Anthropologie / Psychologie "Toxische Persönlichkeit" - Modewort oder was ist tatsächlich dran und wie geht ihr mit Verhalten um, daß ihr als "toxisch" empfindet?
Und weil diese Menschen selbst sehr darunter leiden, würde ich auch nie von "toxisch" reden, das klingt, als ob die "böse" sein. Das sind sie nicht.
Ja, das ist es auch, was mich stört, denn dadurch wird der Mensch als solcher in die Schublade gesteckt.
Dabei geht es eigentlich um ein bestimmtes Verhaltensmuster, daß man als Betroffener ("Opfer") als "verletzend" erkennen und mit dem man richtig umgehen muss.
Es ist nicht einseitig, sondern immer eine Interaktion. Und eine falsche Reaktion verstärkt das verletzende Verhalten nur noch mehr.
Ich finde, genau das macht es so schwierig.
Wenn der Teil in der Opferrolle einfach impulsiv auf eine Verletzung - falsch - reagiert, dann schaukelt sich das ganze hoch. Und - statt Grenzen zu setzen - macht sich der Verletzte dann auch noch Vorwürfe: "Hätte ich dies nicht gesagt, wäre der Streit nicht eskaliert....."
Und weil diese Menschen selbst sehr darunter leiden, würde ich auch nie von "toxisch" reden, das klingt, als ob die "böse" sein. Das sind sie nicht.
Der Waldler
Sie leiden darunter, das Opfer leidet darunter und verstärkt wird das sehr oft durch das Umfeld.
Ich bin überzeugt, dass es viel weniger Opfer geben würde, wenn nicht so häufig das Umfeld den Narzissten nicht auch noch unterstützen und damit dazu beitragen würden, dass das Opfer immer mehr an sich selbst zweifelt.
Das Ganze ist leider nicht nur eine 2er-Problematik.
Ein Beispiel für die Kategorisierung:
https://reinhardpichler.at/persoenlichkeit/arten-von-toxischen-menschen/
Dieser Link ist aber auch an Versachlichung gepaart mit reißerischer Aufmachung kaum noch zu überbieten.
So erlebe ich seit Jahrzehnten Unternehmensberater immer wieder - da wurde etwas menschlich Komplexes auf ein Minimum herunter gebrochen. Und dieses Foto gibt mir ehrlich gesagt den Rest.
Ja, das ist sicherlich zum wesentlichen Teil richtig. Aber es ist auch so, dass Menschen mit Narzisstischer PS (=NPS) dann "einfach gehen", wenn sie zu viel Gegenwind erhalten oder sie zu wenig manipulieren können. Sie haben ja oft keine echte Bindung zu ihren Partnern/Freunden, und können die Beziehung spontan aufgeben. Es gibt zahlreiche Bücher, Artikel,. Internetartikel und früher auch Foren (heute eher X, WhatsApp usw.), in denen sich Opfer/Partner/Angehörige von NPS-Betroffenen austauschen, da entsteht ein extremes Leid bei den verlassenen Partnern etc., selbst wenn diese Menschen wissen, dass es eigentlich GUT für sie ist, dass der Partner mit NPS aus ihrem Leben verschwindet.
Bei der Umwelt wird ja auch vom NPS-Betroffenen versucht, diese außen vor zu lassen. Oft versuchen sie, ihre Partner von ihren Freunden zu trennen, aus dem Bekanntenkreis zu lösen usw.
Besonders schlimm wird es, wenn Menschen mit NPS in Machtpositionen kommen. Und es gibt Forscher, die annehmen, dass ein Großteil der Spitze des Großkapitals, der Banken usw. zu diesen Menschen gehöre. Ich glaube, es war ein Historiker oder Soziologe, die darüber auch ein Buch geschrieben hat, aber mir fallen weder Autor noch Titel ein. Falls mir beides einfällt, werde ich das hier reinsetzen.
Aber eines muss ich nochmal sagen: Diese Menschen sind nicht böse, sie sind krank.
LG
DW
Soo sehe ich das auch.
Die sind in erster Linie krank.
Das ist ja das besonders 'Fiese' an solchen psychischen Störungen : sie wirken sich auch auf ihr unmittelbares Umfeld, besonders auf die ihnen ausgelieferten, abwehrschwachen Kinder aus.und wahrscheinlich noch schwerer, Schaden von den Kindern fern zu halten, die sich selbst nicht schützen können
Narzisstisch gestörte Väter-Persönlichkeiten (bei Müttern ist es etwas anders) vermitteln - in der Regel sogar unbewusst - ihren Kindern sehr oft, dass sie nicht die Besten sind, nicht danach streben, besser als die anderen zu sein oder es wenigstens sein zu wollen.
Die Erwartungshaltung ist extrem ausgeprägt.
Trotz Anstrengungen können es die Kinder nur selten 'recht' machen.
Das 'feed-back' ist entsprechend.
Damit setzt sich in den Kindern das Gefühl fest, nicht wertvoll , gar minderwertig, zu sein, und, als etwas "Geringwertiges", auch weniger bis nicht liebenswert zu sein.
Was das mit der Entwicklung eines 'gesunden' Selbstwertgefühls macht, muss nicht weiter ausgeführt werden.
Die über die Jahre sich tief in den 'Kinderseelen' einwurzelnden Schädigungen wirken in verschiedenen Formen bis ins Erwachsenenalter fort, manche wirken ein Leben lang.
Aber eines muss ich nochmal sagen: Diese Menschen sind nicht böse, sie sind krank.
LG
DW
Ich weiß - und sie leiden.
Das mit dem Gegenwind ist schon richtig. Ich wollte aber auf etwas anderes hinaus.
Das Umfeld reagiert mindestens ebenfalls so egoistisch wie das ein Narzisst tut. Denn meist sind einzelne Menschen innerhalb einer Gruppe das besonders "geliebte" Opfer eines Narzissten. Und das Umfeld unterstützt das (bewusst oder unbewusst - diesbezüglich wurde ich mir nie sicher) indem sie dem Opfer die (gesunde) Wahrnehmung absprechen.
Ich hoffe, ich war verständlich.
"Und es gibt Forscher, die annehmen, dass ein Großteil der Spitze des Großkapitals, der Banken usw. zu diesen Menschen gehöre. "
Dazu - den Führungseliten - ein lesenswerter Artikel (04 12 2019 ) im "Bild der Wissenschaft".
" In Führungspositionen findet sich ein höherer Anteil an Menschen mit narzisstischer oder psychopathischer Persönlichkeitsstörung, lautet das Ergebnis mehrerer Studien, darunter auch eine Untersuchung von Kristie M. Westerlaken und Peter R. Woods, die unter dem Titel „The relationship between psychopathy and the Full Range Leadership Model“ veröffentlicht wurde. "
Ob und falls ja, wie, diese "Chiefs" unter ihrem Narzissmus leiden, ist meist nicht erkennbar.
Meinem Eindruck nach, wissen sie selbst gar nicht, dass sie 'krank' sind. Sie leiden aber darunter, dass ihr Umfeld sie meidet, nicht versteht, es an der erwarteten Wertschätzung fehlen lässt.
Sie leiden also unter Symptomen einer Krankheit, von der sich gar nicht wissen, dass sie sie haben.
Erklär-Gründe sind dann eben die traditionellen Hierarchien (wer mag schon seinen Chef, der Leistung einfordert), die Konkurrenz, der Erfolgsdruck, die berufliche Aufopferung zum Besten der Familie... usw.
Eine Art "Umkehrpsychologie" (?) man verlangt von sich etwas , von dem man gar nicht will, dass es so getan wird, weil man weiss, dass es einemnicht gut tut. Der Fehler liegt aber dann am Umfeld, der Wettbewerbgesellschaft, der Evolution, bei der sich nur der Beste, der Stärkste durchsetzt. Vielleicht ist ja das neoliberale Denken, das Ergebnis pathologisch- narzisstischen Denkens ?
Nicht die anderen, man selbst schafft sich den Druck durch den Wahn des Perfektionismus?
Narzisstisch gestörte Väter-Persönlichkeiten (bei Müttern ist es etwas anders) vermitteln - in der Regel sogar unbewusst - ihren Kindern sehr oft, dass sie nicht die Besten sind, nicht danach streben, besser als die anderen zu sein oder es wenigstens sein zu wollen.
Die Erwartungshaltung ist extrem ausgeprägt.
Trotz Anstrengungen können es die Kinder nur selten 'recht' machen.
Das 'feed-back' ist entsprechend.
Damit setzt sich in den Kindern das Gefühl fest, nicht wertvoll , gar minderwertig, zu sein, und, als etwas "Geringwertiges", auch weniger bis nicht liebenswert zu sein.
Die Methoden der Mütter mögen andere sein, das Ergebnis bleibt letztendlich das Gleiche.
Nochmal zurück zum Grenzen setzen.
Man muss die Grenzen erkennen!
"Die gesunde Grenze erkennen
Es gibt ein Verhalten, wo wir Dinge sehr gut und zu 100% machen, aber trotzdem immer das Gefühl haben, es reicht noch lange nicht, es ist nicht gut genug.
Genau da ist die Grenze überschritten und man fängt an, sich selbst zu schaden. Du fängst an, dir selbst zu schaden in dem Sinne, dass du dann sehr schnell in narzisstische Beziehungen gerätst oder schon drin bist oder selbst zu einer narzisstischen Person geworden bist, weil du den Schmerz und das Gefühl, nicht gut genug zu sein und ein sehr geringes Selbstwertgefühl zu haben, nicht aushältst."
Entnommen aus: der-zusammenhang-von-perfektionismus-narzissmus-und-die-auswirkungen/
Ich freue mich durch diesen Thread einiges klarer zu sehen.
Es stellte sich für mich die Frage: Was sind die Beweggründe so viel Energie in eine Beziehung zu stecken?
Eine Antwort: "Ein häufiges Muster in narzisstischen Beziehungen. Auf der einen Seite die narzisstische Person, die ohnehin tief im Inneren das Gefühl hat, nichts wert zu sein, und deshalb versucht, durch eine Fassade von Grandiosität und Arroganz, durch Perfektion zu beweisen, dass sie doch gut genug ist. Aber auch ein empathischer Partner der narzisstischen Person, der ein hohes Perfektionsstreben hat und unbewusst beweisen will, dass er doch der perfekte Partner ist und die narzisstische Person das nur endlich einsehen muss. Dafür werden Abwertungen, Beleidigungen, Manipulationen, Schweigen und im schlimmsten Fall auch Gewalt ertragen. Alles nur, um das Gefühl und den Schmerz, nicht gut genug zu sein, nicht spüren zu müssen".
Mareike