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schorsch
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RE: Meinungsfreiheit
geschrieben von schorsch

Dummheit und Intoleranz nehmen immer dann Überhand, wenn Klugheit und Toleranz getötet wurden.

(Georg von Signau)

aixois
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RE: Meinungsfreiheit
geschrieben von aixois
als Antwort auf werderanerin vom 20.12.2023, 16:12:30
Ich denke oft, das genau ist denen egal, Hauptsache gegen etwas sein, in dem Falle die "Ampel". Ich denke, aixois, da wird kaum oder garnicht überlegt/nachgedacht..., so jedenfalls stelle ich mir das vor.
Kristine, in weiten Teilen stimme ich Dir ja zu.

Es ist sicher ein mehr oder weniger bewusstes Zeichen von 'Protest' besonders gegen  'die da oben' (in diesem Fall die Ampel), es könnte aber auch sonst irgendeine regierende Partei und ihr Personal oder auch die Medien und andere Meinungsträger sein.

Für mich sind die Ängste vor der Zukunft, das Nicht-Wissen , wohin es gehen wird und wohin der Einzelne gehen soll, oder was er machen soll, die Haupttriebkräfte.
Die ganze Orientierungslosigkeit eben und gerade auch die  als enttäuschend empfundene 'Führer'schaft in Berlin (wer sie bestellt, kriegt sie auch) , von der man erwartet, dass sie alles, alle Entscheidungen, alles Regieren,  schön mundgerecht richtet, ohne das bereits Erreichte (Wohlstand) anzutasten, also ein Ursachenbündel, warum man sich denen (AfD/ die radikalen Rechtskonservativen allgemein) )  anschließt,  und sie stärkt, weil sie auch gegen 'die da oben' sind, weil sie die Illusion vermitteln, man könne die Vergangenheit zurückholen, wo noch alles in Ordnung war, wo man noch wusste, wo oben und unten ist, die Familie noch ein Hort der Geborgenheit war, wo man in der Hoffnung leben konnte, dass das Morgen besser sein würde, man beruflich aufsteigen konnte, es zu "etwas bringen' könne usw.

Nicht nur durch ihren Namen, bietet sich die AfD als Alternative an, auch als eine neue Kraft, die Sicherheit, Recht, Ordnung, Sauberkeit, Zuversicht usw. - kurz 'unser altes Deutschland' wieder zurückbringt und dabei 'Klartext' redet, eine Meinung vertritt, die Anstoss erregt und allein deshalb schon richtig sein muss.

Das ist m.E. einerseits durchaus ein einfaches 'Dagegensein', andererseits aber auch mehr, nämlich eine Hoffnung auf  - ein 'Dafürsein' für - eine bessere Zukunft , auf  etwas woran man,  wie vor 50 Jahren glauben konnte, eine neue Art des alten "Wirtschaftswunders" (Aufschwung, Wiederaufbau, usw.) eben.

Es ist vielleicht kein rationales Nachdenken, wenn so ein 'Überläufer' die Rechtsutopisten wählt, aber ganz sicher Ausdruck eines "Glaubens" (wegen der vorherrschenden Unsicherheit kein 'Wissen'), der kein Mitdenken voraussetzt.

Und da lande ich halt schnell bei den Vergleichen  mit den Entwicklungen  bis zur Endzeit und dem Niedergang der Weimarer Republik, die die illusionären Hoffnungsbildern des gescheiterten Kunstmalers aus Braunau möglich machten, der ein blühendes rassestarkes, fremdenfreies 'Tausendjähriges Reich' versprach, ein Paradies,  verglichen mit den Elendsjahren nach dem WK I unter denen zig-Millionen leiden mussten.

Damals wie heute waren es Glaube und Hoffnung, nicht Nachdenken oder gar Wissen, auf eine bessere Zeit. Damals aus der Not geboren, heute eher aus der Angst vor  Verlust und Verzicht. 

Ich bin überzeugt,die AfD Illusionisten könnten einpacken, wenn es - ich schrieb es schon mehrmals - eine "Gemeinschaftsaufgabe" gäbe,  eine Herausforderung und ein Ziel, wie weiland Kennedys Mondladevorhaben, mit dem sich alle identifizieren und in mobilisierender Solidarität mitmachen könnten.

Dazu gehören u.a. zwei wichtige Eigenschaften : die Kraft Visionen zu haben und sie umsetzen zu wollen , aber auch das Schaffen von Gerechtigkeit, die das Gefühl neutralisiert, 'abgehängt zu sein', zu den ewigen Verlierern zu gehören, zu denen, die ohnehin keine Chance haben, weil sie nicht reich geboren sind, nicht zur Lobby-Einkommenselite gehören, die zwar die relative Freiheit der Meinungsäußerung haben, aber nicht in der Lage sind, ihre Meinung zu formulieren , auszudrücken und keiner da ist, der das für sie übernehmen könnte. 

Da ist dann ein Kreuzchen an der 'falschen' Stelle machen,  eine einfache Art, Meinung auszudrücken.

Gemeinhin lastet man den PolitikerINNEn dann an , sie würden eben nicht kommunizieren, sie schafften es nicht,  die 'Menschen  da unten auf der Alltagserde' mitzunehmen, damit sie 'verstehen' und wieder Vertrauen haben können. 

Wer so daherschwätzt, hat meiner Meinung nach , nichts begriffen., den  Schuss nicht gehört.

Ich möchte nicht falsch verstanden werden: ich denke nicht, dass die AfD Wählerschaft sich ausschließlich aus solchen verirrt  "Suchenden" zusammensetzt.

Da ist durchaus ein Gutteil aktiv, der destruktiv und kompromisslos daherkommt, der eine echte Gefahr darstellt. und deren Betreiben verboten gehört.

Aber eben nicht alle. Nur, je länger man zuwartet, es weitgehend hilflos - so mein Eindruck- laufen lässt, wie das Kaninchen auf die Schlange starrt,   umso stärker wirkt die Indoktrination, werden die hoffenden Naiven infiziert, wird schleichend Gehirnwäsche und Missbrauch mit der Meinungsfreiheit  betrieben.
 
olga64
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RE: Meinungsfreiheit
geschrieben von olga64
als Antwort auf werderanerin vom 20.12.2023, 16:12:30

Ich denke oft, das genau ist denen egal, Hauptsache gegen etwas sein, in dem Falle die "Ampel". Ich denke, aixois, da wird kaum oder garnicht überlegt/nachgedacht..., so jedenfalls stelle ich mir das vor.


Kristine
Insbesondere durch das anonyme Netz bürgert es sich immer mehr ein,dass Leute - auch solche mit wenig Kenntniss der Materie - für sich entscheiden: "ich bin dafür ,dass ich dagegen bin".
Das ist kindisch und unqualifiziert und ich habe mich entschieden, mich von solchen Leuten . egal welcher Parteien-Coleur sie angehören wollen - entfernt zu halten. Ich empfände es als pure Zeitverschwendung, mit eine solche, oft nicht fundierte Meinung anhören zu müssen, die dann in der realen Welt vermutlich auch nur brüllend geäussert wird und Gegenargumente nicht erwünscht sind.
Das ist die Art von "Achtsamkeit", die ich meiner eigenen Person sehr gönne. Olga

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skys
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RE: Meinungsfreiheit
geschrieben von skys
Man sollte nicht vergessen, dass viele Jahre die CDU auf dem rechten Auge völlig blind war und so gut wie nichts dagegen getan hat. Es konnten in Ruhe all diese Strukturen und Netzwerke aufgebaut werden. Im Prinzip nur eine Frage der Zeit gewesen. Paradoxerweise ist nun für viele wieder die Ampel schuld, die Politiker.

Aber WER bildet denn all den braunen Mist ?
Höcke & Co hätten keine Chance, wenn es nicht auch die Menschen gäbe, die den braunen Mist wählen und unterstützen würden !
Hier im Forum gibt es leider auch Sympathisanten, die für mich teilweise erstaunlich toleriert werden.

@aixois
Du hast viele Punkte gut dargestellt, finde ich.

 
Damals wie heute waren es Glaube und Hoffnung, nicht Nachdenken oder gar Wissen, auf eine bessere Zeit. Damals aus der Not geboren, heute eher aus der Angst vor  Verlust und Verzicht. 
aixois
Aus Angst und Unwissen, ja.
Angst vor Verlust und Verzicht auf diesem hohen Niveau finde ich nach wie vor absurd. Aber für viele ist Luxus selbstverständlich geworden, sie nehmen ihn gar nicht mehr als Luxus wahr.

Die Regierung hat viele schwere Aufgaben zur Zeit. Und der Unfrieden ist so stark gesät, dass egal wie sie es macht, sie es vielen nicht mehr recht machen kann, und jeder Fehler wiegt dann gleich doppelt schwer.
Ein Großteil der Menschen will Klimaschutzmaßnahmen, wird es aber konkret, sind sie dagegen. Und so ist es leider mit sehr vielem.

Abgesehen von denen, die wirklich Grund zum Klagen hätten, aber meist gar nicht gehört und beachtet werden, gibt es eine Bagage an verwöhnten Menschen.
Jeder kann jammern, jeder fühlt sich im Recht zu jammern. Kaum mal ein Innehalten und Überdenken, ob das Jammern und Anklagen tatsächlich nötig und in dem Maße überhaupt gerechtfertigt ist. Und andere Kommunikation versagt zunehmend. Und das, obwohl es genauso auch viele positive Aspekte gäbe.

Es uferte mit Qanon und den Aluhüten schon aus, lautes Geschrei gegen alles, Rücksichtslosigkeit, Einschlagen auf Journalisten und gleichzeitiges Brüllen, es gäbe keine Meinungsfreiheit.
Wetter-Moderatoren werden bedroht, weil sie über den Klimawandel und die Auswirkungen aufklären. Es werden Menschen, die ihre Meinung sagen, ausgerechnet von denen bedroht, die behaupten, es gäbe keine Meinungsfreiheit. Absurder geht's kaum noch. Berechnend, böswillig, zielstrebig.
schorsch
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RE: Meinungsfreiheit
geschrieben von schorsch
als Antwort auf skys vom 20.12.2023, 21:34:43

Man gucke mal in Länder, die eine Meinungsfreiheit hatten und diese durch grosssprecherische Ganoven kaputt gemacht wurde, als diese Ganoven durch das unzufriedene Volk an die Macht kamen - und als erstes die Meinungsfreiheit samt Demokratie durch die Diktatur ersetzten.

olga64
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RE: Meinungsfreiheit
geschrieben von olga64
als Antwort auf skys vom 20.12.2023, 21:34:43

Man sollte nicht vergessen, dass viele Jahre die CDU auf dem rechten Auge völlig blind war und so gut wie nichts dagegen getan hat. Es konnten in Ruhe all diese Strukturen und Netzwerke aufgebaut werden. Im Prinzip nur eine Frage der Zeit gewesen. Paradoxerweise ist nun für viele wieder die Ampel schuld, die Politiker.
 
Wenn das mit der CDU (wo bleibt die CSU?) stimmen sollte, so wie Sie es hier darlegen, würde das voraussetzen, dass diese Partei jemals allein regierte. War aber nie der Fall -es gab immer Koalitionen, oft mit der FDP und sehr lange mit der SPD.
Und es gab auch immer rechte Parteien: NPD, Reps, DVU - die aber irgendwann wieder abgewählt wurden, weil sie einfach unfähig und beim WählerIn nicht mehr erwünscht waren.
Die AFD ist nirgendwo in der Regierung, bis auf einen kleinen, ostdeutschen Landkreis, bzw. Bürgermeister in ostdeutschen Kleinstädten.
Und wie es in einem Jahr sein wird, wenn dort gewählt wird, wird man sehen. Bis dahin kann ja noch einiges passieren.
Würde aber potentiellen WählerInnen die Einsicht wünschen, sich nicht mit Parteien anzufreunden, die keinerlei politische Erfahrung haben, ausser dem Wunsch, zurück in die Vergangenheit zu wollen. Olga

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schorsch
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RE: Meinungsfreiheit
geschrieben von schorsch
als Antwort auf olga64 vom 21.12.2023, 19:27:27

Ein uralter Revoluzzer (ich glaube, es war Lenin), soll (dem Sinn nach) gesagt haben: "Wenn wir etwas Neues bauen wollen, müssen wir zuerst das Alte kurz und klein schlagen!"

Diese Mentalität ist auch heute noch in Revoluzzern im Kopf eingebrannt. Und wenn wir die Revoluzzer nicht erkennen und unschädlich machen, schlagen sie (wieder) alles kurz und klein.

Leutnant_der_Reserve
Leutnant_der_Reserve
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RE: Meinungsfreiheit
geschrieben von Leutnant_der_Reserve
als Antwort auf schorsch vom 21.12.2023, 22:19:32
Ein uralter Revoluzzer (ich glaube, es war Lenin), soll (dem Sinn nach) gesagt haben: "Wenn wir etwas Neues bauen wollen, müssen wir zuerst das Alte kurz und klein schlagen!"

 
Könnte auch von der Treuhandchefin Birgit Breuel stammen.
olga64
olga64
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RE: Meinungsfreiheit
geschrieben von olga64
als Antwort auf Leutnant_der_Reserve vom 22.12.2023, 16:54:40
Ein uralter Revoluzzer (ich glaube, es war Lenin), soll (dem Sinn nach) gesagt haben: "Wenn wir etwas Neues bauen wollen, müssen wir zuerst das Alte kurz und klein schlagen!"

Könnte auch von der Treuhandchefin Birgit Breuel stammen.
Die sog. Treuhandanstalt gab es nur wenige Jahre. Einer der Chefs wurde erschossen,dann folgte Frau Breuel, die dann ihr Amt nach knapp drei Jahren wieder beendete.
Aber auch im Rückblick sollte man sich nicht den Fantasien hingeben,dass die damaligen DDR-Firmeneigner (dies es gar nicht gab, weil es sich meist um staatliche Unternehmen der Planwirtschaft handelte) wenn sie  selbst mit kapitalistischen Investoren verhandelt hätten, alles besser gemacht hätten.

Sie wären - um es salopp zu formulieren - gewaltig über die Tische gezogen worden,weil sie in diesem Milieu keinerlei ERfahrung oder Expertise hatten.

Ich denke oft in diesem Zusammenhang an die DDR-Chemieorte  Buna, Leuna usw. Als ich ca 1990 dort zum ersten Mal auf Geschäftsreise war, empfing mich ein widerlicher Geruch, den man in Westdeutschland im Umfeld von Chemiefirmen schon lange nicht mehr einatmen musste.
Auch mit den Mitarbeitern, die ich dort traf, war es sehr ,sehr schwierig, zu kommunizieren, weil sie jegliche Offenheit oder Bereitschaft dazu vermissen liessen.
Als ich einige Jahre später wieder dorthin fuhr als die Firmen längst in die internationale Gross-Chemie integriert waren, war es schon anders. Es roch dort anders, die Mitarbeiter waren teils neu,bzw. auch insofern geschult, dass sie sich den Regeln angepasst hatten und letztendlich ist das doch alles eine sehr erfolgreiche Geschichte geworden. Olga
aixois
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RE: Meinungsfreiheit
geschrieben von aixois
als Antwort auf schorsch vom 21.12.2023, 22:19:32
diese Mentalität ist auch heute noch in Revoluzzern im Kopf eingebrannt
 
Ein wahrlich weites Feld. Damit könnte man ein ganz neues, großes Fass aufmachen : „Wann sind Revolutionen erfolgreich ?“ - Welche Ziele ? - Welche Revoluzzer ? - Welche Mentalität ?
 
Viele vertreten ja die Ansicht – zu denen ich mich auch zähle – , dass eine Beseitigung des alten Kaiserreichs 1917/18 nicht nur den Kaiser in die ‚Wüste‘ hätte schicken müssen, sonderen auch seine ganze Camarilla, aus Hochadel, Junker -Generälen, Hofschranzen und seinen Profiteuren/Emporkömmlingen , einschließlich all derer bestehend, die wegen des,  durch die linken  'Gesinnungslumpen' in der Heimat verlorenen,  Kriegs auf 'Rache Sinnenden, die allesamt aus absoluten Gegnern der Demokratie bestanden, der Dolchstoßlegende anhingen und alles (auch mörderische Gewalt) dran setzten, um den Weimarer Regierungen Knüppel in die Speichen zu stecken, um sie zu zerstören.

Diese revanchistischen Restauratoren haben der Nazi-Bewegung den Weg bereitet.

Hätte man nur dieses "Alte" kurz und klein geschlagen, statt es zu hofieren und mit ihm auch zu paktieren . Eine 'Revolution' auf dem Boden der alten Mentalität, die es doch zu beseitigen gilt, geht garantiert in die Binsen.

Manchmal ist eben auch der Weg des geringsten Widerstands, der falsche.

 

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