Anthropologie / Psychologie "Toxische Persönlichkeit" - Modewort oder was ist tatsächlich dran und wie geht ihr mit Verhalten um, daß ihr als "toxisch" empfindet?
Ja, diese Phasen Einteilung kenne ich auch, ich denke aber nicht, daß dieso so klare Einteilung und Abfolge immer so abläuft.
Ich habe eher die Erfahrung gemacht, daß durchaus mehrere Phase. gleichzeitig da sein können und daß Akzeptanz noch lange nicht bedeutet, daß man alles andere vollkommen hinter sich gelassen hat.
Diese Einteilung bezieht sich tatsächlich auf Verlust durch einen Todesfall.
Vielleicht kann man einiges davon auf andere unüberwindbare Grenzen im Leben übertragen.
Vermutlich wird auch hier keine so eindeutige zeitliche Abfolge immer so verlaufen. Selbst wenn man sich mit einem unveränderlichen Schicksalsschlag wie zB dem Rollstuhl abgefunden hat, wird es bestimmt trotzdem immer wieder Phasen der Wut und Ablehnung, vielleicht auch der Traurigkeit und Depression usw. geben.
Es war bei den Beiden ein Prozess, der sich über 18 Jahren hingezogen hat.
Sie war mit dem 2. Kind schwanger, als er seine niederschmetternde Diagnose bekam.
Er war ein Kämpfer
sie im Grunde auch ..
mehr möchte ich momentan dazu nicht berichten.
Du hast ja auch eine Zeit mit deinem Mann erlebt, die kaum zu ertragen war.
Ihr habt es mit vereinten Kräften geschafft einen heilsamen Weg einzuschlagen ....
Es war bei den Beiden ein Prozess, der sich über 18 Jahren hingezogen hat.
Sie war mit dem 2. Kind schwanger, als er seine niederschmetternde Diagnose bekam.
Er war ein Kämpfer
sie im Grunde auch ..
mehr möchte ich momentan dazu nicht berichten.
Eine lange Zeit ... jetzt kämpft Deine Tochter für sich. Daran muss man sich auch erst einmal gewöhnen.
Sie hat Dich, das ist viel Wert in solchen Zeiten. Auch dann, wenn man nicht spricht. Du scheinst ein Mensch zu sein mit dem man wohltuend schweigen kann.
Oder sprechen ohne etwas zu Ende zu bringen.
Liebe Maya,
Kübler-Ross schrieb in einem ihrer Bücher, dass diese Phasen durchaus auch in anderer Reihenfolge ablaufen können und es können auch Stufen ausbleiben. Für mich sind sie letztendlich Hinweise auf Reaktionen, die auftreten KÖNNEN. Wenn man das weiß, kann einem das durchaus hilfreich sein. Unsere Freundin hat ihre Tochter vor 9 Jahren verloren. Ihr hat es geholfen, zu wissen, dass bestimmte Reaktionen (z.B. Wut auf die verstorbene Tochter!) durchaus "normal" sind, zumindest nichts, wofür sie sich schämen müsste. Und ich denke, diese Stufen lassen sich auch (zumindest partiell) auf anderes schwere Leid übertragen.
Liebe Grüße und Dir und allen hier eine gute Nacht
Der Waldler
Versuchen kann man es ja ... 😉Du willst 100%ige Sicherheit in der Entscheidungsfindung. Die kann ich Dir auch nicht geben. Ich akzeotiere, dass ich da auch falsch liegen kann. Das könnte man auch Demut nennen 😉
DW
Klar.. ich wähle 100%, wohl wissend, dass am Ende eine kleinere Zahl darunter stehen wird 😉 - aber versuchen kann man es ja - wieder und wieder (das ist übrigens der Bereich den ich immer wieder mal angehe - und selbstverständlich scheitere)
Im Grunde beschreiben wir ähnliches nur mit anderen Worten. So weit auseinander liegen wir nicht.
Ich weiß genau wovon du sprichst!
Diese Neigung hatte/habe ich auch.
Was sich bei mir verändert hat, ist die Erwartungshaltung.
Vor kurzem habe ich mich daran erinnert, als der Enkel mit einem Anliegen hinsichtlich "Verlustängste - wie damit umgehen" bei mir anklopfte.
Auch da war bei mir ein Rilke-Merksatz aus dem Stundenbuch:
Laß dir alles geschehn: Schönheit und Schrecken.
Man muß nur gehn: Kein Gefühl ist das fernste.
Laß dich von mir nicht trennen.
Nah ist das Land,
an seinem Ernste.
Ich habe versucht es so zu formulieren: "Aufgrund von üble Erfahrungen in der Kindheit ist das Urvertrauen zerstört. Drum bringt es nichts von Vertrauen zu reden. Denke statt dessen an Mut. Alles kann geschehen.
Wir können gewinnen oder verlieren. Aber im Verlieren ist auch die Chance des Wachsens, des Erkennens gegeben."
LG
Mareike
Das erinnert mich an eine Situation, in der ich vor langer Zeit war, in der ich große Angst hatte, wie es weiter geht....
Ich war vor vielen Jahren für ein Auslandssemester in Taiwan, über die Jahreswende hinaus. Und hatte rechtzeitig meinen Eltern geschrieben, daß ich im neuen Jahr eine neue Bankkarte brauche. Die kam aber nicht. Stattdessen ein Brief, die KSK habe keine neue ausgestellt, weil sie im letzten Jahr so wenig gebraucht worden war - ob ich denn überhaupt eine neue bräuchte.....
Damals gab es noch kein Internet, Luftpostbriefe dauerten ziemlich lange, anrufen wäre viel zu teuer gewesen.
Da stand ich nun, ganz allein, ohne Geld, in einem fremden Land, noch 2 Monate bis zum ( bezahlten) Rückflug zu überbrücken...
Irgendwann hat mich die lähmende Angst und Sorge so genervt, daß ich mir sagte: die Angst und Sorge bringt rein gar nichts, im Gegenteil. Die Situation ist schon schlimm genug, wie sie ist. Jetzt versuche ich, nach Möglichkeiten der Abhilfe zu suchen, ohne mich verrückt zu machen, dafür brauche ich meine ganze Kraft. Und wenn dann tatsächlich alles so schlimm kommt, wie befürchtet, dann ist es immer noch früh genug, mich aufzuregen.....
Das hat tatsächlich funktioniert und ich wurde ganz ruhig.
(Auch mit dem Geld ging alles gut, ich habe andere Studenten angesprochen und von kleinen Jobs erfahren, es war sogar schöne und zT lustige Arbeit, wie zB Statistenrollen bei Filmaufnahmen, die in Europa oder Amerika spielten, ich erinnere mich noch heute gerne daran).
Seither habe ich diese "Selbstüberzeugungsstrategie" beibehalten und dies hilft mir, mich nicht vorher aufzuregen, wenn keine Sicherheit da ist. Irgendeinen Ausweg gibt es immer, und dann geht es weiter, wenn auch vielleicht anders als geplant. Und je weniger Angst und Sorge blockierend vorhanden ist, um so mehr Energie ist frei, nach Lösungen zu suchen und mit evtlen Fehlschlägen umzugehen.
Zur Frage in der Themenüberschrift:
eine toxische Persönlichkeit, auf die diese Bezeichnung nach meinem Empfinden im Sinne
des Wortes zutraf, war eine Frau, die ich als Kindergartenmutter kennenlernte und die mich
in einer entsprechenden Situation bat, auf ihre Kinder aufzupassen .
Von da an, über Jahre hinweg, suchte sie meine Nähe, wir freundeten uns an.
Ich habe einfach nicht bemerkt, dass sie versuchte mich zu vereinnahmen und meine
Verbindungen zu nutzen. Später meldete sie ihre Kinder überall dort an, wo meine Kinder
waren (Musikunterricht usw.) und das Ganze bekam allmählich auch für mich merkwürdige
Züge.
Jahre später, bei einer Autofahrt, bei der auch ihre Tochter anwesend war, musste ich
der Unterhaltung entnehmen, dass man mich regelrecht "ausgekundschaftet" hatte und
ohne Hemmungen darüber sprach.
Ich habe die Verbindung am nächsten Tag abgebrochen und ihr einen entsprechenden Brief geschrieben.
Sie ist dann später - ungeniert und taktllos - zum Trauergottesdienst für meinen Mann gekommen.
Allegra
Ja, Allegra, es gibt solche Menschen, die andere schamlos ausnutzen und sich dabei vollkommen im Recht fühlen, sogar noch denken, die anderen schulden ihnen etwas. Und sie können sogar Wunden schlagen mit ihrem Auftreten....
Ich hatte so eine sehr gute Bekannte dieser Art, noch aus der Studienzeit, inzwischen habe ich (und nicht nur ich, sondern auch gemeinsame frühere Bekannte) jeden Kontakt zu ihr abgebrochen.
Sie hatte damals sehr wenig Geld, hat aber auch nicht neben dem Studium her gearbeitet, sondern halt sehr stark gespart, zB in der Mensa 2x Nachschlag geholt, so daß sie sich so satt essen konnte, daß sie die nächste Mahlzeit auslassen konnte.
Ich habe ihr Unterricht gegeben, umsonst. Anschließend saßen wir meistens noch zusammen und sie hat eine Kleinigkeit zu essen aufgetischt, nicht viel und ganz einfach, aber sie hatte ja nicht viel. Ich nahm das als Geste, mit der sie mir für den Unterricht danken wollte.
Bis sie mich auf einmal darauf ansprach und meinte, wir lassen die Treffen lieber, sie könne es nicht leiden, wenn jemand bei ihr nur schnorren würde und nie etwas mitbrächte ....
Ich war so perplex, daß ich gar nichts darauf antworten konnte. Ich hatte zu der Zeit noch andere Schüler, die mich selbstverständlich bezahlt haben, bzw eine Schülerin hat mir im Gegenzug Klavierunterricht gegeben.
Obwohl ich mich im Recht fühlte, hat es danach eine ganze Weile gedauert, bis ich wieder unbefangen eine Einladung, und wenn es auch nur auf einen Kaffee war, annehmen konnte ohne mir zu überlegen, ob ich den Einladenden genauso oft einlade.... anfangs habe ich jede Einladung sicherheitshalber ausgeschlagen, damit mich niemand für einen Schnorrer halten konnte.
Unbewusst ist diese Verletzung tiefer gegangen, da halfen auch alle vernünftigen Gegenargumente nichts.
Besonders schlimm an der Sache finde ich, wie lange Sie das mit sich rumschleppen - es dürfte sich ja um Jahrzehnte handeln, wo Sie das nicht vergessen konnten, wenn Sie es heute noch so detailliert schildern können.
Unbewusst ist diese Verletzung tiefer gegangen, da halfen auch alle vernünftigen Gegenargumente nichts.
Von solchen lange anhaltenden Verletzungen versuche ich mich schon ganz am Anfang zu schützen. Ich erkläre bei schwierigeren Dingen dem oder der Anderen klipp und klar, was mir nicht passt und welche Kosequenzen ich daraus ziehen werde.
Natürlich gebe ich noch eine Chance, damit sich der oder die Andere erklärend verteidigen kann. Geschieht dies nicht oder endet in einer der "giftigen (toxischen)" Streitereien,breche ich das ab und vergesse die Sache, weil sie es mir nicht als wertig erscheint, mich so lange damit zu beschäftigen und zu grämen.
Das Leben bietet ja im weiteren Verlauf immer wieder viele Möglichkeiten, sich über etwas zu ärgern oder sich verletzt zu fühlen. Da sollte man gut sortieren, was in diese Schublade passt und dann auch neutral überlegen, ob man nicht auch selbst irgendjemanden irgendwann verletzt usw.
DAs Leben ist doch zu kurz, um sich Jahrzehnte mit solchen Dingen zu belasten. Olga
Besonders schlimm an der Sache finde ich, wie lange Sie das mit sich rumschleppen - es dürfte sich ja um Jahrzehnte handeln, wo Sie das nicht vergessen konnten, wenn Sie es heute noch so detailliert schildern können.
Unbewusst ist diese Verletzung tiefer gegangen, da halfen auch alle vernünftigen Gegenargumente nichts.
Damals hat es mich schon tief getroffen, ich habe mich selbst in meinem Verhalten hinterfragt, ob an ihren Vorwürfen vielleicht doch etwas dran ist und ich das vielleicht nicht gemerkt habe und andere nur zu höflich sind, mir das zu sagen....
Und wie gesagt, es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich darüber hinweg war - aber dann war es auch gut. Ich habe es nicht weiter mit mir herum geschleppt und eigentlich auch gar nicht mehr daran gedacht. Ganz vergessen habe ich es aber auch nicht, wenn ich daran erinnert werde, kommt es schon mal wieder hoch.
Das Schwierige in diesem Fall war, daß es eine sehr gute Bekannte, eher Freundin war. Ich habe den Kontakt mit ihr eingeschränkt, aber erst vor einigen Jahren total abgebrochen, als ich gar nicht mehr mir ihr klar kommen konnte.
Aber in den vielen Jahren bis dahin habe ich mich nur zurück gezogen, sobald sie mir zu übergriffig wurde. ZB als sie ihren Geburtstag groß feiern wollte und mich anrief und mir sagte, sie habe sich überlegt, daß alle Gäste doch etwas besonderes zum Essen uns Trinken mitbringen sollten. Da ich indische Küche gut kenne, solle ich doch ein paar indische Spezialitäten zubereiten - wer indische Küche kennt, weiß, daß das extrem zeitaufwändig ist, und dann auch noch für eine große Party! Außerdem solle ich doch mit ein paar anderen zusammen ein oder 2 Std früher kommen, um ihr beim Vorbereiten zu helfen und ja, Stühle habe sie auch nicht genug, ich solle doch ein paar mitbringen ...
Ich habe mich dann entschuldigt, daß ich nicht kommen werde und habe mein Geschenk einer anderen Freundin mitgegeben 😉.
Ich helfe gerne, aber ungefragt einspannen und herumkommandieren lasse ich mich nicht.
Wahrscheinlich wäre es - im Rückblick gesehen - besser gewesen, den Kontakt viel früher ganz abzubrechen, denn geärgert habe ich mich über solche Begebenheiten dann doch.