andere gesellschaftliche Themen Tägliches Duschen, ein "no go"

RE: Tägliches Duschen, ein "no go"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf aixois vom 02.11.2021, 15:33:52

Jau, so kenne ich das auch! Aber auch das Anheizen des Warmwasserboilers war mit Arbeit verbunden. 
Heutzutage sind wir vom Luxus des heißen Wassers aus der Leitung verwöhnt. Für uns ist das längst zur Selbstverständlichkeit geworden, aber wer hat schon Bock sich über diesen lieb gewordenen - vom Luxus zum Standard gewordenen Aspekt - weitergehend Gedanken zu machen.

margit
margit
Administrator

RE: Tägliches Duschen, ein "no go"
geschrieben von margit

Eure Erinnerungen an  ganz alte Zeiten, in denen noch das Wasser vom Brunnen geholt werden musste und an die an die jüngere Vergangenheit, als einmal die Woche in dem großen Kessel in der Waschküche das Badewasser erhitze wurde, kann ich mit euch teilen.

Der Brunnen, aus dem meine Großmutter als Kind täglich das Wasser für das Vieh und ihre 10-köpfige Familie  nach Hause tragen musste, existiert noch. Und was war das immer für ein Fest, als wir Kinder gemeinsam in der Wanne saßen und auch richtig plantschen durften, da dies in der Waschküche kein Problem war. Ach ja, und Samstag war dann auch die Beichte in der Kirche angesagt, so dass man innerlich wie äußerlich gereinigt in die neue Woche starten und sich wieder kräftig "einsäuen" konnte.

Heute genieße ich die tägliche Dusche, besonders nach sportlichen Aktivitäten oder der Gartenarbeit.

Schon in der römischen Antike gab es Kritik an den Badegewohnheiten. Kein geringerer als der Philosoph Seneca beschwerte sich über den Luxus der modernen Bäder in Rom. Aber lest ihn selbst, wie er die Vergangenheit glorifizierte:

Seneca (* etwa im Jahre 1 in Corduba; Suizid 65 n. Chr.)

"Aber einst, da gab es nur wenige Bäder, und diese waren jeglichen Schmuckes bar. Warum hätte man auch Schmuck verwenden sollen auf eine Sache, die bloß ein viertel As kostete und die für das Bedürfnis, nicht fürs Vergnügen erfunden war?
Es wurde kein Wasser nachgefüllt und es strömte nicht immer frisch, wie aus einer warmen Quelle, zu, und man glaubte, es käme nicht darauf an, wie durchsichtig das Wasser sei, in dem man seinen Schmutz absetzte. ........

Denn wir die Schriftsteller, die von den alten Sitten Roms berichten, uns erzählen, wusch man sich damals zwar täglich Arme und Beine, an denen natürlich der Schmutz des Tagewerks haftete; am ganzen Körper indessen badete man sich jede Woche nur einmal. Hier wird wohl mancher sagen, " ich wusste längst, dass sie Ferkel waren. Wie mögen sie gerochen haben?". Nun, nach Waffenübung, nach Arbeit, kurz, nach Mannhaftigkeit!
Seitdem die feinen Bäder erfunden worden sind, ist man viel schweiniger geworden."

aus: (Epistulae LXXXVI)
Interessantes zur Geschichte der Sauberkeit hat Jennifer in der Welt am Sonntag in dem Artikel
Warum sich Napoleons Frau nicht waschen durfte zusammengetragen.

Margit
RE: Tägliches Duschen, ein "no go"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf margit vom 03.11.2021, 09:35:25

Guten Morgen Margit!

Danke für den Welt-Artikel durch die Zeitgeschichte in Sachen Sauberkeit, ich habe ihn mit Vergnügen gelesen.


 


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Xalli
Xalli
Mitglied

RE: Tägliches Duschen, ein "no go"
geschrieben von Xalli
Soweit wird es doch wohl hoffentlich nicht kommen der Umwelt zu Liebe 😂.....

....... Statt sich zu waschen, puderte, schminkte und parfümierte man sich im Barock und
Rokoko lieber. "Kratzen statt waschen", hieß die Devise.


entnommen einem recht aufschlussreichem Artikel von "Planet Wissen"
hier komplett nachzulesen...

Waschen-Baden-Duschen

Xalli, die sich jetzt duschen geht 😅


PS. sorry Margit ich habe deinen Link zu spät gelesen, aber nun lass ich meinen Beitrag stehen
Monja_moin
Monja_moin
Mitglied

RE: Tägliches Duschen, ein "no go"
geschrieben von Monja_moin
als Antwort auf margit vom 03.11.2021, 09:35:25

Moin Margit,
ein interessanter Artikel den Du eingestellt hast.
 
Dazu fällt mir folgendes ein.
Vor vielen Jahren hatte ich Kontakt durch die Fotocommunity per PN längere Zeit mit einer Schweizerin. Sie war mit einer beduinischen  Familie in Mali verbunden. War irgendwie Familienmitglied. Genau weiß ich nicht wie weiß sie mit der Familie verbunden war.
Diese Familie war noch regelmäßig in kleinen Karawanen oft wochenlang in der Wüste unterwegs.
Wasser hatten sie reichlich in speziellen Wasserschläuchen dabei. Das wurde aber nur sparsam zum kochen und trinken benutzt.
 
Leider ist der Kontakt eingeschlafen, habe nie wieder von ihr gehört.

So berichtete sie wie die Körperhygiene der Beduinen erfolgte wenn sie länger unterwegs waren.

Ein oder zweimal durfte sie 3 - 4 Wochen auf einer kleineren Tour mit.
Länger wäre wohl für eine Europäerin zu anstrengend.
Am Tage war es sehr heiß.
Sie war jeden Tag total durchgeschwitzt.
Sie wunderte sich, daß die Beduinen nie nach Schweiß rochen, obwohl sie sich die ganze Zeit nie mit Wasser wuschen.
Es wurde ihr gezeigt wie ihre tägliche Körperpflege aussah.
Jeden Tag rieben sie den ganzen Körper mit feinem Sand ab, wenn sein mußte auch zweimal täglich.
So legten sie auf ihre Weise großen Wert auf Reinlichkeit.
Die Kleidung wurde auf diese Weise auch jeden Abend "gereinigt" , über Nacht gelüftet und am Morgen wieder angezogen.
 
Monja.

margit
margit
Administrator

RE: Tägliches Duschen, ein "no go"
geschrieben von margit
als Antwort auf Monja_moin vom 03.11.2021, 11:19:15

Liebe Monja_moin,

ich danke Dir für diesen interessanten Aspekt zum Thema Körperpflege. 

Margit

 


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xenia
xenia
Mitglied

RE: Tägliches Duschen, ein "no go"
geschrieben von xenia
als Antwort auf Monja_moin vom 03.11.2021, 11:19:15

Sehr aufschlussreicher Beitrag. Danke Margit.

Ich überlege gerade, was frau statt des Duschens machen könnte.
"Sandbäder" sind ja leider nicht möglich. ABER: Frau kann sich 
waschen und das Duschen erst einmal vertagen. Das verbraucht
wesentlich weniger Wasser.

Ich halte das bei meinen Lebensbedingungen durchaus für ange-
messen. Was die Reinigung der Kleidung angeht, muss ich doch
auf die Waschmaschine zurückgreifen.

Mit Danke-Gruß
xenia

Monja_moin
Monja_moin
Mitglied

RE: Tägliches Duschen, ein "no go"
geschrieben von Monja_moin

Ich gestehe es ...
 
auch wenn ich alles gelesen habe und auch so informiert bin, auf mein tägliches warmes Schaumbad in der Wanne vor dem Schlafen gehen, werde ich nicht verzichten.
Da mein Warmwasser über Durchlauferhitzer läuft und ich dadurch mehr Stromkosten habe, gönne ich mir mein Entspannungsbad.
Kosten für Kaltwasser bleiben gleich. Wir haben keine Wasseruhr, es wird nach qm der Wohnung berechnet. Es ist ein Altbau, da ist eine Wasseruhr nicht vorgeschrieben.
 
Monja.

Joggerin
Joggerin
Mitglied

RE: Tägliches Duschen, ein "no go"
geschrieben von Joggerin
als Antwort auf Monja_moin vom 04.11.2021, 12:56:42

Auch ich nehme gern ein Vollbad . Hängt von Zeit und Umständen ab .
Duschen geht schneller .
Joggerin

olga64
olga64
Mitglied

RE: Tägliches Duschen, ein "no go"
geschrieben von olga64
als Antwort auf Monja_moin vom 04.11.2021, 12:56:42

Ich hatte auch meine Zeit, wo ich sehr gerne ein Vollbad nahm und zwar mit wohlriechenden Essenzen, gerne auch öliger Natur.
Aber irgendwann lag ich da drin, liess immer Wasser nachlaufen und putzte später die Badewanne wieder vom Öl frei und frug mich, warum das alles?
Das ist Jahre her und seitdem dusche ich nur noch. Auch dafür gibt es wohlriechende Essenzen, es geht schneller, verbraucht weniger Wasser und am Schluss kommt der kalte Guss,der meinen Kreislauf in Schwung bringt (was nach meinen Erfahrungen ein warmes Vollbad weniger tut).
Allerdings muss bei mir die tägliche Dusche sein; bzw.wenn ich Saunatage habe,dann ausserhäusig und mehrfach. Ohne fühle ich mich weder sauber noch frisch und mag mich auch meiner Umgebung nicht zumuten.
Gut, dass ich in einer Zeit leben darf, wo das unkompliziert geht. In meiner Kindheit erinnere ich mich, dass ein unförmiger Ofen angeheizt werden musste und mein  Bruder und ich nacheinander in das Wasser gesteckt wurden. Schon damals fand ich das mehr als unhygienisch.
Heute nur den Hahn auf, warmes Wasser kommt raus und im günstigsten Fall sorgt die Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach für erträgliche Kosten. Olga


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