Anthropologie / Psychologie Propaganda - Der "Third Person Effect" und Der First-Person-Effekt
es haben nun alle zum Statement von @aixois Stellung genommen
ich bitte darum zum Thema zurückzukehren und frage noch einmal in die Runde:
Reicht es, die Menschen, die die Propaganda für bare Münzen nehmen, zu verurteilen?
Oder braucht es doch mehr?
meine Vorschläge:
Dialog
und Bewusstmachen von Beeinflussung durch Propaganda
Polarisierungen vermeiden
Gibt es weitere Ideen?
WurzelFluegel
Was für ein Sturm im Wasserglas und- nebenbei gesagt - welch gutes Beispiel dafür, wie mit Informationen umgegangen werden kann, wie durch - bewusst falsches Verstehen-Wollen - Empörung, shit storms entstehen können.
Ich habe den inkriminierten Satz in 'quotations marks' (Zitierzeichen) gesetzt, was einmal ein Zitat ausdrücken kann, zum anderen aber auch Distanz zur Aussage und oder Ironie (voraussetzend , dass man die ‚Argumente‘ der historischen Frauenwahlgegner kennt).
Du hast als einzige hier in der Rund die Vergangenheitsform 'durfte' richtig erkannt und das auch noch als geborene Kerkraderin aus den Niederlanden ! Mein Respekt 😉!
Mein Respekt hast Du, nicht (nur) , weil Du eine Frau bist, auch nicht, weil Du Dich – wie eine These hier unterstellt - mir 'anbiederst', um meine Sympathien zu erhalten, sondern weil ich den Eindruck habe, dass Du mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen stehst, die Dinge so siehst , wie sie sind und klug und mit gesundem Menschenverstand niveauvoll argumentierst, manchmal mit meiner Meinung konform gehst, mal nicht, mich mal mit Deinen Argumenten überzeugst, manchmal auch zweifelnd lässt.
Ich bilde mir auch ein, dass da Dein Umgang und Austausch mit der jungen (Enkel-) Generation, unsere Zukunft (!) durchscheint ... was ja nur von Nutzen sein kann.
Ach so, um das "Herumgeflattere" hier ad absurdum zu führen:
'Mein' Satz, der gar nicht meiner war, stammt aus der online Fassung einer Sendung des SWR 2019 zu „100-Jahre Frauenwahlrecht“ (hier das vollständige Zitat Frauen - zu emotional ?)
„Frauen – "zu emotional für die Politik"?
Bis es so weit war, mussten die Frauen in Deutschland viele Widerstände brechen. Die Gegner des Frauenwahlrechts brachten erstaunliche Argumente vor:
- Die Frau ist emotionaler als der Mann. Weil Politik nicht emotional ist, ist die Frau dort völlig fehl am Platz.
- Frauen wollen das Wahlrecht gar nicht haben.
- Wahlrecht soll nur haben, wer Wehrdienst leistet: Nur wer sein Leben dem Vaterland auf dem Schlachtfeld zu opfern bereit ist, soll wählen dürfen.
- Deutsche Frauen wollen eigentlich nicht wählen; die Idee wurde aus dem Ausland "eingeschleppt".
So wie im von mir leicht abgewandelten - Bolle Lied
Als ER im Forum mal tat was schreiben, da ging´s ihm aber schlecht, Da haben ihn viel (T)Olle janz mörderisch verdrescht!
Mehr als ne halbe Stunde ham sie auf ihm poliert.
Aber dennoch hat sich Bolle Janz köstlich amüsiert. 😁
Machts gut ihr lieben Leut ... es hat mich nicht gereut, manchmal sogar gefreut.
Danke für diese genauere Erklärung und Aussage, aus der ich eine Distanzierung zu dem Zitat jetzt erkennen kann.
Diese hat mir vorher gefehlt, und da ich schon des öfteren ziemlich verächtliche Beiträge gegenüber den "Feministinnen" oder zur Gendersprache von dir gelesen habe, wurde mir erst recht nicht deutlich, dass du dich mit diesem Zitat nicht identifizierst.
Wenn das aber nun so ist, und ich hoffe, du meinst das ehrlich, bitte ich um Entschuldigung.
WurzelFluegel, " Bewußtmachen von Beeinflussung" durch Propaganda???
Reicht es, die Menschen, die die Propaganda für bare Münzen nehmen, zu verurteilen?
Oder braucht es doch mehr?
meine Vorschläge:
Dialog
und Bewusstmachen von Beeinflussung durch Propaganda
Polarisierungen vermeiden
Gibt es weitere Ideen?
WurzelFluegel
Wenn ich nur zurückdenke, wie wir hier den Sturm auf's Capitol diskutiert haben, trotz der Live-Aufnahmen, trotz der Live-Berichterstattung, trotz der 22000 Falschaussagen, glatten Lügen und irreführenden Behauptungen des damals noch amtierenden Präsidenten, der sich privat auch noch einen bewaffneten Mob aufgebaut hatte, es war den Trumpisten einfach nicht beizukommen, sie zweifelten, auch wenn es noch so absurd war, einfach alle Tatsachen an, Basta......
Da wurde sogar behauptet, daß "das Eindringen in den Sitzungssaal für einen Moment sogar recht friedlich aussah", obwohl alle Bilder glasklar eine gewaltsam bedrohliche Stimmung bezeugten!
Das gleiche Procedere gab es bei der Diskussion um die angeblich "diktatorischen Corona-Maßnahmen" und im Frühjahr dann auch bei der Diskussion um Putins Angriffskrieg, die läuft ja immer noch!
Meine Meinung dazu - Leute können von Propaganda so eingenommen sein, daß sie einfach nicht mehr zu erreichen sind, was ich von Herzen bedauere, denn ihre propagandistischen Scheuklappen behindern sie in ihrer natürlichen Wahrnehmug äußerst beträchlich!
Edita
Hallo Aixois
Mal OT:
Ich lese zur Zeit eine Krimireihe von M.R.C. Kasasian. Krimis für Leute die englischen Humor lieben. Sie spielen in der viktorianischen Zeit und genau da passte für mich dieser "Shit-Storm" hin. 😉
Zu Deinen weiteren Ausführungen: Ja, Respekt ist das A und O in einer gepflegten Unterhaltung und dann fällt es auch nicht schwer Humor oder Ironie zu erkennen.
Einen herzlichen Gruß
Mareike
Und deshalb werde ich grundsätzlich misstrauisch, wenn zu sehr an meine Emotionen "appelliert" wird,Einer der Hauptgründe warum Frauen nicht wählen durften : "Die Frau ist emotionaler als der Mann, und weil Politik nicht emotional ist, ist die Frau dort völlig fehl am Platz."
😂💪
Jetzt, nach all der Aufregung, möchte ich auch noch was schreiben.
Die Politik war vllt. deshalb nicht "emotional" (ist das neuerdings ein Schimpfwort??), weil zu wenig Frauen in ihr repräsentiert waren?
Ich habe das aber -bisher- nicht geschrieben, weil ich damit keine Aufregung erzeugen wollte.
Hat ja nix geholfen.... 😏
Meine Güte... ein Wespennest ist ja eigentlich ein gemütliches Plätzchen verglichen mit manchen Threads!
Ja, liebe @Mareike. Meine Ironie gestern hast du zwar überhaupt nicht begriffen, die musste ich erst mühsam erklären. Aber in diesem Fall lagst du offenbar richtig und darfst dich nun als große Siegerin fühlen.
Genieße deinen Triumph! 💪
Ich als Rheinländein sage mir: Man muss och jönne könne! 😊
Meine Meinung dazu - Leute können von Propaganda so eingenommen sein, daß sie einfach nicht mehr zu erreichen sind, was ich von Herzen bedauere, denn ihre propagandistischen Scheuklappen behindern sie in ihrer natürlichen Wahrnehmug äußerst beträchlich!Das kann sein @
Edita
gekürzt zitiert
ich habe manchmal auch den Eindruck.
Trotzdem kann man es nicht absolut setzen, denn es gibt die Initiativen um radikalisierten Menschen aus dem extremen Umfeld herauszuhelfen und sie sind erfolgreich.
zB. Violent Prevention Network
sie arbeiten mit radikalisierten Menschen
helfen beim Ausstieg aus der Szene
und sind auch präventiv tätig
Zitat
Die Verantwortungspädagogik ermöglicht einen demütigungsfreien Weg der Ansprache von Menschen, die sich anti-demokratischen Strukturen angeschlossen haben, und befähigt sie zur Rückkehr in das demokratische Gemeinwesen. Die Grundannahme der Verantwortungspädagogik und des Anti-Gewalt- und Kompetenztrainings AKT ist es, Menschen durch Zusammenarbeit das Erlernen jener Kompetenzen zu ermöglichen, die eine Distanzierung von menschenverachtenden Ideologien ermöglichen. Dies geschieht in einer für die Person wertschätzenden Atmosphäre und bzgl. der Ideologie hinterfragenden Methode. Das AKT besteht aus flexiblen Modulen der Biographiearbeit, der politischen Bildung und der Anti-Gewaltarbeit, die Violence Prevention Network auf unterschiedliche Zielgruppen (rechtsextrem und islamistisch gefährdete Straftäter) und unterschiedliche Settings (Gruppentraining, Einzeltraining, Training in der Haft, Training vor der Haft, Training in hetero- und homogenen Gruppenzusammenhängen etc.) überträgt.
Zitat Ende
Quelle und für Interessiert zum Weiterlesen
https://de.wikipedia.org/wiki/Violence_Prevention_Network
Diese Arbeit kann nicht in der Öffentlichkeit stattfinden, auch nicht im ST - das braucht ein vollkommen anderes Setting.
~
Dieser Thread, der sich mit Propaganda, Beeinflussbarkeit und Selbstreflexion beschäftigt, richtet sich nicht vorrangig an bereits radikalisierte Menschen,
sondern ist zum Nachdenken und selbst Denken gedacht, für die, die es interessiert.
WurzelFluegel
Hallo Enya
Politik ohne Emotionen ist im Grunde undenkbar
Es ist durchaus sinnvoll, das mal näher in den Blick zu nehmen:regieren-mit-gefuehl
Zitat:
Wer wissen will, wie es kommt, dass sich Menschen vergesellschaften, dass sie gemeinsame Ziele entwickeln und verfolgen, dass sie sich aber auch wieder entzweien, getrennte Wege gehen, sich verfeinden und einander Schaden zufügen, kann Gefühle und deren Gestaltungskraft nicht geringschätzen“, begründet die Historikerin Ute Frevert, Direktorin am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin ihren Ansatz. Die Ergebnisse ihres Forschungsbereichs zeigen, dass viele Aspekte der Geschichtsschreibung in neuem Licht erscheinen, wenn Emotionen wie Angst, Wut und Hass, aber auch Hoffnung, Vertrauen und Mitleid in die Analysen einbezogen werden. So lässt sich beispielsweise beleuchten, wie sich das Verhältnis zwischen Volk und Regierenden in der Vergangenheit entwickelt und gewandelt hat.
Gruß
Mareike
Dieser Thread, der sich mit Propaganda, Beeinflussbarkeit und Selbstreflexion beschäftigt, richtet sich nicht vorrangig an bereits radikalisierte Menschen,Liebe WurzelFluegel
sondern ist zum Nachdenken und selbst Denken gedacht, für die, die es interessiert.
WurzelFluegel
Ich bin beeindruckt von Deiner Ausdauer ... ich hatte diesen Thread für mich schon abgehakt.
Nun sprang mir heute morgen einen Bericht der Faz ins Auge: Bringen die sozialen Medien einen neuen Strukturwandel der Öffentlichkeit mit sich? Jürgen Habermas überschätzt das Regellose rechter Kommunikation.
Wenn selbst unsere große Denker nicht mehr wissen, wie sie sich Gehör verschaffen können 😶, dann würde ich doch sagen: Wir haben uns tapfer geschlagen. 😅
Ich wünsche allen einen entspannten Tag!
Mareike