Biowissenschaften Fantastisch, wie plastisch unser Gehirn ist
Bei meiner Lektüre des Geo-Septemberheftes bin ich neben dem bereits heftig diskutierten Artikel "Deutschland -remixed" auch über einen Artikel über Sehen mit den Ohren gestolpert. Es ist faszinierend, wie flexibel unser Gehirn ist. Blinde können über Klickgeräusche ihre Welt wie Fledermäuse mit dem Echolot erkunden und lernen, sogar Rad zu fahren.
Über die Klickgeräusche und das Echo bauen sich die blinden Personen offenbar ihre 3-dimensionale Welt auf, sie sehen also mit ihren Ohren!
Beispiele für solch erstaunliche Neuroplastizität in unserem Gehirn gibt es immer mehr.
Auch ein "altes Gehirn" ist noch zu Höchstleistungen in der Lage und das Gehirn reagiert auf Lernprozesse auch im Erwachsenenalter mit Wachstumsprozessen. So wurde z. B. festgestellt, dass bei Londoner Taxifahrern der Hippocampus vergrößert ist. Gleiches wird von Dolmetschern berichtet, die nach drei Monaten intensiven Sprachenlernens ebenfalls vergrößerte Hippocampi aufweisen.
Der Hippocampus ist eine paaarige Struktur in unserem Gehirn, die schon lange mit dem Abspeichern gelernter Information in Zusammenhang gebracht wurde. Berühmt wurde der Patient HM, dem beide Hippocampi zwecks Heilung von Epilepsie entfernt wurden.
Eigentlich wollte ich mit diesem Artikel aber Mut machen. Wir können auch im Alter dank der Plastizität des Gehirns noch Erstaunliches leisten, z. B. auch neue Sprachen lernen.
Karl
Über die Klickgeräusche und das Echo bauen sich die blinden Personen offenbar ihre 3-dimensionale Welt auf, sie sehen also mit ihren Ohren!
Beispiele für solch erstaunliche Neuroplastizität in unserem Gehirn gibt es immer mehr.
Auch ein "altes Gehirn" ist noch zu Höchstleistungen in der Lage und das Gehirn reagiert auf Lernprozesse auch im Erwachsenenalter mit Wachstumsprozessen. So wurde z. B. festgestellt, dass bei Londoner Taxifahrern der Hippocampus vergrößert ist. Gleiches wird von Dolmetschern berichtet, die nach drei Monaten intensiven Sprachenlernens ebenfalls vergrößerte Hippocampi aufweisen.
Der Hippocampus ist eine paaarige Struktur in unserem Gehirn, die schon lange mit dem Abspeichern gelernter Information in Zusammenhang gebracht wurde. Berühmt wurde der Patient HM, dem beide Hippocampi zwecks Heilung von Epilepsie entfernt wurden.
Die Operation erreichte zwar das Primärziel, Molaisons Epilepsie in den Griff zu bekommen, aber er litt danach an schwerer anterograder Amnesie: Obwohl sein Arbeitsgedächtnis sowie sein prozedurales Gedächtnis (das Know-how-Gedächtnis) funktionsfähig waren, konnte Molaison keine neuen Ereignisse mehr in seinem deklarativen Langzeitgedächtnis speichern.Verständlich, dass man heutzutage solche Operationen vermeidet. Denn was wären wir ohne unser Langzeitgedächtnis?
Eigentlich wollte ich mit diesem Artikel aber Mut machen. Wir können auch im Alter dank der Plastizität des Gehirns noch Erstaunliches leisten, z. B. auch neue Sprachen lernen.
Karl
Ja, und dann haben wir ja auch noch unser zweites Gehirn, nämlich das in unserem Bauch.
Arte-Sendung über das Bauchgehirn
Sehr spannend, aber ich wusste eigentlich schon immer, dass ich viel mehr auf meinen Bauch hören sollte.
Pippa
Arte-Sendung über das Bauchgehirn
Sehr spannend, aber ich wusste eigentlich schon immer, dass ich viel mehr auf meinen Bauch hören sollte.
Pippa
Wow pippa,
herzlichen Dank. Diese Giulia Enders ist charmant. Es macht Spass einer so intelligenten Frau zuzuhören.
Das Interview bei Lanz ist auf jeden Fall sehenswert:
Karl
herzlichen Dank. Diese Giulia Enders ist charmant. Es macht Spass einer so intelligenten Frau zuzuhören.
Das Interview bei Lanz ist auf jeden Fall sehenswert:
Karl
Es macht Spaß der jungen Dame zuzuhören/sehen.
Sehr informativ und trotzdem lustig.
Habe mir beide Videos angesehen.
nixe
Sehr informativ und trotzdem lustig.
Habe mir beide Videos angesehen.
nixe
Ich möchte noch den Link zu dem gemeinnützigen Verein " Anderes sehen" nachtragen.
Das zeigt auch für mich als Biologen, aus welchen grundlegenden Fähigkeiten sich in der Evolution die Echoortung bei Fledermäusen und Walen/Delphinen in der Evolution entwickelt hat.
Karl
Als erste Organisation im deutschsprachigen Raum haben wir seit 2011 gefordert und inzwischen weitgehend durchgesetzt, dass blinde Kinder schon in den ersten fünf Lebensjahren mit Klicksonar, Blindenstockgebrauch, Punktschriftangebot und der Keine-Grenzen-Haltung gefördert werden. Wir haben die ersten für blinde Kinder frei verfügbaren, taktil illustrierten Bilderbücher und Erstleserbücher herausgebracht und die weltweit ersten speziellen Langstöcke für Kinder entwickelt. Wir sind die ersten, die diese verschenken, damit kein Kind auf der Strecke bleibt. (Sie fragen sich: “Das gab es vorher alles nicht?” Nein!)Besonders angetan hat es mir das Klicksonar.
Klicksonar (aktive bildgebende Echoortung)
Viele Blinde weltweit fahren Rad, spielen Basketball, gehen Bergwandern, Reisen und machen Sport – und das alles ohne Begleitung eines Sehenden oder eines Blindenhundes. Sie sind aktiv und selbständig. Durch die fortgeschrittene Variante der aktiven Echoortung, dem Klicksonar, gelingt es ihnen ohne Mühe ihre Umwelt zu „sehen“. Die Technik, bei der Blinde über das Echo ihres Zungenschnalzens im Gehirn ein Sehen-ähnliches Phänomen auslösen, macht blinde Menschen nach wenigen Wochen Übung schon unabhängiger. Quelle
Das zeigt auch für mich als Biologen, aus welchen grundlegenden Fähigkeiten sich in der Evolution die Echoortung bei Fledermäusen und Walen/Delphinen in der Evolution entwickelt hat.
Karl
Re: Fantastisch, wie plastisch unser Gehirn ist
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Unser Gehirn wird unplastisch geboren. Es sieht bei
Neugeborenen aus wie ein Milchbrötchen.
Die ersten drei Jahre sind die "prägenden". Hier werden Formen
und Rillen angelegt, die für das restliche Leben maßgebend
sind.
Deshalb sind die ersten Jahre so wichtig. Den Rest "geben
wir uns selbst".
Clematis
Neugeborenen aus wie ein Milchbrötchen.
Die ersten drei Jahre sind die "prägenden". Hier werden Formen
und Rillen angelegt, die für das restliche Leben maßgebend
sind.
Deshalb sind die ersten Jahre so wichtig. Den Rest "geben
wir uns selbst".
Clematis
Hallo Clematis,
wir verwenden hier den Begriff "plastisch" offensichtlich unterschiedlich. In der Sache scheinen wir uns aber einig zu sein.
In der Neurobiologie wird "plastisch" als ein Synonym von lernfähig angesehen und das Gehirn von Neugeborenen ist das in extremer Weise. Viele der frühkindlichen Lernprozesse sind Prägevorgänge. Der Begriff "Prägung" ist besonders anschaulich zu machen mit Konrad Lorenz und seinen Graugänsen, die auf ihn als "Mutter" geprägt waren. Prägeprozesse sind einmalige Lernprozesse und liefern fixiertes "Wissen". Einmal Mutter, immer Mutter.
Auch für das Gelingen von Adoptionen bei Säugetieren sind solche Prägeprozesse die biologische Voraussetzung.
Prägung spielt übrigens auch im Erwachsenenalter noch immer eine sehr wichtige Rolle, z.B. bei der Partnerbindung.
Karl
wir verwenden hier den Begriff "plastisch" offensichtlich unterschiedlich. In der Sache scheinen wir uns aber einig zu sein.
In der Neurobiologie wird "plastisch" als ein Synonym von lernfähig angesehen und das Gehirn von Neugeborenen ist das in extremer Weise. Viele der frühkindlichen Lernprozesse sind Prägevorgänge. Der Begriff "Prägung" ist besonders anschaulich zu machen mit Konrad Lorenz und seinen Graugänsen, die auf ihn als "Mutter" geprägt waren. Prägeprozesse sind einmalige Lernprozesse und liefern fixiertes "Wissen". Einmal Mutter, immer Mutter.
Auch für das Gelingen von Adoptionen bei Säugetieren sind solche Prägeprozesse die biologische Voraussetzung.
Prägung spielt übrigens auch im Erwachsenenalter noch immer eine sehr wichtige Rolle, z.B. bei der Partnerbindung.
Karl