Forum Wissenschaften Anthropologie / Psychologie Rationalität und Irrationalität

Anthropologie / Psychologie Rationalität und Irrationalität

clara
clara
Mitglied

Re: Rationalität und Irrationalität
geschrieben von clara
als Antwort auf Mareike vom 06.11.2013, 09:37:36

Ist Ratio gleich Vernunft?
Wenn ich zB die Greuel der Nazizeit betrachte: Alle mörderische Aktionen wurden durch und durch rational geplant und durchgeführt ...

Mareike

Das stimmt. Aber dahinter standen mE Vorurteile und Hass auf Juden und andere unliebsame Gruppen, also Emotionalität. Nicht nur in "Mein Kampf" nachzulesen. Irrationales kann zu Rationalem führen und sogar als notwendig begründet werden. Dies kann jederzeit wieder geschehen, wenn die Bedingungen dafür gegeben sind.
Ich kann natürlich fragen, ob Emotionen irrational sind.

Clara
Mareike
Mareike
Mitglied

Re: Rationalität und Irrationalität
geschrieben von Mareike
als Antwort auf clara vom 06.11.2013, 12:10:52
Aus meiner Sicht nur insofern sie dem Verstand nicht zugänglich sind (nicht oder noch nicht erklärbar) oder dem Verstand widersprechen.(Irr-Sinn?)
Das wäre dann wohl der Bereich, wo der Mensch nicht mehr zurechnungsfähig ist, nicht mehr verantwortlich für sein Handeln.

Mareike
clara
clara
Mitglied

Re: Rationalität und Irrationalität
geschrieben von clara
als Antwort auf Mareike vom 06.11.2013, 12:42:49
Irrational demnach in etwa so, wenn ein 80-Jähriger eine 20-Jährige begehrt (s. Goethe!).
Rational bei einer 20-Jährigen, denn die begehrt ja nur das eventuell vorhandene Geld des 80-Jährigen oder will an seinem Ruhm Teil haben. Etwas Anderes kann ich mir in so einem Fall nicht vorstellen.

Clara

Anzeige

Mareike
Mareike
Mitglied

Re: Rationalität und Irrationalität
geschrieben von Mareike
als Antwort auf clara vom 06.11.2013, 12:59:09
Wenn der 80-Jährige begründen kann, warum und wozu er die 20-Jährige begehrt und sogar über Mittel verfügt sein Ziel zu erreichen, wäre dies keineswegs irrational.
(Egal ob mittels Potenz, Charme oder Geld .. )

Mareike
qilin
qilin
Mitglied

Re: Rationalität und Irrationalität
geschrieben von qilin
als Antwort auf Mareike vom 06.11.2013, 12:42:49
Ist es nicht ein Kennzeichen von Emotionen, dass sie dem Verstand nicht zugänglich sind? Wenn ich so emotional handle, bin ich dann unzurechnungsfähig?

Zur Rationalität des Nazismus - aus jeder (auch jeder guten) Idee kann durch Mangel an Emotion, durch 'beinhartes rücksichtsloses Durchziehen' ein totalitäres Schreckensregime entstehen. Bei den Nazis tu' ich mich schwer etwas Positives zu finden, also ein anderes Beispiel: Die Grundidee des Christentums, die Liebe eines Gottes zu allen Menschen, und die Liebe der Menschen zu Gott und zu allen Mitmenschen, ist sicher eine gute Sache. Wenn ich das aber ohne Emotion, nur nach bestimmten Regeln, ohne jede Rücksicht und mit einem verzerrten Gottesbild praktiziere, komme ich ganz 'vernünftig' zur Inquisition... Bei beidem, Ratio und Emotion, ist immer wieder Selbstkontrolle und Selbstkritik nötig.

() qilin
clara
clara
Mitglied

Re: Rationalität und Irrationalität
geschrieben von clara
als Antwort auf Mareike vom 06.11.2013, 13:06:56
Auch noch begründen? Vielleicht sogar in Versen (was ihm ja nicht schwer fiel)? Clara

Anzeige

miriam
miriam
Mitglied

Re: Rationalität und Irrationalität
geschrieben von miriam
als Antwort auf Mareike vom 06.11.2013, 13:06:56
Weg vom alten Lüsting - der muss jetzt ein Mittagsschläfchen halten...

Vermehrt - und von mir als Beschleunigungsprozess wahrgenommen, treffen wir in unserer Gesellschaft – auf dem Homo oeconomicus.

Wo bewegt dieser sich – wenn wir über Rationalität und Irrationalität hier diskutieren?

Man ist ja erst einmal versucht, ihn bei der Rationalität einzuordnen. Dies aber stimmt nicht so ganz.
Zwar sind die Gründe dies näher zu betrachten rational, aber was dann auffält, sind die irrationalen - besser gesagt die emotionalen Aspekte die vermehrt berücksichtigt werden in der Oekonomie.

Entscheidungen im Kaufverhalten des Homo oeconomicus, sind eher von Emotionen geleitet – und so schreibt Martin Kocher, Professor für Verhaltensökonomie:

Zitat:
"Die Verhaltensökonomie ist die Anwendung von psychologischen und soziologischen Grundlagen auf die Ökonomie. Man hat also die strikten Annahmen der Spieltheorie etwas aufgelöst und versucht Modelle zu kreieren, mit begrenzter Rationalität oder mit nicht eben vollständigen, egoistischen Verhalten, und schaut, wie sich das auf Gleichgewichte, auf das Ergebnis auswirkt. Auf Grund solcher Annahmen versucht man dann, Verhalten vorherzusagen."

Ende des Zitats.

Persönlich erschrecken mich solche Texte – die beweisen auf welcher Ebene nun über Rational und Irrational nachgedacht bzw. diskutiert wird.
Im Blickpunkt ist all zu oft der Homo oeconomicus.

Miriam
clara
clara
Mitglied

Re: Rationalität und Irrationalität
geschrieben von clara
als Antwort auf miriam vom 06.11.2013, 13:26:11
Miriam, der Homo oeconomicus ist ein gutes Beispiel dafür, wie das Irrationale eingesetzt wird, z. B. in der Werbung. Dort spielt das Emotionale eine große Rolle und über Emotionen soll zum Kauf animiert werden.

Umgekehrt spielt beim sogen. homo ludens, der beim Spielen Emotionen heraus lässt, auch das Rationale eine Rolle. Schon das kleine Kind, das mit Bauklötzchen spielt, muss überlegen, wie es sie zu setzen hat, um seine Bauwerke, ohne, dass sie gleich einstürzen, zu erzeugen. Erst recht ein Künstler, der nicht nur emotional handelt, sondern auch Emotionen erzeugen will und auch erzeugt. Er muss ganz rational üben, an seine Existenz und/oder an seine physischen Fähigkeiten und Grenzen denken, wie z.B. ein Profi-Instrumentalist, der ja "spielt".

Nach all dem, was ich hier lese, meine ich, dass in gesunden Menschen Rationalität und Irrationalität einfach nicht zu trennen sind. Wie meist bei Gegenpolen, überwiegt bei Individuen mal das Eine, mal das Andere. Die Kriminal(Geschichte) kennt genug Menschen ohne erkennbare Emotionen, die Folgen sind bekannt. Nur emotionales (irrationales?) Handeln, ohne den Verstand einzuschalten, kann aber auch fatal wirken.

Clara
Mareike
Mareike
Mitglied

Re: Rationalität und Irrationalität
geschrieben von Mareike
als Antwort auf miriam vom 06.11.2013, 13:26:11
Entscheidungen im Kaufverhalten des Homo oeconomicus, sind eher von Emotionen geleitet

Dieses Beispiel greife ich mal auf, um auch gleichzeitig auf Qilins Frage zu antworten, ob Emotionen für den Verstand zugänglich sind.

Wenn der Automobilhersteller es versteht über geschickte Werbung Menschen dahingehend zu beeinflussen, dass sie meinen unbedingt das letzte Porsche Modell besitzen zu müssen, dann hat der Hersteller und der Werbefachmann sehr rational ein Ziel verfolgt.
Alles Wissen wird genutzt für Effektivität und Effizienz in der Verkaufsstrategie.

Der Käufer hingegen, welcher auf diese Werbung hereinfällt, handelt irrational: Er hat sich manipulieren lassen.
Er könnte sich schützen, wenn er sich Rechenschaft ablegen würde,
wenn er prüfen würde, ob und wozu er ein Auto braucht.
Als Familienvater wäre wahrscheinlich der Kauf eines Kombis sinnvoller.

Mareike
val
val
Mitglied

Re: Rationalität und Irrationalität
geschrieben von val
als Antwort auf Mareike vom 06.11.2013, 14:01:21
.. es sei denn, er weiss, dass er manipuliert wird und ist d'accord. Dann handelt er passiv rationell.

Anzeige