Anthropologie / Psychologie WELCHEN SINN HAT DAS LEBEN?
Die Sinnfrage stellt sich ja für die meisten Menschen erst dann, wenn sie mit Lebensumständen konfrontiert werden, die ein "einfach weiter so wie bisher ohne tieferes Nachdenken über den Sinn" schwierig machen.
Ich habe dies bei meiner Mutter miterlebt, als letztes Jahr mein Vater starb.
Sie war ihr ganzes Leben lang immer nur für andere da, hat ihre eigenen Bedürfnisse hinten an gestellt und sich um andere gesorgt. Zuerst als älteste von 8 Kindern musste sie einen Teil der Mutterrolle übernehmen und im Familienbetrieb mithelfen. Dann im Haushalt der Schwiegereltern nach dem Krieg, bis sie schwanger wurde, dann für uns Kinder, dann für die Enkelkinder, in den letzten Jahren hat sie mit über 90 Jahren noch meinen Vater gepflegt.
Und auf einmal war da keine Anforderung mehr an sie.
Es fiel ihr schwer, sich auf sich selbst zu konzentrieren und nach ihren eigenen Bedürfnissen zu fragen.
Stattdessen kam bei ihr eher die Frage auf: "Wozu lebe ich eigentlich noch, was soll ich noch hier?"
Verstärkt durch das negative Vorbild einer viel jüngeren Bekannten die seit dem Tod ihres Mannes in eine so tiefe Depression gefallen ist, daß sie nur noch im Bett oder auf dem Sofa liegt, weder ihre Tochter, noch der soziale Dienst, noch Freunde können sie zu irgendetwas motivieren.
Meine Mutter hat diese Sinnkrise dann doch sehr gut überwunden; ich habe sie besucht, so oft es ging und wir hatten noch eine sehr schöne Zeit miteinander, leider ist sie im letzten Monat gestorben.
Durch dieses Erlebnis ist mir viel stärker bewusst geworden, wie wichtig es ist, sich über die Sinnfrage Gedanken zu machen. Um nicht in ein um so tieferes Loch zu fallen, wenn man mit plötzlicher Sinnlosigkeit konfrontiert wird. Das muss nicht gleich der Verlust des Partners sein, es gibt so viele unerwartete Wendungen im Leben, die einen aus der bisherigen Routine heraus werfen und vor neue Herausforderungen stellen.
ja und genau das verhindert doch eigentlich das leben als sinnlos zu betrachten.
es gibt so viele unerwartete Wendungen im Leben, die einen aus der bisherigen Routine heraus werfen und vor neue Herausforderungen stellen.
die gefahr ist meist größer, wenn viele jahrzehnte lang alles immer im gleichen trott dahinläuft.
und neue herausforderungen kann man auch selbst suchen und finden, was oft besser ist als die zufälligen, weil man dann positives machen kann. .
lg
minerva
Ich habe mir diese Frage bereits als Kind oft gestellt. Und inzwischen habe ich mich schon oft Fragen gestellt wie z.B. diese: wo wäre ich, wenn vor zig Jahren mein Vater nicht gerade.....usw.
Aus meiner Sicht ist die Welt ein Assessment Center für Engel.
Ein Terrarium, welches in einem eng bemessenen Zeitrahmen gehegt und gepflegt und verbessert weiter gegeben werden soll.
Hier wird von den Göttern geprüft und bewertet, was geleistet wurde, und welche Weiterverwendung in der Unendlichkeit möglich ist.
Bisher scheint ja regelmäßig die Versetzung gescheitert zu sein. 😉
Kennst du den Film "Ist das Leben nicht schön?" ?Und inzwischen habe ich mich schon oft Fragen gestellt wie z.B. diese: wo wäre ich, wenn vor zig Jahren mein Vater nicht gerade.....usw.
schorsch
Meist kommt er um die Weihnachtszeit.
Er zeigt ein schönes Gedankenspiel, "was wäre wenn...", jedoch weniger dahingehend, wo du dann wärst, sondern dahingehend, was auf der Welt anders verlaufen wäre.
Der Sack Reis und sein Einfluss... g
Das erinnert mich daran, wie in der Soziologie Sinn gesehen wird, nicht als eine abstrakte Größe, die gefunden wird. Sinn wird durch Handlungen gesetzt.
Dann habe ich mal gegoogelt nach den unterschiedlichen Sinnbegriffen, je nachdem, ob von der Philosophie, Psychologie, Weltanschauungen usw.
Ich habe einen Beitrag gefunden, in dem (relativ) knapp ein einfacher Überblick gegeben wird, vielleicht interessiert es jemanden. Kann auch in der Diskussion hilfreich sein, wenn man sich einig ist, auf welchen Sinnbegriff man sich bezieht.
https://www.kribbelbunt.de/artikel/news/was-ist-der-sinn-des-lebens/#:~:text=Der%20Sinn%20des%20Lebens%20liegt,unserer%20Geburt%20bis%20zum%20Tod.
Welchen Sinn hat das Leben – welchen Sinn hat m e i n Leben – welchen Sinn hat mein Leben n o c h ?
Ich habe eigentlich den Sinn meines Lebens immer darin gesehen, ein nützliches Mitglied der Gesellschaft zu sein. Wie weit bin ich das heute noch, alt - krank - nutzlos?
Was ich immer noch bin: ein Beispiel, ob nun gut oder schlecht.
Ich lebe in der Gemeinschaft und werde bewertet in allem, was ich tue und sage. Manches ist gut und nützlich und manches ist ein rechter Schmarrn
Der Sinn des Lebens – man macht sich erst Gedanken darüber, wenn man ziemlich weit oben steht auf der Maslowschen Bedürfnispyramide – wenn man sich jedenfalls um Wohnung und Essen keine Gedanken (mehr) machen muss.
Maslow glaubte, dass jeder Mensch auf der Suche nach Selbstverwirklichung ist – dem Streben nach Erfüllung und Glückseligkeit in Beziehungen mit anderen Menschen. Durch diese Beziehungen entdecken wir uns selbst und finden unseren Weg ins Glück.
Die Beziehungen zu anderen Menschen sind extrem wichtig. Kaum ein Mensch ist sich selbst genug. Wir brauchen Austausch und Reibung und – Anerkennung.
W i r brauchen eine Aufgabe – ich schreibe bewusst „wir“, weil ich denke, dass das für alle gilt, für den Bauern, den Soldaten, den Wissenschaftler, Pflegekraft, Prostituierte, Kriminelle, Fließbandarbeiter, Eltern …
Eine Aufgabe erfüllen, ein Ziel erreichen, das bringt Zufriedenheit und Glück.
Eben bin ich bei meinem Hundespaziergang mit einer Gruppe Nachbarn ins Gespräch gekommen, alle nahe am Prekariat lebend. Was meint ihr, wie hätten sie reagiert, wenn ich sie nach dem Sinn des Lebens gefragt hätte? – Mir kam der Gedanke, und ich bin jetzt noch am grienen.😚
Vanessa
Eine Aufgabe erfüllen, ein Ziel erreichen - schön, wenn das klappt.
Eine Aufgabe erfüllen, ein Ziel erreichen, das bringt Zufriedenheit und Glück.
Eben bin ich bei meinem Hundespaziergang mit einer Gruppe Nachbarn ins Gespräch gekommen, alle nahe am Prekariat lebend. Was meint ihr, wie hätten sie reagiert, wenn ich sie nach dem Sinn des Lebens gefragt hätte? – Mir kam der Gedanke, und ich bin jetzt noch am grienen.😚
Vanessa
Vor einigen Jahren sagte mir mal jemand: "Ich habe mein Leben in den Sand gesetzt!"
Er hatte Pläne und Träume, die sich nicht erfüllt haben und es war klar, daß sie sich nicht mehr erfüllen würden, obwohl er sehr viel Arbeit, Zeit und Energie reingesteckt hat, zT hat seine Gesundheit darunter gelitten.
Was antwortet man darauf?
War sein ganzes Leben bis dahin, so wie er es gelebt hat, sinnlos?
Er empfand es jedenfalls so.
Ich weiß nicht mehr genau, was ich damals geantwortet habe, aber ich weiß noch, daß mich diese Aussage ziemlich betroffen und einigermaßen ratlos gemacht hat.
Wie begegnet man Menschen in Krisensituationen. Das ist schon fast einen eigenen Thread wert.
Ich glaube, das Schlimmste ist, wenn man sich - aus Ratlosigkeit - zurückzieht und den Unglücklichen allein lässt. Dabei ist das aber wohl die häufigste Reaktion.
Meine erste Reaktion ist immer: Ich will den armen Kerl in den Arm nehmen. Aber ich muss mir bewusst sein, dass ich damit eine Grenze überschreite und evtl. nicht tröste, sondern Unbehagen auslöse.
Aber ich kann mein Mitgefühl zeigen. Ich kann fragen "Wie geht es dir?" - und bereit sein, mich auf eine lange Antwort einzulassen, aktiv zuhören, Zwischenfragen stellen. Vorsichtig Körperkontakt suchen, z.B. den Arm tätscheln
Unglückliche Menschen sind meistens sehr, sehr einsam.
So, nach diesem besinnlichen Start in den Tag schau ich doch mal im Ponyhof vorbei, ob das Frühstück fertig ist (wahrscheinlich bin ich mal wieder zu früh dran).
LG
Vanessa
Ja, Vanessa, du hast Recht, aus Ratlosigkeit zu schweigen ist die schlechteste Lösung.
Irgendwie muss man den Betroffenen dazu bringen, daß er erkennt, daß eben doch nicht alles sinnlos ist, was nicht gelingt, was keine Lebensträume erfüllt ...
Wobei wir dann wieder bei der Ausgangsfrage des Threads sind 😉