andere gesellschaftliche Themen Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
Es wird mit diesen "agilen Vorbildern" sogar suggeriert, wer alt und krank sei, der sei selbst dafür verantwortlich. Das ist eine unerträgliche Form der Diskriminierung ... ich ... meine, ... Medien wie die Senioren-Umschau, Werbung, aber auch manche Spielfilme, die propagieren, das Leben fange doch erst mit 90 an.Diese Medien , lieber DER-Waldler, haben aber im Grunde gar kein Interesse an dem Befinden der Alten ,sondern reflektieren nur, wie die - von Wirtschaftsinteressen abhängige - Gesellschaft, die immer zahlreicher werdende 'Kohorte' der Alten sieht.
Die Alten als Konsumenten und damit als lukrative Einkommensquelle.Schließlich verfügen sie - in der Gesamtheit über mehrere Milliarden an Einkommen/Vermögen, das es gilt zu nutzen. Ich erkenne da drei Zielgruppen, an deren 'Ausgaben' Interesse besteht - und die entsprechend , oft Mitgefühl (wir wollen doch nur das Beste für Sie !) heuchelnd, umworben werden : die überdurchschnittlich Fitten, denen man Weltreisen und eine Besteigung des Mount Everest verkaufen kann, die noch etwas Fitten, für die man Mittelchen zur Erhaltung und Wiederherstellung ihrer Fitness auf Lager hat, die gar nicht mehr Fitten, die Kranken, für die dann Pflegeheime, technisches Material, Medikamente, Testamente/Spenden usw. in Frage kommen.
Das ist eine - vielleicht diskriminierende - Instrumentalisierung oder , besser Reduktion, von Menschen , auf die Funktion als 'Wachstumssteigerer'. Wie es den Individuen, den Alten wirklich geht, welche Sorgen und Probleme sie haben, interessiert nur in diesem Zusammenhang.
Werden diese Leute dann uninteressant, weill ihr Einkommen für die Zahlung von Pflegesätzen verwendet wird, dann werden sie zu, eher lästigen, 'Kostenfaktoren' mit wenig frei verfügbarer Kaufkraft.
Ganz am Rande: in den Tagen vor Weihnachten musste ich mehrmals an einen langjährigen Kollegen aus meinen Afrikazeiten denken. Ob der wohl noch lebt, der müsste doch inzwischen auch über die 80 sein !
Es hat mich betroffen gemacht als ich gestern erfuhr, dass er, 93 jährig, an Weihnachten gestorben ist. Warum diese Koinzidenz ?
Wegen eines Herzfehlers und seines Übergewichts, meinte er damals, Mitte der 1980-er Jahre, er rechne nicht damit, alt zu werden, von daher lohne es sich auch nicht, dass er sich auf den Weg der Askese begebe oder gar die Ratschläge seiner, um ihn besorgten, Frau zu hören.
Gerade deshalb hatte er gerne und intensiv gelebt, auch im Kreise seiner zahlreichen, sehr illustren Bekanntschaften und Freunde, viele noch aus Studienzeiten. War immer etwas rebellisch, selbstironisch gegen den Stachel der Etiquette löckend, sich an anderen reibend, etwas, auch intellektuell gegen den Strom schwimmend, systemkritisch und doch auch sehr konform, jedenfalls immer human, nicht verletzend, obwohl er sehr aufbraused auch sehr laut werden konnte.
Gab es ein 'Geheimnis' für sein von ihm (und auch anderen) nicht erwartetes hohes Alter ? Gelassenheit ? Distanz zu den Dingen haben, die Fähigkeit sich selbst als Aussenstehender zu betrachen, sich über sich selbst und seine Inszenierungen amüsieren, sich wichtig zu nehmen aber doch nicht zu wichtig ... ich weiss es nicht.
Er konnte stundenlang im Café einer belebten Straße sitzen und nichts anderes tun, nur die vorbeigehenden Leute beobachten, sich vorstellen, wer und was sie sind, sich 'Lebensläufe' ausmalen, sich in sie hineinfühlen, verstehen wollen, was sie wohl gerade dachten. Eine Art Meditation, die entspannte ?
Seine Frau war 15 Jahre jünger und schon vor Jahren gestorben, was ihn einige Zeit aus der Bahn geworfen hat.
Er hat sich dann wieder gefangen und hat sich, über 80 - jährig, wieder aktiv-agil auf Brautschau begeben. Erfolglos allerdings. Aber für ihn war der Weg das Ziel.
Er soll darüber ein Büchlein geschrieben haben in dem er auch ein paar seiner Gedanken 'zum Ende des/seines Lebens' festgehalten haben soll. Vielleicht finde ich es irgendwo antiquarisch.
So manches versteht man erst so richtig, wenn man es am eigenen Leib spürt.
Ich denke hierbei häufiger zurück an eine Freundin.
Sie war exakt 10 Jahre älter als ich und erwähnte häufig: Zehn Jahre machen einen enormen Unterschied.
Und ja: Das stimmt.
Ich für mich versuche die Balance zu halten in der Weise, dass ich mich bemühe, sowohl das Positive wie auch das Negative im Blick zu behalten - auch in den Gesprächen mit Familienmitgliedern, Freunden, Nachbarn.
Zu sehr im Negativen zu verharren ist ungesund, verstärkt nur die negative Gefühle und manche unserer "Nächsten" reagieren genervt.
Da schließe ich mich nicht aus.
Ich selber meide auch Personen, die vorwiegend oder ausschließlich das Negative in ihrem Leben thematisieren. Wo man gar nicht mehr fragen mag: "Wie geht’s?"
"Wie geht’s?"
So beginnen sehr viele Gespräche. 😉
Manchmal ist es aber nur eine Floskel. Da reicht eine unverbindliche Antwort.
Wer wirklich interessiert ist, wird nachfragen.
Mareike
So´n Büchlein würde ich auch gerne mal lesen. 😉
Ich erlebe es momentan im Freundeskreis.
SIE ging auf Bräutigam-Schau.
Nein, eigentlich war es die Tochter, die für die Mama in einer Online-Partner-Vermittlung für die Mama suchte.
Die erste Ehe war gescheitert.
Da war die Mama so um die vierzig.
Sie begab sie sich auf die Suche.
Irgendwann zog ein Auserkorener ein und nicht mehr aus.
Es war zwar nicht die große Liebe, aber er war fleißig und hielt den großen Garten im Schuß.
Durfte bleiben
Er verstarb.
Da war sie Mitte 60.
Dann inserierte die Tochter. Denn Mama kam alleine nicht klar.
Und JA!!!
Da war ER - Die große Liebe! Schmetterlinge im Bauch!
Es dauerte kein halbes Jahr und es wurde geheiratet.
Aber wie es halt so ist mit den Schmetterlingen. Deren Leben ist kurz ...
Nun höre ich nur noch Klagelieder ... Sie bräuchte eher einen Gärtner.
Hin und wieder höre ich aber auch vom späten Glück.
Sogar im ST-Buch erfährt man davon.
Das wäre auch ein schönes Thema ...
LG
Mareike
Mareike, wenn mich jemand fragt "Wie geht’s?" ist meine Antwort:
"Habs auch schon mit jammern probiert - hat aber auch nichts geholfen. Deshalb lebe ich nur noch und nehme mir keine Zeit mehr zum jammern."
Versuche es ruhig mal, es befreit.
Lieber DW - ich kann Dir nur zustimmen.dann immer, sie sollen einfach mal fast 73 Jahre mit meinen Behinderungen leben. Dann reden wir weiter. Und dasselbe gilt für das Alter. Wenn in unserem Alter jemand wirklich noch fit ist, finde ich das super!!! Ich gönne ihm das von ganzem Herzen, denn ich weiß, wie es ist, NICHT-fit zu sein. Aber er sollte andere nicht kritisieren, die dieses große Glück, dieses Geschenk eben vom Leben NICHT bekommen haben.
Ein Wanderfreund von mir ging Anfang des Jahres in Altersrente. Monate später bekam er Krebs und jetzt eine Lungenembolie. So gemein kann das Leben sein. Wir hoffen alle, dass er wieder ganz gesund wird.
Deshalb sollte jeder Mensch, der noch einigermaßen gesund ist dankbar sein.
Dir alles Gute, lese DICH immer gerne.
LG Seija
bevor du nicht mindestens einen halben Mond lang
seine Mokassins getragen hast.
Indianische Weisheit
Zu sehr im Negativen zu verharren ist ungesund, verstärkt nur die negative Gefühle und manche unserer "Nächsten" reagieren genervt.
Liebe Mareike,
kann man sich das wirklich aussuchen? Hat man da großen Einfluss drauf? Ich meine, so sehr Einfluss, dass man das wirklich ablegen kann? Es gibt Menschen, die haben von Geburt an ein Päckchen, nein, ein Paket, eine Last zu tragen. Von Kindheit an. Und wenn dann später weiteres Leid hinzu kommt (wie immer das auch aussehen mag), dann kann ich nur sagen: Die "verharren" nicht "im Negativen". Ihnen das zu sagen, ist ein brutaler Schlag ins Gesicht. Ich weiß, dass so etwas Dir fern liegt. Aber auch mit einem solchen Satz wird den Leidenden eine Verantwortung für ihr Leid zugewiesen. Sie müssen das Negative ja nur ablegen. Ach, wenn DAS so einfach wäre... Vor allem: Was für den einen machbar ist, ist für den anderen vielleicht ein nicht bezwingbarer Berg. Und dafür kann er nichts.
Liebe Grüße
Der Waldler
Dass die Medien nicht unser Wohlergehen im Blick haben, sondern uns als Konsumenten ist den meisten klar, aixois. Aber @Der-Waldler und mir geht es um etwas anderes, das was diese Werbung mit den aktiven, Kreuzfahrtreisenden, grauhaarigen, aber faltenfreien Senioren , in der Gesellschaft, vielleicht auch unterschwellig, verursacht, ist schon so, dass die Allgemeinheit erwartet, dass doch bitte schön, man sich doch auch so verhalten soll. Man will uns nicht fitte und nicht gesunde weder hören noch sehen und sogar hier wird uns empfohlen, doch über schönere Dinge zu schreiben, DW hat gerade eine Antwort dazu geschrieben, die meine volle Unterstützung hat. Die Mehrheit der Rentner ist weder das eine noch das andere und bei vielen fehlt es am Geld um viel konsumieren zu können. Übrigens, denk an Hellmut Schmidt, der starker Raucher war, aber trotzdem ein Alter jenseits der 90 erreichte und sich als Loki nicht mehr war, noch eine andere Frau ins Haus holte . Das gibt es natürlich, das sind aber Ausnahmen, die meisten meines Jahrgangs sind schon verstorben .Diese Medien , lieber DER-Waldler, haben aber im Grunde gar kein Interesse an dem Befinden der Alten ,sondern reflektieren nur, wie die - von Wirtschaftsinteressen abhängige - Gesellschaft, die immer zahlreicher werdende 'Kohorte' der Alten sieht.
Die Alten als Konsumenten und damit als lukrative Einkommensquelle.Schließlich verfügen sie - in der Gesamtheit über mehrere Milliarden an Einkommen/Vermögen, das es gilt zu nutzen. Ich erkenne da drei Zielgruppen, an deren 'Ausgaben' Interesse besteht - und die entsprechend , oft Mitgefühl (wir wollen doch nur das Beste für Sie !) heuchelnd, umworben werden : die überdurchschnittlich Fitten, denen man Weltreisen und eine Besteigung des Mount Everest verkaufen kann, die noch etwas Fitten, für die man Mittelchen zur Erhaltung und Wiederherstellung ihrer Fitness auf Lager hat, die gar nicht mehr Fitten, die Kranken, für die dann Pflegeheime, technisches Material, Medikamente, Testamente/Spenden usw. in Frage kommen.
Granka
was die „richtige“, passende Antwort auf die Frage „Wie geht es dir“ ist, hat mich eine zeitlang,
aufgrund eigener Erfahrungen, sehr beschäftigt.
Es gibt sie für mich nicht, sondern die Antwort hängt von meinem Gegenüber ab.
Bei den meisten oberflächlichen Begegnungen ist die fröhliche Maske erwünscht und kommt gut an.
Damit habe ich auch kein Problem, aber ich bin dennoch sehr dankbar für einige wenige Menschen meines Vertrauens,
wo auf das Tragen von Masken verzichtet werden darf.
Wir können uns annehmen und akzeptieren wie wir sind.
Ansonsten verarbeite ich meine Problem-Gedanken gerne im stillen Kämmerlein in bildlicher Form,
das hilft mir beim Loslassen.
LG Lisa
Es ist auf dem Weg zu mir.So´n Büchlein würde ich auch gerne mal lesen.
Sollte es im Rahmen des Threads hier bleiben, werde ich es sagen bzw.sagen , ob es mir was sag über die Gedanken zum Ende des Lebens oder zumindest über den Ex- Kollegen und seine Leiden als verwitweter Greis.
Er führte wohl Tagebuch und hatte ein exzellentes Personengedächtnis, so weiss ich z.B. von ihm , dass der 'Student' Kohl, Landeschef der Jungen Unionin RHPf und ein Pfeiferaucher war, mit der Lambretta (oder Vespa) mit Motorradbrille, Sandaletten/Socken und hochgekrempelten Hosen (damit sie nicht in die Räder kamen) durch die Gässchen der Unistadt kurvte - das ist sogar mir aus seinen Erzählungen heute noch erinnerlich. Hat aber hier im Thread nichts zu suchen.
" Während seiner gesamten politischen Laufbahn und seiner Amtszeit trat er meist mit vergleichsweise großen Meerschaumpfeifen auf " ( = Kohl) 😁
Liebe Lisa,
ich antworte generell auf die Frage "wie geht's"mit "Danke, man lebt", da sagt man etwas, aber auch nichts, aber es genügt und es belastet mich nicht im geringsten. Bei Familie muss ich nicht sagen wie es mir geht, die sehen es und soviel alte Freunde habe ich nicht mehr, die meisten sind verstorben.
Liebe Grüße
Granka