Anthropologie / Psychologie Propaganda - Der "Third Person Effect" und Der First-Person-Effekt
liebe Heidrun,
Die Kunst, einen Dialog herzustellen, ist - zugegeben - schwierig, wenn einige persönlich werden, aber gerade dann sollte man nicht persönlich antworten, sondern betont sachlich bleiben.
Genau das hat doch WurzelFluegel getan und auch Mareike hat es versucht . . . gebracht hat es garnichts 😏
Ich lese hier sehr interessiert mit, weil ich das Thema interessant finde. Es ist sehr schade wenn es mal wieder nur in eine Richtung läuft.
LG Heidrun
manchmal scheint es so, dass es nichts bringt, aber ich denke, es hat schon etwas gebracht:
im Thread wird nachgedacht, du denkst nach und vlt. ein paar andere (noch) stillen Leser auch
manchmal ernährt sich das Eichhörnchen eben ein bisschen mühsam, da hast du schon recht 😉
auch dir einen lieben Gruß
WurzelFluegel
Ja, "ein paar andere (noch) stille Leser auch". Das kann man wohl sagen.im Thread wird nachgedacht, du denkst nach und vlt. ein paar andere (noch) stillen Leser auch
geschrieben von WurzelFluegel
Und die wundern sich nur noch über so viel Penetranz von sehr selbstgerechten Leuten, die glauben, nur jemand anders hätte alles falsch gemacht. Und sind froh, dass sie sich rechtzeitig rausgezogen haben aus diesen Rechthaber-Exzessen.
Irgendwann gibt es eine Fortsetzung.
Hier schon mal etwas Lesestoff für Interessierten:
https://www.forschung-und-lehre.de/zeitfragen/wie-kommt-man-zu-einer-begruendeten-meinung
Mareike
Wer diesen Artikel aufmerksam gelesen hat, wird festgestellt haben, dass die Debatte um Begriffe wie Filterblase und Echokammereffekt intensiv auch in Wissenschaftskreisen geführt wird.
Es wird nach meinungsbildende Faktoren gefragt, nach den Mechanismen die eine Rolle spielen bei der Akzeptanz von Meinungen. Kommunikations- und Informationsverhalten wird hinterfragt.
Es gibt den neuen Begriff des Postfaktischen.
"Postfaktisch" bezeichnet eine Diskussionskultur, in der Fakten – also dass etwas der Fall ist oder dass etwas nicht der Fall ist – als Argumente keine oder eine geringere Rolle spielen.
Das Gefühl des totalen Verlusts von Kriterien zur Unterscheidung von Wahr oder Fake ist für eine Gesellschaft äußerst bedrohlich, führt zum Vertrauensverlust.
und dies sich ausbreitet, kann eine Gesellschaft nicht mehr funktionieren.«
Das Problem liegt jedoch nicht bei den Fakten, sondern bei der Interpretation des Betrachters.
Der Betrachter muß wieder lernen zu hinterfragen.
Aristoteles verweist auf den Unterschied zwischen „Dass“ (also die Fakten) und das "Warum" (griech. Dióti). Nur dieses sei wirkliches Wissen.
Wirkliches Wissen ist Wissen von den Gründen und Ursachen von etwas.
Der Weg dahin ist kein leichter.
Meinungen müssen auf Fakten und Gründe überprüft werden.
In diesem Artikel wurde auf antike Diskussionen zurückgegriffen.
Die antiken Diskussionen decken auf, dass unser Unbehagen mit Filterblasen und Echoeffekten in sozialen Netzwerken nicht nur etwas mit den Fakten und Fakes zu tun hat, sondern mit der Interpretation von Fakten, und das heißt: mit der Qualität von Meinungen und unserer Fähigkeit, hinreichend begründetes Wissen von etwas, das diese Kriterien nicht oder nicht hinreichend erfüllt, zu unterscheiden. Es geht also um die Gründe.
selbst tun, der eine Meinung mit Geltungsanspruch äußert.«
Sorgen muss man sich machen um den Umstand, dass bei manchem Meinungsbildner und führenden Politiker das Gefühl, Rechenschaft ablegen zu müssen über die Richtigkeit der aufgestellten Behauptungen und vertretenen Meinungen, immer mehr weicht.
Vielleicht bedarf es einer gewissen politischen Unruhe, um das Bedürfnis bei vielen danach zu wecken, die eigenen Meinungen wieder kritisch auf ihre Gründe hin zu befragen.
Mareike
(Dies war ein Versuch den verlinkten Bericht von Gyburg Uhlmann kurz zusammenzufassen)
Brief eines Zweiflers an einen Zweifler
Wir wälzen Konzepte und ringen um Definitionen. Wir stellen viele Überlegungen an, beleuchten sie von möglichst vielen Seiten und schlussfolgern. Wir üben Selbstreflexion.
Wir begeben uns in kontroverse Diskussionen um zu sehen, ob unsere Schlussfolgerungen standhalten, verwerfen Teile und erweitern unsere Sicht der Dinge.
Uns ist bewusst, dass wir Beeinflusste sind. Wir betreiben Spurensuche. Heften uns den Beeinflussungen an die Fersen, denn
wir wollen möglichst selbstbestimmt entscheiden und handeln. Wie wir entscheiden hat Auswirkungen auf unsere Mitmenschen und die brisanten gesellschaftlichen und politischen Krisen.
Das bringt Verantwortung mit sich. Unsere Zweifel ruhen deshalb nicht.
Wir denken erneut nach und manchmal denken wir auch Neues.
Langsam nähern wir uns dem, was einige als fundierte und begründete Meinung bezeichnen. Aber auch an dieser hängen Zweifel.
Nun schon wieder – die Frage des Postfaktischen – es ist interessant, es sollte nicht unter den Tisch fallen...
wir hören aber auch die Zurufe:
Haben wir in der jetzigen Krise, überhaupt die Zeit, noch lange nachzudenken?
Können wir es und überhaupt noch leisten, überall die Vielfalt hochzuhalten, auch die der Standpunkte und Gedanken?
Müssen wir nicht endlich klar machen, was richtig und falsch ist, was uns nützt und was uns ins Verderben stürzt?
Geht es nicht gerade jetzt um Grundsätzliches?
Könnten wir die Propagandisten nicht mit ihren eigenen Waffen schlagen?
Das von uns Erkannte, nicht endlich wieder herunterbrechen und so vereinfachen, dass alle es verstehen, oder zumindest viele – die meisten?
Ohne komplexe Zusammenhänge, klar und deutlich und auch die Ängste nicht vergessen?
Es ist doch wahr, dass wir zur Zeit Angst haben.
Wie lange wollen wir denn noch warten?
Dann wäre wenigstens für jeden klar, dass es jetzt um die Entscheidung geht, für oder gegen….
Aber wo würde das hinführen?
WurzelFluegel
danke @Mareike für die Zusammenfassung, ich denke bereits darüber nach
als ich vorhin kurz reinschaute stand noch kein Beitrag
und deshalb habe ich meinen Gedanken mal Freilauf gelassen - ich bin eindeutig langsamer beim Tippen, als du 😄
ich lasse ihn jetzt aber trotzdem stehen, auch wenn es ein bisschen viel auf einmal ist
WurzelFluegel
wenn man schnell in den, von dir Mareike, verlinkten Artikel hineinliest, sträuben sich gleich die Nackenhaare, wenn da steht:
„Postfaktisch“ bedeutet, dass Fakten als Argumente keine Rolle spielen.
Ja geht`s noch? 😠
Kann das sein? 😏
Ja es könnte sein,
das zeigt nicht nur die Theorie, sondern auch die Praxis -
diese Phänomene werden als postfaktisch zusammengefasst
wir müssen nicht im Detail ergründen, was postfaktisch meint, um mit der aufgeworfenen Frage weiterzukommen
Wie komme ich zu einer fundierten Meinung?
am besten gefällt mir: selbst denken 😁
und ich gestehe: ich bin faktenorientiert,
sie müssen aber einer Prüfung standhalten
und ich beobachte mit Argusaugen, welcher Fakt in welchem Zusammenhang auftaucht
denn da gibt es häufig dass, was ich Verzerrung nenne - der Fakt muss etwas stützen, was am Ende nur die halbe Wahrheit ergibt,
oder wo er als Mittel zum Zweck verkommt
WurzelFluegel
postfaktisch war Wort des Jahres 2016 😵Liebe WurzelFluegel
wenn man schnell in den, von dir Mareike, verlinkten Artikel hineinliest, sträuben sich gleich die Nackenhaare, wenn da steht:
„Postfaktisch“ bedeutet, dass Fakten als Argumente keine Rolle spielen.
WurzelFluegel
wenn man sich intensiver damit befasst, stellt man fest, dass das alles doch nicht so eindeutig ist, und das liegt in der Natur der Sache.
Als postfaktische Politik wird schlagwortartig ein politisches Denken und Handeln bezeichnet, bei dem Fakten nicht im Mittelpunkt stehen. Die Wahrheit einer Aussage tritt dabei hinter den emotionalen Effekt der Aussage vor allem auf die eigene Interessengruppe zurück.
Kritiker weisen darauf hin, dass auch dieses politische Schlagwort zu Unrecht benutzt und selbst „postfaktisch“ zur Emotionalisierung eingesetzt werden kann. Das bezeichnete Phänomen sei auch nicht neu oder typisch für die Gegenwart. Die in Weltanschauungen und unterschiedlichen Interessen begründeten politischen Meinungen seien niemals an reinen Fakten orientiert, sondern immer und unvermeidli😁ch perspektivische Wahrnehmungen von Sachverhalten, die dem eigenen Wertesystem entsprechend eingeordnet und bewertet würden. Das polemische Schlagwort postfaktisch gründe in einem naiven Realismus.
So sagt Joachim Güntner:
Die Rede von „postfaktischer Politik“ ist zuallererst polemisch. Sie wirft dem politischen Handeln vor, sich von Gefühlen leiten zu lassen. Sie lässt sich gegen die Hypermoral der politisch Korrekten ebenso wenden wie die Hassreden des neuen Populismus. Sie beschwört Faktengläubigkeit, indem sie bei den angeblich postfaktisch Denkenden den Mangel an Realismus beklagt. Sie übergeht, dass die Fakten, die so gern «knallhart» tun, selber Produkte von Deutungen sind.Ich stimme dem zu.
Ich fand das Beispiel mit dem Elefanten aufschlussreich: " In einer Diskussion liegt unsere Aufmerksamkeit auf dem Faktischen. Uns ist nur ein bestimmter Ausschnitt der Wirklichkeit zugänglich. So wie mehrere Personen mit verbundenen Augen verschiedene Eindrücke von einem Elefanten erlangen – abhängig davon, ob sie ihn am Rüssel, am Ohr oder am Schwanz berühren. Mit dieser faktischen Wahrnehmung bleibt uns der Blick auf den Elefanten als Ganzes verwehrt."
Das Ganze muss im Grunde zusammengetragen werden aus den unterschiedlichsten Bereichen. Das ließe sich z B gut an der Corona-Problematik und Impfdebatte darstellen. Dass ich das hier tunlichst vermeide wird nachvollziehbar sein.😁 Eine Anmerkung mache ich dennoch: Unverkennbar waren alle Debatten mit Bezug auf Corona sehr emotional, auch von Seiten der Faktenfinder.
Liebe Grüße
Mareike
Ich fand das Beispiel mit dem Elefanten aufschlussreich: " In einer Diskussion liegt unsere Aufmerksamkeit auf dem Faktischen. Uns ist nur ein bestimmter Ausschnitt der Wirklichkeit zugänglich. So wie mehrere Personen mit verbundenen Augen verschiedene Eindrücke von einem Elefanten erlangen – abhängig davon, ob sie ihn am Rüssel, am Ohr oder am Schwanz berühren. Mit dieser faktischen Wahrnehmung bleibt uns der Blick auf den Elefanten als Ganzes verwehrt."ich mag das Elefantenbeispiel auch - es zeigt auf, dass wir immer nur einen Ausschnitt wahrnehmen - der durchaus widersprüchlich zu anderen Ausschnitten scheinen kann
Das Ganze muss im Grunde zusammengetragen werden aus den unterschiedlichsten Bereichen. Das ließe sich z B gut an der Corona-Problematik und Impfdebatte darstellen. Dass ich das hier tunlichst vermeide wird nachvollziehbar sein.😁 Eine Anmerkung mache ich dennoch: Unverkennbar waren alle Debatten mit Bezug auf Corona sehr emotional, auch von Seiten der Faktenfinder.
Liebe Grüße
Mareike
aber das Ganze - die Gesamtsicht zusammenzutragen oder zu haben, halte ich für ein unerreichbares Ideal
das wäre natürlich optimal, ist aber in einer komplexen Welt unmöglich -
ich stimme dir zu, dass es äußerst sinnvoll ist unterschiedliche Blickwinkel zusammenzutragen
ich gehe davon aus, dass wir uns immer mit Fragmenten begnügen müssen
WurzelFluegel
............. und deshalb nicht zu schnell bewerten ...
ich gehe davon aus, dass wir uns immer mit Fragmenten begnügen müssen
WurzelFluegel
und erst recht nicht bereits im Vorfeld: Beispiel Herbst-und-Winter-Wutbürger.
Mareike