Forum Wissenschaften Biowissenschaften Colony Collapse Disorder - oder: Irgendwas über Bienen

Biowissenschaften Colony Collapse Disorder - oder: Irgendwas über Bienen

Re: Colony Collapse Disorder - oder: Irgendwas über Bienen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 12.05.2007, 16:53:39
Auch wenn offiziell noch nicht bewiesen ist, dass genveränderte Pflanzen (Mais, aber auch z.B. Raps) für das Bienensterben verantwortlich sein könnten:
Ungefährlich ist der Genmais offenbar nicht, denn die Meldungen überstürzen sich dieser Tage:

- Greepeace stellt bei 600 Proben aus Deutschland und Spanien fest, dass die Giftmenge an Bt bis zum Hundertfachen (!) variieren kann

http://www.handelsblatt.com/news/Technologie/Forschung-Innovation/_pv/
_p/203116/_t/ft/_b/1267344/default.aspx/
-genmais-debatte-greenpeace-warnt-vor-risiken.html

- Das Verwaltungsgericht Augsburg verpflichtet mit einem Eilentscheid den Freistaat Bayern als Versuchsansteller, den Honig eines klagenden Imkers vor Pollen von genmanipuliertem Mais MON 810 zu schützen. Das Gericht billigt dem Imker einen weitgehenden Anspruch auf Schutz seiner gentechnikfreien Wirtschaftsweise zu.

http://www.presseportal.de/pm/58356/984784/bioland_e_v

- Bioland-Präsident Dosch fordert als Konsequenz das Umpflügen des Genmais.

- Grüne und Imker protestierten am Brandenburger Tor in Berlin gegen den Genmais-Anbau.

- MON 810 ist z.B. in Österreich und Ungarn bereits verboten

Bundesamt für Verbraucherschutz untersagt ab sofort Verkauf von umstrittener Sorte Mon810

http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/archiv/09.05.2007/3251440.asp.


Im TIP:
Wie Monsanto die Lobbyarbeit betreibt:



--
elfenbein
Re: Colony Collapse Disorder - oder: Irgendwas über Bienen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 13.05.2007, 07:06:49
Früher - ja, früher:

Da waren die Gefahren für Bienen oder für deren Sammelprodukte einfacher zu erkennen.

Was ein Braunbär damals, in unseren Wäldern alles konnte: Hat jemand Lust, sich diese eigenartige Zeichnung anzukucken - und zu raten oder zu googeln, was hier dargestellt ist?
Ja, damals hatten die Bären auch noch keine Vornamen!

Sie hießen nur Petz - warum nur?

--
elfenbein
angelottchen
angelottchen
Mitglied

Re: Colony Collapse Disorder - oder: Irgendwas über Bienen
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 13.05.2007, 11:36:49
Vielleicht interessant ist auch dieser Artikel aus "genciencia.com" aus Spanien:

Eine Forschungsgruppe des Landwirtschaftlichen Forschungs- und Beratungszentrum in Guadalajara(Castilla-La Mancha) ist dem gteheimnisvollem Verschwinden der Bienen in den USA auf der Spur und glaubt, die Lösung gefunden zu haben.

An Hand von Bienen- und Bienenstockproben aus ganz Spanien sowie diversen europäischen und südamerikanischen Ländern (aber noch nicht der USA) wurde der aus Asien stammende Parasit "“Nosema ceranae" festgestellt.
----
"Die Übertragung auf andere Völker erfolgt durch kontaminierte Waben oder Gerätschaften des Imkers oder durch Räuberei und Verfliegen einzelner Bienen.

Frisch geschlüpfte Bienen sind praktisch parasitenfrei. Die Infektion der Bienen erfolgt durch Aufnahme von Sporen. Der Parasit tritt in seine vegetative Entwicklungsphase ein und besiedelt die Epithelzellen des Mitteldarms der Biene (Ventriculus). Dort kommt es zur Vergrößerung und Vermehrung und zu einem Sistieren der zelleigenen RNA-Synthese und somit zu einer schweren Schädigung des Darms. Nach etwa einer Woche ist die befallene Darmepithelzelle mit Sporen angefüllt. Sie schilfert ab und durch die Verdauungsenzyme werden die Sporen (30-50 Millionen) aus der Zelle freigesetzt. Sie werden über den Kot der Biene ausgeschieden, zumeist auf Waben und innerhalb der Bienenwohnung" (quelle wikipedia, s.u.)
-----

Die Tatsache, dass keine Bienenkadaver gefunden werden, erklären die spanischen Wissenschaftler so:

Infizierte Bienen, die sich schwach fühlen, entfernen sich so weit wie möglich von ihren Bienenstöcken, um die Nachbrut nicht zu gefährden. Ihre toten Körper werden sehr schnell von anderen Insekten usw verzehrt und deshalb nicht gefunden.

Spanischer Text hier:
http://www.genciencia.com/2007/04/29-resuelto-el-caso-de-las-abejas-desaparecidas


--
angelottchen

Anzeige

Re: Colony Collapse Disorder - oder: Irgendwas über Bienen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf angelottchen vom 14.05.2007, 11:14:51
So geht die Suche weiter, nach den
Erregern, die den Bienchen das Leben schwer machen, ob Mensch, ob Tier.

*
Ob der gutgemeinte Aufruf der SZ noch beizeiten und artgerecht "kommt"; der Sommer kann es für die Immen und uns als "Honigmus" im Herbst erweisen.

--
elfenbein
Re: Colony Collapse Disorder - oder: Irgendwas über Bienen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 14.05.2007, 14:36:58
Für Mörike war das Bienchen-Spiel noch ein süßer Spaß mit Amor:

Eduard Mörike:
Der Knabe und das Immlein

Im Weinberg auf der Höhe
Ein Häuslein steht so windebang;
Hat weder Tür noch Fenster,
Die Weile wird ihm lang.

Und ist der Tag so schwüle,
Sind all verstummt die Vögelein,
Summt an der Sonnenblume
Ein Immlein ganz allein.

Mein Lieb hat einen Garten,
Da steht ein hübsches Immenhaus:
Kommst du daher geflogen?
Schickt sie dich nach mir aus?

"O nein, du feiner Knabe,
Es hiess mich niemand Boten gehn;
Dies Kind weiss nichts von Lieben,
Hat dich noch kaum gesehn.

Was wüssten auch die Mädchen,
Wenn sie kaum aus der Schule sind!
Dein herzallerliebstes Schätzchen
Ist noch ein Mutterkind.

Ich bring ihm Wachs und Honig;
Ade! - ich hab ein ganzes Pfund;
Wie wird das Schätzchen lachen,
Ihm wässert schon der Mund."

Ach, wolltest du ihr sagen,
Ich wüsste, was viel süßer ist:
Nichts Lieblichers auf Erden
Als wenn man hetzt und küsst!
*
(E. 1837; ED.: 1838)

.. wo nach "Schätzchen" schon der Mund wässerte! - Nein, Caravaggio kannte Mörike nicht. Aber jegliche lateinische und griechische Mythologie von Amor und seiner Mutter.
--
elfenbein
angelottchen
angelottchen
Mitglied

Re: Colony Collapse Disorder - oder: Irgendwas über Bienen
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 14.05.2007, 14:57:45
vielleicht liegt die Lösung ja auch in alten, verborgenen Schriften - wie zB dem Journal für Bienenfreunde , 1799-1805
--
angelottchen

Anzeige

schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Colony Collapse Disorder - oder: Irgendwas über Bienen
geschrieben von schorsch
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 14.05.2007, 14:57:45
Ein Bienlein summte im Blumenfeld;
der Schorschi meinte, er sei ein Held,
wenn er eines würde haschen;
er steckte es in seine Taschen.
Das brachte das Bienlein zum Kochen,
hat flugs den Schorschi gestochen.
Schorschis Bein ist sehr geschwollen.
Bienlein hätt anderswo stechen sollen!
--
schorsch
Re: Colony Collapse Disorder - oder: Irgendwas über Bienen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf schorsch vom 14.05.2007, 17:38:10
Sag mir, wo die Bienen sind
- Zeitungsbericht in der WAZ vom 19.05.07 -

Im Stress: In den USA kollabieren ungewöhnlich viele Bienenvölker.
In den USA hat ein rätselhaftes Massensterben unter den braun-gelben Insekten eingesetzt.
Forscher vermuten, dass eine Art Aids die Stöcke befallen hat. Schuld könnte eine Milbe sein
Wenn in den USA wie in diesem Winter die Bienenvölker sterben, ruft das dort die Wirtschaftsverbände auf den Plan. Denn jeder dritte Bissen, der in den Vereinigten Staaten gegessen wird, hat etwas mit Bienen zu tun. Die braun-schwarz gestreiften Insekten befruchten schließlich Beeren, Kirschen und Äpfel, genauso hängt auch die Ernte von Brokkoli und Avocados, Melonen und Mandeln von Bienen ab. Da wundert es nicht, wenn die Bienenzucht nicht wie hierzulande eher als Hobby betrieben wird, sondern Big Business ist.
(...)
Forts.:



--
elfenbein
siebengebirgsimker
siebengebirgsimker
Mitglied

Re: Colony Collapse Disorder - oder: Irgendwas über Bienen
geschrieben von siebengebirgsimker
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 13.05.2007, 11:36:49
Bienen werden durchaus durch die Auswirkungen genmanipulierten Pollens geschädigt. Eine Studie der Uni Jena/Halle wies negative Einflüsse bei Verfütterung genmanipulierten Maispollens an Bienen nach, die gleichzeitig mit an sich harmlosen Darmparasiten (Microsporidien) infiziert waren. Auf den Menschen übertragen bedeutet das (ich wei0, solche Vergleiche hinken immer etwas), man hat leichte Darmbeschwerden und tritt einfach mal einen Gang kürzer und gibt dem Körper Zeit, sich zu erholen. Ißt man jedoch gleichzeitig einen genmanipulierten Apfel, so fällt das Immunsystem in sich zusamnmen und man stirbt.
Die angesprochenen Microsporidien sind laut Prof. Dustmann/Bieneninstitut Celle in nahezu allen Bienenpopulationen flächendeckend vorhanden.
Es spricht vieles dafür, daß die Gesamtauswirkungen negativer Umwelteinflüsse (Monokulturen, Pestizide, Düngemittel, GVO, natürliche Krankheiten u.a. Varroa) mittlerweile einfach zuviel sind für die Bienen.
Und: Auch bei uns gab es schon mehrfach horrende Verluste. Wenn auch nicht in diesem Jahr, so doch z.B. 2002/2003, damals verlor ich 90% meiner Bienenvölker.
Ich imkere seit 1982; soviele Bienen wie ich in den letzten fünf Jahren verlor, habe ich in den 20 Jahren davor nicht verloren. Und auch das Thema Varroa kenne ich seit dem erstmaligen Auftreten. Wir Imker haben genug Therapien und wirksame Medikamente gegen diese Milben, daran muß kein Bienenvolk sterben. Aber gegen die "segensreiche" Tätigkeit der modernen Landwirtschaft ist kein Kraut gewachsen. Solange der Verbraucher glaubt, daß er quasi ein Recht darauf hat, zu jeder Jahreszeit von überall her jedes Lebensmittel billigstmöglich zu bekommen, so lange werden Landwirte entsprechend produzieren müssen.
--
siebengebirgsimker
Re: Colony Collapse Disorder - oder: Irgendwas über Bienen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf siebengebirgsimker vom 21.05.2007, 10:20:57
Dank dir, siebengebirgsimker; auf deine feine und großzügige und informative Web-Adresse war ich auch schon gestoßen!
Diese ökologischen Zusammenhänge sind wirklich lebens-wichtig.


**

Heute noch was Literarisches von Gellert, dem fleißigen Aufklärer, der so viel Gescheites in "fabelhaften" Dichtungen verpackte:


Christian Fürchtegott Gellert:
Der Tanzbär

Ein Bär, der lange Zeit sein Brot ertanzen müssen,
Entrann, und wählte sich den ersten Aufenthalt.
Die Bären grüßten ihn mit brüderlichen Küssen,
Und brummten freudig durch den Wald.
Und wo ein Bär den andern sah:
So hieß es: Petz ist wieder da!
Der Bär erzählte drauf, was er in fremden Landen
Für Abenteuer ausgestanden,
Was er gesehn, gehört, getan!
Und fing, da er vom Tanzen redte,
Als ging er noch an seiner Kette,
Auf polnisch schön zu tanzen an.
Die Brüder, die ihn tanzen sahn,
Bewunderten die Wendung seiner Glieder,
Und gleich versuchten es die Brüder;
Allein anstatt, wie er, zu gehn:
So konnten sie kaum aufrecht stehn,
Und mancher fiel die Länge lang danieder.
Um desto mehr ließ sich der Tänzer sehn;
Doch seine Kunst verdroß den ganzen Haufen.
Fort, schrien alle, fort mit dir!
Du Narr willst klüger sein, als wir?
Man zwang den Petz, davonzulaufen.
Sei nicht geschickt, man wird dich wenig hassen,
Weil dir dann jeder ähnlich ist;
Doch je geschickter du vor vielen andern bist;
Je mehr nimm dich in acht, dich prahlend sehn zu lassen.
Wahr ists, man wird auf kurze Zeit
Von deinen Künsten rühmlich sprechen;
Doch traue nicht, bald folgt der Neid,
Und macht aus der Geschicklichkeit
Ein unvergebliches Verbrechen.

--
elfenbein

Anzeige