andere gesellschaftliche Themen Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
Du hast es leider missverstanden, Granka. Der Thread hier soll ruhig so weiterlaufen. Natürlich !
Ich finde ihn gut und auch anregend und überlegte, was mir alles einfällt…
Was meine Anregung mit dem Unterforum betrifft, denke ich, dass etwas mehr Raum für solche Themen deinem Thread sicher nicht schaden würde. Es gibt ohnehin viel zu viel, dein Thread kommt deswegen sicher nicht zu kurz.
Dein Thread ist wichtig und gut und erfüllt auch eine bestimmte Funktion damit, dass man hierhin und dorthin das Thema wechseln kann. Oft ist genau das wichtig und wird auch genau das gebraucht !
Ich möchte aber auch nicht ausschließen, dass es Menschen gibt, die gerne bei einem Thema bleiben und die Beiträge dazu auch mühelos wiederfinden möchten.
Für die es vielleicht auch eine Hilfe wäre, wenn es konkret um etwas Bestimmtes geht. Gerade wenn es z. B. um schmerzvolle Trauer geht, ist mitunter auch das Lesen ähnlicher Themen (noch) zu schmerzvoll, aber der Austausch zu einem Teilaspekt wäre wichtig und hilfreich.
Nicht "entweder oder", sondern einfach "sowohl als auch".
Oder wie heißt es doch so oft: Nichts muss, alles kann…
Meine Urne wird sich zersetzen, dauert aber auch etwas.....Das bin ich in einer Urne auf jeden Fall.
In jedem Fall wirst Du und Deine verstorbene Frau auch einmal "in die Freiheit" entlassen....
Das ist gut so (meine ich)😉
Seija
Zaunkönigin, du bekamst bisher keine Antwort , ich werde morgen antworten, für lange Beiträge brauch ich kraft und Zeit.Morgens hab ich mehrIch habe große Angst vor dem Sterben. Ich habe auch große Angst vor dem Tod. Oder noch genauer: Ich habe große Angst vor der endgültigen Trennung von meiner Frau, sei es, dass ich sterbe, sei es, dass sie vor mir stirbt. Diese Gedanken halte ich kaum aus, und sie lassen mich oft nachts wachliegen...............
.....
Nachtrag: Ich möchte nicht abends ins Bett gehen und dann sterben. Ich würde gern wissen, wann es seo weit ist, auch, damit ich bewusst Abschied nehmen kann von den Menschen, die mir sehr lieb sind. Aber diese Einstellung kann sich natürlich ändern...
ich habe auch mal so gedacht - obwohl mein Mann und ich erst seit 15 Jahren kennen. Aber seit wir uns kennen ist er ein Teil von mir - na ja, nicht gleich in den ersten Tagen, aber doch sehr schnell. Wir haben eine Verbundenheit, die ich mir früher hätte nie vorstellen können.
Früher hatte ich Angst davor eines Tages alleine zurück zu bleiben, aber auch Angst davor meinen Mann zurück zu lassen.
Auch als mein Mann völlig hilflos und alleine nicht überlebensfähig nach seinem Schlaganfall wieder zu Hause war und als schnell klar wurde, dass mein Mann, würde es mich nicht mehr geben (oder würde ich schwer erkranken) im Pflegeheim landen würde mit seltenem Besuch, da machte ich mir große Sorgen - um nicht zu sagen.. ich hatte Angst. Angst um ihn, wie er damit klar kommen würde.
Die Monate gingen ins Land und mir wurde immer bewusster: Mein Mann ist nicht mehr der Mensch, der er war. Damit meine ich nicht seine "Funktionsfähigkeit" - ich meine seine Seele, oder das was ich bis zu diesem Zeitpunkt mit "Seele" verbunden habe. Seine Persönlichkeit, seine Werte, sein tiefstes Ich.
Er wurde gemein, gehässig, egoistisch. Mein Mann, eine Seele von einem Menschen mit Humor und Herzlichkeit. Fürsorglich, liebevoll... der behandelte mich wie eine Dienstmagd. Er hatte sich um 180C gewandelt.
Ich hatte hart daran zu schlucken.
In dieser Zeit begann ich meinen Glauben an die Seele eines Menschen in Frage zu stellen. Das war das Eine.. Das Andere war, dass ich das Gefühl bekam gar nicht mehr meinen Mann zu betreuen, sondern eine Hülle von ihm.
Meinen Mann hatte ich irgendwann auf der Intensivstation der Uni verloren. Zurück blieb das Gerüst.
Und manchmal, wenn der Tag mal wieder besonders hart war, fragte ich mich, ob es für sein Tod, wenn er den Eingriff damals nicht überlebt hätte, genauso hart gewesen wäre wie jetzt einen Mann vor Augen zu haben der mir suggeriert, dass er mein Mann ist, aber im Grunde nichts mehr von ihm da ist was ihn ausmachte. Das war teilweise so schlimm, dass der Sohn meines Mannes irgendwann zu mir sagte: "wenn Du das nicht mehr erträgst, Du hast mein vollstes Verständnis und ich trage das mit, wenn wir für Vater dann einen Pflegeplatz suchen"
Ich habe bis heute keine Antwort darauf, denke aber, dass ich ihn, wäre er gestorben, immer in seiner alten Form bei mir gehabt hätte, während er sich real in dieser Anfangszeit entzog. Tod hätte ich mehr gehabt als in dieser Form lebend.
Ich bin mir nicht sicher ob ich verständlich bin. Falls nicht - bitte nachfragen.
Ich bin sehr froh darüber nicht gleich die Flinte ins Korn geworfen und jeden Tag die Zähne zusammengebissen ... und manchmal im Wald die Wildschweine mit meinem Gebrülle erschreckt zu haben. Denn das habe ich .. nachts im Wald gebrüllt bis der Druck und der Schmerz nachließen. (die Wildschweine werden es mir verziehen haben)
Ich bin froh, weil mein Mann, mehrere Monate später, sich nach seinem schweren epileptischen Anfall begann wieder zu ändern. Viele Monate nur zaghaft, aber es blitzte immer wieder mein Mann wieder durch. Er ist zwar auch heute noch nicht ganz die alte Persönlichkeit - aber er überrascht mich regelmässig mit Neuerungen.
Jetzt habe ich mal wieder weit ausgeholt - scheinbar nicht zum Thema gehörend. Tut es aber doch. Denn damals, da habe ich getrauert. Sehr getrauert. Dieser Widerspruch "Hülle und Persönlichkeit" real zu erleben - ich kann das gar nicht beschreiben wie das war. Mein Mann war tot und trotzdem lebte er.
Seitdem ich das hinter mir habe, seitdem tendiere ich dazu zu denken, dass ich meinen Mann, sein Ich, sowieso immer in mir tragen werde und er mich deshalb gar nicht alleine lassen kann.
Und ich halte mich daran fest, dass "Energie nicht verloren geht, sondern sich nur wandelt". Ich bin sicher, seine Energie wird dann bei mir, um mich, sein. Denn, so seltsam sich das lesen mag, selbst in seiner "Ekelpaket-Phase" hing er an mir und wartete auf mich und brauchte meine Nähe - auch da waren wir dennoch noch Eins. Warum sollte das mit seiner Energie dann anders sein?
Bleibt also noch der Fall anders herum: Ich gehe, mein Mann bleibt zurück. Ich versuche das abzumildern indem wir jetzt in die Nähe seines Sohnes ziehen. Damit ist zumindest etwas menschliche Nähe gewährleistet. Eine bessere Idee habe ich derzeit nicht. Wobei ich meinen Mann als starke Persönlichkeit erlebt habe und erlebe - er käme möglicher Weise besser damit klar als ich damals. Ich bedauere sehr das nicht mit meinem Mann besprechen zu können.
Granka
Nachtrag: Ich möchte nicht abends ins Bett gehen und dann sterben. Ich würde gern wissen, wann es seo weit ist, auch, damit ich bewusst Abschied nehmen kann von den Menschen, die mir sehr lieb sind. Aber diese Einstellung kann sich natürlich ändern...Es hört sich banal an, aber das kannst Du - lebe jeden Tag mit Deinen Lieben so als wäre es der letzte Tag, gib ihnen Deine Liebe, Deine Achtung, alles was Du ihnen bisher gegeben hast, jeden Tag, jede Minute.
Noch mehr kann niemand und zu keinem Zeitpunkt geben. Und dann ist der Zeitpunkt wann man den letzten Atemzug macht auch nebensächlich, Du hast gegeben was Du geben konntest. Und Du hast bekommen was auch immer für Dich lieb und wertvoll war - Liebe.
Zaunkönigin, du bekamst bisher keine Antwort , ich werde morgen antworten, für lange Beiträge brauch ich kraft und Zeit.Morgens hab ich mehr
Granka
Granka, es ist auch ok, wenn mir auf einen Beitrag niemand antwortet. Manchmal liest man etwas und denkt darüber nach und es bewegt sich in einem etwas was man gar nicht benennen kann. Also bitte, mach' Dir bei mir keinen unnötigen Druck. Kommt Zeit, kommt Antwort - und wenn man manchmal zu einem Beitrag nichts zu sagen hat, dann ist das auch in Ordnung.
Bedenk's
Sag morgens mir ein gutes Wort,
Bevor du gehst von Hause fort.
Es kann soviel am Tag geschehen,
Wer weiß, ob wir uns wiedersehen.
Sag lieb ein Wort zur guten Nacht,
Wer weiß, ob man noch früh erwacht.
Das Leben ist so schnell vorbei,
Und dann ist es nicht einerlei,
Was du zuletzt zu mir gesagt,
Was du zuletzt mich hast gefragt.
Drum laß ein gutes Wort das letzte sein,
Bedenk, das letzte könnt's für immer sein!
Liebe Zaunkönigin, es ist auch nicht leicht, die richtigen Worte zu finden.
Dein Beitrag hat mich betroffen gemacht und ich bewundere dich für all das, was du auf dich genommen hast und vor allem, daß du trotz der Charakterveränderung bei deinem Mann immer zu ihm gestanden hast und ihm gegenüber eine liebevolle, positive Einstellung bewahrt hast.
Das war bestimmt nicht leicht und ich kann mir vorstellen, daß oft genug Ärger und Wut in dir hochkommen wollten und vielleicht auch der Gedanke, ihn doch in eine Pflegeeinrichtung zu geben.
Du spürst, daß er dich braucht und du möchtest ihm das Beste geben, das ist Liebe.
Deine Gedanken zu seiner Seele sind gut nachvollziehbar. Ähnlich wird es sicher Menschen gehen, deren Partner dement ist und sie den geistigen Verfall miterleben, bis von seiner ursprünglichen Persönlichkeit nicht mehr viel da ist.
Ich denke, auch da bleibt die Erinnerung an den Menschen, wie er einmal war, im Herzen präsent und ist stärker als das, was vor Augen ist. Der Verfall, die Veränderung, ist ja nur eine zeitlich begrenzte Phase im Leben, es ist nicht der " eigentliche, wirkliche" Mensch, nachdem der Mann, so wie du ihn kanntest, verschwunden ist. Dein Mann ist immer noch da, wenn auch gefangen in einem Zustand, aus dem nur ein Teil seiner Persönlichkeit zu dir heraus dringen kann.
Ich weiß nicht, ob ich mich verständlich ausgedrückt habe.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Liebe!
Auch eine meiner 5 Schwestern hat ihren Körper schon seit Jahren der Wissenschaft versprochen. Solche werden hauptsächlich für Medizinstudent*innen benötigt. Alle Organe, die grad zur Schulung gebraucht werden, werden nachher wieder in den Körper gelegt und der Körper eingeäschert. Die Beisetzung wird danach von der Schule bezahlt.
Ich kann dir nachfühlen, was du durchgemacht hast. Aber es ist eben schon so, dass sich "die Seele" genau so verändern kann wie der Köper.
Meine Lebensplanung wurde durch den Tod meiner Frau total durcheinandergebracht. Dies, weil ich immer eine Rechnung in mir trug: Ich bin 5 Jahre älter als meine Frau. Die Lebenserwartung der Frauen ist etwa 5 Jahre länger als die des Mannes. Ergo werde ich etwa 10 Jahre vor meiner Frau sterben. Die Rechnung ging nicht auf: sie ging vor mir........
Aber ihre letzte Worte waren: "Du kommst ja auch bald". Und manchmal denke ich seither: Ich könnte es ja jederzeit wahrwerden lassen. Und dann denke ich wieder: Schäm dich; du bist ja noch so fit. Willst du dieses noch lebenswerte Leben denn einfach wegschmeissen?
@Der-Waldler
Meintest du Waldfriedhof, oder Friedwald?
Waldfriedhöfe kenne ich nicht, persönlich war ich auch noch nicht bei einer Urnenbeisetzung im Friedwald dabei. Der für uns nächstliegende Friedwald ist bei Ebermannstadt/Forchheim, meine Tochter war dort bei der Urnenbeisetzung ihrer Freundin, die viel zu früh mit 52 Jahren starb, aber auf der anderen Seite war der Tod eine Erlösung für sie.
Dort möchte ich auch bestattet werden, wenn nicht bis dahin in dem Wald, in dem wir als Kinder sehr oft waren, ein Stück Wald dafür frei gemacht wird. Manchmal sagt sie, "ich fahre heute zu S. Baum🌳"
Meine beiden Kinder waren bei einer Friedwaldbestattung dabei und sind sich einig, dass diese Form einer Besattung ideal wäre. Den Baum kenne ich nicht, den Wald in dem meine Asche beigesetzt wird, schon.
Irgendwie passt der Spruch des Pfarrers bei einer chhristlichen Beerdigung "von Erde bist du genommen, zu Erde sollst du werden"..Wir werden wieder ein Teil der Natur, nur im Friedwald ist es fast umittelbar.
Granka