte auch, mein Immunsystem ist prima, Corona kann mir nicht viel anhaben.
Das war ganz zu Anfang der Pandemie.

Und tatsächlich - ich muß eine Infektion durchgemacht haben, ohne es zu merken. Bzw habe es für eine Nasennebenhöhlenentzündung gehalten, wie ich sie aufgrund von Nasenpolypen häufig habe.

Und dann kam auf einmal Long/PostCovid.

Und das passiert eben sehr oft aufgrund eines "überschießenden" Immunsystems, das sich in Autoimmunreaktionen gegen den eigenen Körper richtet, so war es vermutlich bei mir auch.
Ebenso wie auch viele sehr schwere Verläufe der ersten Welle im Tod der Patienten endeten durch ein überreagierendes Immunsystem - der gefürchtete "Zytokinsturm".

Ich kann aus eigener Erfahrung bestätigen, daß ein gut arbeitendes Immunsystem noch lange keine Garantie ist, vor allem wenn es um Corona geht.


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1elschen2
1elschen2
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RE: Gain-of-function-Forschung
geschrieben von 1elschen2
als Antwort auf Maya1 vom 13.11.2024, 20:24:31

Hallo Maya,
zwei Fragen, die Sie sich selbst beantworten sollten:
-wie hoch war mein Vitamin-D-Wert? (Referenzbereich 30 bis 100ng/ml)
-habe ich die Corona-Impfung und wie oft?
Die Erfahrung spanischer Mediziner bei der Behandlung von Corona-Patienten spricht gegen Ihre Schlußfolgerung.
Die Patienten, die schon dem Tode geweiht waren, erholten sich nach einer Behandlung mit "aktivem Vitamin-D"-Injektionen und überwanden den Zytokinsturm!
Ihnen wünsche ich eine rasche Überwindung der Post-Covid-Symptome!
Evtl. lesen Sie in den von mir genannten Quellen dazu.
 

Maya1
Maya1
Mitglied

RE: Gain-of-function-Forschung
geschrieben von Maya1
als Antwort auf 1elschen2 vom 14.11.2024, 08:03:05

Vielen Dank für die Genesungswünsche!
Long/PostCovid habe ich seit über 2 Jahren nicht mehr.
Mir hat besonders Vitamin B12 geholfen, das ich nach dem Erfahrungsbericht einer englischen Patientin ausprobiert habe.
Ich habe an anderer Stelle dies dazu geschrieben:

"Ich gehöre ja auch zu den Betroffenen, glücklicherweise bin ich jetzt wieder völlig hergestellt und fühle mich fit. In den 3 Jahren, in denen es mir sehr schlecht ging, habe ich viel über Long/Post COVID gelesen und auch einiges ausprobiert.
Am meisten überzeugt hat mich dieser Bericht: https://www.cambridgeindependent.co.uk/news/long-covid-patient-in-cambridge-tells-how-simple-treatment-t-9203620/
(Um alles lesen zu können, soll man eine Email Adresse angeben, man kann aber auch einfach auf "weiterlesen" klicken)

Kurz gesagt hatte diese Frau Blutwerte von Vitaminen und Mineralien im unteren Normbereich, brauchte aber wesentlich mehr aufgrund der Long COVID bedingten Autoimmunreaktion ihres Körpers.
Nachdem sie hochdosiertes Vitamin B und Eisen bekommen hat, hat sich ihr Befinden radikal gebessert."
​​​​
Kurz gesagt, ich denke, es gibt - vielleicht noch? - nicht das einzig richtige Wundermittel gegen Covid/Long Covid.
Bei verschiedenen Menschen haben unterschiedliche Mittel außergewöhnliche Erfolge gebracht, das heißt aber nicht, daß dies bei allen anderen genauso wirksam ist. 
Solange die genauen Zusammenhänge noch nicht richtig erforscht sind, hilft nur, ausprobieren, was bei anderen gut gewirkt hat (soweit es sich um ansonsten ungefährliche Therapien handelt).

Die einseitige Theorie mit Vitamin D leuchtet mir schon deshalb nicht ein, weil dann zwangsläufig ein großes Gefälle zu beobachten wäre: Länder mit wenig Sonne, kalten Wintern, wo die Menschen viel Zeit in Innenräumen verbringen - die müssten signifikant höhere COVID und insbesondere viel schwerer Infektionen aufweisen als Länder mit warmem sonnigen Klima, in denen Menschen sehr viel draußen sind und in denen viel weniger Vitamin D Mangel herrscht, wenn überhaupt.
Und dies lässt sich keineswegs belegen.

Nachtrag: noch eine Anmerkung dazu.
Bei solchen Zusammenhängen muss man auch immer darauf achten, was Auslöser und was Folge ist.
Patienten mit schweren und langwierigen Krankheitsverläufen sind zwangsläufig nie draußen in der Sonne und irgendwann sind die VitaminD Speicher halt leer.
Sie wieder aufzufüllen hilft dann unbedingt.
Das bedeutet aber noch lange nicht, daß prophylaktisch eingenommenes Vitamin D die Infektion verhindert 😉

Karl
Karl
Administrator

RE: Gain-of-function-Forschung
geschrieben von Karl
als Antwort auf 1elschen2 vom 13.11.2024, 19:19:55
"....Pandemien sind eine Politikerfindung, um die Massen in Angst und Schrecken zu versetzen ..."

geschrieben von 1elschen2 
Das ist eine ziemlich unsinnige Behauptung. Verschwörungstheorien haben bei diesem Thema offensichtlich Hochkonjunktur, sie werden nicht richtiger dadurch, dass sie oft wiederholt werden.

Es ist sinnvoll, sich einmal die sehr lange Liste der Pandemien der Menschheit vor Augen zu führen, um zu erkennen, wie erschreckend unwissend solch eine Behauptung wie im Zitat oben ist:

https://www.wikiwand.com/de/articles/Liste_von_Epidemien_und_Pandemien

Bekannt sind Pandemien schon aus vorchristlicher Zeit:

Bildschirmfoto 2024-11-14 um 13.19.01.png

Nach Christi Geburt setzt sich die Liste der historischen Pandemien fort. Oft wurden ganze Landstriche entvölkert.

Die zunehmende Verstädterung und die zunehmenden grenzüberschreitenden Reisen habe schon in der Vergangenheit die Gefahr neuer Pandemien stetig erhöht. Ich wundere mich eher darüber, wie selten wir davon heimgesucht werden.

Karl

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1elschen2
1elschen2
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RE: Gain-of-function-Forschung
geschrieben von 1elschen2
als Antwort auf Karl vom 14.11.2024, 13:28:50
Maya1
Maya1
Mitglied

RE: Gain-of-function-Forschung
geschrieben von Maya1
als Antwort auf 1elschen2 vom 14.11.2024, 19:21:09

Eigentlich sind wir ja ganz weit vom Threadthema entfernt.


Deshalb möchte ich nur noch kurz etwas dazu sagen: ein einziger Faktor ist nie das eine einzige Wundermittel, das gute Gesundheit, ein starkes Immunsystem usw umfassend herstellen kann.
Vitamine können sicherlich die Gesundheit verbessern - aber nur dann - wenn vorher ein Mangel bestand.
Es liegt auch nicht am Gesundheitswesen.

In einer TV Sendung wurde kürzlich gesagt, daß Deutschland in Westeuropa Schlusslicht (oder zumindest eines der Schlusslichter) in Punkto Lebenserwartung ist, obwohl wir ein sehr gutes und sehr teures Gesundheitswesen haben.
Longevity: Welche Faktoren sind wichtig für ein langes Leben? https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/visite/Longevity-Welche-Faktoren-sind-wichtig-fuer-ein-langes-Leben,visite24180.html
In dem Video wird gesagt, daß in anderen EU Ländern die Menschen sich nicht so sehr aufs Gesundheitswesen verlassen, sondern viel früher und viel stärker selbst aktiv werden und ihre Vorsorge in die Hand nehmen.
In Deutschland lassen viele Menschen ihre Gesundheit schleifen und gehen erst zum Arzt, wenn sich meist schon mehrere "Baustellen" aufgetan haben, die dann schwer wieder in den Griff zu kriegen sind.
Zitat aus dem Text zur Sendung (Mediathek):
"Longevity hängt zu 50 Prozent von den Genen und zu 50 Prozent vom Lebensstil ab. Faktoren wie Schlaf, Bewegung, Ernährung, Prävention und Vorsorge sind für Langlebigkeit entscheidend.
.....
Deutschland gehört bei der Lebenserwartung zu den Schlusslichtern in Westeuropa - trotz eines hochmodernen Gesundheitssystems.
....
Mit einem gesunden Lebensstil lässt sich das Leben verlängern, so das Ergebnis einer US-amerikanischen Studie - bei Frauen im Durchschnitt um 22,6 Jahre, bei Männern um 23,7 Jahre. Forschende der University of Illinois hatte Daten von mehr als 700.000 US-Veteranen im Alter von 40 bis 99 Jahren analysiert und acht Faktoren definiert, die in Kombination das Leben verlängern können:

körperlich aktiv sein
sich gut ernähren
nicht rauchen
gut mit Stress umgehen können
nicht übermäßig Alkohol trinken
gut und regelmäßig schlafen
positive soziale Beziehungen pflegen
nicht von Opioid-Schmerzmitteln abhängig sein
Auch im hohen Alter lohne es sich noch, etwas zu ändern, so die Forschenden. Am besten sei ein insgesamt gesunder Lebensstil, aber auch durch Anpassung einzelner Faktoren könne die Lebenserwartung steigen.

Kognitiv fit bleiben
Manche Menschen bleiben bis ins hohe Alter geistig fit. Die sogenannten Cognitiv Health Ager (kognitiv gesunde Alte)

können Informationen besonders schnell aufnehmen,
verarbeiten Informationen sinnvoll weiter,
planen und handeln strukturiert,
verfügen über ein gutes Kurz- und Langzeitgedächtnis.
Mit der "AgeGain"-Studie stellten deutsche Forschende fest, dass sowohl ein spezieller Genotyp als auch viel bewegen mit Muskelarbeit entscheidend sind, um im Alter kognitiv fit zu bleiben."

Jetzt ist es doch etwas länger geworden als beabsichtigt, aber ich finde es wichtig, die Vielzahl der Faktoren zu berücksichtigen und nicht nur auf 1 isoliertes "Wundermittel" zu setzen - so effektiv es bei Vitamin D Mangel auch sein mag.
 

Maya1
Maya1
Mitglied

RE: Gain-of-function-Forschung
geschrieben von Maya1
als Antwort auf Mareike vom 28.06.2024, 10:40:32

Zum eigentlichen Thema:
Angesichts des Unfriedens und der Anzahl von sehr starken Vernichtungswaffen finde ich es schlicht unverantwortlich, solche Labore zu betreiben.

Wenn schon durch "normale" Unfälle, wie sie jederzeit im Laboralltag vorkommen können, solche Katastrophen ausgelöst werden ( im Artikel ist ja zB von der verheerenden Grippewelle die Rede, ich habe auch schon die Theorie gehört, daß Borreliose so entstanden sein soll) was muß man sich dann erst vorstellen, wenn so ein Labor von einer durchschlagenden Rakete getroffen wird? Womöglich von einer Atombombe?
In was für einer Welt wollen die Überlebenden dann weiterleben? Strahlungsverseucht und mit jeder Menge hochtödlichen Erregern?

Und welchen Nutzen hat die "präventive Forschung" in diesen Laboren bisher gebracht? 
Haben sie in den Jahrzehnten ihrer Existenz auch nur eine einzige Pandemie verhindert? Oder haben sie die erfolgreiche Verhinderung so geheim gehalten, daß niemand etwas davon erfahren hat?

Karl
Karl
Administrator

RE: Gain-of-function-Forschung
geschrieben von Karl
als Antwort auf Mareike vom 28.06.2024, 10:40:32

@Mareike

Ich werde Deinen Beitrag zum Anlass nehmen, bei meinem Vortrag am 6.12. um 19 Uhr 30 auch zu der gain-of-function Forschung Stellung zu beziehen. Ich werde untersuchen, ob und wie KI Wege finden könnte, die Erforschung der Virenmutationen und ihrer Folgen gleichzeitig effektiver und sicherer zu machen.

Du sprichst ein äußerst wichtiges und kontroverses Thema an, das gerade im Kontext der Corona-Pandemie an Bedeutung gewonnen hat. Die Gain-of-function-Forschung (GoF) steht tatsächlich im Spannungsfeld zwischen großem wissenschaftlichem Nutzen und erheblichen Risiken.

Nutzen der Gain-of-function-Forschung

Das Hauptziel der GoF-Forschung ist es, Krankheitserreger besser zu verstehen, insbesondere deren Mechanismen der Übertragung, Virulenz und Resistenzbildung. Dieses Wissen ist entscheidend, um präventive Maßnahmen wie Impfstoffe oder antivirale Medikamente zu entwickeln. Ein präzises Beispiel hierfür ist die schnelle Entwicklung von Impfstoffen gegen SARS-CoV-2, die auf jahrzehntelanger virologischer Forschung basiert.

Darüber hinaus können GoF-Experimente dazu beitragen, Szenarien zu antizipieren, in denen ein Virus natürlicherweise gefährlicher wird. Dadurch können Überwachungsprogramme gezielt verbessert und Ausbruchsszenarien frühzeitig erkannt werden.

Risiken der GoF-Forschung

Gleichzeitig birgt diese Forschung erhebliche Risiken:

  1. Lab Leak: Ein Krankheitserreger, der durch GoF-Forschung gefährlicher gemacht wurde, könnte versehentlich aus einem Labor freigesetzt werden. Solche Szenarien sind nicht nur hypothetisch – kleinere Laborzwischenfälle gab es in der Vergangenheit bereits mehrfach.
     
  2. Missbrauch durch Dritte: Sollte ein hochpathogener Erreger in die falschen Hände geraten, könnte er gezielt als Biowaffe eingesetzt werden.
     
  3. Unvorhergesehene Konsequenzen: Auch in hochkontrollierten Experimenten kann es zu unvorhergesehenen Entwicklungen kommen, die ein neues Gefährdungspotenzial schaffen.
Kann KI die Risiken reduzieren?

Künstliche Intelligenz bietet die Möglichkeiten, die Risiken der GoF-Forschung zu mindern:
  1. Simulation statt Experimente: KI-gestützte Modelle können die Evolution von Viren und deren Mutationen in Computersimulationen nachbilden, ohne dass gefährliche Experimente mit realen Pathogenen durchgeführt werden müssen. KI kann hierbei auf riesige Datenmengen zugreifen und Entwicklungen simulieren, die menschlicher Intuition entgehen.
     
  2. Automatisierung und Sicherheitsprotokolle: KI kann Labore überwachen, z. B. durch automatische Detektion ungewöhnlicher Ereignisse oder Probenbewegungen. Sie kann auch strengere Zugangs- und Protokollüberwachungen gewährleisten, um menschliches Fehlverhalten oder Nachlässigkeit zu minimieren.
     
  3. Analyse von Sicherheitsrisiken: KI kann potenzielle Gefahren von GoF-Experimenten analysieren und vorausschauend Maßnahmen zur Risikoreduzierung vorschlagen, bevor ein Experiment überhaupt durchgeführt wird.
     
  4. Internationale Transparenz: Durch die Analyse von Forschungsdaten und -protokollen mit KI können weltweite Standards und Transparenz in der Forschung gefördert werden, was Missbrauch und Sicherheitslücken erschwert.

Die GoF-Forschung bleibt ein Dilemma: Ohne sie fehlt uns das Wissen, um Pandemien effektiv zu verhindern, doch mit ihr entsteht ein zusätzliches Risiko. KI bietet hier eine vielversprechende Möglichkeit, die Balance zugunsten der Sicherheit zu verschieben, indem sie alternative Forschungsmethoden ermöglicht und menschliche Fehler minimiert. Entscheidend ist jedoch, dass die Forschung in einem klar regulierten und transparenten Rahmen stattfindet, um sowohl das wissenschaftliche Potenzial als auch die Sicherheitsaspekte zu maximieren.

Karl

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