Anthropologie / Psychologie Freiheit, Verantwortung und Freundschaft
Danke für deine zurechtrückenden Anmerkungen, mareike.
Es ist meiner Ansicht nach müssig zu spekulieren.
Mein erster Gedanke war auch, dass das es sich um kein echtes Interview handelt. Aber ich denke, dass dann der Mißbrauch eines bekannten Namens sehr eklatant wäre - selbst, wenn die vermutete Reaktion in etwa dem entspricht, wie die Argumentation des Moraltheologen lauten hätte können.
Wenn es um den freien Willen geht, dann hätten auf jeden Fall heutige Erkenntnisse der Gehirnforschung, die nach Erklärungen heischen, herangezogen werden müssen.
Mart
Interessant, so manche Argumentation. Vor allem, wenn bei jeglichem Argument von Dingen ausgegangen wird die bei genauerer Betrachtung sowas sind, wie sich in die eigene Tasche lügen.
Manche Zeitgenossen glauben, wenn sie eine höhere Bildung genossen haben .......
wären alle "Systemfehler" beseitigt. Betrachte z.B. dein Gehirn, deinen Denkapparat mal ganz nüchtern!
Hat sich durch höhere Bildung etwas an der Grundstruktur und vor allem an den natürlichen Fehlern dieses "Systemes Denkapparat" geändert?
Die Systemfehler sind geblieben, und werden nach wie vor von vielen nicht beachtet.
Oder werden einfach übersehen, oder unterschätzt.
Wie gesagt, es ist bequem sich in die eigene Tasche zu lügen.
Spekulieren ist müssig, jaja. Wird aber gerne gemacht.
Hallo Karl,
danke für die Antwort - Deine Vorlesung habe ich inzwischen durchgelesen und hab's denke ich auch verstanden ,
finde ich recht einleuchtend - ob sie wirklich 'wasserdicht' ist, kann ich nicht beurteilen - da müsste ich in die Materie
tiefer eingestiegen sein als ich's tatsächlich bin. Jedenfalls ist sie argumentativ stärker als mein bisheriger Standpunkt
"Ich weiß nicht ob unser Wille frei ist oder nicht; die Koryphäen sind sich auch nicht einig - aber wie die Sache auch ist,
wir müssen - pragmatischerweise - so handeln, als ob unser Wille frei wäre - sonst wäre ein soziales Zusammenleben
kaum möglich." Vielleicht hätte ich Schmidt-Salomons 'Jenseits von Gut und Böse' noch etwas bissiger rezensiert, wenn
ich Deinen Text vorher gelesen hätte...
Was ich bei Scanlon kritisiere, ist eine gewisse Flapsigkeit im Ausdruck, die mir für Missverständnisse recht einladend
scheint, die aber vermutlich der konkreten Situation 'verspätetes Interview' geschuldet ist...
() qilin
danke für die Antwort - Deine Vorlesung habe ich inzwischen durchgelesen und hab's denke ich auch verstanden ,
finde ich recht einleuchtend - ob sie wirklich 'wasserdicht' ist, kann ich nicht beurteilen - da müsste ich in die Materie
tiefer eingestiegen sein als ich's tatsächlich bin. Jedenfalls ist sie argumentativ stärker als mein bisheriger Standpunkt
"Ich weiß nicht ob unser Wille frei ist oder nicht; die Koryphäen sind sich auch nicht einig - aber wie die Sache auch ist,
wir müssen - pragmatischerweise - so handeln, als ob unser Wille frei wäre - sonst wäre ein soziales Zusammenleben
kaum möglich." Vielleicht hätte ich Schmidt-Salomons 'Jenseits von Gut und Böse' noch etwas bissiger rezensiert, wenn
ich Deinen Text vorher gelesen hätte...
Was ich bei Scanlon kritisiere, ist eine gewisse Flapsigkeit im Ausdruck, die mir für Missverständnisse recht einladend
scheint, die aber vermutlich der konkreten Situation 'verspätetes Interview' geschuldet ist...
() qilin
Der Hinweis auf Schmidt-Salomons 'Jenseits von Gut und Böse' hat mich einen Schritt weiter gebracht in meinen Gedankengängen.
Leider habe ich das Buch nicht gelesen, entnehme aber dieser Buchbesprechung, dass Schmidt-Salomon zwischen Willensfreiheit und Handlungsfreiheit unterscheidet.
In unserem Kulturkreis wird sehr viel wert gelegt auf das Eigene:
Der eigene Wille, die eigene Meinung, etc - das Individuum an erster(?) Stelle.
Wenn jedoch der Blick auf das Ganze gelenkt wird, wird auch der Wille ein anderer. Nicht mehr meine Ideale, meine Wertvorstellungen sind maßgebend, sondern zur richtigen Zeit die richtige Handlung ohne Anstrengung des Willens in Harmonie mit der Umwelt.
Sicherlich auch eine Idealvorstellung ...
Mareike
Leider habe ich das Buch nicht gelesen, entnehme aber dieser Buchbesprechung, dass Schmidt-Salomon zwischen Willensfreiheit und Handlungsfreiheit unterscheidet.
In unserem Kulturkreis wird sehr viel wert gelegt auf das Eigene:
Der eigene Wille, die eigene Meinung, etc - das Individuum an erster(?) Stelle.
Wenn jedoch der Blick auf das Ganze gelenkt wird, wird auch der Wille ein anderer. Nicht mehr meine Ideale, meine Wertvorstellungen sind maßgebend, sondern zur richtigen Zeit die richtige Handlung ohne Anstrengung des Willens in Harmonie mit der Umwelt.
Sicherlich auch eine Idealvorstellung ...
Mareike
Wenn es um den freien Willen geht, dann hätten auf jeden Fall heutige Erkenntnisse der Gehirnforschung, die nach Erklärungen heischen, herangezogen werden müssen.Das sehe ich auch so. Du spielst sicher auf die Libet-Experimente und nachfolgende an. Das ist übrigens der Grund, warum mein Text hinter dem eingestellten Link nachgearbeitet werden muss. Im Herbst werde ich dazu Gelegenheit haben, denn ich bin zu einem Vortrag über dieses Thema eingeladen.
Zum Interview mit Scanlon: Ich bin wie Mareike der Meinung, dass diese Form der Frage - Antwort mit Herrn Scanlon abgesprochen war, um die Problematik herauszuarbeiten. Es war ein didaktisches Stilmittel.
Karl
Re: Freiheit, Verantwortung und Freundschaft
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Wenn es um den freien Willen geht, dann hätten auf jeden Fall heutige Erkenntnisse der Gehirnforschung, die nach Erklärungen heischen, herangezogen werden müssen.Das sehe ich auch so. Du spielst sicher auf die Libet-Experimente und nachfolgende an.
Karl
Die Frage nach dem freien Willen ist immer wieder spannend.
Im Herbst 2007 haben wir schon mal sehr angeregt darüber diskutiert (s. Link) und dabei u.a. auch das berühmte Libet-Experiment nicht vergessen
Ursula
Nun ja, ich hatte dem Buch (bei Amazon) zwei von fünf Sternen gegeben. Den Unterschied
zwischen Willens- und Handlungsfreiheit macht m.E. eher der Rezensent als der Autor...
Was Du über das Eigene schreibst ist allerdings bedenkenswert - das ist tatsächlich sehr
kulturabhängig. Gerade die Ostasiaten sehen die Individualität manchmal geradezu als
'Sünde' an - und bringen doch häufig großartige Einzelpersönlichkeiten hervor...
Die Harmonie mit der Umwelt ohne Willensanstrengung gibt es durchaus - aber sie fällt
Einem nicht in den Schoß; der Weg dorthin ist sinnigerweise ganz schön anstrengend
zwischen Willens- und Handlungsfreiheit macht m.E. eher der Rezensent als der Autor...
Was Du über das Eigene schreibst ist allerdings bedenkenswert - das ist tatsächlich sehr
kulturabhängig. Gerade die Ostasiaten sehen die Individualität manchmal geradezu als
'Sünde' an - und bringen doch häufig großartige Einzelpersönlichkeiten hervor...
Die Harmonie mit der Umwelt ohne Willensanstrengung gibt es durchaus - aber sie fällt
Einem nicht in den Schoß; der Weg dorthin ist sinnigerweise ganz schön anstrengend
Re: Freiheit, Verantwortung und Freundschaft
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Danke, Karl, dass du mir auf die Sprünge geholfen hast, ich war noch zu sehr in meinen ersten Gedanken dazu verortet - ja da stimme ich auch zu.
Ich bezog mich auch auf EAGLEMAN, dessen Buch "Ignotia" leichtverständlich, aber mit Hintergrund einen sehr guten Einblick in die Problematik gibt.
LG mart
Ich bezog mich auch auf EAGLEMAN, dessen Buch "Ignotia" leichtverständlich, aber mit Hintergrund einen sehr guten Einblick in die Problematik gibt.
LG mart
Ich sehe gerade: Schmidt-Salomon = giordano bruno stiftung.
OK das spricht Bände.
Dazu hatten wir hier auch eine Diskussion: http://community.seniorentreff.de/forum/board/Waere-die-Welt-ohne-Religion-besser-dran;tpc32,327665
Für mich immer wieder interessant, wie sehr Atheisten die Begriffe Gut und Böse bemühen ...
Das Buch werde ich nicht kaufen.
Mareike
OK das spricht Bände.
Dazu hatten wir hier auch eine Diskussion: http://community.seniorentreff.de/forum/board/Waere-die-Welt-ohne-Religion-besser-dran;tpc32,327665
Für mich immer wieder interessant, wie sehr Atheisten die Begriffe Gut und Böse bemühen ...
Das Buch werde ich nicht kaufen.
Mareike
Habe den eben erwähnten Thread nochmal überflogen.
Das Thema Verantwortung wurde auch gestreift:
"Der japanische Philosoph Shinichi Hisamatsu (leider schwer zu lesen) beschreibt die Entwicklung folgendermaßen:
1. Stufe: Das humanistische Menschenbild
2. Stufe: Das nihilistische Menschenbild
3. Stufe: das theistische Menschenbild
4. Stufe: Das Menschenbild des Selbsterwachens.
Die 4. Stufe ist geprägt von der Verantwortung für den Anderen, nicht weil Gott es willl, sondern weil der Mensch erkannt hat, dass er seine Welt gestaltet, hier und jetzt.
Mareike
Das Thema Verantwortung wurde auch gestreift:
"Der japanische Philosoph Shinichi Hisamatsu (leider schwer zu lesen) beschreibt die Entwicklung folgendermaßen:
1. Stufe: Das humanistische Menschenbild
2. Stufe: Das nihilistische Menschenbild
3. Stufe: das theistische Menschenbild
4. Stufe: Das Menschenbild des Selbsterwachens.
Die 4. Stufe ist geprägt von der Verantwortung für den Anderen, nicht weil Gott es willl, sondern weil der Mensch erkannt hat, dass er seine Welt gestaltet, hier und jetzt.
Mareike
Ich vermute, Hisamatsu (den ich sehr schätze) hätte gefragt "Und was ist das für ein Selbst, das da erwacht?"
(Den späteren Zenmeister) Richard de Martino hat er mit einer ähnlichen Frage ganz schön in die Bredouille gebracht... )
Ohne den Zusammenhang zu kennen erschließt sich mir diese 'Abstufung' nicht ganz - inwiefern das nihilistische dem
humanistischen, und das theistische beiden 'überlegen' sein soll. Aber diese Fragen sind hier, wo's um Willensfreiheit geht,
wohl eher OT...
() qilin
(Den späteren Zenmeister) Richard de Martino hat er mit einer ähnlichen Frage ganz schön in die Bredouille gebracht... )
Ohne den Zusammenhang zu kennen erschließt sich mir diese 'Abstufung' nicht ganz - inwiefern das nihilistische dem
humanistischen, und das theistische beiden 'überlegen' sein soll. Aber diese Fragen sind hier, wo's um Willensfreiheit geht,
wohl eher OT...
() qilin