Forum Wissenschaften Anthropologie / Psychologie Propaganda - Der "Third Person Effect" und Der First-Person-Effekt

Anthropologie / Psychologie Propaganda - Der "Third Person Effect" und Der First-Person-Effekt

RE: Propaganda - Der "Third Person Effect" und Der First-Person-Effekt
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Mareike vom 17.09.2022, 12:00:46

ich werfe in diesem Zusammenhang eine Frage auf, die mir wichtig ist

Propganda braucht Zugriff auf die Medien
umso mehr Bühnen, umso besser

Wer die Medien beeinflusst, beeinflusst die allermeisten Menschen

Öffentliche Medien - Fernsehen, Radio, Journalisten
private Sender
Printmedien
social media - Facebook, Twitter, TikTok…
Prominente

die Themenauswahl (Agenda Setting) beeinflusst ebenso massiv
Überlebenssorge – aktuell Krieg, Teuerung, Energie, Pandemie
Angst, Panik, Gewaltverbrechen - bekommen viel mehr Aufmerksamkeit als good neews

wer die Themen selbst setzen kann hat einen Vorteil
wer die Themen für seine Propaganda zu nutzen versteht, dem ist die Aufmerksamkeit sicher
usw.

aber eine Sache ist dabei extrem wichtige

Wer überbringt die Nachricht?

Informationen, Fakten, Interpretationen gewinnen an Glaubwürdigkeit, wenn der Überbringer als vertrauenswürdig eingestuft wird.

wenn´s ein Freund erzählt, hat es mehr Gewicht

es gibt deshalb einen regelrechten Kampf darum, welche Medien vertrauenswürdig sind und welche nicht

das ist ein interessantes Feld, darüber lohnt es sich noch weiter nachzudenken

WurzelFluegel

 

val
val
Mitglied

RE: Propaganda - Der "Third Person Effect" und Der First-Person-Effekt
geschrieben von val
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.09.2022, 14:11:40
i

Informationen, Fakten, Interpretationen gewinnen an Glaubwürdigkeit, wenn der Überbringer als vertrauenswürdig eingestuft wird.

wenn´s ein Freund erzählt, hat es mehr Gewicht



 
Diesem Beispiel könnte ich nur sehr bedingt zustimmen.
LG Val
Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Propaganda - Der "Third Person Effect" und Der First-Person-Effekt
geschrieben von Mareike
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.09.2022, 14:11:40

Bei https://media-bubble.de/ findet man viele Anregungen zum Nachdenken.

Z B : https://media-bubble.de/false-balance-welche-meinung-bekommt-eine-buehne/

Gruß
Mareike


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RE: Propaganda - Der "Third Person Effect" und Der First-Person-Effekt
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf val vom 17.09.2022, 15:19:22

Danke @val , freue mich dich hier zu lesen.

mein Beispiel habe ich auf Grund dieser Erklärungen gebracht, die im Zusammenhang mit Radikalisierungsprozessen gegeben wird

Zitat
Die Wirkungswahrscheinlichkeit von Propaganda nimmt also erst zu, wenn man dem Überbringer der Nachricht (Messenger) vertraut.
Diese glaubwürdigen Propaganda-Kuriere können Familienmitglieder, Freunde oder charismatische Rekrutierer sein. Das not- wendige Zusammenwirken von Propaganda und Kurier erklärt auch die Radikalisierungs-„Hochburgen“, also geographische Häufung von Radikalisierungsfällen in bestimmten Städten oder Stadtteilen, statt deren gleichmäßiger Verteilung (Vidino 2017/BKA 2016/Sageman 2008).
Zusammengefasst heißt das: Damit Propaganda überhaupt wirken kann, braucht man 1) die kognitive Offenheit des Propagandaempfängers, 2) eine auf dessen Bedürfnisse zugeschnittene Propaganda und 3) glaubwürdige Messenger.
Zitat Ende
Quelle
https://interventionen.blog/2022/03/16/propaganda-wirkung-grenzen-und-gegenmassnahmen-alexander-ritzmann/

Es ist mit meiner Wahrnehmung stimmig, dass die Glaubwürdigkeit von Quellen ein Thema sind.
Quellen denen man vertraut, können ganz allgemein gesprochen, wahrscheinlich entsprechend mehr Einfluss entfalten.
Welcher Quelle vertraut man und warum?


WurzelFluegel

aixois
aixois
Mitglied

RE: Propaganda - Der "Third Person Effect" und Der First-Person-Effekt
geschrieben von aixois
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.09.2022, 14:11:40

Wenn man wie ich, Propaganda als Methode zur Schaffung von Meinung versteht, die den Zielen des Propagandisten dient, dann gibt es bekanntermassen  eine ganze Reihe von Möglichkeiten, den Inhalt der Propaganda an die Frau zu bringen. Diese Kunst sehe ich in der Werbung (im weitesten Sinne) entwickelt, wo erforscht wird, wie man an den Menschen -auch mit psychologischen Mitteln- herankommt.

Dazu zähle ich aber auch zunehmend den Bereich der KI, die Entwicklung und den Einsatz von Algorithmen, die auf verschiedenste Weise (vom Zielobjekt, besser den einzelnen Zielgruppen,  nicht bemerkbar) seinen Zugang zu Information und die Art/Darstellung/Inhalt  der Information bestimmen. Das machen ja die Nachrichtenmanipulationsdienste  (nicht nur) der großen politischen Mächte.

Eines der wichtigsten Instrumente sind natürlich die Medien, heute als social media mit ihren Möglichkeiten,  in Sekundenschnelle Millionen zu erreichen.

Da Propaganda meist über Kampagnen daher kommt, werden auch alle - immer auch spezifisch auf die Empfängergruppen abvgestimmt - 'Überbringer' wohlüberlegt ausgewählt (s.o. Werbepsychologie). Das war schon der Fall bei den "Hausfrauentupperwareparties", wo persönliches Vertrauen durch Kontakt geschaffen wurde. Gleiches gilt für Kaffeefahrten, wo der Nicht-Käufer stigmatisiert wird als Schmarotzer, dem es  nur auf das 'Schnorren' ankommt.

Was nun den 'vertrauenswürdigen' Überbriger angeht, so ist das m.E. die Sache eines jeden Einzelnen, seinen Präferenzen, seinen Erwartungen, Vorprägungen, Vorwissen, seiner Urteilsfähigkeit und den mit bestimmten Medien gemachten Erfahrungen.

Totale Neutralität gibt es nicht. Ebensowenig wie eine 100 % Vertrauenswürdigkeit. Print medien haben Verleger, die wollen mit ihrer Ware was verdienen, also werden sie sich  besonders um hohe Auflagen kümmern, was eine Selektion von Nachrichten, Fakten voraussetzt.
Da auch die schreibende Zunft, der Journalismus ganz allgemein aus Menschen besteht, wird die Propaganda versuchen, sich dieser Menschen zu bedienen, sie für ihre Sache zu gewinnen. Solange das erkennbar bleibt (man kennt mit der Zeit ja die Einstellungen der Meinungsmacher und Überbringer) und man wählen kann, ist das noch überschaubar.

Wenn aber Nachrichten/Meinungen anonym daher kommen wird es gefährlich. Denn die eingesetzten Algorithmen schaffen es, vertrauenswürdig zu erscheinen und gleichzeitig die Fakten/Informationen so zu filtern, dass sie zur Propaganda und ihrer Weltsicht passen.

Wenn mich aber wesentliche Informationen nicht mehr erreichen, dann wirkt das toxisch auf eine pluralistische Gesellschaft. Dann bestimmen unbekannte und unkontrollierbare Eliten im Hintergrund, worüber und welche Meinung gebildet werden darf.
Die Suche nach alternativen Fakten/Meinungen ist sehr aufwändig und kann von dem Einzelnen nur ausnahmsweise vorgenommen werden.

Mal ehrlich, wer weiss schon, von wem die Öffentlich-Rechtlichen Medien und deren Einhaltung von Programmgrundsätzen (wie z.B. Objektivität, Überparteilichkeit...)  'kontrolliert' werden ?  Wie kann es sein, dass manche Sender als 'Rotfunk' andere als konservativ - CDU nah eingeschätzt werden ? 
Warum hat die Politik wenig Interesse daran, die Funktion, Zusammensetzung, Repräsentativität, Auswahlverfahren/Mandatsvergabe usw. der Rundfunkräte auf den Prüfstand zu stellen ?
Wird von den Mitglieder nicht Unmenschliches verlangt, wenn man von ihnen erwartet  im Rundfunkrat jedoch nicht die Interessen ihrer Organisation, sondern der Allgemeinheit zu vertreten ?

Mitwirkung der Eigentümer, d.h. der gebührenbezahlenden Bürger ? Fehlanzeige !
Bis 2022 waren nicht mal alle  Sitzungen der einzelnen Rundfunkräte für die Öffentlichkeit zugänglich !

Dennoch erfolgt immerhin überhaupt eine Kontrolle, so dass ich den Anstalten, die bis  an die 50 Mitglieder umfassen  mehr (nicht volles !!) Vertrauen schenke (in der Hoffnung, dass sie einen guten Job machen)  als anderen Einrichtungen, bei denen ich noch weniger weiss, wer dahinter steht, von wem das Kapital und sonstige Finanzierungen erfolgen (große Werbeaufträge z.B.), wer Einfluss auf Personal und Informationangebote hat.


 

Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Propaganda - Der "Third Person Effect" und Der First-Person-Effekt
geschrieben von Mareike
als Antwort auf aixois vom 17.09.2022, 19:33:20
............Was nun den 'vertrauenswürdigen' Überbriger angeht, so ist das m.E. die Sache eines jeden Einzelnen, seinen Präferenzen, seinen Erwartungen, Vorprägungen, Vorwissen, seiner Urteilsfähigkeit und den mit bestimmten Medien gemachten Erfahrungen.
.................

 
Danke @Aixois für Deine umfassende Stellungnahme!

@Wurzelfluegel
Deine Frage: " Welcher Quelle vertraut man und warum?" kann ich für mich nur folgendermaßen beantworten: Wenn ich die Kriterien für guten Journalismus kenne, weiß ich, worauf ich zu achten habe. Ich habe dann die Möglichkeit mir unterschiedlichen Quellen zu bedienen, um zu einer einigermaßen stimmigen Beurteilung zu kommen. Irren ist natürlich grundsätzlich möglich, aber das gilt noch mehr für diejenigen, die ständig meinen "die Wahrheit" gepachtet zu haben, weil sie "die vertrauenswürdigen Quellen kennen".

Ich wünsche allen einen entspannten Sonntag!
Mareike

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Edita
Edita
Mitglied

RE: Propaganda - Der "Third Person Effect" und Der First-Person-Effekt
geschrieben von Edita
als Antwort auf Mareike vom 18.09.2022, 09:13:16

Damit ist aber noch nicht klar, was man unter
"Kriterien für guten Journalismus" zu verstehen hat, glaubt man den "regierungskritischen" Demonstrationen, den jetzigen und denen unter Angela Merkel, besteht ja der gesamte offentliche Medienmarkt aus einer einzigen Kategorie, nämlich der der Lügenpresse, und rechte oder linke Schundkanäle, egal ob Print oder Digital, werden auf Deibel komm raus genutzt und gefeiert!


Edita
Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Propaganda - Der "Third Person Effect" und Der First-Person-Effekt
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Edita vom 18.09.2022, 09:52:15

Es wurden bereits sehr viele Kriterien genannt, wenn man´s denn lesen würde ...

Z B.
. Der ideale Erzieher – und wir können das getrost auf den die Öffentlichkeit unterrichtenden idealen Journalisten übertragen – ist immer darauf aus, seinem Zögling – bzw. der Öffentlichkeit – verschiedene Seiten derselben Sache darzulegen. Er gibt ihm bzw. ihr sowohl Gründe, etwas zu glauben, als auch Gründe, an etwas zu zweifeln. Er nimmt einem das Denken nicht durch Beeinflussung ab, sondern gibt einem durch eine nicht selektive Darlegung von Fakten, Gründen und Gegengründen das Handwerkszeug, um selbstständig denken und urteilen zu lernen, d.h., um mündig zu werden. "

Zitat entnommen aus: https://www.br.de/telekolleg/faecher/deutsch/medienkompetenz/08-propaganda100.html

Ein Beitrag aus der Reihe: https://www.br.de/telekolleg/faecher/deutsch/medienkompetenz

(Beitrag von vor 22 Stunden)

Edita
Edita
Mitglied

RE: Propaganda - Der "Third Person Effect" und Der First-Person-Effekt
geschrieben von Edita
als Antwort auf Mareike vom 18.09.2022, 10:03:20

Ich kann die Frage nur stellen, weil ich gründlichst gelesen habe, Deine ewigen Spitzen und Unterstellungen tragen auch nicht gerade zur von Dir ständig beklagten friedlichen Diskussion bei,  das was Du da aufzählst, sind wage Gummibärchenkriterin, die jeder auslegen und benutzen kann wie es ihm beliebt, es sind keine feststehenden Regeln, innerhalb derer Grenzen sich seriöser Journalismus nur bewegen darf!

Zum Beispiel:

Zwischen Nachricht und Meinung wird unterschieden

Falschinformationen sind tabu

Vorkommende Fehler werden richtiggestellt

Eigentumsverhältnisse und Finanzierung sind öffentlicht

Reißerisch irreführende Überschriften sind tabu

usw, und sofort


Edita!
RE: Propaganda - Der "Third Person Effect" und Der First-Person-Effekt
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf aixois vom 17.09.2022, 19:33:20

Ich glaube auch, dass die öffentl. rechtl. Sender nicht absichtlich lügen. Es würde wohl eher schaden, wenn es ihnen nachgewiesen wird. @aixois
Sie haben sowieso einen großen Einfluss auf die öffentliche Meinung.
Agenda Setting und Faktenauswahl haben von vornherein einen Lenkungseffekt.


Aber bei allen Medien stellt sich die Frage: Wird vlt. einseitig berichtet?

Die Journalisten greifen die wichtigen Debatten der Öffentlichkeit auf. Sie setzen bei der Berichterstattung Schwerpunkte – das wechselwirkt.

Sie wählen aus, was wichtig genug ist um darüber zu berichten.

Sie entscheiden, welche Themen auf Sendung gehen/ auf die Titelseite kommen - darüber debattiert das Land und diese Themen bleiben im Mittelpunkt des Interesses.
Sie treffen die Faktenauswahl für die Begründung, auch damit wird der Blick der Zuseher und Leser gelenkt.

Geht auch nicht anders. Trifft auf alle Medien zu!

Warum schreibe ich es dann?

Im Zusammenhang mit Propaganda, ist das doppelt relevant, denn

es hat zur Folge, dass andere Themen nicht gehört werden und andere Fakten unter den Tisch fallen.

Propaganda kann auch diskret, aber effektiv, dadurch unterstützt werden, indem einseitig berichtet wird. 

Es macht mMn. Sinn, in diesem Punkt aufmerksam zu bleiben.

WurzelFluegel
 


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