Anthropologie / Psychologie Propaganda - Der "Third Person Effect" und Der First-Person-Effekt
Wer diesen Artikel aufmerksam gelesen hat, wird festgestellt haben, dass die Debatte um Begriffe wie Filterblase und Echokammereffekt intensiv auch in Wissenschaftskreisen geführt wird.Nun Mareike, ich habe diesen Artikel mehrmals unter verschiedenen Kriterien gelesen und bin zu der Meinung gekommen, 1. daß Du hier viel kopiert hast ohne es kenntlich zu machen, und 2. daß hier ganz klar aufgezeigt wird, wie Filterblasen und Echokammern funktionieren und wie gefährlich sie sein können wenn Demagogen und autoritäre Regime das ausnutzen, denn, und das steht auch in dem von Dir verlinkten Artikel, aber Du hast das vollkommen ignoríert, Echolammerneffekt und Filterblasen haben auch was mit Wissen und UNWISSEN zu tun und da heißt es in dem Artikel:
Es wird nach meinungsbildende Faktoren gefragt, nach den Mechanismen die eine Rolle spielen bei der Akzeptanz von Meinungen. Kommunikations- und Informationsverhalten wird hinterfragt.
"Hat nicht jeder Mensch ein Recht auf Unwissen"?
Doch ein solches Recht gibt es nicht. Dieses darf nicht mit dem Recht auf "informationelle Selbstbestimmung" und dem "Recht auf Nichtwissen" verwechselt werden. Denn mit diesen ist gemeint, dass jeder Mensch darüber entscheiden kann, was mit seinen persönlichen Daten geschieht bzw. als einer Variante davon, ob er solche persönlichen Daten überhaupt selbst wissen will, eine Frage, die in der Pränataldiagnostik ethisch höchste Wichtigkeit besitzt. .......
Während das Recht auf Nichtwissen als selbstbestimmter Informationsverzicht gerade einen mündigen, über die Folgen seiner Entscheidung wissenden Menschen voraussetzt, ist der Mensch in der Filterblase gerade nicht mündig und informiert.
Was diese Situation nun so beunruhigend macht, ist, dass diese Unmündigkeit nicht oder zumindest nicht nur von außen induziert ist. Die algorithmische Informationsverteilung durch Facebook passt sich lediglich dem Kommunikations- und Informationsverhalten der Nutzer an und verstärkt dieses zusätzlich. Sie ist also in gewisser Weise von dem Nutzer selbst gewollt." Ende Zitat
Und genau das schrieb ich vor 4 Tagen, Zitat Edita:
" ........ denn es ist, um in eine Filterblase zu kommen nicht wichtig, daß man sich im Internet aufhält, sondern wie man dort agiert und vor allen Dingen wo!"
Nein - "Postfaktisch" bezeichnet keine Diskussionskultur, postfaktisch beschreibt nichts anderes als einen Zustand "in dem Fakten keine Rolle spielen, nicht anerkannt werden, weil die gefühlte Wahrheit nun mal nicht mit den Fakten übereinstimme und überhaupt seien die Fakten gar keine Fakten, sondern Machinationen der Lügenpresse." (Zitat entnommen aus der WELT)Es gibt den neuen Begriff des Postfaktischen."Postfaktisch" bezeichnet eine Diskussionskultur in der Fakten – also dass etwas der Fall ist oder dass etwas nicht der Fall ist – als Argumente keine oder eine geringere Rolle spielen.
Das Problem dabei ist, daß Teile der Gesellschaft eben nicht merken, nicht wissen oder auch nicht wissen wollen, daß sie der Kriterien zur Unterscheidung von Fakt und und Fake längst verlustig geworden sind und dann kann eine Gesellschaft großen Schaden nehmen, sehr richtig von Dir zitiert!Das Gefühl des totalen Verlusts von Kriterien zur Unterscheidung von Wahr oder Fake ist für eine Gesellschaft äußerst bedrohlich, führt zum Vertrauensverlust.
»Wenn die Kriterien zur Unterscheidung verloren gehen und dies sich ausbreitet, kann eine Gesellschaft nicht mehr funktionieren.«
Das Problem liegt jedoch nicht bei den Fakten, sondern bei der Interpretation des Betrachters.Natürlich liegt das Problem beim Betrachter und hängt von dessen Wissen und Unwissen und " von der Qualität von Meinungen und unserer Fähigkeit, hinreichend begründetes Wissen von etwas, das diese Kriterien nicht oder nicht hinreichend erfüllt, zu unterscheiden."
Der Betrachter muß wieder lernen zu hinterfragen.
Aristoteles verweist auf den Unterschied zwischen „Dass“ (also die Fakten) und das "Warum" (griech. Dióti). Nur dieses sei wirkliches Wissen.
Wirkliches Wissen ist Wissen von den Gründen und Ursachen von etwas.
Der Weg dahin ist kein leichter.
Meinungen müssen auf Fakten und Gründe überprüft werden.
(aus deinem Artikel zitiert)
In diesem Artikel wurde auf antike Diskussionen zurückgegriffen.Und dabei hast Du den fast wichtigsten Satz, der nämlich erklärt wie das zu verstehen sei, weggelassen, Zitat:
Die antiken Diskussionen decken auf, dass unser Unbehagen mit Filterblasen und Echoeffekten in sozialen Netzwerken nicht nur etwas mit den Fakten und Fakes zu tun hat, sondern mit der Interpretation von Fakten, und das heißt: mit der Qualität von Meinungen und unserer Fähigkeit, hinreichend begründetes Wissen von etwas, das diese Kriterien nicht oder nicht hinreichend erfüllt, zu unterscheiden.
Es geht also um die Gründe.»Das Begründen darf man nicht delegieren. Das muss jeder selbst tun, der eine Meinung mit Geltungsanspruch äußert.
«Das ist, was salopp als „Selber Denken“ benannt wird.
" Das Begründen darf man nicht delegieren. Das muss jeder selbst tun, der eine Meinung äußert und dieser einen Geltungsanspruch zuweist.
Man kann sich nicht, wie Donald Trump dies wiederholt und gerade im Zusammenhang mit den Spionagevorwürfen gegen die Obama-Administration getan hat, auf beliebige Quellen berufen und eine eigene Qualitätskontrolle dieser Quellen aussetzen, ja verweigern. "
Sorgen muss man sich machen um den Umstand, dass bei manchem Meinungsbildner und führenden Politiker das Gefühl, Rechenschaft ablegen zu müssen über die Richtigkeit der aufgestellten Behauptungen und vertretenen Meinungen, immer mehr weicht.Nun Mareike, Du hast den Absatz verkürzt, da gibt es eine Vorerklärung, daß es nicht nur am Meinungsbildner liegt, sondern dem Meinungskonsumenten eine höchst tragende Rolle im postfaktischen Zeitalter zukommt, Zitat:
" Das Beunruhigende ist daher nicht, dass wir uns in einem postfaktischen Zeitalter befinden – hier gibt es viel Hoffnung, dass dem nicht so ist, man muss sich nur die kompetenten journalistischen Recherchen der großen amerikanischen Zeitungen seit dem Machtwechsel in Washington ansehen –, sondern dass wir in einem post-Rechenschafts-Zeitalter leben, dass wir zu wenig Anstrengung unternehmen, die Qualität von Meinungen und die Basis ihrer Begründung in Frage zu stellen und zu verbessern."
Vielleicht bedarf es einer gewissen politischen Unruhe, um das Bedürfnis bei vielen danach zu wecken, die eigenen Meinungen wieder kritisch auf ihre Gründe hin zu befragen.
Mareike
(Dies war ein Versuch den verlinkten Bericht von Gyburg Uhlmann kurz zusammenzufassen)
Das will ich nicht hoffen, daß es einer "gewissen politischen Unruhe " bedarf!
Auf jeden Fall ist es m.M.n. ein sehr guter Bericht, und ja - die sollten viele hinterfragen, die Gründe für ihre Meinungen, siehe den Absatz über Trump!
Ich verlinke den Artikel noch mal, wirklich lesenswert!
Wie kommt man zu einer begründeten Meinung?
Edita
guten Morgen @Mareike
Was meinst du mit zu Früh bewerten?
wenn du meinst, dass es nichts bringt, den Teufel an die Wand zu malen, dann hast du meine volle Zustimmung
wenn du meinst, ich müsste mit jeder Bewertung so lange warten, bis ich Fakten habe, dann bin ich damit vorsichtig
denn ich mache meine Einschätzungen natürlich im Vorfeld, so wenig beeinflusst wie möglich,
das kann überlebenswichtig sein, wenn man, so wie ich, mit Gas heizt zB.
Wenn die verifizierbare Faktenlage schlecht ist, lese ich die Zeichen der Zeit trotzdem, beziehe meine Erfahrungen und die anderer ein, die Intuition usw.
und traf für mich die Entscheidung für eine zusätzliche Heizmöglichkeit
aber ich käme nicht auf die Idee, daraus abzuleiten, dass alle, die zu anderen Ergebnissen kommen als ich, falsch liegen
auch die Politik soll Vorsorge treffen, denn es wird demonstriert werden mMn.
wenn aber die Sorge der Menschen, und die unsichere Faktenlage dazu benutzt werden um für oder gegen etwas Propaganda zu machen, dann ist das eine völlig andere Sache für mich
wenn schon im Vorfeld pauschaliert und polarisiert wird,
dass beispielsweise alle Sanktionsbefürworter auf dem rechten Weg sind und alle andere Demokratiegegner sind, oder umgekehrt
dann häufen sich da nicht nur Vorurteile, sondern sie werden auch schon in Propaganda umgesetzt, und es wird bereits daran gearbeitet solche Einteilungen salonfähig zu machen,
um Menschen zu beeinflussen und in eine Richtung zu lenken
das macht mir oft größere Sorge, als meine Heizung
Wir könnten die beliebtesten Propagandatechniken unter die Lupe nehmen und überlegen, welche Wirkung sie auf uns und andere haben/haben könnten. Was meinst du?
WurzelFluegel
Mareike
(Dies war ein Versuch den verlinkten Bericht von Gyburg Uhlmann kurz zusammenzufassen)
Auf der ganzen Linie Deiner Meinung @Wurzelfluegel.
Zu den Bewertungen: Dabei dachte ich an allerersten Stelle an das Bewerten der Meinungen und gleichzeitig der Personen, die anderer Meinung sind als ich.
Möglicherweise haben die den Rüssel des Elefanten gefühlt und ich den Schwanz oder umgekehrt.
Zu Deiner Frage: " Wir könnten die beliebtesten Propagandatechniken unter die Lupe nehmen und überlegen, welche Wirkung sie auf uns und andere haben/haben könnten. Was meinst du?"
Ich denke darüber nach. Möglicherweise kommen da noch Anregungen. Es wird ja fleißig gelesen ...
Mareike
Für Interessierten:
Zum Begriff postfaktisch empfehle ich statt bei Welt mal bei Wikipedia nachzuschauen.
Dort wird es wirklich umfassend beschrieben: https://de.wikipedia.org/wiki/Postfaktische_Politik
Mareike
Und was heißt das???
Postfaktisch bedeutet nichts anderes als anerkannte Tatsachen, gesichert geltendes Wissen, Fakten einfach nicht zur Kenntnis zu nehmen, zu ignorieren, und sich stattdessen auf subjektive Wahrnehmungen und ungeprüfte Behauptungen verlassen, bzw. sich auf Stimmungen und Gefühle berufen!
Edita
die Gefahr besteht @Edita
das Wesentliche am postfaktischen ist aber die Interpretation von Fakten
dazu ein Zitat, das es mMn. gut erklärt
Fakten und ihre Interpretation
Verschiedene Autoren haben darauf hingewiesen, dass es in politischen und weltanschaulichen Diskursen meist gar nicht so sehr um reine Fakten gehe, sondern vielmehr um deren Interpretation. Karl-Heinz Ott schrieb, dass zwei sich über einen Fakt durchaus einig sein können (z. B. über den Anteil der Zuwanderer in einem Land), diesen Fakt aber ganz ungleich deuten und bewerten: „Schliesslich kann man denselben Sachverhalt mit ganz verschiedenen Namen benennen, was sich allein darin zeigt, dass die einen als Multikulti feiern, was die andern als Überfremdung taxieren.“[75] Joachim Güntner warnt darum vor einem „naiven Realismus“, der „die Fakten der politischen und sozialen Welt nur unvollständig [erfasst]. Dort regieren tatsächlich Interpretationen.“[76]
Servan Grüninger und Michaela Egli von der NZZ meinten, dass die „Postfaktiker“ in einem Punkt recht haben: „Nackte Tatsachen sind politisch wertlos. Daten brauchen Interpretation, die Empirie die Theorie, und eine faktenorientierte Politik braucht Ziele und Werte, damit faktisches Wissen zum nützlichen Werkzeug wird.“
Quelle
https://de.wikipedia.org/wiki/Postfaktische_Politik#Fakten_und_ihre_Interpretation
WurzelFluegel
Und worauf laufen eure ganzen wortreichen Erklärungen, die wohl nie ein Ende finden, hinaus?
Dass es kein Richtig und Falsch, keine Wahrheit und Unwahrheit gibt und alles gleichermaßen irjenswo und irjenswie stimmt.
Eine Chance auch den Scharlatanen (Beispiel Corona)!
Relativierungswahn nenne ich so etwas. Und die Wahrheit bleibt auf der Strecke! Denn die gibt’s ja gar nicht, wenn man euch liest.
Es wird alles gleichgehobelt Wunderbar! Es lebe die Nivellierung von allem und jedem und das fehlende Unterscheidungsvermögen!
Eben - und wie die Interpretation verläuft, das hängt hauptsächlich vom Wissen oder eben vom UNWISSEN ab, und beim UNWISSEN führen unweigerlich die Bauchgefühle, sprich die Emotionen "Regie", doch wie die sich zusammensetzen, das beruht einzig darauf wie und wo ich mich im Netz bewege und sie unmerklich "gefüttert" werden, das ist in Mareikes Artikel sehr gut beschrieben, Zitat:
" Das Begründen darf man nicht delegieren. Das muss jeder selbst tun, der eine Meinung äußert und dieser einen Geltungsanspruch zuweist.
Man kann sich nicht, wie Donald Trump dies wiederholt und gerade im Zusammenhang mit den Spionagevorwürfen gegen die Obama-Administration getan hat, auf beliebige Quellen berufen und eine eigene Qualitätskontrolle dieser Quellen aussetzen, ja verweigern. "
Edita
Entschuldige, Edita, ich hatte in meinem Beitrag aus Versehen auf dich geantwortet.
Ich meinte aber Wurzelflügel und Mareike damit.
Du hast völlig recht mit dem, was du schreibst.