Anthropologie / Psychologie "Toxische Persönlichkeit" - Modewort oder was ist tatsächlich dran und wie geht ihr mit Verhalten um, daß ihr als "toxisch" empfindet?
Neulich in einem Gespräch kam dieses Thema auf in Bezug auf das Verhalten einer bestimmten Person.
Ich war erst skeptisch jemanden mit so einem "Label" zu versehen.
Bei einer Google Suche stellte ich dann fest, daß es tatsächlich ein großer Trend ist, Personen so zu kategorisieren.
Daß es aber auch sehr kritische Stimmen dazu gibt.
Ein Beispiel für die Kategorisierung:
https://reinhardpichler.at/persoenlichkeit/arten-von-toxischen-menschen/
Ein Beispiel für eine kritische Stimmen:
https://annika-felber.de/wann-ist-ein-mensch-toxisch-ein-modewort-unter-der-lupe/
Was meint ihr, ist diese Kategorisierung eher hilfreich oder verfälschend und hinderlich?
Habt ihr Erfahrungen im Umgang mit "toxischen" Personen und welche Strategie hat sich dabei bewährt?
Solche Zuschreibungen lehne ich ab.
Dennoch ist es wichtig zu erkennen, dass es Beziehungen gibt, die auf Dauer schädlich, ungesund, möglicherweise "toxisch" sind.
Da hilft - mir - nur eines: Mich über meine eigenen Grenzen und Bedürfnisse im Klaren zu sein und mich rechtzeitig abzugrenzen.
Eine Person kenne ich, deren Verhalten extrem toxisch ist., eine Kombination aus Dramaqueen und Narzistin. Sie redet ohne Punkt und Komma, hört nie zu, fängt überall Streit an, beschwert sich andauernd, ist exterm kontrollbedürftig.
Ihr Mann - sie sind schon mehr als 50 Jahre verheiratet - redet in ihrer Gegenwart überhaupt nicht mehr. Ihre Kinder trugen psychische Störungen davon.
Sie war das 5. Kind in einer Reihe von insgesamt 9 Geschwister.
Eine mögliche Erklärung?
Mareike
Das Wort „toxisch“ ist selber toxisch und darum schädlich!
Personen oder Menschen als giftig, als schädlich zu bezeichnen, geht überhaupt nicht, denn nicht sie sind giftig oder schädlich, sondern ihr Verhalten, ihr Benehmen, ihr Umgang mit anderen Menschen!
Und auch für das gibt es Ursachen, kein Mensch wird
„ schädlich“ geboren, irgend etwas ist in seinem Leben passiert, was sein Verhalten so geprägt hat!
Vielleicht könnte man darüber mal nachdenken.
Edita
Das Wort „toxisch“ ist selber toxisch und darum schädlich!
Edita
Danke... um so einen knackigen Satz hatte ich gerade gerungen. Das bringt es auf den Punkt.
Alleine der Begriff grenzt aus und es schwingt auch die Anforderung mit, dass wir alle nicht anstrengend zu sein haben. Eine Einheitsmasse eben.
Ich glaube zwar nicht, dass Menschen ausschließlich durch ihre Umgebung und ihre Erlebnisse geprägt werden, sondern auch Persönlichkeit von Geburt an in sich tragen, aber das gehört zum Individuum dazu.
............ kein Mensch wirdGenau so wichtig ist es, darüber nachzudenken, welche Anteile man selber hat an solchen unguten Beziehungen.
„ schädlich“ geboren, irgend etwas ist in seinem Leben passiert, was sein Verhalten so geprägt hat!
Vielleicht könnte man darüber mal nachdenken.
Edita
Das hat nichts zu tun mit der Frage: "Wer ist schuld?"
Manchmal trägt ein ausgepräges Pflichtbewusstsein dazu bei, dass man sich aus ungesunden Beziehungen nicht löst.
Jeder von uns reagiert unterschiedlich auf bestimmte Verhaltensweisen.
Ich selbst habe bisher keine " Menschen mit toxischer Persoenlichkeit " in meinem Umfeld erlebt, dennoch kenne ich Menschen, mit denen ich nicht auf einer Wellenlänge liege.
Meine Herangehensweise ist es, Distanz zu halten und dennoch freundlich zu bleiben.
Nicht jede zwischenmenschliche Beziehung muss tief und innig sein. Ich finde es ok, wenn manche Beziehungen oberflächlich oder distanziert bleiben.....
Jeder Mensch hat seine eigene Geschichte und mir reicht es manchmal, diese nicht vollständig zu verstehen, sondern einfach einen Schritt zurückzutreten.
Chris33
Vielen Dank für eure Antworten.
Das bestätigt mich in meiner Einschätzung.
Ich fand in den Artikeln dennoch hilfreich, zu lesen, wie bestimmte Verhaltensweisen in ihrer Schädlichkeit zu erkennen sind.
Und was es oft verhindert, daß sich etwas ändert.
Labels und Schubladendenken lehne ich auch grundsätzlich ab.
Statt Personen in Schubladen zu stecken, finde ich es aber wichtig, bestimmte, sich immer wieder wiederholende Verhaltensmuster zu erkennen und zu verstehen, warum bestimmte Reaktionen darauf nicht helfen oder sogar im schlimmsten Fall "toxisches" Verhalten sogar verstärken.
ZB ist es nicht einfach, Grenzen zu setzen, wenn übergriffige Personen es verstehen, an das Verantwortungsbewusstsein zu appellieren und Schuldgefühle/ein schlechtes Gewissen hervorrufen, wenn sie ihren Willen nicht bekommen.
Und je mehr sich so etwas einspielt und das "Opfer" mitspielt - in der Meinung, dem anderen damit zu helfen - um so mehr verfestigt sich das Verhaltensmuster.
Ich habe an einer Stelle den Vergleich gelesen: Als ob sich jemand zu einem Kettenraucher dazu setzt, in der Meinung, er könne ihm dadurch helfen, vom Rauchen los zu kommen. Stattdessen schädigt er sich selbst nur durch das Passivrauchen.
Ja, das Grenzen setzen ist bestimmt das Wichtigste - und wohl auch das Schwierigste.
Und um so schwieriger, je näher die Person einem steht.
Ganz schlimm wird es, wenn in einer Beziehung die beiden Partner das Problem miteinander haben und dann auch noch die Kinder mit einbezogen sind, wie du aus deinem Bekanntenkreis schreibst.
Als Arbeitskollege oder Bekannter kann man Personen, die einem nicht gut tun, einfach meiden, wenn Grenzen setzen nicht klappt.
Aber in der engeren Familie ist es schwer, da raus zu kommen und wahrscheinlich noch schwerer, Schaden von den Kindern fern zu halten, die sich selbst nicht schützen können.
Nicht immer ist Distanz möglich:
Familienbeziehungen z B: Ehepartner, Eltern-Kind, angeheiratete Familie.
Mitunter auch Konstellationen im Berufsleben.
Besonders schwierig wird es in Beziehungen, wo Abhängigkeiten bestehen (Alter, Krankheit etc.)
Dazu könnte ich eine lange Geschichte schreiben.
Momentan ist das alles noch zu schmerzlich ...